Читать онлайн книгу «Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsmärchen» автора Вильгельм Гауф

Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsm?rchen
Вильгельм Гауф
Легко читаем по-немецки
Волшебные сказки Вильгельма Гауфа, навсегда вписавшие имя этого немецкого писателя в золотой фонд мировой литературы, и по сей день с увлечением читают и дети, и взрослые.
В сборник вошли самые известные и любимые сказки – «Караван», «Калиф-аист», «Маленький Мук», «Карлик Нос», «Беляночка и Розочка». Эти романтические и приключенческие истории расскажут о невероятных событиях, которые навсегда изменили жизнь героев, а также научат доброте, милосердию, смекалке, настоящей дружбе и вере в собственные силы.
Тексты произведений адаптированы для уровней А1-А2 (для начинающих изучать немецкий язык) и снабжены комментариями. После сказок предлагаются упражнения с ключами. В конце книги – словарь используемой лексики, облегчающий чтение.
В формате PDF A4 сохранен издательский макет.

Вильгельм Гауф
Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsm?rchen

© Матвеев С. А., адаптация текста, коммент., упражнения и словарь, 2024
© ООО «Издательство АСТ», 2024

Die Karawane
Es zog einmal eine gro?e Karawane durch die W?ste. Auf der ungeheuren Ebene[1 - auf der ungeheuren Ebene – на необъятной равнине], wo man nichts als Sand und Himmel sieht, h?rte man schon in weiter Ferne die Glocken der Kamele und die silbernen R?llchen der Pferde. Eine dichte Staubwolke, die ihr vorherging, verk?ndete ihre N?he[2 - verk?ndete ihre N?he – возвещало о его приближении]. Wenn ein Luftzug die Wolke teilte, blendeten funkelnde Waffen und helleuchtende Gew?nder das Auge.
So stellte sich die Karawane einem Manne dar. Er ritt ein sch?nes arabisches Pferd, mit einer Tigerdecke, an dem hochroten Riemenwerk hingen silberne Gl?ckchen. Auf dem Kopf des Pferdes wehte ein sch?ner Reiherbusch. Der Reiter sah stattlich aus. Sein Anzug war wunderbar. Ein wei?er Turban bedeckte das Haupt. Der Rock und die weiten Beinkleider waren von brennendem Rot. Und ein gekr?mmtes Schwert mit reichem Griff an seiner Seite. Er hat den Turban tief ins Gesicht gedr?ckt. Und die schwarzen Augen, und der lange Bart, der unter der gebogenen Nase herabhing! Die gaben ihm ein wildes, k?hnes Aussehen.
Als der Reiter ungef?hr auf f?nfzig Schritt dem Vortrab der Karawane[3 - dem Vortrab der Karawane – от начала каравана] nahe war, spornte er sein Pferd an. Dann war er in wenigen Augenblicken an der Spitze des Zuges angelangt. Die W?chter des Zuges entgegenstreckten ihm ihre Lanzen.
«Was wollt ihr?«rief der Reiter.»Wird ein einzelner Mann eure Karawane angreifen?«
Die W?chter schwangen ihre Lanzen wieder auf. Der Anf?hrer ritt an den Fremden heran. Dann fragte der Anf?hrer nach seinem Begehr.
«Wer ist der Herr der Karawane?«fragte der Reiter.
«Sie geh?rt nicht einem Herrn«, antwortete der Anf?hrer.»Die Kaufleute ziehen von Mekka in ihre Heimat. Wir leiten die durch die W?ste.«
«So f?hrt mich zu den Kaufleuten«, begehrte der Fremde.
«Das ist unm?glich«, antwortete der Anf?hrer.»Wir m?ssen ohne Aufenthalt weiterziehen. Die Kaufleute sind hinten wenigstens eine Viertelstunde weiter. Aber wollen wir weiterreiten, um Mittagsruhe zu halten? So werde ich Eurem Wunsch willfahren.«
Der Fremde sagte nichts. Er zog eine lange Pfeife, die am Sattel festgebunden war. Und er ritt neben dem Anf?hrer des Vortrabs weiter. Der Anf?hrer wusste nicht, was er aus dem Fremden machen sollte. Er wollte nach seinem Namen fragen. Der Anf?hrer sagte:
«Ihr raucht einen guten Tabak «und» Euer Pferd hat einen braven Schritt«.
Aber der Fremde antwortete nur:
«Ja, ja!«
Endlich waren sie auf dem Platz angekommen. Sie wollten Mittagsruhe halten. Der Anf?hrer hat seine Leute als Wachen[4 - als Wachen – на стражу] aufgestellt. Er selbst war mit dem Fremden. Drei?ig Kamele, schwer beladen[5 - schwer beladen – с тяжелой поклажей], zogen vor?ber. Nach diesen kamen auf sch?nen Pferden die f?nf Kaufleute, denen die Karawane geh?rte. Sie waren alt. Nur einer war viel j?nger als die ?brigen. Er war auch froher und lebhafter als die ?brigen.
Man hatte Zelte aufgeschlagen. Die Kamele und Pferde waren in der N?he. In der Mitte war ein gro?es Zelt von blauem Seidenzeug. Dorthin f?hrte der Anf?hrer der Wache den Fremden. Sie sahen die f?nf Kaufleute auf goldgewirkten Polstern. Die Sklaven reichten ihnen Speise und Getr?nke.
«Wen bringt Ihr uns da?«rief der junge Kaufmann.
Der Fremde sprach:
«Ich hei?e Selim Baruch. Ich bin aus Bagdad. Ich war auf einer Reise nach Mekka von einer R?uberhorde gefangen. Und habe ich mich vor drei Tagen heimlich aus der Gefangenschaft befreit. Ich h?rte die Glocken eurer Karawane, und so kam ich bei euch an. Erlaubet mir, dass ich in eurer Gesellschaft reise! Und wenn ihr nach Bagdad kommet, werde ich eure G?te reichlich belohnen[6 - werde ich eure G?te reichlich belohnen – я щедро вознагражу вашу доброту]. Ich bin der Neffe des Gro?wesirs.«
Der ?lteste der Kaufleute sagte:
«Selim Baruch, willkommen in unserem Schatten! Es macht uns Freude, dir beizustehen. Setze dich, iss und trinke mit uns!«
Selim Baruch setzte sich zu den Kaufleuten. Er a? und trank mit ihnen. Nach dem Essen r?umten die Sklaven die Geschirre hinweg. Dann brachten sie lange Pfeifen und t?rkischen Sorbet. Die Kaufleute sa?en lange schweigend. Sie sahen die bl?ulichen Rauchwolken zu. Die Rauchwolken verschwebten in die Luft. Der junge Kaufmann sagte endlich:
«So sitzen wir seit drei Tagen, zu Pferd und am Tisch, ohne uns durch etwas die Zeit zu vertreiben[7 - ohne uns durch etwas die Zeit zu vertreiben – не пытаясь скоротать время]. Ich versp?re gewaltig Langeweile. Nach Tisch will ich T?nzer sehen oder Gesang und Musik h?ren. Meine Freunde, k?nnen wir uns die Zeit vertreiben?«
Die vier ?lteren Kaufleute rauchten fort. Der Fremde aber sprach:
«Vielleicht auf jedem Lagerplatz kann einer von uns den anderen etwas erz?hlen? Dies kann uns schon die Zeit vertreiben.«
«Selim Baruch, du hast Recht«, sagte Achmet, der ?lteste der Kaufleute,»wir nehmen den Vorschlag an.«
«Das ist gut«, sprach Selim,»und will ich den Anfang machen.«
Vergn?gt r?ckten die f?nf Kaufleute n?her zusammen. Sie lie?en den Fremden in ihrer Mitte sitzen. Die Sklaven schenkten die Becher wieder voll. Sie stopften die Pfeifen ihrer Herren frisch. Sie brachten gl?hende Kohlen zum Anz?nden. Selim nahm Sorbet, strich den langen Bart ?ber dem Mund weg und sprach:
«So h?rt denn die Geschichte vom Kalif Storch.«

Die Geschichte von Kalif Storch[8 - Kalif Storch – калиф-аист]

I
Der Kalif Chasid zu Bagdad sa? einmal an einem sch?nen Nachmittag behaglich auf seinem Sofa. Er hat ein wenig geschlafen, denn es war ein hei?er Tag. Er rauchte aus einer langen Pfeife von Rosenholz. Er trank ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte. Er strich sich allemal vergn?gt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hat. Es war ihm recht wohl[9 - Es war ihm recht wohl. – Он был прекрасно настроен.]. Um diese Stunde war er immer mild und leutselig. Sein Gro?wesir Mansor besuchte ihn alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittag kam er auch. Aber sah er sehr nachdenklich aus. Das war ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach:
«Warum machst du ein so nachdenkliches Gesicht, Gro?wesir?«
Der Gro?wesir schlug seine Arme ?ber die Brust. Er verneigte sich vor seinem Herrn und antwortete:
«Herr, ob ich ein nachdenkliches Gesicht mache, wei? ich nicht. Aber da drunten am Schloss steht ein Kr?mer. Er hat so sch?ne Sachen, dass es mich ?rgert, nicht viel Geld zu haben.«
Der Kalif wollte seinem Gro?wesir eine Freude machen. Er schickte seinen schwarzen Sklaven hinunter, um den Kr?mer heraufzuholen. Bald kam der Sklave mit dem Kr?mer zur?ck. Dieser war ein kleiner, dicker Mann. Er war schwarzbraun im Gesicht. Er war in zerlumptem Anzug[10 - in zerlumptem Anzug – в лохмотьях]. Er trug einen Kasten, in welchem er allerhand Waren hat. Perlen und Ringe, reichbeschlagene Pistolen, Becher und K?mme. Der Kalif und sein Wesir musterten alles durch. Der Kalif kaufte endlich f?r sich und Mansor sch?ne Pistolen, f?r die Frau des Wesirs aber einen Kamm. Dann sah der Kalif eine kleine Schublade. Er fragte, ob da auch noch Waren waren. Der Kr?mer zog die Schublade heraus. Er zeigte darin eine Dose mit schw?rzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift. Der Kalif und Mansor konnten das nicht lesen.
«Ich bekam einmal diese zwei St?cke von einem Kaufmann in Mekka. Und er fand sie auf der Stra?e«, sagte der Kr?mer.»Ich wei? nicht, was sie enthalten. Wollt Ihr das auch kaufen?«
Der Kalif hatte alte Manuskripte in seiner Bibliothek. Er kaufte Schrift und Dose und entlie? den Kr?mer.
Aber was enthalte die Schrift?
«Gn?digster Herr und Gebieter«, sagte Mansor,»an der gro?en Moschee wohnt ein Mann. Er hei?t Selim der Gelehrte[11 - Selim der Gelehrte – Премудрый Селим], der versteht alle Sprachen. Vielleicht kann er das lesen.«
Der Gelehrte Selim war bald herbeigeholt.
«Selim«, sprach zu ihm der Kalif,»man sagt, du bist sehr gelehrt. Guck einmal ein wenig in diese Schrift. Kannst du sie lesen? Wenn ja, so bekommst du ein neues Festkleid von mir. Kannst du es nicht, so bekommst du zw?lf Backenstreiche und f?nfundzwanzig auf die Fu?sohlen!«
Selim verneigte sich und sprach:
«O Herr!«
Lange betrachtete er die Schrift. Pl?tzlich aber rief er aus:
«Das ist lateinisch, o Herr!«
«Sag, was drin steht[12 - was drin steht – что там такое написано]«, befahl der Kalif,»wenn es lateinisch ist.«
Selim begann zu ?bersetzen:
«Mensch, der du dieses findest, preise Allah f?r seine Gnade! Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln. Und kann er auch die Sprache der Tiere verstehen. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zur?ckkehren, so neige er sich dreimal gen Osten. Dann spricht er jenes Wort. Aber h?te dich! Wenn du verwandelt bist, lach nicht! Sonst kommt das Zauberwort g?nzlich aus deinem Ged?chtnis, und du bleibst ein Tier.«
Der Kalif war sehr gl?cklich. Er entlie? den Gelehrten und schenkte ihm ein sch?nes Kleid. Zu seinem Gro?wesir aber sagte er:
«Das hei? ich gut einkaufen, Mansor! Wie freue ich mich, bis ich ein Tier bin. Morgen fr?h kommst du zu mir. Wir gehen dann miteinander aufs Feld. Wir schnupfen etwas weniges aus meiner Dose und belauschen dann, was die Tiere in der Luft und im Wasser, im Wald und Feld sagen.«

II
Am anderen Morgen hat der Kalif Chasid gefr?hst?ckt und sich angekleidet. Dann der Gro?wesir erschien. Der Kalif steckte die Dose mit dem Zauberpulver in den G?rtel. Dann machte er sich mit dem Gro?wesir ganz allein auf den Weg. Sie gingen zuerst durch die weiten G?rten des Kalifen, um ihr Kunstst?ck zu probieren. Dann der Wesir schlug endlich vor, weiter hinaus an einen Teich zu gehen. Er sah da viele Tiere, namentlich St?rche.
Der Kalif ging mit ihm dem Teich zu. Als sie dort angekommen waren, sahen sie ein Storchen. Zugleich sahen sie auch weit oben in der Luft einen anderen Storch.
«Gn?digster Herr«, sagte der Gro?wesir,»wollen wir St?rche sein? Warum nicht?«
«Gut!«antwortete der Kalif.»Aber vorher wollen wir noch einmal betrachten, wie man wieder Mensch wird. Richtig! Wir m?ssen dreimal Mutabor sagen – so bin ich wieder Kalif und du Wesir. Aber m?ssen wir nicht lachen!«
W?hrend der Kalif also sprach, sah er den anderen Storchen ?ber ihrem Haupte. Schnell zog er die Dose aus dem G?rtel und nahm eine gute Prise. Dann bot er sie dem Gro?wesir dar, der gleichfalls schnupfte, und beide riefen:
«Mutabor!«
Da schrumpften ihre Beine ein[13 - schrumpften ihre Beine ein – их ноги сжались (уменьшились)] und wurden d?nn und rot. Die sch?nen gelben Pantoffel des Kalifen und seines Begleiters wurden unf?rmliche Storchf??e. Die Arme wurden zu Fl?geln. Der Hals fuhr aus den Achseln und ward eine Elle lang. Der Bart war verschwunden, und den K?rper bedeckten weiche Federn.
«Ihr habt einen h?bschen Schnabel, Herr Gro?wesir«, sprach der Kalif.»Beim Bart des Propheten[14 - beim Bart des Propheten – клянусь бородой Пророка], so etwas habe ich in meinem Leben nicht gesehen.«
«Danke«, erwiderte der Gro?wesir,»aber Eure Hoheit sehen als Storch noch h?bscher aus denn als Kalif. Aber kommt! Wir werden unsere Kameraden dort belauschen und erfahren, ob wir wirklich Storchisch[15 - Storchisch – язык аистов] k?nnen.«
Indem war der andere Storch auf der Erde angekommen. Er putzte sich mit dem Schnabel seine F??e. Er legte seine Federn zurecht und ging auf den ersten Storchen zu. Die beiden neuen St?rche aber beeilten sich, in ihre N?he zu kommen. Sie vernahmen zu ihrem Erstaunen folgendes Gespr?ch:
«Guten Morgen, Frau Langbein[16 - Frau Langbein – госпожа Долгоножка], so fr?h schon auf der Wiese?«
«Sch?nen Dank, lieber Klapperschnabel[17 - Klapperschnabel – Трещотка]! Ich habe mir nur ein kleines Fr?hst?ck geholt. Wollen wir vielleicht ein Viertelchen Eidechse oder ein Froschschenkelein essen?«
«Danke, aber habe ich heute gar keinen Appetit. Ich soll heute vor den G?sten meines Vaters tanzen.«
Zugleich schritt die junge St?rchin durch das Feld. Der Kalif und Mansor sahen ihr verwundert nach. Als sie aber auf einem Fu? stand und mit den Fl?geln anmutig dazu wedelte, da konnten sich die beiden nicht mehr halten. Ein Gel?chter brach aus ihren Schn?beln hervor. Der Kalif fasste sich zuerst wieder[18 - fasste sich zuerst wieder – первым пришел в себя]:
«Das war einmal ein Spa?«, rief er,»der nicht mit Gold man kaufen kann! Es ist schade, dass die dummen Tiere durch unser Gel?chter erschrocken sind!«
Aber jetzt fiel es dem Gro?wesir ein, dass das Lachen w?hrend der Verwandlung verboten war. Er teilte seine Angst deswegen dem Kalifen mit.
«Das wird ein schlechter Spa?, wenn ich ein Storch bleiben will! Besinne dich doch auf das dumme Wort! Ich bring es nicht heraus.«
«Dreimal gen Osten m?ssen wir uns b?cken und dazu sprechen: mu – mu – mu.«
Sie stellten sich gegen Osten und b?ckten sich in einem fort. Aber das Zauberwort war ihnen entfallen. Der Kalif b?ckte, sein Wesir rief mu – mu, aber k?nnten sie das Wort nicht sagen.
Der arme Chasid und sein Wesir waren und blieben[19 - waren und blieben – как были, так и остались] St?rche.

III
Traurig wandelten die Verzauberten durch die Felder. Sie wussten gar nicht, was sie anfangen sollten. Aus ihrer Storchenhaut konnten sie nicht heraus, in die Stadt zur?ck konnten sie auch nicht. Wollen die Einwohner von Bagdad ein Storchen zum Kalifen haben?
So schlichen sie mehrere Tage umher und ern?hrten sich k?mmerlich von Feldfr?chten. Zu Eidechsen und Fr?schen hatten sie ?brigens keinen Appetit. Aber konnten sie fliegen. So flogen sie oft auf die D?cher von Bagdad.
In den ersten Tagen bemerkten sie gro?e Unruhe und Trauer in den Stra?en. Aber ungef?hr am vierten Tag sa?en sie auf dem Palast des Kalifen. Da sahen sie unten in der Stra?e einen pr?chtigen Aufzug. Ein Mann in einem goldgestickten Scharlachmantel sa? auf einem geschm?ckten Pferd. Halb Bagdad sprang ihm nach und alle schrien:
«Heil Mizra, dem Herrscher von Bagdad!«
Da sahen die beiden St?rche auf dem Dache des Palastes einander an, und der Kalif Chasid sprach:
«Ahnst du jetzt, warum ich verzaubert bin, Gro?wesir? Dieser Mizra ist der Sohn meines Todfeindes[20 - der Sohn meines Todfeindes – сын моего заклятого врага], des m?chtigen Zauberers Kaschnur. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Komm mit mir! Wir wollen zum Grabe des Propheten wandern. Vielleicht, an heiliger St?tte, der Zauber wird gel?st.«
Sie erhoben sich vom Dach des Palastes und flogen der Gegend von Medina zu.
Aber das war sehr schwer. Die beiden St?rche hatten noch wenig ?bung.
«O Herr«, ?chzte nach ein paar Stunden der Gro?wesir,»Ihr fliegt gar zu schnell! Auch ist es schon Abend. Wir m?ssen ein Unterkommen f?r die Nacht suchen.«
Unten im Tale erblickte Chasid eine Ruine, so flogen sie dahin. Der Ort war ein Schloss. Sch?ne S?ulen ragten aus den Tr?mmern hervor. Sch?ne Gem?cher zeugten von der ehemaligen Pracht des Hauses. Chasid und sein Begleiter gingen durch die G?nge umher, um sich ein trockenes Pl?tzchen zu suchen.
Pl?tzlich blieb der Storch Mansor stehen.
«Herr und Gebieter«, fl?sterte er leiser,»es ist t?richt f?r einen Gro?wesir, noch mehr aber f?r einen Storchen, sich vor Gespenstern zu f?rchten. Aber etwas hat ganz vernehmlich geseufzt und gest?hnt.«
Der Kalif blieb nun auch stehen und h?rte ganz deutlich ein leises Weinen. Er wollte gehen, woher die Klaget?ne kamen. Der Wesir aber packte ihn mit dem Schnabel am Fl?gel. Der Wesir bat ihn flehentlich, sich nicht in neue, unbekannte Gefahren zu st?rzen.
Aber eilte der Kalif in einen finsteren Gang. Bald war er an einer T?re angelangt. Er stie? mit dem Schnabel die T?re auf. In dem verfallenen Gemach sah er eine gro?e Nachteule am Boden. Dicke Tr?nen rollten ihr aus den gro?en, runden Augen. Mit heiserer Stimme stie? sie ihre Klagen. Als sie aber den Kalifen und seinen Wesir erblickte, erhob sie ein lautes Freudengeschrei. Zu dem gro?en Erstaunen der beiden rief sie in gutem menschlichem Arabisch:
«Willkommen, ihr St?rche! Ihr seid mir ein gutes Zeichen meiner Errettung! Durch St?rche werde mir ein gro?es Gl?ck kommen!«
Der Kalif b?ckte sich mit seinem langen Hals. Er brachte seine d?nnen F??e in eine zierliche Stellung und sprach:
«Nachteule! Deine Hoffnung ist vergeblich. Du wirst unsere Hilflosigkeit selbst erkennen, wenn du unsere Geschichte h?rst.«
Die Nachteule bat ihn zu erz?hlen. Der Kalif aber hub an und erz?hlte alles.

IV
Als der Kalif der Eule seine Geschichte vorgetragen hat, dankte sie ihm und sagte:
«Vernimm auch meine Geschichte. Ich bin nicht weniger ungl?cklich als du. Mein Vater ist der K?nig von Indien. Ich bin seine einzige ungl?ckliche Tochter. Ich hei?e Lusa. Jener Zauberer Kaschnur, der euch verzauberte, hat auch mich ins Ungl?ck gest?rzt. Er kam eines Tags zu meinem Vater. Er begehrte mich zur Frau f?r seinen Sohn Mizra. Mein Vater ist ein hitziger Mann. Er lie? ihn die Treppe hinunterwerfen[21 - Er lie? ihn die Treppe hinunterwerfen. – Он велел спустить его с лестницы.]. Aber kam der Elende unter einer anderen Gestalt zu mir. Als ich einst in meinem Garten trinken wollte, brachte er mir, als Sklave verkleidet[22 - als Sklave verkleidet – переодевшись рабом], einen Trank, der mich in diese abscheuliche Gestalt verwandelte. Er brachte mich her und rief mir mit schrecklicher Stimme in die Ohren:
›Da sollst du bleiben, bis an dein Ende, oder bis einer aus freiem Willen dich, selbst in dieser schrecklichen Gestalt, zur Gattin begehrt. So r?che ich mich an dir und deinem stolzen Vater!‹
Seitdem sind viele Monate verflossen. Einsam und traurig lebe ich als Einsiedlerin in diesem Gem?uer. Die sch?ne Natur ist vor mir verschlossen, denn ich bin blind am Tage.«
Die Eule hatte geendet. Sie wischte sich mit dem Fl?gel wieder die Augen aus.
Der Kalif war bei der Erz?hlung der Prinzessin begeistert.
«Aha«, sprach er,»ich finde ein geheimer Zusammenhang zwischen unserem Ungl?ck! Aber wo finde ich den Schl?ssel zu diesem R?tsel?«
Die Eule antwortete ihm:
«O Herr! Auch mir ahnet dies. In meiner Jugend sagte eine weise Frau: ein Storch wird dir ein gro?es Gl?ck bringen. Ich wei? vielleicht, wie wir uns retten k?nnen.«
Der Kalif war sehr erstaunt und fragte, auf welchem Wege sie meine.
«Der Zauberer«, sagte sie,»kommt alle Monate einmal in diese Ruinen. Nicht weit von diesem Gemach ist ein Saal. Dort pflegt er dann mit vielen Genossen zu schmausen. Schon oft habe ich sie dort belauscht. Sie erz?hlen dann einander ihre sch?ndlichen Werke. Vielleicht kann er das Zauberwort, das ihr vergessen habt, aussprechen.«
«O teuerste Prinzessin«, rief der Kalif,»wann kommt er? Und wo ist der Saal?«
Die Eule schwieg einen Augenblick und sprach dann:
«Aber nur unter einer Bedingung[23 - unter einer Bedingung – при одном условии] kann ich Euern Wunsch erf?llen.«
«Sprich aus! Sprich aus!«schrie Chasid.
«N?mlich, ich m?chte auch gerne zugleich frei sein. Dies kann aber nur geschehen, wenn einer von euch mir seine Hand reicht[24 - mir seine Hand reicht – возьмет меня в жены]!«
Die St?rche waren ?ber den Antrag betroffen. Der Kalif winkte seinem Diener, ein wenig mit ihm hinauszugehen.
«Gro?wesir«, sprach der Kalif,»das ist die Frau f?r dich.«
«Was?«antwortete der Gro?wesir.»Meine Frau wird meine Augen auskratzen! Auch bin ich ein alter Mann, und Ihr seid noch jung und unverheiratet. Ihr k?nnt einer jungen, sch?nen Prinzessin die Hand geben.«
«Aber«, seufzte der Kalif,»wer sagt dir denn, dass sie jung und sch?n ist? Das hei?t eine Katze im Sack kaufen!«
Sie redeten einander gegenseitig noch lange zu. Endlich aber, entschloss der Kalif sich, die Bedingung lieber selbst zu erf?llen. Die Eule war hocherfreut. Wahrscheinlich kommen in dieser Nacht die Zauberer.
Die Eule verlie? mit den St?rchen das Gemach, um sie in jenen Saal zu f?hren. Sie gingen lange in einem finstern Gang hin. Endlich strahlte ihnen ein heller Schein. Als sie dort angelangt waren, riet ihnen die Eule, sich ganz ruhig zu verhalten. Sie konnten von der L?cke einen gro?en Saal ?bersehen. In der Mitte des Saales stand ein runder Tisch, mit vielen Speisen. Rings um den Tisch zog sich ein Sofa, auf welchem acht M?nner sa?en. In einem dieser M?nner erkannten die St?rche den Kr?mer. Er erz?hlte die Geschichte des Kalifen und seines Wesirs.
«Was f?r ein Wort hast du ihnen denn aufgegeben?«fragte ihn ein anderer Zauberer.
«Ein recht schweres lateinisches, es hei?t Mutabor«, antwortete der Kr?mer.

V
Die St?rche liefen schnell. Dort sprach der Kalif zu der Eule:
«Retterin meines Lebens und des Lebens meines Freundes! Nimm mich zum Gemahl an!«
Dann aber wandte er sich nach Osten. Dreimal b?ckten die St?rche ihre langen H?lse.
«Mutabor!«riefen sie.
Im Nu waren sie verwandelt! Und wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie sich umsahen? Eine sch?ne Dame stand vor ihnen. Gab sie dem Kalifen die Hand.
«Erkennt Ihr Eure Nachteule nicht mehr?«sagte sie.
Sie war es. Der Kalif sagte:
«Es ist mein gr??tes Gl?ck, dass ich Storch war!«
Die drei zogen nun miteinander auf Bagdad zu. Der Kalif fand in seinen Kleidern nicht nur die Dose mit Zauberpulver, sondern auch seinen Geldbeutel. Er kaufte daher im n?chsten Dorfe, was zu ihrer Reise n?tig war. So kamen sie bald an die Tore von Bagdad. Dort aber erregte die Ankunft des Kalifen gro?es Erstaunen. Man hat ihn f?r tot ausgegeben[25 - Man hat ihn f?r tot ausgegeben. – Его объявили умершим.]. Das Volk war daher hocherfreut, seinen geliebten Herrscher wiederzuhaben.
Um so mehr aber entbrannte ihr Ha? gegen den Betr?ger Mizra. Sie zogen in den Palast und nahmen den alten Zauberer und seinen Sohn gefangen. Den Alten schickte der Kalif in dasselbe Gemach der Ruine. Er lie? ihn dort aufh?ngen. Dem Sohn lie? der Kalif die Wahl: sterben oder schnupfen. Der Sohn w?hlte das letztere. Eine t?chtige Prise, und das Zauberwort des Kalifen verwandelte ihn in einen Storchen. Der Kalif lie? ihn in ein eisernes K?figt sperren.
Lange und vergn?gt lebte Kalif Chasid mit seiner Frau, der Prinzessin. Wenn ihn der Gro?wesir nachmittags besuchte, da sprachen sie dann oft von ihrem Storchenabenteuer.

Die Geschichte vom kleinen Muck
In Nicea, meiner lieben Vaterstadt, wohnte ein Mann. Er hie? der kleine Muck. Damals war ich sehr jung. Der kleine Muck n?mlich war schon ein alter Geselle. Er war nur drei bis vier Schuh hoch. Er hatte eine sonderbare Gestalt. Er war sehr klein und zierlich. Sein Kopf war viel gr??er und dicker als der Kopf anderer Leute. Er wohnte ganz allein in einem gro?en Haus. Er kochte sich sogar selbst. Er ging nur alle vier Wochen einmal aus.
Ich und meine Kameraden waren b?se Buben, die jedermann gerne neckten und belachten. Es war uns allemal ein Festtag, wenn der kleine Muck ausging. Wir versammelten uns an dem bestimmten Tage vor seinem Haus und warteten, bis er herauskam. Dann aufging die T?re. Zuerst herausguckte der gro?e Kopf mit dem noch gr??eren Turban. Dann nachfolgte das ?brige K?rperlein, mit einem abgeschabten M?ntelein, weiten Beinkleidern und einem breiten G?rtel, an welchem ein langer Dolch hing. Der Dolch war sehr lang.
Wenn er so heraustrat, da ert?nte die Luft von unserem Freudengeschrei. Wir warfen unsere M?tzen in die H?he. Wir tanzten wie toll um ihn her. Der kleine Muck aber gr??te uns mit ernsthaftem Kopfnicken. Er ging mit langsamen Schritten die Stra?e hinab. Wir Knaben liefen hinter ihm her und schrien immer:
«Kleiner Muck, kleiner Muck!«
Auch hatten wir ein lustiges Verslein und da sangen:
«Kleiner Muck, kleiner Muck,
Wohnst in einem gro?en Haus,
Gehst nur all vier Wochen aus,
Bist ein braver, kleiner Zwerg,
Hast ein K?pflein wie ein Berg,
Schau dich einmal um und guck,
Lauf und fang uns, kleiner Muck!«
So haben wir schon oft unsere Kurzweil getrieben[26 - So haben wir schon oft unsere Kurzweil getrieben. – Так мы частенько развлекались.]. Zu meiner Schande muss ich sagen, ich trieb's am ?rgsten[27 - ich trieb's am ?rgsten – я шалил больше всех]. Ich zupfte ihn oft am M?ntelein. Einmal trat ich ihm von hinten auf die gro?en Pantoffeln. Er hinfiel. Dann ging der kleine Muck auf meines Vaters Haus. Er ging richtig hinein und blieb einige Zeit dort.
Ich versteckte mich an der Haust?re. Dann kam der Muck heraus. Mein Vater hielt ihn an der Hand. Mir war gar nicht wohl zumute[28 - Mir war gar nicht wohl zumute. – Мне было не по себе.]. Ich blieb daher lange in meinem Versteck. Endlich trieb mich der Hunger heraus. Mit gesenktem Kopf trat ich vor meinen Vater.
«Du hast, wie ich h?re, den guten Muck beschimpft?«sprach er.»Ich will dir die Geschichte dieses Muck erz?hlen. Du wirst ihn gewiss nicht mehr auslachen. Und vor- und nachher bekommst du das Gew?hnliche[29 - bekommst du das Gew?hnliche – ты получишь обычную порцию]!«
Das Gew?hnliche aber waren f?nfundzwanzig Hiebe. Er nahm daher sein langes Pfeifenrohr und schraubte die Bernsteinmundspitze ab. Dann bearbeitete er mich ?rger als je zuvor.
Als die F?nfundzwanzig voll waren, erz?hlte er mir von dem kleinen Muck.
Der kleine Muck hei?t eigentlich Muckrah. Sein Vater war ein angesehener, aber armer Mann hier in Nicea. Er lebte einsiedlerisch wie jetzt sein Sohn. Er liebte ihn nicht, weil er sich seiner Zwerggestalt sch?mte. Der kleine Muck war noch in seinem sechzehnten Jahr ein lustiges Kind. Sein Vater, ein ernster Mann, tadelte ihn immer, dass er so dumm und l?ppisch war.
Der Alte starb und zur?cklie? den kleinen Muck arm und unwissend. Die harten Verwandten jagten den armen Kleinen aus dem Hause. Sie rieten ihm, in die Welt hinauszugehen und sein Gl?ck zu suchen. Der kleine Muck antwortete, er ist schon fertig. Er bat sich aber nur noch den Anzug seines Vaters. Sein Vater war ein gro?er, starker Mann, daher pa?ten die Kleider nicht. Muck schnitt ab, was zu lang war, und zog dann die Kleider an. Sein Aufzug, wie er noch heute hat ist, der gro?e Turban, der breite G?rtel, die weiten Hosen, das blaue M?ntelein. Alles dies sind Erbst?cke seines Vaters. Den langen Damaszenerdolch[30 - Damaszenerdolch – дамасский кинжал] seines Vaters steckte er in den G?rtel, ergriff ein St?cklein und wanderte zum Tor hinaus.
Fr?hlich wanderte er den ganzen Tag. Er war ausgezogen, um sein Gl?ck zu suchen. Wenn er eine Scherbe auf der Erde im Sonnenschein sah, so steckte er sie. Er sah die Kuppel einer Moschee – und eilte er voll Freude darauf zu. Denn er dachte, in einem Zauberland angekommen zu sein. Aber ach! Jene Trugbilder verschwanden in der N?he. Nur erinnerten ihn seine M?digkeit und sein vor Hunger knurrender Magen, dass er noch im Lande der Sterblichen sich befinde.
So war er zwei Tage gereist unter Hunger und Kummer. Er verzweifelte, sein Gl?ck zu finden. Die Fr?chte des Feldes waren seine einzige Nahrung, die harte Erde sein Nachtlager. Am Morgen des dritten Tages erblickte er eine gro?e Stadt.
Hell leuchtete der Halbmond auf ihren Zinnen. Bunte Fahnen schimmerten auf den D?chern. ?berrascht stand er stille. Er betrachtete Stadt und Gegend.
«Ja, dort wird der kleine Muck sein Gl?ck finden«, sprach er zu sich,»dort oder nirgends!«
Er schritt auf die Stadt zu. Aber konnte er sie doch erst gegen Mittag erreichen. Seine Glieder waren sehr klein. Er musste sich oft in den Schatten einer Palme setzen, um auszuruhen.
Endlich war er an dem Tor der Stadt angelangt. Er legte sein M?ntelein zurecht. Er band den Turban sch?ner um. Er zog den G?rtel noch breiter an. Er steckte den langen Dolch schiefer. Dann wischte er den Staub von den Schuhen. Er ergriff sein St?cklein und ging mutig zum Tor hinein.
Er hat schon einige Stra?en durchwandert. Aber nirgends ?ffnete sich ihm die T?re. Nirgends rief man:
«Kleiner Muck, komm herein! Iss und trink hier!«
Er schaute gerade an einem gro?en, sch?nen Haus hinauf. Da ?ffnete sich ein Fenster. Eine alte Frau schaute heraus. Sie rief:
«Herbei, herbei!
Gekocht ist der Brei,
Den Tisch lie? ich decken,
Drum lasst es euch schmecken;
Ihr Nachbarn herbei,
Gekocht ist der Brei.«
Die T?re des Hauses ?ffnete sich. Muck sah viele Hunde und Katzen. Er stand in Zweifel, ob er der Einladung folgen soll. Endlich aber ging er in das Haus. Vor ihm her gingen ein paar junge K?tzlein. Er beschloss, ihnen zu folgen.
Als Muck die Treppe hinaufgestiegen war, begegnete er jener alten Frau. Sie sah ihn m?rrisch an.
«Du hast ja jedermann zu deinem Brei eingeladen«, antwortete der kleine Muck,»und weil ich so gar hungrig bin, bin ich auch gekommen.«
Die Alte lachte und sprach:
«Woher kommst du denn, wunderlicher Gesell? Die ganze Stadt wei?, dass ich f?r niemand koche als f?r meine lieben Katzen.«
Der kleine Muck erz?hlte der alten Frau, wie es ihm nach seines Vaters Tod ist. Er bat sie, ihn heute mit ihren Katzen speisen zu lassen.
Die alte Frau erlaubte ihm, ihr Gast zu sein. Sie gab ihm reichlich zu essen und zu trinken. Als er ges?ttigt und gest?rkt war, betrachtete ihn die Frau lange und sagte dann:
«Kleiner Muck, bleibe bei mir in meinem Dienst[31 - bleibe bei mir in meinem Dienst – оставайся у меня в услужении]!«
Der kleine Muck, dem der Katzenbrei geschmeckt hat, willigte ein. Er wurde also der Bedienstete der Frau Ahavzi. Er hatte einen leichten, aber sonderbaren Dienst. Frau Ahavzi hatte zwei Kater und vier Katzen. Der kleine Muck musste alle Morgen den Pelz k?mmen und mit Salben einreiben. Wenn die Frau ausging, musste er auf die Katzen Achtung geben. Wenn sie a?en, musste er ihnen die Sch?sseln vorlegen. Nachts musste er sie auf seidene Polster legen. Musste er auch sie mit samtenen Decken einh?llen.
Auch waren noch einige kleine Hunde im Haus, die er bedienen musste. ?brigens f?hrte Muck ein so einsames Leben wie in seines Vaters Haus. Au?er der Frau sah er den ganzen Tag nur Hunde und Katzen.
Eine Zeitlang ging es dem kleinen Muck ganz gut. Er hatte immer zu essen und wenig zu arbeiten. Die alte Frau war zufrieden mit ihm. Aber nach und nach[32 - nach und nach – мало-помалу] wurden die Katzen unartig. Wenn die Alte ausgegangen war, sprangen sie in den Zimmern umher. Sie warfen alles durcheinander und zerbrachen manches sch?ne Geschirr. Wenn sie aber die Frau h?rten, verkrochen sie sich auf ihre Polster. Wenn die Frau Ahavzi ihre Zimmer verw?stet sah, schob sie alles auf Muck. Sie glaubte ihren Katzen, mehr als ihrem Diener.
Der kleine Muck war sehr traurig. Beschloss er bei sich, den Dienst der Frau Ahavzi zu verlassen. Und beschloss er den Lohn, den ihm seine Gebieterin immer versprochen, aber nie gegeben hat, sich zu verschaffen. Es befand sich in dem Hause der Frau Ahavzi ein Zimmer, das immer verschlossen war. Und fiel ihm ein, dass dort die Sch?tze der Frau waren. Aber immer war die T?r fest verschlossen. Er konnte daher den Sch?tzen nie beikommen.
Eines Morgens war die Frau Ahavzi ausgegangen. Zupfte ihn eines der Hundlein an seinen weiten Beinkleidern und schaute, dass Muck ihm folgen soll. Muck folgte ihm. Das Hundlein f?hrte ihn in die Schlafkammer der Frau Ahavzi vor eine kleine T?re. Die T?re war halb offen. Das Hundlein ging hinein. Muck folgte ihm. Er sah, dass er sich in dem Gemach befand!
Er sp?hte ?berall umher, ob er kein Geld fand. Er fand aber nichts! Nur alte Kleider und geformte Geschirre standen umher. Eines dieser Geschirre war von Kristall. Sch?ne Figuren waren darauf ausgeschnitten. Er hob es auf. Aber, o Schrecken! Er hat nicht bemerkt, dass es einen Deckel hat. Der Deckel fiel herab und zerbrach in tausend St?cke.
Lange stand der kleine Muck vor Schrecken leblos. Jetzt muss er entfliehen, sonst schlug ihn die Alte tot. Er sah ein Paar gro?e Pantoffeln. Sie waren zwar nicht sch?n, aber seine waren viel schlechter. Er zog schnell seine T?ffelein aus und fuhr in die gro?en hinein. Dann sah er ein Spazierst?cklein mit einem L?wenkopf in der Ecke. Er nahm es also mit und eilte zum Zimmer hinaus. Schnell ging er jetzt auf seine Kammer. Er zog sein M?ntelein an. Er setzte den v?terlichen Turban auf. Er steckte den Dolch in den G?rtel und lief – zum Haus und zur Stadt hinaus. Vor der Stadt lief er, immer weiter fort.
So schnell war er in seinem Leben nicht gegangen. Endlich bemerkte er, dass die Pantoffeln schossen immer fort und f?hrten ihn mit sich. Da rief er:
«Oh – oh, halt, oh!«
Da hielten die Pantoffeln. Muck warf sich auf die Erde nieder.
Die Pantoffeln freuten ihn ungemein. Er schlief trotz seiner Freude vor Ersch?pfung ein. Das K?rperlein des kleinen Muck trug so schweren Kopf. Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi half. Das Hundlein sprach zu ihm:
«Lieber Muck! Wenn du dich in Pantoffeln dreimal auf dem Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst. Mit dem St?cklein kannst du Sch?tze finden. Wo Gold vergraben ist, da wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber zweimal.«
So tr?umte der kleine Muck. Als er aber aufwachte, dachte er ?ber den wunderbaren Traum einen Versuch zu machen. Er zog die Pantoffeln an. Er lupfte einen Fu?. Er begann sich auf dem Absatz umzudrehen.
Der arme Kleine fiel einigemal t?chtig auf die Nase. Endlich gl?ckte es. Er fuhr auf seinem Absatz herum, w?nschte sich in die n?chste gro?e Stadt, und – die Pantoffeln ruderten hinauf in die L?fte. Sie liefen mit Windeseile durch die Wolken. Und befand sich der kleine Muck auf einem gro?en Marktplatz. Viele Buden waren hier aufgeschlagen. Unz?hlige Menschen liefen hin und her.
Der kleine Muck bedachte nun ernstlich, was er wohl anfangen kann, um sich ein St?ck Geld zu verdienen. Er hatte zwar ein St?blein, das ihm Sch?tze anzeigte. Aber wo soll er gleich einen Platz finden, wo Gold oder Silber vergraben waren? Endlich beschloss er, sich als Schnelll?ufer zu verdingen[33 - sich als Schnelll?ufer zu verdingen – устроиться на службу скороходом]. Der K?nig dieser Stadt bezahlt am besten, so erfragte er den Palast.
Unter dem Tor des Palastes stand eine Wache. Die Wache fragte ihn, was er hier sucht. Auf seine Antwort, dass er einen Dienst sucht, wies man ihn zum Aufseher der Sklaven. Der Aufseher ma? ihn mit seinen Augen von Kopf bis zu den F??en und sprach:
«Wie, mit deinen F??lein, willst du k?niglicher Schnelll?ufer werden? Hebe dich weg![34 - Hebe dich weg! – Убирайся!]«
Der kleine Muck versicherte ihm aber, dass er es mit dem Schnellsten auf eine Wette ankommen lassen will. Der Aufseher f?hrte ihn in die K?che. Er selbst aber begab sich zum K?nig und erz?hlte ihm vom kleinen Muck und seinem Anerbieten. Der K?nig war ein lustiger Herr. Er befahl ihm, auf einer gro?en Wiese hinter dem Schloss Anstalten zu treffen. Der K?nig erz?hlte seinen Prinzen und Prinzessinnen ?ber das Schauspiel. Als der Abend herankam, str?mten alle auf die Wiese hinaus.
Der K?nig und seine S?hne und T?chter nahmen Platz auf dem Ger?st. Ein allgemeines Freudengeschrei ert?nte. Eine solche Figur hat man dort nie gesehen. Das K?rperlein mit dem m?chtigen Kopf, das M?ntelein und die weiten Beinkleider, der lange Dolch in dem breiten G?rtel, die kleinen F??lein in den weiten Pantoffeln – nein! Es war sehr drollig. Der kleine Muck stellte sich stolz und erwartete seinen Gegner. Der Aufseher der Sklaven hat den besten L?ufer ausgesucht. Beide harrten auf das Zeichen. Da winkte Prinzessin Amarza mit ihrem Schleier, und flogen die beiden Wettl?ufer ?ber die Wiese hin.
Von Anfang hatte Mucks Gegner einen bedeutenden Vorsprung. Aber Muck jagte ihm auf seinem Pantoffelfuhrwerk nach und holte ihn ein. Dann ?berfing er ihn und stand l?ngst am Ziele, als jener noch daherlief. Verwunderung und Staunen fesselten einige Augenblicke die Zuschauer. Der K?nig klatschte in die H?nde. Die Menge jauchzte. Alle riefen:
«Hoch lebe der kleine Muck[35 - Hoch lebe der kleine Muck! – Да здравствует маленький Мук!], der Sieger im Wettlauf!«
Der kleine warf sich vor dem K?nig nieder und sprach:
«Gro?m?chtigster K?nig! Gib mir eine Stelle unter deinen L?ufern!«
Der K?nig aber antwortete ihm:
«Nein, du sollst mein Leibl?ufer und immer um meine Person sein, lieber Muck! J?hrlich sollst du hundert Goldst?cke erhalten als Lohn. An der Tafel meiner ersten Diener sollst du speisen.«
So fand denn Muck endlich das Gl?ck, das er so lange suchte. Er war fr?hlich und wohlgemut in seinem Herzen. Auch erfreute er sich der besonderen Gnade des K?nigs. Der K?nig gebrauchte ihn zu seinen schnellsten und geheimsten Sendungen.
Der kleine Muck in kurzer Zeit wurde Oberleibl?ufer[36 - Oberleibl?ufer – старший личный гонец]. Aber die ?brigen Diener des K?nigs waren nicht zufrieden. Sie veranstalteten daher manche Verschw?rung gegen ihn, um ihn zu st?rzen.
Aber hatte Muck zu gutes Herz. Da nahm er sein St?blein. Er hat geh?rt, dass der Vater des jetzigen K?nigs viele seiner Sch?tze vergraben hat. Und wo? Wo ist das Geld des alten K?nigs vergraben? Eines Abends f?hrte ihn der Zufall in einen entlegenen Teil des Schlossgartens. Pl?tzlich schlug das St?cklein in seiner Hand dreimal gegen den Boden.
Der kleine Muck zog daher seinen Dolch heraus. Er machte Zeichen in die B?ume und schlich sich wieder in das Schloss. Dann nahm er einen Spaten.
Seine Arme waren gar zu schwach, sein Spaten aber gro? und schwer. Endlich stie? er auf etwas Hartes. Das klang wie Eisen. Muck grub jetzt emsiger, und bald sah er einen gro?en eisernen Deckel. Er fand einen gro?en Topf, mit Goldst?cken angef?llt. Aber seine schwachen Kr?fte reichten nicht hin, den Topf zu heben. Steckte er in seine Beinkleider und seinen G?rtel, so viel er zu tragen vermochte. Auch f?llte er sein M?ntelein damit. Dann kam er auf sein Zimmer und verwahrte dort sein Gold unter den Polstern seines Sofas.
Jetzt wird das Blatt wenden! Er wird viele G?nner und warme Anh?nger erwerben. Aber nein. Das Gold, das der kleine Muck austeilte, erweckte den Neid der ?brigen Hofbediensteten. Der K?chenmeister sagte:
«Er ist ein Falschm?nzer.«
Der Sklavenaufseher Achmet sagte:
«Er hat das dem K?nig abgeschwatzt.«
Archaz, der Schatzmeister, sein ?rgster Feind, sagte geradezu:
«Er hat das gestohlen.«
Eines Tages stellte der Obermundschenk[37 - Obermundschenk – старший виночерпий] Korchuz sich traurig vor die Augen des K?nigs. Der K?nig fragte, was ihm fehle.
«Ah«, antwortete Korchuz,»ich bin traurig, dass ich die Gnade meines Herrn verlor.«
«Quatsch, Korchuz!«entgegnete ihm der K?nig.»Warum sagst du so?«
«Der K?nig beladet den geheimen Oberleibl?ufer mit Gold, und seinen armen, treuen Dienern gibt nichts«, antwortete ihm der Obermundschenk.
Der K?nig war sehr erstaunt. Hat Muck das Geld aus der Schatzkammer gestohlen? Sehr lieb war diese Wendung der Sache dem Schatzmeister. Der K?nig gab daher den Befehl, des kleinen Muck achtzugeben. Als nun in der Nacht, nahm der kleine Muck den Spaten und schlich in den Schlossgarten, folgten ihm von weitem die Wachen. Da er das Gold aus dem Topf in sein M?ntelein legen wollte, fielen sie ?ber ihn her. Sie banden ihn und f?hrten ihn sogleich vor den K?nig. Der K?nig war m?rrisch und stellte sogleich das Verh?r ?ber ihn an. Man hat den Topf aus der Erde gegraben und mit dem Spaten und mit dem M?ntelein voll Gold vor die F??e des K?nigs gesetzt. Der Schatzmeister sagte aus, dass Muck diesen Topf mit Gold gerade in die Erde gegraben hat.
Der kleine Muck sagte aus, dass er diesen Topf im Garten entdeckt hat.
Alle Anwesenden lachten laut ?ber diese Entschuldigung. Der K?nig rief aus:
«Wie, Elender! Du willst deinen K?nig so dumm und sch?ndlich bel?gen!«
Da befahl der K?nig, den kleinen Muck in enge Ketten zu legen und in den Turm zu f?hren. Der Schatzmeister ?bergab das Gold und trug es in den Schatz. Aber unten in dem Topf lag ein Zettel, der sagte:
«Der Feind hat mein Land ?berschwemmt. Daher verberge ich hier einen Teil meiner Sch?tze. Wer es findet, den treffe der Fluch seines K?nigs, wenn er es nicht meinem Sohne ausliefert! K?nig Sadi.«
Der kleine Muck stellte in seinem Kerker traurige Betrachtungen an. Er mochte das Geheimnis mit dem St?bchen dem K?nig nicht verraten. Seine Pantoffeln konnten ihm leider auch keine Hilfe bringen. Da war er in engen Ketten an die Mauer geschlossen. Er konnte sich nicht auf dem Absatz umdrehen. Aber es ist besser, ohne das Zauberst?bchen zu leben als mit ihm zu sterben. Er lie? den K?nig um geheimes Geh?r bitten. Dann entdeckte Muck ihm das Geheimnis. Der K?nig glaubte das nicht. Aber der kleine Muck versprach eine Probe.
Der K?nig hat einiges Gold in die Erde vergraben. In wenigen Augenblicken hat Muck es gefunden. Das St?bchen schlug deutlich dreimal auf die Erde. Da merkte der K?nig, dass ihn sein Schatzmeister betrogen hat. Zum kleinen Muck sprach der K?nig:
«Es scheint mir, als ob du nicht allein dieses Geheimnis mit dem St?bchen besitzest. Darum bleibst du in ewiger Gefangenschaft, wenn du nicht gestehst: warum bist du so schnell?«
Der kleine Muck bekannte, dass seine ganze Kunst in den Pantoffeln liege. Doch lehrte er den K?nig nicht das Geheimnis von dem dreimaligen Umdrehen auf dem Absatz. Der K?nig schl?pfte selbst in die Pantoffeln, um die Probe zu machen. Er jagte wie unsinnig im Garten umher. Oft wollte er anhalten, aber er wusste das nicht. Der kleine Muck lie? ihn laufen, bis er ohnm?chtig niederfiel.
Der K?nig war schrecklich ?ber den kleinen Muck:
«Ich schenke dir Freiheit und Leben. Aber innerhalb zw?lf Stunden musst du mein Land verlassen!«
Die Pantoffeln und das St?bchen aber brachte er in seine Schatzkammer.
Der kleine Muck wanderte zum Land hinaus. Das Land war nicht gro?, daher war er schon nach acht Stunden auf der Grenze.
Dann verlie? er die gew?hnliche Stra?e, um die dichteste Ein?de der W?lder aufzusuchen und dort nur sich zu leben. In einem dichten Walde traf er auf einen Platz. Ein klarer Bach, von gro?en Feigenb?umen umgeben, ein weicher Rasen luden ihn ein. Hier warf er sich nieder.
K?stliche reife Feigen hingen an dem Baume. Er stieg hinauf und a?. Dann ging er an den Bach. Aber wie gro? war sein Schrecken, als ihm das Wasser seinen Kopf mit zwei gewaltigen Ohren und einer dicken, langen Nase zeigte! Er griff mit den H?nden nach den Ohren, und sie waren, wirklich, ?ber eine halbe Elle lang.
«Ich verdiene Eselsohren!«rief er aus.»Denn ich ein Esel bin.«
Er wanderte unter den B?umen umher. Und noch einmal a? er die Feigen. Jetzt f?hlte er, dass seine Ohren verschwunden waren. Er lief gleich an den Bach zur?ck. Und wirklich, es war so, seine Ohren hatten ihre vorige Gestalt. Seine lange, unf?rmliche Nase war nicht mehr. Jetzt merkte er aber, wie dies gekommen war. Von dem ersten Feigenbaum hatte er die lange Nase und Ohren bekommen. Der zweite hatte ihn geheilt.
Er pfl?ckte daher von jedem Baum so viel, wie er tragen konnte. Er ging in das Land zur?ck. Dort ging er dann weiter auf die Stadt zu, die jener K?nig bewohnte, und kam auch bald dort an.
Der kleine Muck setzte sich daher unter das Tor des Palastes. Der K?chenmeister fiel sein Blick auch auf Mucks K?rbchen.
«Ah, ein seltener Bissen«, sagte er,»was willst du f?r den ganzen Korb?«
Der kleine Muck bestimmte einen m??igen Preis. Der K?chenmeister ?bergab den Korb einem Sklaven und ging weiter.
Der K?nig war ?ber Tisch sehr gl?cklich. Der K?chenmeister aber sagte:
«Ende gut, alles gut.«
Dann brachte er die sch?nen, einladenden Feigen.
«Wie reif, wie appetitlich!«rief der K?nig.»K?chenmeister, du bist ein ganzer Kerl! Du verdienst unsere ganz besondere Gnade!«
Dann teilte der K?nig die Feigen an seiner Tafel aus. Jeder Prinz und jede Prinzessin bekam zwei, die Hofdamen und die Wesire eine. Die ?brigen stellte er vor sich hin und begann sie zu verschlingen.
«Aber, lieber Gott, wie siehst du so wunderlich aus, Vater?«rief die Prinzessin Amarza.
Oh! Ungeheure Ohren hingen ihm am Kopf, eine lange Nase zog sich ?ber sein Kinn herunter. Sie betrachteten sich selbst mit Staunen und Schrecken. Alle waren mit dem sonderbaren Kopfputz geschmeckt.
Man schickte sogleich nach allen ?rzten der Stadt. Sie kamen haufenweise. Sie verordneten Pillen und Mixturen. Aber die Ohren und die Nasen blieben. Man operierte einen der Prinzen. Aber die Ohren wuchsen nach.
Muck hat einen Anzug gekauft, der ihn als Gelehrten darstellen kann. Ein langer Bart aus Ziegenhaaren vollendete die T?uschung. Mit einem S?ckchen voll Feigen wanderte er in den Palast des K?nigs. Er bot als fremder Arzt seine Hilfe an. Dann hat er den Prinzen geheilt.
Der K?nig nahm ihn bei der Hand und f?hrte ihn in sein Gemach. Dort schloss er eine T?re auf, die in die Schatzkammer f?hrte.
«Hier sind meine Sch?tze«, sprach der K?nig,»nimm was du willst, wenn du mich von diesem ?bel befreist.«
Muck sah seine Pantoffeln und auch sein St?bchen. Er schl?pfte eilends hinein. Dann ergriff er sein St?bchen und riss seinen falschen Bart herab. Er zeigte dem erstaunten K?nig das Gesicht seines Muck.
«Treuloser K?nig«, sprach er,»nimm als Strafe die Missgestalt, die du tr?gst! Die Ohren werden dich t?glich an den kleinen Muck erinnern.«
Dann drehte Muck sich schnell auf dem Absatz herum, und war er entflohen. Seitdem lebt der kleine Muck hier in gro?em Wohlstand, aber einsam. Er verachtet die Menschen. Er ist durch Erfahrung ein weiser Mann geworden, welcher deine Bewunderung verdient.
«So erz?hlte mir mein Vater. Ich erz?hlte meinen Kameraden die wunderbaren Schicksale des Kleinen. Wir schimpften ihn nicht mehr. Im Gegenteil, wir ehrten ihn.«

Der Zwerg Nase
Die Zeit Haruns Al-Raschid[38 - die Zeit Haruns Al-Raschid – времена Гаруна аль-Рашида], des Beherrschers von Bagdad, Feen und Zauberer ist nicht gegangen. Noch heute gibt es Feen. Es ist nicht so lange her, dass ich die Genien sah.
In einer Stadt meines lieben Vaterlandes, Deutschlands, lebte vor vielen Jahren ein Schuster mit seiner Frau. Er sa? an der Ecke der Stra?e und flickte Schuhe und Pantoffel. Seine Frau verkaufte Gem?se und Fr?chte. Sie pflanzte die Gem?se und Fr?chte in einem kleinen G?rtchen. Viele Leute kauften gerne bei ihr. Sie war reinlich und sauber gekleidet.
Sie hatten einen sch?nen Knaben. Er war zw?lf Jahre alt. Aber war er ziemlich gro?. Er sa? gew?hnlich bei der Mutter auf dem Gem?semarkt. Er half den Weibern oder K?chen. Er trug die Fr?chte nach Hause. Und selten kam er zur?ck ohne eine sch?ne Blume oder ein St?ckchen Geld oder Kuchen. Die Herrschaften beschenkten ihn reichlich.
Eines Tages sa? die Frau des Schusters auf dem Markte. Sie hatte vor sich einige K?rbe mit Kohl und anderem Gem?se, Kr?uter und S?mereien. Auch in einem kleineren K?rbchen fr?he Birnen, ?pfel und Aprikosen. Der kleine Jakob, so hie? der Knabe, sa? neben ihr. Er rief mit die Waren aus[39 - rief mit die Waren aus – зазывал покупателей]:
«Hierher, ihr Herren, seht, welch sch?ner Kohl, wie wohlriechend diese Kr?uter! Fr?he Birnen, ihr Frauen, fr?he ?pfel und Aprikosen! Wer kauft?«
So rief der Knabe. Da kam ein altes Weib ?ber den Markt her. Sie sah etwas zerrissen und zerlumpt aus. Sie hatte ein kleines, spitziges Gesicht. Sie hatte rote Augen und eine spitzige, gebogene Nase. Sie ging an einem langen Stock, und doch konnte man nicht sagen, wie sie ging. Sie hinkte, rutschte und wankte.
Die Frau des Schusters betrachtete dieses Weib aufmerksam. Nie hat sie diese sonderbare Frau bemerkt. Aber sie erschrak, als die Alte auf sie hinkte zu und an ihren K?rben stillestand.
«Seid Ihr Hanne, die Gem?seh?ndlerin?«fragte das alte Weib.
«Ja, die bin ich«, antwortete die Schustersfrau,»ist Euch etwas gef?llig?«
«Ich will sehen! Kr?utlein schauen, Kr?utlein schauen, ob du hast, was ich brauche«, antwortete die Alte.
Sie beugte sich nieder vor den K?rben. Dann fuhr sie mit ein Paar dunkelbraunen, h?sslichen H?nden in den Kr?uterkorb hinein. Sie packte die Kr?utlein mit ihren langen Spinnenfingern. Sie brachte sie dann eines um das andere hinauf an die lange Nase. Die Frau beroch sie hin und her.
Die Frau des Schusters wagte nichts zu sagen. Es war das Recht des K?ufers, die Ware zu pr?fen. Dann murmelte die Alte:
«Schlechtes Zeug, schlechtes Kraut, nichts von allem, was ich will. Es war viel besser vor f?nfzig Jahren. Schlechtes Zeug, schlechtes Zeug!«
Solche Reden verdrossen nun den kleinen Jakob.
«H?re, du bist ein unversch?mtes altes Weib«, rief er unmutig,»erst f?hrst du mit deinen garstigen braunen Fingern in die sch?nen Kr?uter hinein! Dann dr?ckst du sie zusammen! Dann h?ltst du sie an deine lange Nase. Niemand wird das kaufen! Und jetzt schimpfst du noch unsere Ware schlechtes Zeug. Aber doch kauft selbst der Koch des Herzogs alles bei uns!«
Das alte Weib lachte widerlich und sprach:
«S?hnchen, S?hnchen! Also gef?llt dir meine Nase, meine sch?ne, lange Nase? Warte mal. Du wirst dieselbe haben. Nur warte mal.«
W?hrend sie so sprach, rutschte sie an den anderen Korb, in welchem Kohl war. Sie nahm die wei?en Kohlh?upter in die Hand. Sie dr?ckte sie zusammen, dass sie ?chzten, warf sie dann wieder unordentlich in den Korb. Dann sprach sie auch hier:
«Schlechte Ware, schlechter Kohl!«
«Wackle nur nicht so garstig mit dem Kopf hin und her!«rief der Junge ?ngstlich.»Dein Hals ist so d?nne wie ein Kohlstengel! Dein Kopf wird hinein in den Korb fallen. Wer wird dann noch kaufen?«
«Gefallen sie dir nicht, die d?nnen H?lse?«murmelte die Alte.»Du wirst keinen Hals haben! Dein Kopf wird in den Schultern stecken, vom kleinen K?rperlein.«
«Nun, nun«, sagte endlich die Frau des Schusters,»macht nicht solchen Quatsch[40 - macht nicht solchen Quatsch – не мелите ерунды]! Wenn Ihr etwas kaufen wollt, so sputet Euch.«
«Gut, wie du sagst«, rief die Alte,»ich will dir diese sechs Kohlh?upter abkaufen. Aber siehe, ich muss mich auf den Stab st?tzen. Ich kann nichts tragen. Erlaube deinem S?hnlein, dass es mir die Ware nach Hause bringt. Ich will es daf?r belohnen.«
Der Kleine wollte nicht mitgehen und weinte, denn ihm graute vor der h?sslichen Frau. Aber die Mutter befahl es ihm. So raffte er die Kohlh?upter in ein Tuch zusammen. Dann folgte er dem alten Weibe ?ber den Markt hin.

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notes
Примечания

1
auf der ungeheuren Ebene – на необъятной равнине

2
verk?ndete ihre N?he – возвещало о его приближении

3
dem Vortrab der Karawane – от начала каравана

4
als Wachen – на стражу

5
schwer beladen – с тяжелой поклажей

6
werde ich eure G?te reichlich belohnen – я щедро вознагражу вашу доброту

7
ohne uns durch etwas die Zeit zu vertreiben – не пытаясь скоротать время

8
Kalif Storch – калиф-аист

9
Es war ihm recht wohl. – Он был прекрасно настроен.

10
in zerlumptem Anzug – в лохмотьях

11
Selim der Gelehrte – Премудрый Селим

12
was drin steht – что там такое написано

13
schrumpften ihre Beine ein – их ноги сжались (уменьшились)

14
beim Bart des Propheten – клянусь бородой Пророка

15
Storchisch – язык аистов

16
Frau Langbein – госпожа Долгоножка

17
Klapperschnabel – Трещотка

18
fasste sich zuerst wieder – первым пришел в себя

19
waren und blieben – как были, так и остались

20
der Sohn meines Todfeindes – сын моего заклятого врага

21
Er lie? ihn die Treppe hinunterwerfen. – Он велел спустить его с лестницы.

22
als Sklave verkleidet – переодевшись рабом

23
unter einer Bedingung – при одном условии

24
mir seine Hand reicht – возьмет меня в жены

25
Man hat ihn f?r tot ausgegeben. – Его объявили умершим.

26
So haben wir schon oft unsere Kurzweil getrieben. – Так мы частенько развлекались.

27
ich trieb's am ?rgsten – я шалил больше всех

28
Mir war gar nicht wohl zumute. – Мне было не по себе.

29
bekommst du das Gew?hnliche – ты получишь обычную порцию

30
Damaszenerdolch – дамасский кинжал

31
bleibe bei mir in meinem Dienst – оставайся у меня в услужении

32
nach und nach – мало-помалу

33
sich als Schnelll?ufer zu verdingen – устроиться на службу скороходом

34
Hebe dich weg! – Убирайся!

35
Hoch lebe der kleine Muck! – Да здравствует маленький Мук!

36
Oberleibl?ufer – старший личный гонец

37
Obermundschenk – старший виночерпий

38
die Zeit Haruns Al-Raschid – времена Гаруна аль-Рашида

39
rief mit die Waren aus – зазывал покупателей

40
macht nicht solchen Quatsch – не мелите ерунды