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Fesselnde Bande
Amy Blankenship
Obsession Book #1
Sanctuary ist ein ausgedehnter und abgelegener Ferienort, der versteckt auf der Anhöhe seines eigenen privaten Berges liegt. Angel Hart wuchs in dem sich im Familienbesitz befindlichen Resort auf, ständig beschützt vor der realen Welt. Angel  führte ein behütetes und privilegiertes Leben, umgeben von den drei Männern, die sie am meisten bewunderte, bis die Scheidung ihrer Eltern sie weit weg von ihnen führte. Zwei Jahre später kommt sie auf Besuch nach Hause und hat ihren neuen Freund mitgebracht. Plötzlich findet Angel sich selbst als Gegenstand der Zuneigung mehrerer Personen und diese haben nicht die Absicht, sie Sanctuary jemals wieder verlassen zu lassen. Geheime Obsessionen verwandeln sich in ein tödliches Spiel der Besessenheit, da die Männer, die sie lieben, sich zu den gefährlichsten Menschen auf dem Berg entwickeln.


Fesselnde Bande
Obsession Serie
Geschrieben von Amy Blankenship
Übersetzt von Doris Eva Stoeckl (http://www.traduzionelibri.it/profilo_pubblico.asp?GUID=b30729e7bfe1e4b49f04925d3e6dd473&caller=traduzioni)

Copyright © 2012 Amy Blankenship
Englische Ausgabe Veröffentlicht von TekTime
Alle Rechte vorbehalten.

Kapitel 1 „Sanctuary”

Angel Hart warf einen flüchtigen Blick durch das dicke Glas des Fensters und zuckte wegen der Höhe des Hubschraubers zusammen, als er auf den Resort zuflog, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Sie liebte diesen Ort über alles …, aber am besten gefiel er ihr auf dem Boden. Sie litt unter Flugangst und hatte es trotzdem während der letzten zehn Stunden ertragen müssen.
Während sie sich ihre Ponyfransen aus dem Gesicht strich, blickte sie verstohlen auf ihren Bruder Tristian und fragte sich, warum er darauf bestanden hatte, sie am Flughafen abzuholen, obwohl er wusste, dass er den Rückweg nach Hause im Hubschrauber fliegen musste.
Ihr war klar, dass Tristian das Fliegen noch mehr hasste als sie und beobachtete, wie er mit jemandem auf seinem Handy textete, um sich abzulenken. Vielleicht hatte er sich seiner Angst auch gestellt, könnte sein, da sie sich fast zwei Jahre nicht gesehen hatten; obwohl sie fast jeden Tag telefoniert oder getextet hatten. Es interessierte sie nicht wirklich, warum er es getan hatte, denn ihn hier bei sich zu haben, hatte eine beruhigende Wirkung auf sie und sie war dankbar dafür.
Um dem Lärm des Hubschraubers zu entkommen, ließ Angel ihre Gedanken auf die vergangenen zwei Jahre zurückschweifen. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatte sie ihr Vater nach Kalifornien geschleppt, während Tristian gezwungen wurde, bei ihrer Mutter hier in Sanctuary zu bleiben. Da die Fahrt mit dem Auto so weit war und keiner der beiden fliegen wollte, war die Distanz der einzige Grund, warum sie sich nicht persönlich besucht hatten.
Sie hatte nicht bemerkt, wie sehr sie Tristian vermisste, bis sie ihn dort am Flughafen vor sich stehen sah. Er lehnte an der Wand direkt gegenüber der Tür, durch die sie hindurchgekommen waren. Sobald sie einander sahen, rannte sie auf ihn zu, während er seine Arme ausstreckte, um sie aufzufangen.
Ihr großer Bruder … Tristian war am Morgen immer der erste gewesen, mit dem sie sprach und der letzte, den sie gesehen hatte, bevor sie ihre Augen zum Schlafen zumachte. Während des Heranwachsens konnten sie sogar ihre Eltern überzeugen, dass sie ein Problem mit Schlafwandeln hatten, weil sie mitten in der Nacht aufstanden und im jeweils anderen Bett einschliefen.
Als sie ein wenig älter waren, hatte ihr Mutter versucht, dem ein Ende zu setzen, indem sie ihre jeweiligen Zimmertüren in der Nacht zusperrte. Angels Lippen verschmälerten sich bei der Erinnerung an die Worte ihrer Mutter, als sie sie das letzte Mal umarmt schlafend ertappt hatte.
„Euer beider Verhalten ist Sünde … ihr benehmt euch mehr wie ein Liebespaar und nicht wie Bruder und Schwester.” Isabel Harts Stimme veränderte sich in dieser Nacht von mütterlicher Liebe zu Abscheu.
Tristian hatte schnell einen Weg gefunden, um dieses dumme Absperren zu umgehen. Er schnitt ein Stück der Wand hinter seinem Kleiderschrank heraus, damit er leicht in die schmalen, engen Gänge schlüpfen konnte, die heimlich zwischen den Mauern im Hotel, in dem sie lebten, verliefen. Er hatte das gleiche mit ihrem Schrank gemacht und konnte jede Nacht in ihr Zimmer schlüpfen und bei ihr schlafen ... und den Wecker stellen, damit sie nicht erwischt wurden.
Er hatte ihr gesagt, dass ihre Mutter die Perverse wäre …, die denkt, dass ihre Beziehung falsch und schmutzig ist. Er hatte sogar betont, dass in vielen kleineren Ländern die ganze Familie zusammen baden und schlafen würde und dass es in anderen ganz normal sei, sogar unter Geschwistern zu heiraten. Tristian hatte sie überzeugt, dass Ihre Mutter die Sünderin war, indem sie versuchte sie auseinanderzuhalten.
Angel hatte vor langer Zeit entschieden, ihrer beider Geheimnisse zu bewahren und dass es niemanden etwas anging ... Sie vertraute ihm.
Tristian hatte sich nicht viel verändert, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte und bewahrte sein junges, unschuldiges Aussehen. Aber zur selben Zeit stellte sie Veränderungen fest, die sie verpasst hatte. Seine blonden Haare hatten sich an den Wurzeln verdunkelt … platinblonde Strähnen und rotblonde Nuancen schauten wirklich gut zu seiner leichten Bräunung und seinen grünen Augen aus.
Sie lächelte, als sie daran dachte, dass er mit seinem alternativen Haarschnitt gut zu den Surfertypen in Kalifornien passen würde. Sein Haar hatte fast rundum die gleiche Länge, auf einer Seite gescheitelt und hing über eines seiner Augen über das Kinn hinaus. Sie konnte auch das schwarze Leder der Halskette mit dem Kreuz unter seinem Kragen sehen, die sie ihm zu Weihnachten geschickt hatte.
Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie es war, die sich am meisten verändert hatte. Als sie Sanctuary verlassen hatte, war sie nur sechzehn Jahre alt. Nachdem sie mit Tristian, Hunter und Ray fast jeden Tag ihres Lebens verbracht hatte ... fühlte sie sich verloren und allein in LA. Sie war noch nie in einer echten Schule gewesen, weil ihre Großmutter immer Privatlehrer für sie eingestellt hatte.
Der Besuch der High School in LA war ein Kulturschock für sie gewesen. Erst damals hatte sie erkannt, dass es ihrer Familie nur aufgrund des vielen Geldes möglich war, sie von allem abzuschirmen, was normal war. Dann lernte sie Ashton Fox kennen. Jedes Mal, wenn sie das Penthouse ihres Vaters verließ, war Ashton da oder er tauchte in Kürze auf, wo immer sie war … wie Schicksal. Er brachte sie zum Lachen und begann ihr eine ganz neue Welt zu zeigen.
Angel machte den Fehler, noch einmal aus dem Fenster zu blicken, gerade als sie ein tiefes Tal überflogen und sie hatte das Gefühl, als ob sie in schwindelnder Höhe wären.
Sie drückte Ashtons Hand noch fester und entschloss sich ihn anzusehen, anstatt des schwindelerregenden Anblicks. Seine eisblauen Augen lachten über ihre Nervosität, aber es war ihr egal ... eigentlich. Sie war fast froh, dass er nicht auf sie gehört hatte, als sie versuchte ihn davon abzuhalten, sie auf ihrer Rückkehr nach Sanctuary während der Woche zu begleiten.
Über den kleinen Comlink in ihren Ohrschützern fragte sie: „Ash, bist du schon einmal in einem Hubschrauber geflogen? Du scheinst das gut zu meistern.”
„Nein, aber ich genieße jeden Augenblick davon”, grinste sie Ashton an. „Deine Familie ist etwas exzentrisch, meinst du nicht auch? Sie holen uns mit einem Hubschrauber vom Flughafen ab, während eine Limousine unser Gepäck mitbringt. Und ich dachte immer meine Familie sei wohlhabend.” Er zog die Augenbrauen hoch und versuchte, sie zum Lachen zu bringen.
Er wusste, dass sie nervös war, da sie ihm mit dem Druck ihrer Hand die Blutzirkulation in seiner Hand abschnitt. Ihre Verwundbarkeit machte sie nur noch liebenswerter. Sie war nicht wie die Flittchen in L.A., mit denen er früher manchmal ausging. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er die Stimme ihres Bruder über den Comlink hörte.
„Es ist immer so”, sagte Tristian mit einem Blick auf seine Schwester und wusste, dass sie ihm zustimmen würde.
Sie hatten die Erwachsenen in der Familie Hart dieses alberne Spiel ihr ganzes Leben lang spielen sehen. „Die Familie Hart versucht eben, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Die Tatsache, dass unsere Großmutter diesen Hubschrauber und ganz Sanctuary besitzt, ist ihr kleiner Sieg über ihre drei Kinder ... und die Welt”, murmelte er den letzten Teil mit etwas mehr Sarkasmus.
„Es reicht, Tristian.” Malcolm Hart warf seinem Sohn einen verärgerten Blick zu und wandte sich dann wieder seiner neuesten Freundin, Felicia, zu. Er beschloss für den Rest des Fluges die Oberhand über den Comlink zu übernehmen, damit sein Sohn keine Chance mehr haben würde, vor ihrem Gast noch mehr Nachteiliges über die Familie zu sagen.
Er lächelte die hübsche Rothaarige an, mit der er seit einigen Wochen ausging. Er hatte sie mit Geld betört, damit sie ihn begleitete und er sich mit ihr vor seiner Exfrau Lily zur Schau stellen konnte. Sie war diejenige gewesen, die auf die Scheidung bestanden hatte und deshalb hatte er große Lust, es ihr unter die Nase zu reiben.
Malcolm ging in den Reiseleiter-Modus und zeigte aus dem Fenster, um anzukündigen, dass sie fast angekommen waren. „Das ist das Resort, unmittelbar über der Anhöhe, Sanctuary … bestens bekannt für seine berühmte Hochzeitskapelle und seine Hochzeitssuiten.” Malcolm grinste Felicia spitzbübisch an. Er wusste, dass er ihre Hoffnung aufrechterhalten musste, damit sie ihre Rolle vor Lily durchaus gut spielen würde.
„Da die Bergkuppe oben ziemlich flach ist, hat dieser Ort so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann, ein Spa, einen riesigen Teich sowie Indoor-und Outdoor-Swimmingpools … und noch vieles mehr. Wir besitzen alles im Umkreis von ungefähr 50 Kilometern und haben das Land als Wildpark kennzeichnen lassen, damit niemand darauf bauen und seine Schönheit zerstören kann. Es führt nur eine Straße den Berg hinauf und das Tor am Fuß des Berges hält ungebetene Eindringlinge fern.”
„Wow … es ist alles so fabelhaft”, gurrte Felicia mit dieser hilfsbedürftig klingenden Stimme.
„Und am Fuße des Berges gibt es ein Indianerreservat der Apachen”, fuhr er fort. „Die meisten Angestellten im Resort sind Apachen.” Malcolms Augen glänzten bei der Erinnerung an die hübschen Mädchen, die seine Eltern aus dem Indianerreservat eingestellt hatten. Seine Teenagerjahre würde er für nichts auf der Welt tauschen.
„Echte Indianer?” Felicia Felicia mit ihren Wimpern, warf ihm einen erschrockenen Blick zu und lehnte sich zum Schutz an ihren neuen Sugardaddy. Sie hatte wirklich Glück gehabt, als ein so reicher älterer Mann an ihr Gefallen gefunden hatte. Wenn sie ihre Karten richtig ausspielte, würde ihr nie mehr etwas fehlen.
„Wie alt bist du? Fünf?” Tristian griff nach oben und schaltete seinen Comlink aus, angewidert, und dieses Gefühl kam nicht vom Hubschrauberflug.
Er rieb sich gereizt die Schläfe aufgrund der langsam aufkommenden Kopfschmerzen … in letzter Zeit hatte er jegliche Toleranz für dumme Menschen verloren. Er griff in seine Tasche und holte den kleinen Flachmann heraus, allerdings war dieser nicht mit Alkohol gefüllt. Es war ein indianisches Heilmittel für Kopfschmerzen, das sein Freund Hunter für ihn gemischt hatte und normalerweise innerhalb von Minuten wirkte. Er hoffte nur, dass es stark genug war, um die von dieser dummen Ziege und seinem Vater verursachten Kopfschmerzen loszuwerden.
Er wusste, was sein Vater im Sinne hatte. Felicia war wahrscheinlich Mitte zwanzig und schaute mehr aus wie die Trophäen-Schlampe seines Vaters als seine Freundin. In Momenten wie diesen war er froh, dass er nicht bei seinem Vater lebte.
Die ganze Situation machte ihn immer noch gewaltig ärgerlich. Es war nicht Angels Schuld, dass ihre Eltern nicht miteinander auskamen, warum musste sie dann ihre Heimat verlassen? Die Scheidung hatte ihn wütend gemacht, als er herausfand, dass der örtliche Richter ein Kind pro Elternteil entschieden hatte. Da Angel sechzehn Jahre alt war und er siebzehn wurden sie gegen ihren Willen getrennt.
Wenn er damals gewusst hätte, was er heute wusste … er hätte das niemals zugelassen. Weil er nicht schlau genug war, um das Ganze aufzuhalten ... hatte er Angel fast zwei Jahre lang nicht gesehen und hatte deshalb den Fehler gemacht, sie heute am Flughafen zu treffen. Er hatte sie viel zu sehr vermisst.
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem boshaften Lächeln, als er sich daran erinnerte, dass der dämliche Richter, der ihn und seine Schwester getrennt hatte, in einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, genau einige Tage nachdem Angel gezwungen worden war, ihren Heimatort zu verlassen. Tristian tat es mit einem Achselzucken ab und warf einen Blick auf seine Schwester. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie ihr ganzes Leben in Sanctuary gelebt.
Angel und er waren die auserwählten Lieblinge von Oma Hart unter den sieben Enkeln und die Dinge in Sanctuary hatten sich noch mehr verbessert, als ihr Großvater sich vor drei Jahren bei einem Sturz von der Treppe das Genick gebrochen hatte.
Tristians Augen verhärteten sich bei dem Gedanken. Als es geschah, hatten sie keine Träne vergossen, weil weder Angel noch er den alten Mann ausstehen konnten. John Hart war beängstigend gemein … er starrte sie immer zornig an und sagte abscheuliche Dinge, wenn er dachte, dass ihm niemand zuhörte. Seine Schwester und er machten während des Aufwachsens ein Spiel daraus, ihren Großvater um jeden Preis zu vermeiden.
John Hart war ihm gegenüber immer am gemeinsten und behandelte ihn anders als die übrigen Enkelkinder. Tristian verdrängte die Erinnerungen hartnäckig und kam zum Schluss, dass der alte Mann das Kopfzerbrechen nicht wert war.
Sein Blick schweifte von seiner Schwester zu ihrem Freund Ashton Fox. Es war das erste Mal überhaupt, dass er Kenntnis von einem Freund seiner Schwester hatte. Tristian verzog keine Miene, als er den College-Jüngling betrachtete. Laut all seiner gesammelten Informationen schien Ashton in Ordnung zu sein und er hasste diese Tatsache, da er wollte, dass Angel wieder zurück nach Sanctuary ziehen sollte. Und das würde nicht passieren, wenn sie ihr Leben in Kalifornien genoss.
Ashton Fox war zwanzig Jahre alt, würde aber irgendwann in dieser Woche einundzwanzig werden … als ob ihm das nicht egal wäre. Vielleicht würde er eine Geburtstagsparty für ihn schmeißen und ihn so betrunken machen, dass er Angel ankotzen würde ... eventuell wird das helfen, ihre Beziehung genug zu zerstören, um sie zur Rückkehr nach Hause zu veranlassen. Wenn nicht, dann war er sicher, dass Hunter, Ray und ihm ... etwas anderes einfallen würde.
Tristian versuchte noch mehr Gründe zu finden, Ashton nicht zu mögen. Er hatte sogar seinen Onkel Robert, den Rechtsanwalt, gebeten, den Burschen einer sorgfältigen Hintergrundprüfung zu unterziehen. Robert Hart hatte bestätigt, dass Ashton aus einer wohlhabenden Familie stammte ... die aber nicht so viel Geld hatte wie die ihre. Trotzdem musste Tristian zugeben, dass es genug war, um ihn davon abzuhalten mit seiner Schwester nur wegen ihres Reichtums zusammen zu sein.
Allerdings fand er heraus, dass Ashton Fox sehr wohl eine Vorstrafe hatte ..., die aber dicht versiegelt war. Robert hatte vermutet, dass es wahrscheinlich etwas Geringfügiges wie betrunkenes Fahren als Teenager oder so war. Ashton studierte außerdem Medizin, obwohl er mit seinen zusammengebundenen, platinblonden Haaren, seiner sonnengebräunten Haut und seinen eisblauen Augen eher wie eine lebendige Werbung für Calvin Klein Jeans aussah.
Tristian runzelte die Stirn und überlegte sich, wenn das Alter von Ashton und Angel näher beieinanderliegen würde, könnten sie fast Zwillinge sein ... bis auf die Tatsache, dass Angels Haare länger waren. Sogar jetzt lächelten sich beide an, wie es Verliebte eben tun und es fing an ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Tristian ließ sich in seinen Sitz zurücksacken und beschloss aus dem Fenster zu schauen.
Er knurrte schweigend und fragte sich, welcher Anblick schlimmer war.
*****
Isabel Hart setzte ihre Teetasse ab, als sie ihren privaten Hubschrauber in der Ferne hörte. Sie wollte zum Fenster eilen und beobachten, wie sie zu Hause ankamen, aber sie beruhigte sich mit dem Wissen, dass sie in dieser Woche eine Rolle spielen musste ... die schwache Großmutter, die ihre Familie bei sich zu Hause brauchte.
Sie hatte vor Kurzem einen kleinen Herzinfarkt gehabt, aber genug, um Malcolm und Angel zum Nachhausekommen zu bringen … auch wenn es nur für die Feiertage um den 4. Juli war. Das machte es die beängstigende Erfahrung fast wert. Sie hatte sogar das Resort für Außenstehende geschlossen und mit Tristian vereinbart, dass die Mitarbeiter die Woche freinehmen, damit es für die Familie eher wie ein richtiges Zuhause scheint.
Wenn es nach ihrem Willen ginge, würde sie ihr fehlendes Kind und ihre Enkelin dazu bringen, endgültig wieder zurück nach Sanctuary zu ziehen … selbst wenn sie so tun musste, als ob sie im Sterben läge, nur um sie dazu zu bringen.
Ihre Kinder hatten mit ihren Familien immer hier gelebt. Diese Tradition wurde mit der Scheidung von Malcolm gebrochen. Ihr ältester Sohn Robert war Rechtsanwalt geworden und heiratete seine Highschool-Liebe Dianne. Sie hatten Zwillingssöhne, Devin und Damien, die jetzt zwanzig Jahre alt waren und für sie als Trainer im Fitnessstudio arbeiteten, das eine riesige Grundfläche im Erdgeschoss des Resorts einnahm.
Sie durfte Robert nicht aus den Augen lassen, weil er seinem Vater sehr ähnlich war … gierig und berechnend. Sie war sich bewusst, dass er bereits darauf vorbereitet war, nach ihrem Ableben Ihr Testament anzufechten, obwohl sie wusste, dass er nicht ganz sicher war, was darin festgelegt war.
Robert wusste nicht, dass es ihm nichts bringen würde … dieses Testament war in jeder Hinsicht unmissverständlich. Sie hatte ihm auch die Handhabung des Papierkrams des Resorts entzogen, als sie ihn dabei erwischt hatte, die Geschäftsbücher zu fälschen und einen Teil der Gewinne in eines seiner eigenen Konten abzuschöpfen. Im Laufe der letzten Jahre war er für sie zu einer echten Enttäuschung geworden.
Ihr zweitältestes Kind und ihre einzige Tochter, Carley, und ihre drei Kinder lebten auch hier. Aber Carley war nicht wie Robert.
Ihre kleine Familie war voller verzogener Fratzen, die dachten, sie seien besser als alle anderen, weil sie aus den Treuhandfonds lebten, die sie für sie eingerichtet hatte. Tiffany war siebzehn, Paris einundzwanzig und Jason zwanzig. Aber sie konnte die Kinder nicht wirklich für ihre Faulheit verantwortlich machen, wenn ihre Mutter nichts weiter als eine Alkoholikerin war. Alle vier zusammen hatten es geschafft, dass Carleys armer Mann sie schon vor Jahren verlassen hatte.
Ihr Mann John war vor drei Jahren verstorben und dann verlor sie Malcolm und Angel nur ein Jahr später. John war ein herrischer Mann mit einer strengen Hand gewesen und die Wahrheit war ... sie vermisste ihn überhaupt nicht. Aber alle anderen in der Familie waren mit ihrem eigenen Leben so beschäftigt ... Isabel fühlte sich in ihren alten Tagen einsam.
Die Einzigen, die ihr etwas Aufmerksamkeit schenkten, waren Tristian und die beiden indianischen Jungs, die seine Schwester und er so gern hatten ... Hunter und Ray Rawlins.
Es interessierte sie nicht wirklich, was der Rest der Familie tat … Für sie waren nur Angel und Tristian wichtig. Es störte sie nicht, dass eines der Geschwister nicht blutsverwandt war ... Es war das Herz, das zählte. Als Tristian adoptiert worden war, hatte sie alle anderen Familienmitglieder gewarnt, dass – wenn sie ihm jemals von der Adoption erzählten, würden sie ausgeschlossen und ohne einen weiteren Gedanken von Sanctuary davongejagt. Bisher hatte die Drohung gehalten.
Tristian und Angel konnten es nicht wissen, aber Sanctuary würde eines Tages nur ihnen gehören.
Als sie aufblickte und Lily Hart steif stehend draußen im Blumengarten sah, lächelte sie innerlich. Sie hatte Lily erlaubt weiter hier zu leben, als ihr Sohn Malcolm quer durch das Land umgezogen war. Der einzige Grund ihrer Zustimmung, dass die Frau bleiben konnte, war, dass Angel so oft wie möglich zurückkehrte und Tristian hier wohnte.
In Isabels Augen führte es für Lily nur dazu, unglücklich zu sein. Malcolm hatte sie geliebt, aber sie verhielt sich kühl und unerträglich und schob Malcolm weg, ohne ihm zu sagen warum. Sie dachte, Lily sei nur hiergeblieben, weil sie dumm genug war zu denken, eines Tages einen Teil von Sanctuary zu besitzen.
Malcolm war schon immer ein Playboy gewesen, bevor sie geheiratet hatten und hatte mit der Hälfte der indianischen Belegschaft geschlafen, die im Hotel arbeiteten, bevor er zu einer größeren Partie überging.
Er hörte mit diesem schalkhaften Verhalten auf, nachdem er geheiratet hatte, deshalb wusste sie, dass das nicht der Grund für die Scheidung war. Er hatte Mädchen immer schon geliebt, aber Isabel wusste, dass er Lily am meisten wegen ihrer Schönheit liebte ... sie war immer noch bildhübsch. Kalt und schön, so gefühllos, dass sie sich niemals bemühte, eine echte Mutter für ihre Kinder zu sein, nicht einmal, als sie noch klein waren.
Durch den schmerzhaften Blick auf Lilys Gesicht konnte Isabel sagen, dass Malcolm endlich hier war. Sie hatte dem Piloten ihres Hubschraubers zweifelsfrei wissen lassen, dass er seinen Job los sei, wenn er es wagen würde, jemanden vor Ende des Wochenendes wieder abzuholen. Sie hatte außerdem Ray dafür bezahlt, jedes Fahrzeug auf dem Anwesen in der einen oder anderen Weise außer Betrieb zu setzen, damit niemand abreisen konnte.
Ausnahmsweise ... die Familie würde zusammen hier festsitzen ..., ob es ihnen recht war oder nicht.
*****
Ray Rawlins hörte in der Ferne den Lärm des Hubschraubers, als er die Motorhaube des letzten Autos im Parkhaus schloss. Er sah sich all die teuren Fahrzeuge, die jetzt ohne Verwendung waren, mit einem Gefühl der Zufriedenheit an. Isabel Hart konnte genauso rücksichtslos sein wie ihr toter Mann.
Außerhalb des Backsteingebäudes strich er mit einem Schwung seine langen dunklen Haare aus dem Gesicht, während er den Helikopter langsam zum Hubschrauberlandeplatz herabsinken sah. Seine Gedanken fielen auf Hunter und er fragte sich, ob sein Bruder in der Lage war, sich unter Kontrolle zu halten, da sie herausgefunden hatten, dass Angel ihren kalifornischen Freund für die Woche nach Sanctuary mitbringen würde.
Ashton Fox war im Begriff in ein Spinnennetz einzutauchen und er hatte keine Ahnung davon.
Seiner Meinung nach verdienten die meisten Menschen, die oben auf diesem Berg geboren wurden, von ihm herunterzufallen. Angel und Tristian waren die Ausnahmen. Als sie aufwuchsen, hatten Hunter und er sie unter ihre Fittiche genommen, um sie soweit wie möglich vor der Bosheit, in die sie hineingeboren worden sind, zu beschützen. Sogar ihre liebe Großmutter konnte heimtückisch sein, wenn sie ihren eigenen Willen durchsetzen wollte.
Er lehnte sich gegen die Backsteinwand und erinnerte sich an ihre Kindheit. Hunter und er waren nur ein paar Jahre älter als die Geschwister, aber alle vier waren seit jeher unzertrennlich. Gemeinsam waren sie fast jeden Tag in den Wäldern des Berges und Hunter und er zeigten ihnen indianische Überlebenstechniken ..., obwohl Tristian und Angel all dies nur als Spaß und Spiel auffassten.
Seine Vision der Vergangenheit zerfloss, als Angel mit ihrem Freund im Schlepptau vom Hubschrauber weglief. Er schüttelte seinen Kopf, als der Wind des Helikopters ihr platinblondes Haar zum Fliegen brachte, als ob sie sich im Zentrum eines unsichtbaren Sturms befände.
Er blickte auf das riesige Anwesen, bekannt als Sanctuary. Er kannte die Menschen darin, die behaupteten ihre Familie zu sein und im Begriff waren ein neues Spiel zu spielen ... ein viel zu gefährliches für das kleine Mädchen, um es alleine zu spielen.
Ray zog den Flachmann heraus, den ihm Hunter geschenkt hatte und nahm einen Schluck, um seinen Geist zu klären. Er würde seine gesamte Konzentration brauchen, wenn er Angel in Sicherheit bringen wollte.
*****
Tristian wartete bis alle den Hubschrauber verlassen hatten, bevor er sich dem Piloten zuneigte, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. „Erinnere dich, was Isabel Hart gesagt hat”, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und seine grünen Augen verengten sich zu einer Warnung. „Du nimmst dir einige Tage frei und machst dir um uns keine Gedanken. Wir brauchen dich diese Woche nicht, hast du verstanden?”
Angel lächelte glücklich, als sich Tristian ihr anschloss und alle liefen vom Wind der Propeller weg. Sie fühlte sich so viel besser, als sie sich umdrehte und sah, wie die verhasste Machine wegflog und sein lautes Woop...Woop...Geräusch mit ihm.
„Gut, dass wir den Wirbelwind los sind.” Angel winkte ihm spottend nach. Wenn sie sicher wäre, dass niemand über sie lachen würde, hätte sie ihre Hände auf den Boden gelegt und ihm für ihre sichere Rückkehr gedankt.
Ashton fuhr mit seinen Fingern durch ihr seidiges blondes Haar. Er liebte, wie es sich anfühlte. „Ach, du bist nur wütend, weil es deine schönen Haare durcheinandergewirbelt hat”, grinste er und wunderte sich, dass seine Finger nicht ein einziges Gewirr in ihrem Haar antrafen. Sie war nahezu perfekt, er kannte niemanden wie sie und als sie ihm mitteilte, dass sie ihre Heimat besuchen würde, war er schlau genug, sie nicht mehr aus den Augen verlieren zu wollen.
Als sie bemerkte, dass ihr Vater und Felicia schon hineingegangen waren, legte Ashton seinen Arm um ihre Schultern und sie machten sich auf den Weg über den Hügel hinauf zum Anwesen.
„So, mein liebes Rotkäppchen, werden wir zuerst deine Großmutter aufsuchen?”, bemerkte er und versuchte sich nicht überwältigt von der Größe der Residenz zu zeigen. Er hatte ihren Vater darüber prahlen gehört, aber jetzt, da er es selber sah, war ihm klar, dass es wirklich untertrieben gewesen war.
Tristian zwinkerte Angel zu, bevor er unterbrach. „Ich denke, es ist an der Zeit Ashton sein Zimmer zu zeigen und ihm Zeit zur Eingewöhnung zu lassen, meinst du nicht auch? Es gibt keinen Grund den großen bösen Wolf allzu sehr zu reizen. Großmutter hatte bereits einen Herzinfarkt … Ich glaube, ihr deinen Freund gleich bei der Ankunft vorzustellen, könnte ihr gerade noch den Rest geben.”
Angels Lächeln schwankte bei der Erwähnung des Herzinfarkts ihrer Großmutter. Als Tristian sie angerufen und es ihr erzählt hatte, wäre sie fast nach Hause geflogen. Da ihr Vater aber zugestimmt hatte, dass sie sie alle die Woche um den 4. Juli besuchen würden, hatte sie gewartet. Tristian hatte ihr am Telefon geschildert, dass Hunter ihre Großmutter gerade rechtzeitig gefunden und wahrscheinlich sogar ihr Leben gerettet hatte.
Ihr eigenes Herz schlug für eine Sekunde schneller, als sie sich Hunter im Geiste vorstellte ... Hunter Rawlins. Sie hatte immer an ihn als ihren besten Freund gedacht, aber als sie nach L.A. gezogen war, wurde ihr langsam klar, dass sie mehr als nur Freunde waren … viel mehr. Sie hatte Hunter genauso vermisst wie ihren eigenen Bruder.
„Oh, komm schon”, knurrte Tristian fast, als er seine Arme um sie legte und sie liebevoll umarmte. „Ich habe es nicht so gemeint.” Er zog sich zurück, nahm ihr Gesicht in seine Hände und ließ sie zu ihm aufschauen. „Du hast für diese Woche nur Lächeln versprochen”, erinnerte er sie mit ernstem Blick.
„Ich weiß”, Angel zauberte das Lächeln wieder auf ihr Gesicht, aber es fühlte sich nicht gleich an. „Ich bin okay, sobald ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, dass es Großmutter gut geht. Du bleibst bei Ash und ihr habt Spaß zusammen. Ich werde mich später zu euch beiden dazugesellen.”
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab Ashton einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und auf einen Seiteneingang zuging, wo sie ihre Großmutter vermutete.
Ashton beobachtete, wie Angel wegging und ihm gefiel die Tatsache nicht, dass sie fast in der gleichen Minute in der sie auf dem Berg angekommen waren, getrennt wurden. Während ihres Aufenthalts in L.A. hatte ihr Vater sie nie für irgendetwas gebraucht und er hatte sie ganz für sich alleine. Er teilte nicht gerne mit anderen.
*****
Hunter schüttelte es, als er sich vom Türrahmen wegschob, an den er sich gelehnt hatte. Angel zu sehen, wie sie ihrem Freund diesen unschuldigen kleinen Kuss gab, hatte einen richtig schlechten Geschmack in seinem Mund hinterlassen und es juckte ihn auf etwas einzuschlagen ... vorzugsweise auf Ashton Fox. Es brauchte seine ganze Selbstkontrolle, um ihn davon abzuhalten ihr zu folgen, als er beobachtete, wie sie von den anderen wegging.
Er wusste genau, dass Tristian ihn bemerkt hatte, da er seine Schritte beschleunigte.
Tristian und er waren beste Freunde gewesen, solange er sich erinnern konnte, aber in den letzten Jahren waren sie beide in ihre dunkleren Seiten eingeführt worden ... und all das, weil Angel sie verlassen hatte. Er beobachtete, wie Tristian die Distanz zwischen ihnen geringer werden ließ und versuchte, seinem Gesicht einen neutralen Ausdruck zu geben.
Während er seinen Mund zu einem breiten Lächeln verzog, ging Hunter auf sie zu. „Ich bin froh, dass du den Hubschrauber überlebt hast”, neckte Hunter, als er Tristian freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte und ihn an sich drückte. Dann nickte er dem anderen Burschen als Gruß zu.
„Ja, eines Tages werde ich eine Bazooka nehmen und dieses Ding direkt vom Himmel blasen”, zuckte Tristian die Achseln, als Hunter lachte. Um das Thema zu wechseln, fügte er hinzu, „Zumindest sind alle da, die wir für diese Woche erwartet haben. Der letzte Gast ist vor über einer Stunde abgereist und es sind nur noch die Familie und Freunde da. Ich glaube nicht, dass ich diesen Ort jemals so leer gesehen habe, aber es fühlt sich wirklich gut an.”
Hunters Verhalten genau beobachtend, trat Tristian einen Schritt zurück, damit er die anderen beiden untereinander vorstellen konnte. „Hunter Rawlins … das ist Ashton Fox.”
Ashton streckte seine Hand aus und schüttelte Hunters Hand mit einem ziemlich festen Griff. Er hatte erwartet, dass Hunter ihm denselben festen Griff zurückgab und war überrascht, als dem nicht so war. Der Indianer blieb in Übereinstimmung mit seinem Lächeln bei einem freundlichen Händedruck.
Er dachte daran, dass er wirklich besorgt gewesen war, den Apachenjungen kennenzulernen, von dem ihm Angel so viel erzählt hatte. Wenn man sie über Hunter und Ray reden hörte … man könnte glauben, dass sie übers Wasser gehen sowie all die Dinge tun können, zu denen jeweils Indianer in den Kinofilmen fähig sind.
„Willkommen auf Sanctuary”, wiederholte Hunter das Gleiche, was er zu jedem anderen Gast gesagt hätte. „Bist du bereit für eine Woche voller Spaß?” Die Worte klangen in seinen eigenen Ohren wie ein zweischneidiges Schwert, aber der andere Mann schien davon keine Ahnung zu haben.
„Warum nicht?”, lächelte Ashton, froh, dass er sich nicht schon jetzt mit ihm messen musste. „Aber zuerst, glaube ich, könnte ich eine Dusche gebrauchen und eine Weile zum Entspannen, nachdem ich geradewegs für fast zehn Stunden in der Luft gewesen bin.”
„Sag nichts weiter”, sagte Tristian und führte ihn zum Haupteingang. „Hunter, in welches Zimmer hast du ihn für diese Woche gelegt?”
„Ich hole den Schlüssel”, sagte Hunter, ging an ihnen vorbei in die Lobby und machte eine Show aus der Einsichtnahme der Reservierungsbücher, als ob er die Namensliste nachprüfen müsste.
Er wusste genau, wo er Ashton untergebracht hatte … direkt neben dem Zimmer, in dem Ray wegen des leichten Zugangs blieb, nur nicht der leichte Zugang, den sich der Freund gewünscht hätte. Ashton Fox hatte eines der beiden Zimmer bekommen, die sich um die Ecke im Erdgeschoss befanden, auf der anderen Seite des riesigen Hallenbades … abseits von allen anderen Zimmern.
Hunter griff schwungvoll nach dem richtigen Schlüssel an der Wand und gab ihn Tristian. Mit einem Blick auf Ashton ließ er es wie eine gute Sache klingen. „Du hast Glück, das Hallenbad und das Fitnessstudio des Hotels befinden sich direkt neben deinem Zimmer.”
Tristian bemerkte die Nummer auf dem Schlüssel und drehte sich von Ashton weg, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Er war froh, dass Hunter Ashton nicht in der Nähe von Angels Zimmer untergebracht hatte, dachte allerdings, dass es zumindest auf demselben Stock sein würde ... nicht, dass er sich beschweren würde. Wenn es nach ihm ginge, würde Ashton nicht die ganze Woche bleiben.
„Ist alles bereit für die Poolparty?”, fragte Tristian, da er wusste, dass Angel das Schwimmen liebte. Er wollte sie unbedingt an all die Dinge erinnern, die sie vermisst hatte, seit sie weggezogen war.
Hunter nickte: „Ja, Carleys Kinder haben mehrere Freunde über Nacht eingeladen und sie haben bereits die Tiki-Bar zur Selbstbedienung eröffnet.” Da er Tristians wissenden Blick sah, fügte er hinzu: „Jason hat ihren Gästen die Zimmer neben seinen Schwestern und ihm gegeben ... obwohl sie nicht darin schlafen werden.”
„Das stimmt natürlich”, grinste Tristian und wusste, dass die zusätzlichen Zimmer nur zum Schein waren. Er hasste die Tatsache, dass seine Cousins immer versuchten zu handeln, als ob das Hotel ihnen gehören würde, obwohl sie in Wirklichkeit nur Schmarotzer waren, die nichts taten, um ihren Unterhalt zu verdienen. Sie waren bekannt für neue Freunde oder Freundinnen jeden Monat, jede Woche ... mitunter jeden Tag. Das Einzige, wofür sie taugten, war Sex … davon abgesehen, ihre Verabredungen hielten für gewöhnlich nicht sehr lange.
„Wir sehen uns später draußen”, rief er über seine Schulter.
Als Tristian sich mit Ashton entfernte, drehte sich Hunter um und schnappte den Schlüssel zum besten Zimmer, über das Sanctuary verfügte … eine der Hochzeitssuiten im vierten Stock. Niemand würde sie diese Woche benutzen und Angel würde wahrscheinlich mit Begeisterung in einer der Suiten wohnen.
“Wer belegt die Hochzeitssuite?”
Hunter drehte sich um und sah Ray direkt auf der anderen Seite der Rezeption stehen, mit einer Schachtel voller Feuerwerkskörper unter den Arm geklemmt. Ray und er waren ein wenig zerstritten, seit ihre Mutter vor einem Monat gestorben war. Sie hatten einen Waffenstillstand ausgerufen, obwohl sie beide wussten, dass es sich nur um eine schmale Linie handelte. Er liebte seinen Bruder, aber in letzter Zeit hatte Ray merkwürdig genug gehandelt, um ihn in Alarmbereitschaft zu setzen.
„Du hast also beschlossen das Feuerwerk heute Abend zu machen?” Hunter änderte schnell das Thema, während er den Schlüssel in seine Tasche verschwinden ließ.
Rays dunkle Augen folgten der abwehrenden Bewegung, aber er ließ es vorerst bleiben. „Ja, denn wir wollen die Woche mit einem Knall starten, nicht wahr?”
„Sicher. Kommst du später zur Poolparty?”, fragte Hunter. Der Umstand, dass Ray ihn im Auge behalten würde, gefiel ihm nicht.
„Ja, ich werde vorbeischauen”, antwortete Ray mit gleichmütigem Blick, während er einige Streichhölzer aus dem Behälter auf dem Schreibtisch nahm und sie in die Schachtel mit den Feuerwerkskörpern warf. Dann wandte er sich um und verschwand.
Hunter blieb stehen, bis Ray aus seinem Blickfeld verschwunden war und griff dann langsam in seine Tasche, um den Schlüssel wieder herauszuziehen. Er drehte sich um und war im Begriff ihn an seinen Platz zurückzuhängen, aber stattdessen ließ er ihn in eine der Schubladen verschwinden. Er wandte sich wieder dem Schlüsselbrett zu, bewegte zweifelnd seine Finger und schnappte dann den Schlüssel zum Zimmer direkt neben seinem.
Er würde sich sicherer fühlen, wenn er Angel genau im Auge behalten konnte ... besonders nachts.

Kapitel 2 „Geheimnisse”

Angel stand vor den Glastüren und beobachtete ihre Großmutter im Inneren. Sie hatte schon vermutet, dass sich Isabel Hart zu dieser Tageszeit im riesigen Wintergarten mit Blick auf den Garten befand. Sie spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog, als sie ihre Großmutter sah, wie sie die Schalter am Rollstuhl bediente und dieser sich näher zu den Terrassentüren bewegte, die in den Garten führten.
Als sie ihre Großmutter das letzte Mal gesehen hatte, stand sie groß und stolz vor ihr und wischte die Tränen von ihren Augen, während sie sich von ihnen verabschiedete. Angel legte ihre Hand gegen die enormen Glastüren, holte tief Luft und öffnete sie.
„Großmutter!” Angel lächelte und stürzte quer durch den Raum auf sie zu. Ihr Lächeln erhellte sich noch mehr, als sich die Augen ihrer Großmutter voller Freude weiteten. Angel beugte sich nach unten und gab ihr eine herzliche Umarmung. „Du meine Güte, ich habe dich so sehr vermisst!”
Isabel schloss die Augen und genoss diese echte Umarmung. Das liebte sie so sehr an Angel und Tristian … Sie waren nicht falsch wie der Rest der Familie. Wenn sie jemanden liebten, liebten sie ihn von ganzem Herzen.
„Da ist mein Engel”, klopfte Isabel ihr leicht auf den Rücken. Sie fühlte etwas von ihrer Kraft zurückkehren, nur wegen der Nähe zu Angel. Das Mädchen fand immer einen Weg, ihre Stimmung zu heben und ihr das Gefühl zu geben, geliebt zu werden. Aber das würde sie nicht davon abhalten, die Krankheit auszuspielen, die Mühe lohnte sich. „Ich bin froh, dass du es geschafft hast, mich noch ein letztes Mal zu sehen”, sagte sie mit gewollt hängender Stimme, als wäre es ein so trauriger Gedanke.
„Was?” Angel atmete tief ein, erhob sich und blickte auf ihre Großmutter hinunter. „Großmutter? Was sagst du da?” Sie so etwas nur sagen zu hören, tat ihr im Herzen weh und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Oh, lass uns nicht über mit sprechen, meine Liebe. Erzähl mir alles, was ich in den letzten Jahren verpasst habe und wer dieser sogenannte Freund ist, von dem mir etwas zu Ohren gekommen ist?” Isabel legte die Stirn in Falten. „Ich kann nicht glauben, dass meine Baby-Enkelin versucht an einem Ort erwachsen zu werden, der so weit entfernt ist, dass ich es überhaupt nicht miterleben kann.”
*****
Tristian trat aus Ashtons Zimmer und schloss die Tür hinter sich, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Er sah, dass es Ray war und antwortete schnell. „Hallo Ray, was gibts?”
„Die Limousine ist gerade weggefahren und deine Freundin ist auf dem Weg den Berg herauf. Es scheint der letzte erlaubte Verkehr zu sein. Willst du immer noch, dass ich das Tor hier absperre?”, fragte Ray, obwohl er wusste, dass es Isabel Harts Anweisungen gewesen waren.
„Ja, Großmutter ist unerbittlich dabei, damit keine ungebetenen Gäste auftauchen”, bestätigte Tristian. „Schließe es einfach fest zu und komm zurück nach oben, um etwas Spaß zu haben. Wenn jemand hinaus muss, dann braucht derjenige nur einen Geleitschutz den Berg hinunter.”
„Klingt wie ein Plan”, murmelte Ray.
Er schaltete das Handy aus und zog an dem schweren Eisengatter, um es zu schließen. Die drei starken Schlösser schnappten zu und er schaute auf den hohen Zaun mit Spitzen. Als er den Handymast aus den Augenwinkeln sah, startete er in dessen Richtung. Es war der einzige Handymast im Umkreis von etwa 80 Kilometern und er wurde das Gefühl nicht los, dass auch dieser bald nutzlos sein würde.
*****
Angel ging durch die Terrassentüren ins Freie. Nachdem sie ihre Großmutter so zerbrechlich aussehend in diesem Rollstuhl gesehen hatte, brauchte sie einen Moment für sich alleine, um den Schock zu verdauen. Jedes Mal, wenn sie die Frage nach ihrer Gesundheit aufgebracht hatte, hatte Isabel das Thema mit Fragen über sie selbst umgangen.
Nach nur einem kurzen Besuch hatte ihre Großmutter behauptet, sie sei müde und müsste sich für den Rest des Tages hinlegen. Angel musste ihr versprechen, dass sie am nächsten Morgen wieder bei ihr vorbeikommen würde. Es machte ihr Sorgen, dass ihre Großmutter so früh ins Bett ging und sie fragte sich, wie krank sie wirklich war. Ihre Großmutter hatte eine so gute Gesundheit gehabt, bevor sie Sanctuary verlassen hatte, um nach Kalifornien zu ziehen. Nach dem Tod des Großvaters war sie sogar aufgeblüht.
Angels Lippen wurden bei dem Gedanken an den alten Mann schmäler, den sie immer als ein Monster angesehen hatte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben niemals irgendjemanden gehasst, aber ein paar Stunden, bevor er die Treppe hinuntergefallen war, hatte er Hunter und sie erwischt, wie sie alleine vom Schwimmen am Teich zurückgekommen waren.
Ihr Großvater schrie sie an, schimpfte, dass sie zu alt sei, um mit dem indianischen Gesindel aus dem Reservat zu spielen. Er befiehl Hunter sich von seinem Berg zum Teufel zu scheren und schlug dann die Tür hinter sich zu. Es war herzzerreißend, Hunter auf diese Weise fortgehen zu sehen. Als sie versuchte ihn zu verteidigen, drehte sich ihr Großvater um und gab ihr eine so heftige Ohrfeige, dass sie hinfiel.
Angel hatte vor Schmerz aufgeschrien, aber nichts Weiteres mehr gesagt, weil sie wusste, dass ihr Großvater wohl recht hatte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass Hunter und sie Dinge taten, die sie nicht tun sollten ... sich küssen, anfassen und experimentieren. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sie mehr als einmal geschlagen.
„Siehst du, ich habe dir gesagt, dass es nicht die Statue eines Engels war. Es ist wirklich Angel”, lachte jemand hinter ihr und schreckte sie aus ihrer Melancholie. Sie drehte sich schwungvoll um und lächelte, als sie Onkel Roberts eineiige Zwillingssöhne Devin und Damien sah.
„Du meine Güte, ihr Jungs seid aber groß geworden!” Sie lächelte, als sie sie nacheinander umarmten und im Kreis drehten. Sie waren im gleichen Alter wie Tristian, waren ihm aber in den letzten Jahren irgendwie über den Kopf gewachsen. Sie waren mindestens 1,85 Meter groß und schauten aus wie Türsteher. Beide trugen hautenge schwarze T-Shirts mit dem Logo ‚Sanctuary’ auf der Vorderseite.
Sie legte eine Hand auf jeweils einen Oberarm und konnte den Stolz in ihren grauen Augen aufleuchten sehen. „Ich schätze, ich brauche nicht zu raten, was ihr zwei gemacht habt”, kicherte sie. „Habt ihr euch aus jeglichem Trouble herausgehalten? Oder ihn verursacht?”
„Wer? Wir?” Devin lachte, als er sie wieder auf den Boden zurückstellte und glitt dabei mit seiner Hand über ihre Hüfte und ihren Oberschenkel.
„Du solltest uns besser kennen”, rollte Damien seine Augen in Richtung seines Bruders, während er seinen Arm um Angels Taille legte und sie aus Devins Einfluss zog. Die Zwillinge hatten dieses Spiel seit Jahren gespielt … immer zu versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen, wenn ein hübsches Mädchen in der Nähe war.
„Gut, dass sie euch kennt”, starrte Hunter die Zwillinge grimmig an und lächelte, als sich Angel beim Klang seiner Stimme umdrehte.
Angels Mund öffnete sich, als sie Hunter das erste Mal seit fast zwei Jahren erblickte. Plötzlich schossen ihr alle Arten von Erinnerungen durch den Kopf, ihre Knie wurden weich und ihr Puls begann zu rasen. E-Mails und Anrufe waren nichts dagegen, ihn persönlich zu sehen.
Seine tiefschwarzen Haare waren länger, als sie sie in Erinnerung hatte und hingen weit über seine Schultern. Er sah genauso aus wie einer dieser Kerle auf der Vorderseite eines historischen Liebesromans, auf der der Indianer und das weiße Mädchen in einer heißen Umarmung abgebildet waren.
Sie errötete bei der Vorstellung, befreite sich von ihren Cousins und ging auf ihn zu. „Du bist gewachsen”, hauchte sie und schaute zu ihm auf. Hunter war der einzige Mensch, der mehr von ihr wusste als ihr Bruder.
„Nein, du bist nur kleiner”, spottete Hunter, kurz bevor er seine Arme um sie legte und sie in die Luft hob. „Es sei denn, ich mache das.” Sie war für ihn immer leicht wie eine Feder gewesen. Er knurrte innerlich, als sie nach unten verlangte und das kindische Spiel endete mit einer engen Umarmung. Er atmete ihren Geruch ein und er erinnerte ihn an all die Gründe, warum er auf ihr Zurückkommen gewartet hatte.
Da er wusste, dass sie beobachtet wurden, stellte sie Hunter schnell auf ihre Füße zurück und schaute über ihre Schulter zu den Zwillingen. „Die Poolparty beginnt und da draußen ist jemand, der nach euch gefragt hat.”
„Stacey! Give me five! Wir sehen euch zwei später.” Die beiden zogen ab, als ob es ein Rennen wäre, wer das Mädchen zuerst erreichen konnte.
„Also haben die zwei letztendlich gelernt, wie man teilt?”, fragte Angel mit ernster Miene, als sie zusah, wie die Zwillinge davonzogen und kicherte dann leicht über ihren eigenen Scherz.
„Ich glaube, sie mögen einfach nur den Wettbewerb”, grübelte Hunter. „Diese Stacey taucht die ganze Zeit hier auf, nur damit sich die beiden um sie streiten … bisher hat keiner von ihnen gewonnen.”
Sie lächelte sanft, als sie sich wieder zu Hunter umdrehte und bemerkte eine lange Locke seines ebenholzfarbenen Haares, die in sein Gesicht gefallen war, als er sie aufgehoben hatte. Sie griff danach, strich sie zärtlich zur Seite und steckte sie ihm hinter sein Ohr. „Jetzt kann ich endlich wieder atmen.”
„Was hat dich davon abgehalten?” Hunters Stimme war genauso sanft wie ihre. Er wusste, was sie sagte, weil er es auch fühlen konnte. Er spürte es so stark, dass es seine Augen brennen ließ.
Sein Blick sank auf ihre vollen Lippen und er fühlte, wie er sich ihr näherte … Er wollte sie küssen, wie er es früher getan hatte, bevor sie wegging. Er war derjenige gewesen, der ihr das Küssen beigebracht hat, obwohl er wusste, dass sie es nie so ernst genommen hatte wie er. Für sie war es nur Experimentieren in der Jugend … für ihn waren es fesselnde Bande.
„Man sollte niemals von seinem besten Freund getrennt werden … es tut weh”, seufzte Angel und umarmte ihn erneut.
Hunter erstarrte bei den Worten ‚bester Freund’. Etwas, das sie aus Zärtlichkeit meinte, hatte sich für ihn immer mehr wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt. Er schlug seine Arme wieder um sie, beugte sich hinunter und küsste ihre Haare, während er versuchte seine Stimme zu kontrollieren. „Ich weiß.”
Sie hatte den Ausdruck benutzt, seit sie ihm all ihre Geheimnisse erzählt hatte … sogar das Geheimnis über Tristian und sie. Sie hatte ihm sogar einmal gesagt, dass sie dachte, sie sei in ihren großen Bruder verliebt. Hunter hatte dann angefangen, sie mit in die Berge zu nehmen … nur sie beide ... und zeigte ihr all die Dinge und Gefühle, die ihr Bruder ihr nicht geben konnte.
Das war der Wendepunkt zwischen Tristian und ihm … weil er wusste, dass Angels geheime Gefühle niemals einseitig waren. Zu seiner Bestürzung konnte er nur mit ihr zusammen sein, indem er Angel überzeugte, dass sie in beide verliebt war.
Er zog sich zurück, legte seinen Arm um ihre Schulter und ging mit ihr los, um den Garten zu verlassen. „Ich bin sicher, du hast noch keine Chance gehabt, dich von deinem Schreckensflug zu erholen”, grinste er, da er wusste, dass sie den Hubschrauber genauso hasste wie Tristian.
„Du weißt, dass du Großmutter davon abhalten hättest können”, sagte sie und gab ihm einen Stoß in die Seite. „Früher konntest du ihr fast alles ein-oder ausreden.”
„Nein, das ist nicht wahr”, grinste Hunter. „Gib mir nicht die Schuld für diesen Helikopterflug. Außerdem habe ich deiner Großmutter in letzter Zeit öfters ihren Willen gelassen.” Sie gingen über den Rasen ins Freie. Er wusste, dass sie von Ashtons Zimmer aus voll im Blickfeld lagen und wurde langsamer, nur um ihn zu ärgern. Niemand hatte ihn jemals beschuldigt ein Heiliger zu sein.
„Du bist mein Held … weißt du das?” Angel zwang ihn stehen zu bleiben, damit er auf sie herabschaute. „Wenn du Großmutter während ihres Herzinfarktes nicht gefunden hättest …” Ihre Stimme schwächte zu einem Flüstern ab. „Du hast ihr das Leben gerettet.”
Ashton wickelte das Handtuch um seine Hüfte, als er das Badezimmer verließ. Das war es, was er brauchte, eine lange heiße Dusche, um die Woche Urlaub zu starten. Vielleicht konnte er einen wirklich guten Eindruck auf Angels Familie machen und sich ein Anrecht auf sie sichern. Er hatte sich noch nie so angestrengt ein Mädchen zu beeindrucken, wie er es mit Angel tat.
Seine letzte Freundin stellte sich als falsche hinterhältige Schlampe heraus, der er eine Lehre erteilen musste. Nicht aber Angel. Man konnte sagen, sie war immer noch eine kleine süße, heimische Jungfrau, die er dazu überreden musste, um nur ein paar einfachste Küsse von ihr zu bekommen. Es hatte ihn aber nicht gestört. Wenn er Sex wollte … es gab genug bereitwillige Schlampen, die dazu bereit waren und nachher verschwanden, damit er Zeit mit Angel verbringen konnte.
Er schaute in den Spiegel der Kommode und begann mit einem Handtuch seine Haare zu trocknen. Dann hörte er abrupt damit auf … er hatte etwas im Spiegelbild bemerkt. Er wandte sich dem Fenster zu und runzelte die Stirn, als er Angel und Hunter so nahe beieinanderstehen sah. Es sah aus, als ob sich die beiden Geheimnisse zuflüstern würden.
Er biss seine Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln zuckten, als er seine Freundin und den Indianer, den sie so liebevoll ihren besten Freund nannte, beobachtete. Irgendwie war er sicher, dass Hunter nicht das gleiche Gefühl bei diesem Kosenamen hatte … kein Mann mit normalem Verstand würde es haben.
„Angel, deine Großmutter war immer gut zu mir und Ray … sogar wenn sie keinen Grund dazu hatte. Ich hasse, was ihr zugestoßen ist.” Hunter seufzte und wusste, dass es eine Lüge war. Wenn Isabel Hart ihren Herzinfarkt nicht gehabt hätte … dann würde Angel jetzt nicht hier sein. Er zuckte innerlich zusammen, bewusst, was er getan hatte.
Der Schamane seines Stammes hatte ihm alles über Kräuter beigebracht und was sie im Körper hinsichtlich Heilung oder Schaden bewirkten. Er nutzte dieses Wissen und mischte das richtige Gebräu zusammen, um Isabels leichten Herzinfarkt zu verursachen. Es war das Einzige, das ihm eingefallen war, um Angel zum Zurückkommen zu bewegen.
„Ich verdiene kein Lob dafür, dass ich sie gefunden habe”, räumte Hunter mit schlechtem Gewissen ein.
Angel lächelte sanft, da sie wusste, dass Hunter keine arrogante Ader in seinem Körper hatte. Sie wollte ihn allerdings wissen lassen, wie sehr sie schätzte, was er getan hatte. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihm einen zarten flüchtigen Kuss auf die Lippen.
Als sie sich von ihm zurückzog, trafen sich ihre Blicke und hielten aneinander fest. Angel atmete tief ein, als sie die kleinen Blitze in ihren Bauch und ihre Oberschenkel zucken fühlte. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Reaktion in ihr verursacht hatte … aber es war das erste Mal, dass sie dieses Gefühl für ihn nicht verspüren sollte. Sie hatte jetzt einen Freund … in Hunter verknallt zu sein war tabu.
Angel schluckte, als sie einen Schritt zurücktrat. „Danke, dass du meine Großmutter gerettet hast. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich sie verloren hätte.”
Hunter verengte seine Augen und wusste, dass sie verleugnete, was sie beide gerade gefühlt hatten. Möglicherweise nicht verleugnen … aber auf jeden Fall überging sie es. Er hatte nicht die Absicht, sie damit davonkommen zu lassen … in der Tat, er wollte sie daran erinnern, dass er nicht so leicht zu vergessen war.
Er griff nach ihrer Hand und machte sich auf den Weg zu den Eingangstüren. „Komm, ich werde dir erst einmal dein Zimmer zeigen.”
Ashton ergriff das Fensterbrett so fest, dass er das Holz knacken hörte. Angel hatte ihm noch nie einen Grund gegeben, eifersüchtig zu sein, aber es gefiel ihm nicht, wie sie Hunter ansah … wie sie ihn geküsst hatte. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte sie nicht nach Hause kommen lassen, um zuzusehen, wie sie sich anderen Männern an den Hals wirft.
Angel betrat den Aufzug und schüttelte das letzte bisschen Strom ab, dass Hunter zu küssen, verursacht hatte. „Also, wo werde ich schlafen?”, lächelte sie und kannte das Spiel, das sie früher immer gespielt hatten.
Alle vier, Tristian, Ray, Hunter und sie, schnappten sich das Gästeverzeichnis vom Empfangsschalter und vertauschten die Zimmer der Gäste, nur um eine Riesenverwirrung zu verursachen. Das hatte ihnen so viele Schwierigkeiten bereitet, deshalb war es irgendwie amüsant, dass jetzt Hunter genau dafür zuständig war, für das sie früher angeschrien wurden.
Hunter zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, dass du neben deinem Bruder sein möchtest.” Er streckte die Hand aus und drückte den Knopf für den vierten Stock. „Deshalb habe ich dich in deinem alten Zimmer untergebracht.”
„Es freut mich, dass ich immer noch ein großes Zimmer bekomme”, lächelte sie und wusste, dass diejenigen im obersten Stockwerk im Vergleich zu denen im Erdgeschoss riesig waren. Außerdem würde es schön sein, sich wieder rundum zu Hause zu fühlen. „Danke.”
„Ich habe immer gedacht, dass ihr zwei ein bisschen verwöhnt seid”, neckte Hunter. „Deshalb habe ich mich entschlossen auch einzuziehen.” Er fischte den Schlüssel aus seiner Tasche. Er hatte das Zimmer direkt neben ihr genommen, als er letzten Monat eingezogen war. So hatte er sich ihr näher gefühlt, obwohl sie so weit weg war.
„Wann bist du endgültig nach Sanctuary gezogen?”, fragte Angel. Ray und er waren jeden Tag hin-und hergefahren, damit sie während der Nacht bei ihrer Mutter bleiben konnten … sogar bevor Ray seinen Führerschein gemacht hatte. Ray und er liebten ihre Mutter von Herzen und vergewisserten sich, dass sie immer gut versorgt war.
Als sich die Türen öffneten, legte Hunter seine Hand an den Rand der Fahrstuhltür, um diese für sie offenzuhalten. „Es tut mir leid, Angel … Ich bat Tristian, dir nichts zu sagen. Ich wollte nicht, dass du dir um uns Sorgen machst.” Seine Augen verdüsterten sich und er wusste, dass sie allen Grund hatte, böse auf ihn zu sein, wenn sie es wollte.
„Dann sag es mir jetzt.” Angel hatte ein schlechtes Gefühl. Hunter hatte nie Geheimnisse vor ihr gehabt und sie fragte sich, ob ihre Trennung dies verursacht hatte. „Was weiß ich nicht?”
„Unsere Mutter ist im letzten Monat gestorben, als das Haus unglücklicherweise in Brand geraten ist”, schluckte er und war nicht gewillt darüber zu reden. „Die Feuerwehr sagte, es sah so aus, als ob sie beim Kochen eingeschlafen sei.”
Angel öffnete ihren Mund, als in seinen dunklen Augen Tränen glitzerten. „Ach du lieber Gott, Hunter … Es tut mir so leid. Ich wünschte, du hättest es mir gesagt … Ich wäre schon früher zurückgekommen.”
„Ich wollte nicht, dass du … mich so siehst”, gestand er, als sie ihre Arme zum dritten Mal in der letzten halben Stunde um ihn schlang.
Er ließ die Tür los und sie schloss sich. Dann streckte er die Hand aus und drückte auf die Stopptaste. Hunter konnte sich nicht zurückhalten, als er seine Handflächen auf ihren Rücken legte und sie an sich zog. Der Duft ihres Haares beruhigte den Schmerz in ihm, allerdings hatte dieser Schmerz nichts mit seiner Mutter zu tun.
Angel wollte nichts anderes als ihn trösten, aber sobald sich ihre Körper berührten, fand sie sich mit dem Rücken gegen die Wand des Aufzugs gepresst und eines seiner Beine zwischen ihre Schenkel geschoben. Und beide gingen wieder in Flammen auf.
„Oh Gott, Angel”, murmelte Hunter gegen die zarte Haut ihres Halses, als er die Hitze ihres Körpers durch den Stoff seiner Hose fühlte. Er rieb seinen Oberschenkel gegen sie, hob seinen Kopf und presste ihr einen frustrierten Kuss auf die Lippen. Seine Hände wanderten ihre Arme hinunter, um ihre Hände zu fassen. Er verschlang seine Finger in ihre und presste sie gegen die Wand, da er sie gut genug kannte, um sich zu erinnern, dass ein bisschen Dominanz sie antörnte. Sofern dies als Sex gezählt werden konnte … dann waren sie schon seit langer Zeit ein Liebespaar.
Am Anfang erwiderte sie den Kuss und gab sich den von ihm verursachten Empfindungen hin – bis ihr ein Bild von Ashton durch den Kopf schoss. Sie drehte den Kopf weg und beendete den Kuss. Sie stöhnte leise, als sie seinen heißen Atem über ihren Hals hinunter spürte. Sie entzog ihm die Hände, legte sie auf seine Brust und schob ihn weg.
„Hunter?” Angels Blick blieb auf dem Boden hängen und sie hatte plötzlich Angst, was sie sehen würde, wenn sie zu ihm aufschaute. „Es tut mir leid. Ich …”
„Pssst,” legte er sanft seinen Finger unter ihr Kinn und hob es hoch, damit sie ihn ansah. Er wusste bereits, warum sie stoppte. Ashton Fox hatte bereits verloren … obwohl sie das noch nicht wusste. Seine Augen verfinsterten sich attraktiv, als er ihre fast stoßweisen Atemzüge hörte – von nur einem einzigen Kuss!
„Es soll dir nicht leidtun … Es sollte dir niemals leidtun, mich zu lieben. Zumindest weiß ich, dass du mir verzeihst, weil ich dir über unsere Mutter nichts gesagt habe.” Hunter ließ sie los, zwang sich einen Schritt zurückzutreten und drückte den Knopf, damit sich die Fahrstuhltüren für sie öffneten.
Angel wusste, dass er über seine Mutter sprechen würde, wenn er dazu bereit war. Sie drehte sich um und floh aus dem Aufzug, da sie sich nicht mehr traute, mit ihm alleine zu sein. Sobald sie sicher war, dass er weg war, verlangsamte sie ihre Schritte.
Armer Hunter … und Ray. Die beiden waren immer so liebevoll mit ihrer Mutter umgegangen und diese liebte sie im Gegenzug von ganzem Herzen. Angel erinnerte sich, wie oft sie sich gewünscht hatte, dass ihre eigene Mutter und sie diese Art von Beziehung hätten. Aber ihre Mutter war eine Fremde für sie … war es immer gewesen.
Als sich die Fahrstuhltüren hinter ihr schlossen, legte Hunter seine Hände gegen die gleiche Wand, gegen die er sie gerade gehalten hatte … er drückte aus Frust dagegen. Wenn das bis Zehn zählen nur funktionieren würde. Er schloss seine Augen und tat es trotzdem, während er seine Atmung zwang zu etwas ähnlichem wie normal zurückzukehren. Als er sich aufrichtete und seine Augen öffnete, war er wieder vollkommen ruhig.
Er klappte sein Handy auf und wählte Tristians Nummer, um ihm mitzuteilen, dass seine Schwester untergebracht war. Hunter runzelte die Stirn, als er sah, dass er kein Signal auf dem Handy hatte.
Angel ging in ihr Zimmer und lächelte, als sie sah, dass sie alles so gelassen hatten, wie es vor ihrem Auszug war. Sie warf sich mit einem glücklichen Seufzer auf die Matratze und schloss ihre Augen. Sobald sie sie zugemacht hatte, rief sie sich in Erinnerung, was Hunter und sie gerade im Aufzug gemacht hatten und brachte ihren Körper zum Verbrennen.
Sie war so lange weg gewesen und hatte gedacht, dass er sie nicht mehr auf diese Art haben wollte. Tristian hatte angefangen, mit jemandem auszugehen … warum nicht auch Hunter?
Als sie anfing, mit Ashton auszugehen … hatte sie versucht, die Erinnerungen an Hunter und Tristian zu blockieren. Aber jetzt bei ihrer Rückkehr fühlte es sich an, also ob ihr Herz schon wieder zerrissen wurde. Sie war schon so lange in beide verliebt, dass dies der Grund gewesen war, warum sie überhaupt angefangen hatte, sich mit Ashton zu verabreden … um zu vergessen. Aber als Hunter sie gerade im Aufzug berührt hatte, hatten sich ihre schlimmsten Ängste bestätigt … sie war nicht in Ashton Fox verliebt und er würde niemals jene Gefühle in ihr wecken, wie Hunter es gerade getan hatte.
Sie strich mit ihrer Handfläche über ihren Unterleib und schob sie dann langsam zwischen ihre Beine, während sie ihren Körper aufwölbte. Sie schloss wiederum ihre Augen, als das imaginäre Bild von Hunter wankte und durch die Erinnerung an Tristians heiße Berührungen ersetzt wurde.

Kapitel 3 „Eifersucht”

Es war fast dunkel, als Tristian die sanfte Musik ausschaltete und zu alternativem Rock wechselte, dann griff er nach der Flasche Wein, die er unten innerhalb der Tiki-Bar versteckt hatte. Als er drei Gläser schnappte, huschte der Hauch eines Lächelns über seine Lippen. Er hatte vor Kurzem den geheimen Weinkeller seines Großvaters in den geheimen Gängen, die unter und durch das riesige Gebäude liefen, entdeckt.
Dass sein Großvater vor den anderen Familienmitgliedern die Existenz der schmalen Gänge geheimgehalten hatte, war die einzige Sache, worüber Tristian froh war. Jetzt hatte er sein eigenes kleines Geheimnis und bisher wusste es nur eine andere Person, Angel, und sie war nicht der Typ, um die mit Spinnweben bedeckten Katakomben zu erkunden.
Als er Ashton durch den Seiteneingang kommen sah, rief er ihm zu und winkte ihn herbei. „Es ist Zeit, dass du damit anfängst die Familie kennenzulernen.” Tristian führte ihn zu einem der bezogenen Picknicktische, wo die Zwillinge Stacey unterhielten.
„Okay. Ich habe noch nicht einmal angefangen zu trinken und ich sehe schon doppelt”, scherzte Ashton und hoffte, damit das Eis zu brechen.
Damien und Devin erhoben bei diesen Worten ihre Blicke und sahen die Flasche Wein, die sie nicht mehr aus den Augen verloren, als Tristian sie auf den Tisch stellte.
„Hey, das ist eine der Flaschen aus Großvaters Geheimversteck. Ich habe gesehen, wie er und Dad vor langer Zeit eine getrunken haben.” Devin schnappte sie und schnüffelte am Korken. „Wo zum Teufel hast du die gefunden?”
Noch bevor Tristian antworten konnte, deutete Damien mit dem Kopf auf Ashton. „Tristian? Wozu hast du ihn mitgebracht? Ein anderer Kerl ist genauso überflüssig wie ein Kropf.” Er legte seinen Arm um Stacey, während sein Zwillingsbruder abgelenkt war.
„Hahaha”, Tristian stellte die Gläser ab. „Ich möchte, dass ihr Ashton Fox kennenlernt … Angels Freund.” Er hob seinen Finger und zeigte auf die beiden, als er sie Ashton vorstellte. „Und das ist Devin … und Damien, unsere Cousins … zusammen mit Stacey, die nur kommt, um die beiden zu quälen, wenn sie Zeit hat.” Er zwinkerte Stacey zu und wusste, dass sie es nicht abstreiten würde.
Ashton streckte seine Hand aus und versuchte nicht zusammenzuzucken, als ihm die Zwillinge abwechselnd mit ihrem Griff fast die Finger brachen. Er bewegte seine Hand, um das Blut wiederum zum Fließen zu bringen, lächelte und sagte, „Jungs, Angel hat mir viel von euch erzählt. Es ist schön, die Zwillinge endlich kennenzulernen.”
„Also hat dir unsere kleine Angel von ihren Lieblinscousins mit Kusserlaubnis erzählt?”, fragte Damien mit ernster Miene.
„Ja, sie hat mir auch von der blutigen Nase erzählt, die du für deine Bemühungen bekommen hast”, sagte Ashton genauso ernsthaft, wenn nicht sogar ein bisschen gelangweilt. Wenn es ihm schon nicht erspart blieb sein Testosteron anzukurbeln ... dann soll es so sein.
Tristian lachte laut und schlug Ashton auf den Rücken. „Gut, gibs ihm.”
„Ist das dein Ernst?”, fragte Stacey und lachte mit Tristian, als sie nach einem der Weingläser langte, die Devin gerade gefüllt hatte.
„So gut wie nie … soweit ich das beurteilen kann.” Damien schnappte sich sein Glas und leerte es auf einen Zug. Es war traurig zu sehen, dass es Angel geschafft hatte, sich noch einen weiteren Leibwächter anzuschaffen. War die Indianer-Brigade nicht genug?
Die Zwillinge ignorierend, klopfte Tristian Ashton auf die Schulter, damit er seinen stechenden Blick ablegte. “Da drüben ist Onkel Robert und seine Frau Dianne”, er zeigte auf das Paar, das gerade in den Whirlpool stieg. Aus irgendeinem Grund haben sie nach den Zwillingen keine weiteren Kinder mehr bekommen.” Er versuchte nicht zu lachen, als er Ashton damit ein Grinsen entlockte.
„Wer ist dein Freund?” Tiffany kam dazu, platzierte ihr Knie neben Devin und lehnte sich darauf, gelangweilt, aber neugierig. Sie trug einen himmelblauen Bikini, der mehrere Größen zu klein war, mit einem durchsichtigen, um die Taille gebundenen Schal.
Sie schnipste Devin aufs Ohr, als er den Kopf drehte, um genau auf ihre Brüste zu starren. „He, hör auf damit, du Perversling.”
„Gib es auf, Tiff, er ist besetzt”, sagte Devin in mitleidigem Tonfall und zwinkerte ihr dann zu. „Ich schätze du musst dich schließlich mit mir vorliebnehmen.” Er knurrte, als er bemerkte, dass Damien versuchte Stacey zu küssen. „Verdammt noch mal, Damien, ich kann dir nicht einen Moment den Rücken zukehren, nicht wahr?”
Als die Zwillinge aufeinander losgingen, um zu streiten, war Stacey immer noch zwischen ihnen. Sie legte vorsichtig je eine Hand auf jeweils eine ihrer Schultern und schob sie auseinander. „Hört auf damit oder ich schwöre, ich gehe wieder nach Hause”, warnte sie.
„Tiffany, das ist Ashton … Angels Gast für diese Woche”, Tristian stufte Ashton mit Absicht vom Status Freund zu Gast ab. Wenn Tiffany ihr Glück bei Ash versuchen wollte … wer war dann er, um sie aufzuhalten. “Das ist Tiffany, unsere jüngste Cousine, und sie hat zwei Geschwister irgendwo hier.”
„Sie sind mit ihren Freunden im Pool”, schmollte Tiffany genauso mürrisch wie Devin. Sie verdrehte ihre Augen, packte Devins Hand und zog ihn aus dem Stuhl. „Komm schon … lass uns ins Wasser gehen.”
„Sicher”, Devin schlug Stacey auf den Hintern, als er ihr in den Pool folgte.
Ashton zog seine Augenbrauen in die Höhe, biss sich aber auf die Zunge und weigerte sich, irgendetwas laut auszusprechen. Außerdem würde sich die Familie wahrscheinlich nur gegen ihn stellen, wenn er das aussprechen würde, was ihm durch den Kopf ging.
Tristian zeigte auf das dunkelhaarige Mädchen, das die Leiter zum Sprungbrett hinaufkletterte. „Das ist Paris, Tiffanys ältere Schwester. Und der seltsame Mann auf der Leiter hinter ihr ist wahrscheinlich ihr neues Spielzeug für diese Woche, weil ich ihn noch nie zuvor gesehen habe.” Er drehte sich in seinem Stuhl um und schaute zum anderen Ende des Pools. „Und eine der beiden Personen, die im Kiddy-Bereich rumknutschen, ist ihr Bruder Jason.”
„Was ist denn hier im Wein?” fragte Ashton und hoffte, dass es wie ein Scherz klang.
„Warum glaubst du, dass ich ihn nicht trinke?”, lächelte Tristian und Ashton war ihm von Moment zu Moment sympathischer … manchmal war das Leben zum Kotzen. „Ihre Mutter, Tante Carley, sollte bald auftauchen.” Damien hatte dies nicht überhört, beugte sich zu Ashton hinüber und mit einem Flüstern fügte er hinzu, „Das heißt, wenn sie nicht so betrunken ist, dass sie nicht mehr gehen kann.”
„Ich wette, das ist sie”, Ashton nickte zum Eingang, den er nicht mehr aus den Augen gelassen hatte, um zu sehen, ob Angel auftauchte. Die Frau im mittleren Alter sah aus wie die Mädchen, allerdings mit kürzeren Haaren und viel zu viel Make-up. Sie schaute irgendwie müde aus … oder Moment mal … war sie gerade getorkelt?
„Ja … das ist sie. Ich wette, sie geht direkt auf den Alkohol zu.” Tristian imitierte ein siegreiches Glockengeräusch von sich, als Carley sich eine Flasche Whisky Crown Royal aus der Tiki-Bar holte und sie mit zu einem der Loungestühle nahm. Sie machte sich nicht einmal die Mühe ein Glas mitzunehmen.
„Und wer ist das?”, fragte Ashton und zeigte auf den Eingang, indem er auf ein Mädchen im Alter von Angel mit langen braunen Haaren und heller Haut schaute.
„Das ist unsere andere Cousine”, Tristian verließ seinen Stuhl und traf das Mädchen auf halbem Wege. Er senkte seinen Kopf und gab Shae einen langen leidenschaftlichen Kuss, wohl wissend, dass dies Ashton wirklich ausrasten lassen würde. Nachdem er der Meinung war, dass es genug Show war, hauchte er ihr zu, „Sei nicht böse auf mich … aber ich habe Angels Freund gerade erzählt, dass du eine unserer Cousinen bist. Ist er bereits aus seinem Stuhl gefallen?”
Shae kicherte, „Nein, aber ist er immer so blass?”
Tristian blickte über seine Schulter erstickte fast an seinem Lachen, als Ashton sofort in die andere Richtung schaute, als hätte er nichts gesehen. „Okay, lassen wir ihn in Ruhe.” Tristian führte sie an der Hand zurück zum Tisch und bemerkte, dass Damien und Stacey sich Devin im Pool angeschlossen hatten.
„Das ist meine Cousine Shae”, er griff sich an die Rippen, als Shae ihn anstieß. „Ich wollte sagen, meine Freundin Shae”, lächelte er schuldig.
Ashton verschränkte seine Arme über der Brust und neigte seinen Kopf, während er sie betrachtete. „Wo ist denn deine Schwester? Ich habe plötzlich das Verlangen mich hinter jemandem zu verstecken.”
„Macht dir mein Bruder das Leben schwer?”, fragte Angel direkt hinter ihm. Sie lächelte Shae zu, da sie die Anmerkung bezüglich der Cousine mitangehört hatte.
„Gott sei Dank”, Ashton lehnte seinen Kopf zurück, als sich Angel niederbeugte und ihm einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte. Er war plötzlich eifersüchtig, weil er nicht halb so leidenschaftlich war, wie der einfache Kuss, den sie Hunter gegeben hatte und den er beobachtet hatte. „Ich weiß, dass ich erst in ein paar Stunden einundzwanzig werde, aber dein Bruder versucht ernsthaft, mich zum Trinken anzuleiten.”
Ashton zog sie neben sich und konnte nicht umhin, hinter ihr zu überprüfen, ob ihr der Indianer auf den Fersen war. Er sah einen Mann gegen einen der dicken Pfosten der Tiki-Bar gelehnt, der sie beobachtete. Er runzelte die Stirn, da er zuerst dachte, es sei Hunter … doch dann stellte er fest, dass er es nicht war. Dieser Mann war Indianer, aber etwas an ihm schien gefährlicher zu sein, als derjenige, den er bereits getroffen hatte.
Ray hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen Blick abzuwenden, hielt aber stattdessen Blickkontakt mit Angels Freund. Er warf ihm einen kalten Blick zu und begann direkt auf sie zuzugehen … ohne den Augenkontakt je zu unterbrechen. Als Ray sah, dass Angel seinem Blick standhielt, erweichte er seinen Gesichtsausdruck und seinen Blick und es war ihm egal, was Ashton von ihm dachte.
Angels Augen leuchteten sofort auf, „Oh schau, es ist Ray!”
Sie begann sich von Ashton wegzuschieben, damit sie auf ihn zugehen konnte, aber Ashton festigte seinen Griff um ihre Hand nur noch mehr und zog sie zurück. Sie biss sich erstaunt auf die Unterlippe, entschloss sich zu einem strahlenden Lächeln und wartete, bis Ray sie erreichte.
Tristian bemerkte das plumpe Manöver und runzelte die Stirn. Angel würde eine Umarmung von Ray wollen, nachdem sie ihn so lange nicht gesehen hatte, also warum war Ashton so besitzergreifend? Er stand auf, bereit dazu, Ashton in Kenntnis zu setzen, dass ein Idiot zu sein, uncool war, aber seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als Ray geradewegs auf Angel zuging und sie trotzdem umarmte.
Aus dem unzufriedenen Blick auf Ashtons Gesicht zu schließen, hoffte Tristian, dass dies der Anfang einer wunderbaren Auseinandersetzung wäre.
„Es ist schön, dich wieder zurück in Sanctuary zu sehen”, sagte Ray und umarmte sie für ein paar Sekunden länger als normal, nur um den starrenden Freund zu ärgern. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er sich langsam von ihr trennte. Seine Augen verdunkelten sich um mehrere Nuancen, als er in ihre blauen Augen blickte. „Wenn deine Hand anfängt taub zu werden, sag´s mir einfach … und ich breche ihm seine Finger.”
„Heh?” Angel atmete ein und es wurde ihr erst dann klar, wovon er sprach. Tatsächlich fing ihre Hand an taub zu werden. „Oh nein”, sie drückte Ashtons Hand, als ob sie überhaupt keinen Schmerz verspüre und zwinkerte Ray zu. „Er macht mir keine Probleme. Das hier ist mein Freund Ashton.”
Sie lächelte beruhigend und wusste, dass Ray wirklich Ashs Finger brechen würde, wenn sie ihm etwas anderes gesagt hätte. Er hatte sie schon seit jeher beschützt.
Angel blinzelte, als sie sich an einen dieser Momente zurückerinnerte. Ray hatte Hunter und Tristian ernsthaft verprügelt, als sie sie dazu veranlasst hatten, auf die alte Eiche zu klettern, die über den Teich hing. Er hatte es ihr in der Vergangenheit mehrmals verboten und tauchte gerade rechtzeitig auf, um sie aufzufangen, als sie von einem hohen Zweig fiel, welcher sich noch dazu nicht auf der Wasserseite befand.
Ray ignorierte die Bekanntmachung mit Ashton vollkommen. „Es ist gut, dass du wieder nach Hause gekommen bist, Angel. Vielleicht geht der Wunsch deiner Großmutter in Erfüllung und du bleibst hier.” Er beugte sich näher an ihr Ohr, als wollte er flüstern, ließ seine Stimme aber laut genug, dass es jeder hören konnte. „Ich habe später eine Überraschung für dich.” Ray schenkte ihr ein geheimnisvolles Lächeln und nickte dann Tristian und Shae zu. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, ging er um den riesigen Pool und zum Hintertor hinaus.
„Schade”, schmollte Angel. „Warum bleibt er nicht hier?”
„Er ist wahrscheinlich mit deiner Überraschung beschäftigt”, versicherte Tristian, obwohl er genau wusste, wo Ray hinging.
Als er zum Picknicktisch zurückkehrte, setzte sich Angel neben Ashton und rieb geistesabwesend ihre Hand, als er sie endlich losließ. Sie wollte ihn fragen, warum er so fest gedrückt hatte, entschied sich aber dagegen, als sie Shae quer über den Tisch ansah. Wenn Ashton gemein sein wollte … dann kann er genauso gut ignoriert werden. Sie hatte Lust zum Feiern, da sie ihre Lieblingsfreundin zum ersten Mal seit dem Verlassen des Berges wiedersah.
„Also, hat sich mein Bruder wirklich gut benommen oder hat er mich die ganze Zeit angelogen?”, erkundigte sich Angel neckisch.
„Wahrscheinlich hat er gelogen”, Shae sah zu Tristian und zwinkerte, als sie aufstand. „Ich glaube, ich werde deine Schwester für einen Moment entführen, damit wir uns auf den neuesten Stand bringen können.”
„Was? Ihr könnt nicht in Gegenwart der Jungs tratschen?”, fragte Tristian, froh darüber, dass Angel einen Grund hatte von Ashton wegzukommen und Shae einen Anlass, um sich nicht an ihn zu klammern. Er hatte Shae hauptsächlich für diese Woche eingeladen, damit Angel einen weiteren Beweggrund hatte, nach Hause zurückzukehren.

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