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Treffen Mit Nibiru
Danilo Clementoni


Danilo Clementoni

Treffen mit Nibiru
Die Abenteuer von Azakis und Petri

Original-Titel: Incrocio con Nibiru
Übersetzt von: Susanne Tigano-Müller



Dieses Buch entspringt der Phantasie. Die genannten Namen, Personen, Orte und Organisationen wurden vom Autor frei erfunden und sollen der Erzählung ihre Glaubhaftigkeit verleihen. Jede Übereinstimmung mit Tatsachen oder realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist ein Zufall.
TREFFEN MIT NIBIRU
Copyright © 2015 Danilo Clementoni

I. Ausgabe: Februar 2015
Selbst herausgegeben und gedruckt

Facebook: www.facebook.com/incrocioconnibiru
Blog: dclementoni.blogspot.it
E-Mail: d.clementoni@gmail.com

Alle Rechte sind vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Zusage des Herausgebers irgendwie kopiert werden, einschließlich des mechanischen und elektronischen Systems. Davon ausgenommen sind kurze Abschnitte für Rezensionen.
Dies ist der zweite Band der Serie
„Die Abenteuer von Azakis und Petri“ Um dieses fesselnde Abenteuer genießen zu können, empfehle ich, zuerst den ersten Band zu lesen: „TREFFEN MIT NIBIRU“ (N.d.A.)
An meine Frau und meinen Sohn für Ihre Geduld und alle wertvollen Vorschläge, die ich von ihnen bekommen habe, um mich und auch diesen Roman besser werden zu lassen.
Ein spezieller Dank geht an alle meine Freunde, die mir Mut zusprachen und mich angespornt haben, diese Arbeit zu beenden, was ich ohne sie vielleicht nie geschafft hätte.
Ich möchte mich bei meiner Übersetzerin Susanne Tigano-Müller und meiner Lektorin Simone Zimmerschitt für die Arbeit an diesem Buch und für die Leidenschaft bedanken, die Sie bei der Vollendung dieser Übersetzung gezeigt haben.
Einleitung
Der zwölfte Planet, Nibiru (der Durchgangsplanet), wie er von den Sumerern genannt wurde oder Marduk (dem König der Himmel), wie er von den Babyloniern getauft wurde, ist in Wirklichkeit ein Himmelskörper, der 3.600 Jahre benötigt, um unsere Sonne zu umkreisen. Sein Orbit ist deutlich elliptisch, rückläufig (er dreht sich in der entgegengesetzten Richtung aller anderer Planeten um die Sonne) und im Vergleich zur Ebene unseres Sonnensystems ist er sehr stark geneigt.
Jeder Annäherungszyklus hat immer unglaubliche, interplanetare Veränderungen in unserem Sonnensystem, den Orbits und der Zusammensetzung der Planeten des Sonnensystems verursacht. Und es war genau einer seiner tumulthaften Passagen, die den majestätischen Planeten Tiamat, der sich zwischen Mars und Jupiter befindet, bei einem epischen Aufprall verwüstete. Seine Masse war neun Mal größer, als die aktuelle Masse der Erde, er war reich an Wasser und er wurde von elf Satelliten umkreist. Einer der sieben Monde im Orbit um Nibiru traf auf den gigantischen Tiamat und sprenge diesen in der Hälfte durch, wodurch die beiden Reststücke dazu gezwungen waren, sich auf zwei unterschiedliche Orbits zu verschieben. Bei der nächsten Passage (dem “zweiten Tag” der Genesis), vervollständigten die Satelliten von Nibiru das Werk, indem sie eine der beiden Hälften, die sich beim ersten Aufprall bildeten, komplett zerstörten. Aus den Trümmern, die durch die vielfachen Zusammenstöße erzeugt wurden, entstand das, was wir heute als “Asteroidengürtel” oder “Hauptgürtel”, wie er von den Sumerern genannt wurde, kennen. Zum Teil wurden die Trümmer auch von den in der Nähe liegenden Planeten integriert. Die meisten Trümmerteile wurden von Jupiter aufgenommen, dessen Masse auf diese Weise deutlich anstieg.
Die Satelliten, die dieses Desaster verursachten, einschließlich der Reste des ex-Tiamat, wurden zum größten Teil in externe Orbits “geschleudert” und bildeten das, was wir heute “Kometen” nennen. Der Teil, welcher der zweiten Passage entkam, positionierte sich jedoch in einem stabilen Orbit zwischen Mars und Venus hinter dem letzten Satelliten, der geblieben ist und aus ihm wurde das, was wir heute als Erde mit dem untrennbaren Wegbegleiter Mond kennen.
Die Narbe, die durch diesen kosmischen Aufprall verursacht wurde, der ca. vor 4 Milliarden Jahren erfolgte, ist zum Teil auch heute noch sichtbar. Der verschrammte Teil des Planeten ist zurzeit komplett vom Wasser bedeckt und wird heute als Pazifischer Ozean bezeichnet. Er besitzt etwa ein Drittel der Erdoberfläche und erstreckt sich auf mehr als 179 Millionen Quadratkilometern. Auf dieser immensen Oberfläche hat sich praktisch kein Land erhoben und es existiert nur ein großer Graben, der sich auf Tiefen von mehr als 10 Kilometern ausweitet.
Zurzeit ist die Zusammensetzung von Nibiru derjenigen der Erde sehr ähnlich. Der Planet ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt, während der Rest aus einem einzigen Kontinent besteht, der sich von Norden nach Süden über mehr als 100 Millionen Quadratkilometer erstreckt. Einige seiner Einwohner ziehen seit hunderttausenden von Jahren den Nutzen aus der zyklischen Annäherung ihres Planeten an den unseren. Sie besuchten systematisch unseren Planeten und beeinflussten jedes Mal die Kultur, das Wissen, die Technologie und sogar die Evolution der menschlichen Rasse. Unsere Vorfahren gaben ihnen viele Namen, aber der Name, mit dem sie schon immer bezeichnet wurden, ist “Götter”.
Vorwort
Azakis und Petri, die beiden sympathischen und unzertrennlichen Außerirdischen, die Helden dieses Abenteuers, sind nach einem ihrer Jahre (3.600 Jahre unserer Zeitrechnung) auf die Erde zurückgekehrt. Ihr Auftrag war es, die wertvolle Ladung zu holen, die sie wegen einer Fehlfunktion ihres Transportsystems bei ihrem vorherigen Besuch zurücklassen mussten. Dieses Mal haben sie jedoch eine komplett andere Bevölkerung auf der Erde vorgefunden, als diejenige, die sie zurückgelassen hatten. Bräuche, Wirtschaft, Kultur, Technologie, Kommunikationssysteme: all dies war entschieden anders als das, was sie bei ihrem letzten Besuch vorfanden.
Bei ihrer Ankunft trafen sie auf ein Pärchen Erdenbewohner: Frau Doktor Elisa Hunter und Colonel Jack Hudson, die sie begeistert empfangen haben und ihnen nach unzähligen Schicksalsschlägen geholfen haben, ihren Auftrag zu Ende zu bringen.
Das, was die beiden Außerirdischen jedoch niemals ihren neuen Freunden mitteilen wollten, war, dass sich ihr Planet Nibiru sehr schnell näherte und dass er innerhalb von sieben Erdentagen den Orbit der Erde kreuzen würde. Nach den Berechnungen der Ältesten, würde einer der sieben Satelliten den Planeten streifen und eine Reihe klimatischer Katastrophen auslösen, die denen vergleichbar waren, die bei der vorherigen Passage eine der größten Katastrophen der Erdgeschichte ausgelöst hatten: Die Sintflut.

Im ersten Teil der Erzählung (TREFFEN MIT NIBIRU - Die Abenteuer von Azakis und Petri), haben wie alle vier in ihrem majestätischen Sternenschiff Theos zurückgelassen und genau hier wird die Erzählung dieses neuen phantastischen Abenteuers fortgesetzt.
Sternenschiff Theos
In den letzten Stunden wurde Elisa von dermaßen vielen Informationen überschüttet, dass sie sich jetzt wie ein kleines Kind fühlte, das zu viele Kirschen gegessen hatte. Die beiden fremdartigen aber sympathischen Typen, die praktisch aus dem Nichts aufgetaucht waren, hatten in so wenig Zeit so viele „historischen Tatsachen“ über Bord geworfen, welche sie und der Rest der Menschheit praktisch als gegeben hingenommen hatten. Geschichtliche Ereignisse, wissenschaftliche Entdeckungen, Glauben, Kulte, Religionen und sogar die Evolution des Menschen selbst wurden komplett umgekrempelt. Die Nachricht, dass Lebewesen eines anderen Planeten schon seit Urzeiten so geschickt die Entwicklung der Menschheit manipuliert und gesteuert haben, hätte auf die Menschheit eine Wirkung gehabt, wie die Erkenntnis, dass die Erde nicht flach, sondern rund ist.

Azakis und sein treuer Freund und Abenteuergefährte Petri standen unbeweglich in der Mitte der Kommandobrücke, während sie versuchten, Elisa mit ihren Blicken zu folgen, die mit den Händen in den Hosentaschen nervös durch den Raum streifte und unverständliche Worte vor sich hinmurmelte.
Jack war dagegen praktisch auf seinem Sessel zusammengesunken und versuchte mit den Händen den Kopf hoch zu halten, der ihm plötzlich sehr schwer geworden schien. Und gerade er entschied sich, nach einigen unendlichen Minuten der Stille, die Situation in die Hand zu nehmen. Er stand mit einem Ruck auf und sagte zu den beiden Außerirdischen mit fester Stimme «Wenn ihr uns beide für Diese Aufgabe ausgewählt habt, gibt es sicher einen Grund dafür. Ich kann euch nur sagen, dass wir euch nicht enttäuschen werden.» Dann schaute er gerade in die Augen von Azakis und fragte resolut «Kannst du uns mit diesem Teufelsding da» und er wies auf das virtuelle Bild der Erde, das sich noch immer langsam in der Mitte des Raumes drehte «eine Simulation der Annäherung eures Planeten zeigen?»
«Kein Problem» antwortete Azakis sofort. Mit seiner N^COM-Anlage suchte er alle Berechnungen, die die Ältesten gemacht hatten und ließ eine graphische Darstellung vor ihnen erscheinen.
«Das ist Nibiru» sagte er und zeigte auf den größeren Planeten. «Und das hier sind die Satelliten, von denen wir gesprochen haben.»
Um den majestätischen Planeten kreisten sieben, sehr viel kleinere Himmelskörper mit unterschiedlichen Abständen und Geschwindigkeiten. Azakis näherte den Zeigefinger auf den, dessen Orbit am entferntesten lag und vergrößerte ihn, bis er fast so groß wie er war. Dann sagte er andachtsvoll «Meine Herrschaften, ich stelle euch Kodon vor, die große Gesteinsmasse, die sich dazu entschieden hat, eurer geliebten Erde ein paar unangenehme Probleme zu bereiten.»
«Wir groß ist er denn?» fragte Elisa, während sie neugierig diesen knorrigen dunkelgrauen Globus beobachtete.
«Sagen wir, dass er von seinen Abmessungen her etwas kleiner als euer Mond ist, aber seine Masse beträgt fast das Doppelte.» Azakis machte eine schnelle Geste mit der Hand und vor ihnen erschien das ganze Sonnensystem mit den Planeten, die sich langsam auf ihren Orbitalbahnen bewegten. Der Kurs jedes Planeten wurde durch dünne Linien verschiedener Farben gekennzeichnet.
«Das» fuhr Azakis fort und zeigte auf eine dunkelrote Linie «ist der Kurs, den Nibiru während seiner Annäherungsphase an die Sonne zurücklegt.» Dann beschleunigte er die Bewegung des Planeten, bis er sich der Erde näherte und fügte hinzu «Und das hier ist der Punkt, wo sich die beiden Orbitalbahnen kreuzen.»
Die beiden Menschen hörten verwundert, aber sehr aufmerksam Azakis zu, der die Bedrohung schilderte die in wenigen Tagen ihr Leben und das aller anderen Bewohner des Planeten erschüttern würde.
«In welchem Abstand von uns wird Nibiru vorbeifliegen?» fragte der Colonel ruhig.
«Wie ich schon gesagt habe» antwortete Azakis «Nibiru wird euch nicht sehr stören. Es wird Kodon sein, der die Erde streift und ganz viele Probleme bereiten wird.» Er vergrößerte das Bild noch etwas mehr und zeigte die Simulation des Satelliten in dem Moment, wo er den Punkt erreichen würde, der dem Orbit der Erde am nächsten lag. «Dies wird der Moment der maximalen Anziehungskraft zwischen den beiden Himmelskörpern sein. Kodon wird in einem Abstand von nur 200.000 Kilometern an eurem Planeten vorbeifliegen.»
«Wow» rief Elisa. «Das ist wirklich eine Kleinigkeit.»
«Das letzte Mal,» sagte Azakis «genau vor zwei Zyklen, flog er in einem Abstand von etwa 500.000 Kilometern vorbei und wir wissen hier alle, was er verursacht hat.»
«Tja, die berühmte Sintflut.»
Jack stand mit gekreuzten Händen hinter seinem Rücken, wippte auf seinen Füßen und ließ sich vor uns zurück schaukeln. Plötzlich unterbrach er die momentane Stille mit einem sehr ernsten Tonfall «Ich bin sicher keiner der besten Experten auf diesem Gebiet, aber ich fürchte, dass keine Technologie der Erde in der Lage sein wird, etwas gegen ein Geschehen dieser Art zu unternehmen.»
«Vielleicht könnten wir eines des Cruise-Missiles mit Nuklearsprengköpfen abschießen» traute sich Elisa.
«Das passiert nur in Science-Fiction-Filmen» sagte Jack lächelnd. «Und dann, selbst wenn man es schaffen sollte, dass eine dieser Trägerraketen Kodon erreicht, riskieren wir, den Satelliten in tausend Stücke zu reißen und somit einen tödlichen Meteoritenschauer auszulösen. Das wäre dann wirklich das Ende von Allem.»
«Entschuldigt» sagte dann Elisa zu den beiden Außerirdischen. «Hattet ihr nicht vorhin gesagt, dass ihr im Tausch für unser „sehr wertvollen“ Plastiks helfen wollt, diese absurde Situation zu lösen? Ich hoffe, ihr habt ein Paar gute Ideen, um uns zu helfen, ansonsten sind wir geliefert.»
Petri, der bis jetzt still abseitsgestanden hatte, lächelte leicht und ging einen Schritt in Richtung der dreidimensionalen Darstellung, die sich in der Mitte der Brücke befand. Mit einer schnellen Bewegung der rechten Hand ließ er eine Art silbrigen Kranz erscheinen. Er berührte ihn sie mit dem Zeigefinger und verschob ihn, bis er genau zwischen der Erde und Kodon lag und sagte dann «Das könnte die Lösung sein.»
Tell el-Mukayyar – Die Flucht
Im Laborzelt waren die beiden falschen Beduinen, die versucht hatten, den beiden Außerirdischen den „wertvollen Inhalt“ ihres Schiffes zu stehlen, geknebelt und fest an einem großen Benzintank gefesselt worden. Sie saßen, mit dem Rücken am schweren Metallbehälter, so auf dem Boden, dass jeder in eine andere Richtung schaute. Außerhalb des Zeltes stand ein Helfer der Frau Doktor Wache und schaute ab und zu ins Innere, um die Situation zu kontrollieren.
Der Magere, der wegen eines Schlags des Colonels sicher einige gebrochene Rippen hatte, hatte trotz der Schmerzen, durch die er fast nicht atmen konnte, nicht aufgehört, sich umzusehen, um etwas zu suchen, das für seine Befreiung nützlich sein könnte.
Aus einem kleinen Loch an der Wand drang schüchtern die Nachmittagssonne ins Innere des Zeltes und zeichnete in der heißen und staubigen Luft einen dünnen Lichtstrahl. Dieses Lichtschwert zeichnete auf dem Boden eine kleine weiße Ellipse, die sich langsam in Richtung der Gefangenen bewegte. Der Magere verfolgte fast hypnotisiert den langsamen Verlauf dieses hellen Flecks, als ihn ein Aufleuchten in die Realität zurückbrachte. Halb im Sand vergraben, etwa einen Meter von ihm entfernt, reflektierte etwas metallisches das Sonnenlicht genau in Richtung seines rechten Auges. Er drehte leicht seinen Kopf, um sehen zu können, um was es sich handelte, konnte aber nichts erkennen. Er versuchte, sein Bein in diese Richtung auszustrecken, aber ein schrecklicher Schmerz an seiner Seite erinnerte ihn wieder an den Zustand seiner Rippen und er entschied sich, es nicht noch einmal zu versuchen. Er dachte, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde und versuchte durch seinen Knebel zu flüstern «Hey, lebst du noch?»
Dem Dicken ging es nicht besser. Nachdem Petri ihn durch die Luft geschleudert hatte, hatte sich an seinem rechten Knie ein großes Hämatom gebildet, er hatte eine große Beule an der Stirn, die rechte Schulter tat ihm höllisch weh und das rechte Handgelenk war dick wie ein Ball.
«Ich glaube schon» antwortete er schwach durch seinen Knebel.
«Ein Glück. Ich rufe dich schon eine ganze Weile. Ich habe mir Sorgen gemacht.»
«Ich muss ohnmächtig gewesen sein. Mein Kopf ist am Platzen.»
«Wir müssen unbedingt von hier abhauen» sagte der Magere.
«Wie geht es dir denn? Nichts kaputt?»
«Ich fürchte, dass ich ein Paar gebrochene Rippen habe, aber ich glaube, dass ich es schaffen kann.»
«Wie konnten wir uns nur dermaßen überraschen lassen?»
«Denk nicht mehr dran. Was passiert ist, ist passiert. Versuchen wir lieber, uns zu befreien. Schau mal da links von dir, dort wo der Sonnenstrahl auftrifft.»
«Ich sehe nichts» antwortete der Dicke.
«Da ist was halb vergraben. Scheint was aus Metall zu sein. Kommst du mit deinem Bein dran.»
Das plötzliche Geräusch des sich öffnenden Reißverschlusses am Zelt unterbrach den Versuch. Der wachhabende Helfer schaute ins Innere. Der Dicke tat so, als wäre er noch ohnmächtig, während der Andere absolut unbeweglich blieb. Der Mann schaute sich die beiden an, kontrollierte nachlässig alle Werkzeuge, die im Inneren herumlagen, zog sich dann zufrieden wieder zurück und verschloss wieder den Eingang.
Die beiden blieben eine Weile unbeweglich sitzen und dann redete der Dicke wieder als Erster «Das war knapp.»
«Hast du es jetzt gesehen? Kommst du dran?»
«Ja, jetzt ja. Warte, ich versuch‘s.»
Der füllige falsche Beduine begann, seinen Oberkörper hin und her zu bewegen und zu versuchen, die Seile etwas zu lockern, die ihn blockierten, dann streckte er sein linkes Bein in Richtung des Gegenstandes so weit wie möglich aus. Er kam gerade so heran. Mit dem Absatz begann er zu graben, bis er einen Teil freilegen konnte.
«Scheint eine Kelle zu sein.»
«Es muss eine Trowel Marshalltown sein. Es ist das beliebteste Werkzeug der Archäologen, um den Boden nach alten Scherben abzukratzen. Kannst du sie nehmen?»
«Ich komm nicht ran.»
«Wenn du aufhören würdest, dich mit all dem Dreck vollzustopfen, könntest du dich auch besser bewegen, du Dickwanst.»
«Was hat mein kräftiger Körperbau damit zu tun?»
«Beweg dich, du “kräftiger Körperbau”, versuch die Kelle zu holen, sonst werden die dir im Knast helfen, abzunehmen.»
Bilder von geschmacksneutralem und stinkendem Brei erschienen plötzlich vor den Augen des Dicken. Diese schreckliche Vision entfesselte in ihm eine Kraft, von der er dachte, dass er sie nicht mehr gehabt hätte. Er verbog so weit wie möglich den Rücken. Ein Stich ging von seiner schmerzenden Schulter aus und erreichte sofort sein Hirn, aber er beachtete es nicht. Mit einer entschiedenen Bewegung der Hüfte konnte er den Absatz über die Kelle hinaus ausstrecken und bog sein Bein dann so, dass er sie in seine Richtung werfen konnte.
«Ich hab‘s geschafft» rief er hinter seinem Knebel.
«Halt doch die Klappe du Idiot? Was schreist du rum? Willst du, dass die beiden Rasenden reinkommen und uns nochmal verprügeln?»
«Entschuldigung» antwortete betroffen der Dicke. «Ich habe es aber geschafft.»
«Hast du gesehen, dass du, wenn du dich anstrengst, auch was Gutes erreichen kannst? Sie müsste scharf sein. Versuch diese verdammten Seile zu durchtrennen.»
Mit der guten Hand nahm der Dicke den Griff der Kelle und begann den schärferen Teil an den Seilen hinter seinem Rücken zu reiben.
«Mal vorausgesetzt, dass wir uns befreien können,» sagte leise der Dicke «wie wollen wir es anstellen, hier zu verschwinden? Das Camp ist voller Leute und es ist noch hell. Ich hoffe, dass du einen Plan hast.»
«Natürlich habe ich einen. Bin nicht ich das Genie unter uns beiden?» sagte der Magere stolz. «Während du geschlafen hast, habe ich die Situation analysiert und ich glaube, einen Weg gefunden zu haben, um hier abzuhauen.»
«Ich bin ganz Ohr» antwortete der Andere und rieb weiter mit der Kelle am Seil.
«Der Wächter schaut etwa alle zehn Minuten hier rein und dieses Zelt liegt auf der Ostseite des Camps am äußersten Rand.»
« Ja und?»
«Warum habe ich nur dich als Partner für diese Arbeit ausgewählt? Du hast die Phantasie und Intelligenz einer Amöbe und ich hoffe, dass die Amöben bei diesem Vergleich nicht beleidigt sind.»
«Um die Wahrheit zu sagen,» antwortete der Dicke pikiert «habe ich dich ausgewählt. Wenn du dich erinnern kannst, wurde mir dieser Job anvertraut.»
«Konntest du dich befreien?» schnitt der Magere ab, da die Diskussion nicht den erwünschten Verlauf nahm und da sein Kumpan auch noch im Recht war.
«Noch einen Moment. Ich glaube, dass es nachlässt.»
Kurz danach riss das Seil, mit dem sie am Tank gefesselt waren, mit einem trockenen Geräusch und der Bauch des Dicken, der endlich von den Fesseln befreit war, nahm wieder seine normalen Dimensionen an.
«Geschafft» sagte der Dicke zufrieden.
«Sehr gut. Jetzt müssen wir es aber so lange hochhalten, bis die Wache reinkommt. Es muss alles so aussehen wie vorher.»
«OK Kumpel. Ich tu wieder so, als würde ich schlafen.»
Die beiden mussten nicht lange warten. Einige Minuten danach kam auch der Helfer der Frau Doktor wieder zurück, um das Zelt zu inspizieren. Er machte seine übliche oberflächliche Kontrolle und da er nichts Außergewöhnliches bemerkte, schloss er den Reißverschluss, ging wieder in den Schatten der Veranda und zündete seine handgedrehte Zigarette an.
«Jetzt» sagte der Magere. «Los geht's.»
Das Aufstehen war, auf Grund der Verletzungen der beiden, schwieriger als vorgesehen, aber nachdem sie einige dumpfe Schmerzlaute, begleitet von einigen Flüchen von sich gegeben hatten, standen sie sich gegenüber.
«Gib mir die Kelle» befahl der Magere, während er sich den Knebel abnahm. Die Stricke an der rechten Seite verhinderten, dass er sich frei bewegen konnte, aber durch das Auflegen der offenen Hand konnte er den Schmerz etwas lindern. In wenigen Schritten erreichte er die Wand gegenüber dem Eingang, kniete sich hin und schob langsam die Trowel Marshalltown hinein. Die scharfe Klinge der Kelle schnitt den weichen Stoff der nach Osten gerichteten Wand, wie Butter durch und erzeugte so einen etwa zehn Zentimeter großen Schnitt. Der Magere schaute mit dem rechten Auge für einige Momente durch den Schlitz. Wie vorhergesehen, war da niemand. Sie konnten nur, etwa hundert Meter entfernt, die Ruinen der antiken Stadt sehen, wo sie vorher den Jeep versteckt hatten, der ihnen als Fluchtfahrzeug mit der Beute dienen sollte.
«Alles frei» sagte er, während er mit der Klinge der Kelle den Schlitz bis zum Boden verlängerte. «Gehen wir» und zwängte sich kriechend durch die Öffnung.
«Hättest du das Loch nicht noch ein bisschen größer machen können?» meckerte der Dicke zwischen Schmerzlauten, während er versuchte, ebenfalls nach draußen zu gelangen.
«Beweg dich. Wir müssen jetzt so schnell wie möglich von hier verschwinden.»
«Du sagst das so einfach. Ich kann gerade so laufen.»
«Komm jetzt, beeil dich und hör auf zu jammern. Denk dran, dass uns, wenn wir hier nicht abhauen, keiner ein paar Jährchen Knast ersparen wird.»
Das Wort “Knast” verlieh dem Dicken immer zusätzliche Kraft. Er sagte nichts und still leidend folgte er dem Kumpan, der geduckt in Richtung der Ruinen schlich.

Es war das Dröhnen eines weit entfernten Motors, das dem Wächter verdächtig vorkam. Er schaute einen Moment auf seine fertig gerauchte Zigarette und schmiss sie mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Er ging in das Zelt und konnte seinen Augen nicht glauben: die beiden Gefangenen waren nicht mehr da. Neben dem Kraftstofftank lag das Seil, etwas weiter weg die Stoffstücke, die als Knebel gedient hatten und an der Rückwand des Zeltes ging ein großer Riss bis zum Boden.
«Hisham, Leute» schrie der Mann mit all seiner Kraft. «Die Gefangenen sind entkommen!»
Sternenschiff Theos – Die Superflüssigkeit
Das Abbild des Gegenstandes, den Petri in dem Freiraum zwischen Kodon und der Erde positioniert hatte, ließ beide Erdbewohner erstarren.
«Und was soll das sein?» fragte Elisa neugierig, während sie näherkam, um es besser zu sehen.
«Wir haben ihm noch keinen offiziellen Namen gegeben.» Petri brachte das fremdartige Objekt wieder in den Vordergrund und sagte zu Elisa «Vielleicht kannst du einen aussuchen.»
«Wenn du mir wenigstens erklären würdest, was das ist, kann ich es versuchen.»
«Unsere Wissenschaftler arbeiten schon seit einiger Zeit an diesem Projekt.» Petri kreuzte die Hände hinter seinem Rücken und begann langsam durch den Raum zu laufen. «Dieses Gerät ist das Ergebnis einer Reihe von Forschungen, die zum Teil auch über meine wissenschaftlichen Kompetenzen hinausgehen.»
«Und ich kann euch garantieren, dass sie sehr umfassend sind» fügte Azakis hinzu und schlug seinem Freund anerkennend auf die Schulter.
«Kurz gesagt, handelt es sich um ein Antigravitationssystem. Es basiert auf einem Prinzip, das man, wie ich schon sagte, noch erforscht, das ich aber in wenigen und einfachen Worten versuchen kann, zu erklären.»
«Ich glaube, das wäre besser» kommentierte Elisa. «Vergesst nicht, dass wir einer Spezies angehören, die im Vergleich mit der euren als unterentwickelt bezeichnet werden kann.»
Petri nickte leicht. Dann näherte er sich der dreidimensionalen Darstellung des fremdartigen Objekts und fuhr ruhig mit seiner Erklärung fort. «Das, was du vorher als „Kranz“ bezeichnet hast, ist geometrisch gesehen ein Torus. Der rohrförmige Ring ist hohl, während wir das, was wir einfach nur als „zentrales Loch“ bezeichnen können, das Propulsions-und Kontrollsystem ist.»
«Bis hier ist alles klar» sagte Elisa aufgeregt.
«Sehr gut. Jetzt erkläre ich euch das Funktionsprinzip des Systems.» Petri drehte die Darstellung des Torus und zeigte den internen Bereich, «Der Ring wird mit einem Gas, normalerweise einem Heliumisotop, gefüllt, das, wenn es auf eine Temperatur im Bereich des absoluten Nullpunkts abgekühlt wird, seinen Zustand ändert und sich in eine Flüssigkeit mit sehr speziellen Eigenschaften verwandelt. Praktisch gesehen wird die Viskosität fast annulliert und sie kann fließen, ohne eine Reibung zu erzeugen. Diese Eigenschaft nennen wir “Superflüssig”.»
«Jetzt bin ich etwas verwirrt» sagte Elisa traurig.
«Einfacher ausgedrückt: dieses Gas kann im flüssigen Zustand, der von der Ringstruktur entsprechend stimuliert wird, ohne Probleme in deren Inneren mit einer Geschwindigkeit fließen, die fast der Lichtgeschwindigkeit entspricht und so für eine praktisch unendliche Zeit beizubehalten.»
«Unglaublich» konnte Jack nur sagen, der keine Silbe der Erklärung verpasst hatte.
«OK die, jetzt glaube ich, dass ich es verstanden habe» fügte Elisa hinzu. «Aber wie soll dieses Ding den Auswirkungen der Anziehungskraft zwischen den beiden Planeten entgegenwirken?»
«Hier wird es komplizierter» antwortete Petri. «Sagen wir, die Rotation der Superflüssigkeit mit der Geschwindigkeit, die fast der Lichtgeschwindigkeit entspricht, erzeugt eine Krümmung des Raum-Zeit-Kontinuums darum herum, wodurch der Gravitation entgegengewirkt wird.»
«Unfassbar» sagte Elisa. «Mein alter Physikprofessor dreht sich sicher in seinem Grab um.»
«Und nicht nur er, meine Liebe» fügte der Colonel hinzu. «Wenn ich es richtig verstanden habe, was uns diese beiden Herren hier zu erklären versuchen, reden wir hier davon einige Theorien und Konzepte über Bord zu werfen, die unsere Wissenschaftler versucht haben ihr ganzes Leben lang zu analysieren und zu erforschen. Das Prinzip der Antigravitation wurde mehr als einmal theoretisiert, aber nie konnte es jemand richtig beweisen. Vor uns» und er zeigte auf das fremdartige Objekt «haben wir endlich den Beweis dafür, dass es wirklich möglich ist.»
«Ich wäre da etwas vorsichtiger» sagte Azakis, wodurch er die Erregung des Colonels etwas abkühlte. «Ich muss euch informieren, dass diese Technik nie in dieser Größenordnung angewandt wurde, das heißt, dass wir es vor zwei Zyklen probiert haben, aber es hat nicht gerade so geklappt wie wir erhofft hatten. Außerdem könnten Dinge passieren, die nicht vorauszusehen sind und...»
«Du bist der übliche Pessimist» unterbrach Petri seinen Gefährten. «Der Mechanismus wurde mehr als einmal demonstriert. Auch unser Sternenschiff nutzt einen Teil dieses Prinzips für die Propulsion. Versuchen wir, etwas optimistischer zu sein.»
«Auch, weil es nicht so aussieht, als ob wir viele Alternativen haben oder täusche ich mich?» fragte Elisa verbittert.
«Leider nicht, wie es aussieht» sagte Petri entmutigt, während er leicht seinen Kopf senkte. «Das Einzige, was ich wirklich befürchte ist, dass wir es mit unserem Torus auf Grund der verringerten Dimensionen nicht schaffen werden, alle Auswirkungen der Gravitation komplett aufzunehmen und dass ein Teil der Anziehungskraft trotzdem seine Auswirkungen haben wird.»
«Du sagst, dass dieses Ding trotzdem nicht ausreichen wird, um eine Katastrophe zu verhindern?» fragte Elisa und näherte sich drohend dem Außerirdischen.
«Vielleicht nicht ganz» antwortete Petri und ging einen kleinen Schritt zurück. «Nach meinen Berechnungen würde ich sagen, dass etwa zehn Prozent der Fälle entgehen könnten.»
«Also könnte alles umsonst gewesen sein?»
«Auf keinen Fall» antwortete Petri. «Wir reduzieren die Auswirkungen um neunzig Prozent. Wir müssen uns dann noch um wenig kümmern.»
«Wir werden es “Newark” nennen» sagte Elisa zufrieden. «Lasst uns beginnen. Sieben Tage sind schnell um.»

Luftwaffenbasis - Camp Adder - Der Ausbruch
Die beiden komischen Typen, die noch immer als Beduinen verkleidet waren, hatten gerade ihren Unterschlupf in der Stadt erreicht, als ein intermittierender Ton vom Laptop, der noch eingeschaltet auf dem Tisch im Wohnzimmer lag, kam und ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
«Wer zum Teufel ist das jetzt?» fragte der Magere, der sich gestört fühlte.
Der Dicke ging hinkend zum Computer, gab ein kompliziertes Passwort ein und sagte «Eine Mitteilung von der Basis.»
«Sie werden das Ergebnis der Mission wissen wollen.»
«Gib mir eine Sekunde zum Entschlüsseln.»
Auf dem Bildschirm erschien zuerst eine Reihe von unverständlichen Buchstaben und dann, nach der Eingabe einer Codekombination, erschien die Mitteilung langsam auf dem Bildschirm.

Der General wurde gefangen genommen und zur Luftwaffenbasis Camp Adder gebracht. Sofortige Rettungsaktion erforderlich.

«So ein Mist» rief der Dicke. «Sie haben es schon erfahren.»
«Wie haben die das gemacht?»
«Nun, sicher haben sie direktere Kanäle, als wir. Denen entgeht wirklich gar nichts.»
«Und wie sollen wir das ihrer Meinung nach anstellen?»
«Was weiß ich. Hier steht nur, dass wir ihn befreien sollen.»
«In unserem jetzigen Zustand? Das sieht gar nicht gut aus.»
Der große magere Typ zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor, drehte ihn um neunzig Grad und setzte sich mit einer Reihe von Schmerzenslauten hin. «Das hat uns gerade noch gefehlt.»
Er stützte den Ellenbogen auf dem glatten Tisch ab und schaute aus dem Fenster. Er bemerkte, dass die Scheiben schmutzig waren und dass die rechte auf der ganzen Länge einen Riss aufwies.
Plötzlich hob er die Augen zu seinem Gefährten, lächelte sadistisch und sagte «Ich habe eine Idee.»
«Das habe ich geahnt. Ich kenne diesen Blick.»
«Hol den Erste-Hilfe-Koffer und lass mich die Beule an deinem Kopf sehen.»
«Ehrlich gesagt mache ich mir mehr Sorgen um mein armes Handgelenk. Hoffentlich ist es nicht gebrochen.»
«Mach dir keine Sorgen, ich bring das in Ordnung. Als Kind wollte ich Tierarzt werden.»

Nach weniger als einer Stunde und nach Einnahme einer großen Dosis Schmerzmitteln und verschiedenen Salben, waren die beiden Kumpels wieder fast wie neu.
Nachdem der Magere sich im Spiegel an der Wand neben dem Eingang betrachtet hatte, sagte er zufrieden «Jetzt können wir weitermachen.» und ging in das Schlafzimmer. Kurz darauf kam er mit zwei, perfekt gebügelten, amerikanischen Militäruniformen zurück.
«Wo hast du die denn her?» fragte der Dicke verwundert.
«Sie sind Teil einer Notausstattung, die ich mitgenommen habe. Man weiß ja nie.»
«Du bist komplett verrückt» kommentierte der Dicke und schüttelte den Kopf. «Und was sollen wir damit anfangen?»
«Hier der Plan» sagte der Magere zufrieden, während er die Uniform in Größe XXL zum Dicken warf. «Du wird General Richard Wright sein, der Verantwortliche einer absolut geheimen Einheit, von deren Existenz niemand etwas weiß.»
«Natürlich, sie ist absolut geheim. Und du?»
«Ich bin deine rechte Hand. Colonel Oliver Morris, zu ihren Diensten, Sir.»
«Also bin ich dein Vorgesetzter. Das gefällt mir.»
«Gewöhn dich bloß nicht dran, ok?» sagte der Magere mit erhobenem Zeigefinger. «Das hier sind unsere Dokumente und die entsprechenden Ausweise.»
«Klasse. Die sehen ja echt aus.»
«Und das ist noch nicht alles, mein Alter» und er zeigte ihm einen Briefkopf, der direkt vom Colonel Jack Hudson unterzeichnet war. «Dies ist der offizielle Befehl für die Herausgabe des Gefangenen, um ihn an einen „sichereren“ Ort zu bringen.»
«Wo hast du das denn her?»
«Habe ich mir ausgedruckt, als du gestern unter der Dusche warst. Hast du gedacht, dass nur du ein Genie am Computer bist?»
«Ich bin verblüfft. Das ist sogar besser als das Original.»
«Wir dringen in die Militärbasis ein und lassen uns den General übergeben. Wenn sie Einwände haben, können wir ihnen immer noch sagen, dass sie doch bitte den Colonel anrufen sollen. Ich glaube nicht, dass er im All Empfang hat» und beide brachen in ein tosendes Gelächter aus.

Nach etwa einer Stunde, während die Sonne schon hinter einer Düne verschwunden war, hielt ein Militärjeep mit einem Colonel und einem General an der Zufahrtsschranke der Luftwaffenbasis Imam Ali oder Camp Adder, wie sie von den Amerikanern während des Irakkriegs umbenannt wurde, an. Aus dem gepanzerten Wachhäuschen traten zwei, bis an die Zähne bewaffnete Militärs heraus, die mit schnellen Schritten zum Fahrzeug kamen. Weitere zwei, die etwas weiter wegblieben, hielten die Insassen im Visier.
«Guten Abend Colonel» sagte der am nächsten stehende Soldat nach dem Militärgruß. «Kann ich bitte ihre Dokumente und die des Generals sehen?»
Der große, magere Colonel, der auf dem Fahrersitz saß, sagte kein Wort. Er zog einen gelben Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und überreichte sie ihm. Der Soldat las eine Weile und richtete seine Taschenlampe ein Paar mal auf das Gesicht der beiden aus. Der General bemerkte den Schweißtropfen, der unter seiner Beule an der Stirn langsam zur Nase hinunter tropfte, um dann auf dem dritten Knopf seiner Jacke zu landen, die durch den enormen Bauch darunter bis zum Platzen gespannt war.
«Colonel Morris und General White» sagte der Soldat und richtete wieder seine Taschenlampe auf das Gesicht des Colonels aus.
«Wright, General Wright!» antwortete genervt der magere Colonel. «Was ist los Sergeant, können sie nicht lesen?»
Der Sergeant, der absichtlich den Namen des Generals falsch ausgesprochen hatte, lächelte leicht und sagte «Ich lasse sie begleiten. Folgt den Männern» und mit einer Geste befahl er den beiden Soldaten, sie zum Gefängnis zu begleiten.
Der Colonel fuhr langsam mit dem Jeep an. Er war noch nicht einmal zehn Meter gefahren als er in seinem Rücken rufen hörte «Sir, halten sie an!»
Den beiden Insassen des Fahrzeuges gefror das Blut in den Adern. Sie blieben einige lange Augenblicke unbeweglich, bis die Stimme sagte «Sie haben ihre Unterlagen vergessen.»
Der füllige General atmete so erleichtert auf, dass all die Knöpfe seiner Uniform beinahe absprangen.
«Danke Sergeant» sagte der Magere und streckte seine Hand zum Soldaten aus. «Ich werde schneller alt als ich dachte.»
Sie fuhren wieder mit dem Jeep los und folgten den beiden Soldaten, die sie mit strammem Schritt schnell zum Eingang eines niedrigen und heruntergekommen aussehenden Gebäudes brachten. Der jüngere Soldat klopfte an die Tür und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Kurz danach erschien ein großer farbiger und komplett glatzköpfiger Mann mit dem Rang eines Sergeanten und hartem Gesichtsausdruck auf der Schwelle und salutierte. «Herr General, Colonel. Treten sie bitte ein.»
Die beiden Offiziere beantworteten den Gruß, betraten den Raum und versuchten dabei, ihre Schmerzen, die sich langsam wieder bemerkbar machten, zu unterdrücken.
«Sergeant» sagte der Magere streng. «Wir haben hier den schriftlichen Befehl von Colonel Hudson, der uns befähigt, General Campbell abzuholen» und er übergab den gelben Umschlag.
Der große Sergeant öffnete ihn und las eine Weile den Inhalt des Schreibens. Dann fixierte er mit seinen dunklen und eindringlichen Augen die des Colonels und sagte «Das muss ich überprüfen.»
«Machen sie das» antwortete der Offizier mit aller Ruhe.
Der große Mann zog aus einer Schublade des Schreibtisches ein anderes Blatt und verglich es aufmerksam mit dem das er in der Hand hielt. Dann schaute er nochmals zum Colonel und sagte, ohne irgendeine Emotion zu zeigen «Die Unterschrift stimmt überein. Sie haben nichts dagegen, wenn ich ihn anrufe?»
«Das ist ihr Pflicht. Bitte beeilen sie sich aber. Wir haben schon zu viel Zeit verloren» antwortete der magere Colonel und tat so, als würde er die Geduld verlieren.
Keinesfalls eingeschüchtert steckte der Sergeant seine Hand in die Tasche der Uniform und zog sein Handy heraus. Er wählte eine Nummer und wartete.
Die beiden Offiziere hielten die Luft an, bis der Soldat, nachdem er eine Taste des Geräts gedrückt hatte, lakonisch sagte «Nicht erreichbar.»
«Also Sergeant, wollen wir uns beeilen?» sagte der Offizier mit einem strengeren Ton als vorher. «Wir können hier nicht die ganze Nacht verbringen.»
«Hol den General» befahl der große Sergeant einem der Soldaten, die die beiden Offiziere begleitet hatten.

Nach einigen Minuten erschein ein komplett glatzköpfiger Mann mit Schnurrbart, grauen Augenbrauen und verschlagenen Augen auf der Türschwelle im Rücken des Sergeanten. Er trug eine Uniform mit den Graden eines Generals, aber auf der rechten Schulter fehlte einer der vier Sterne. Er war gefesselt und hinter ihm hielt ihn ein Soldat im Visier.
Als er die beiden sah, triumphierte der General für einen Augenblick, aber da er ihren Plan vermutete, blieb er still und machte das traurigste Gesicht, das ihm möglich war.
«Danke Soldat» sagte der Colonel, während er seine Beretta M9 aus dem Halfter zog. «Jetzt nehmen wir diesen Schweinehund in Empfang.»

Sternenschiff Theos – Der Plan
«Ist es nicht aufregend, dass wir beide die Erde retten werden, mein Schatz?» sagte Elisa, während sie den Colonel bei der Hand nahm und mit den verliebten Augen eines Kätzchens ansah.
«“Mein Schatz”? Meinst du nicht, dass du etwas zu schnell bist?» antwortete Jack verlegen.
Elisa reagierte enttäuscht und erst als der Colonel sie sanft anlächelte und ihr die Wange streichelte, hatte sie verstanden, dass er sie auf den Arm genommen hatte. «Gemeiner Hund. Mach nie wieder so einen Scherz mit mir, sonst zeig ich‘s dir» und schlug mit beiden Händen auf seine Brust.
«Ganz ruhig» flüsterte Jack ihr zu, während er sie sanft an sich drückte. «Ok, es war ein dummes Spiel. Ich mach‘s nicht nochmal.»
Diese plötzliche Umarmung hatte auf Elisa eine beruhigende und entspannende Wirkung. Sie spürte, wie all die Spannung, die sich bis jetzt angesammelt hatte, wie Schnee in der Sonne dahinschmolz. Nach all dem, was in den letzten Stunden passiert war, hatte sie genau dies gebraucht. Sie entschied sich, sich in seinen Armen zu verlieren, schloss langsam die Augen, legte ihren Kopf auf seine muskulöse Brust und ließ sich komplett fallen.

In der Zwischenzeit hatte sich Azakis in die zu enge Kabine des H^COM begeben und wartete, dass auf dem holographischen Visor die Antwort auf seine Kommunikationsanfrage ankam.
Von der Mitte des Bildschirms gingen eine Reihe mehrfarbiger Wellen aus und erzeugten einen ähnlichen Effekt wie ein Stein, der in das ruhige Wasser eines Teichs geworfen wird. Plötzlich verschwanden die Wellen langsam und auf dem Bild erschien das ausgezehrte und durch die Jahre gezeichnete Gesicht seines vorgesetzten Ältesten.
«Azakis» der Mann lächelte leicht, während er langsam die knochige Hand zum Gruß hob. «Was kann dieser arme Alte für dich tun?»
«Wir haben den beiden Erdbewohnern die Wahrheit gesagt.»
«Das war sehr gewagt» kommentierte der Älteste, und rieb sich das Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen. «Wie haben sie es aufgenommen?»
«Sagen wir, dass sie nach der zu erwartenden anfänglichen Verwunderung ganz gut reagiert haben.» Azakis machte eine kurze Pause und sagte dann mit sehr viel ernsterer Miene «Wir haben ihnen vorgeschlagen, den Superflüssigkeits-Torus zu benutzen.»
«Den Torus?» rief sein Gesprächspartner, der so ruckartig aufstand, dass ein Knabe neidisch hätte werden können. «Er wurde doch noch gar nicht komplett getestet. Du erinnerst dich doch daran, was das letzte Mal passiert ist oder nicht? Mit dem Gerät könnten wir eine unkontrollierbare Gravitations-Fluktuation erzeugen und dann besteht auch noch das Risiko, dass sogar ein Mini-Schwarzes Loch entsteht.»
«Ich weiß, ich weiß» antwortete Azakis unterdrückt. «Ich glaube aber, dass wir keine Alternativen haben. Wenn wir dieses Mal keine drastischen Mittel anwenden, könnte der Vorbeiflug des Kodon für die Erdbewohner fatal sein.»
«Wie sieht dein Plan aus?»
«Die Überkreuzung der Orbits der beiden Planeten erfolgt in etwa sieben Tagen. Du müsstest den Torus vorbereiten lassen und mindestens einen Tag vorher hierherbringen lassen.»
«Das ist nicht viel Zeit und das weißt du.»
«Du musst mir etwas Spielraum für die Positionierung, die Konfiguration und die Aktivierung lassen.»
«Ich habe ein schlechtes Vorgefühl» sagte der Älteste während er mit einer Hand durch das spärliche Haar strich.
«Petri ist bei mir. Es wird alles gut gehen.»
«Ihr seid zwei fähige Jungs und ich habe keine Zweifel, aber bitte geht sehr vorsichtig vor. Das Gerät könnte sich in eine tödliche Waffe verwandeln.»
«Tu alles, damit wir es rechtzeitig bekommen und um den Rest kümmern wir uns. Mach dir keine Sorgen.»
«In Ordnung. Ich kontaktiere dich, sobald alles bereit ist. Viel Glück.»
Das Gesicht des Vorgesetzten verschwand vom Bildschirm, der wieder dieselben mehrfarbigen Wellen zeigte, wie vorher.
Azakis erhob sich langsam aus dem unbequemen Sessel und stand eine Weile mit auf der engen Konsole aufgestützten Händen. Tausend Gedanken gingen durch seinen Kopf und während ein leichter Schauer über seinen Rücken lief, hatte er das Gefühl, als ob sie sich eine Menge Probleme aufhalsen würden.

«Zak» sagte sein Abenteuergefährte fröhlich, als er ihn aus der H^COM-Kabine kommen sah. «Was hat der Alte gesagt?»
Azakis streckte sich ein bisschen und sagte dann ruhig «Er hat uns sein OK gegeben. Wenn alles nach Plan läuft, haben wir den Torus, oder besser Newark, am Tag vor der Überschneidung.»
«Hoffentlich schaffen wir es. Es wird nicht einfach sein, das Ding in so kurzer Zeit zu programmieren.»
«Über was machst du dir Gedanken, mein Freund?» antwortete leicht lachend Azakis «Im schlimmsten Fall öffnen wir eine Raum-Zeit-Verzerrung, die die Erde, Kodon, Nibiru und alle anderen Satelliten auf einmal in sich aufsaugt.»
Die beiden Erdbewohner, die etwas abseitsstanden und keine Silbe des Gesprächs verpasst hatten, standen wie versteinert da.
«Was sagst du da?» konnte Elisa nur zischen, während sie ihn fassungslos anschaute. «Raum-Zeit-Verzerrung? Aufsaugen? Willst du damit sagen, dass wenn dieser Plan fehlschlägt, wir die Auslöser der Zerstörung von unserem und eurem Planeten sein werden?»
«Nun, ein minimales Risiko besteht» kommentierte Azakis ruhig.
«Ein “minimales Risiko”? Und das sagst du uns so, mit einem so ruhigen und friedlichen Gesichtsausdruck? Du musst verrückt sein und wir noch mehr als du.»
«Beruhige dich Schatz» griff Jack ein, packte sie bei den Schultern und schaute ihr gerade in die Augen. «Sie sind sehr viel fähiger und vorbereiteter als wir und wenn sie sich entschieden haben, diesen Weg zu gehen, können wir nur beistimmen und ihnen all unsere Hilfe anbieten.»
Elisa atmete tief und lange ein und sagte dann «Ich muss mich setzen. Das ist zu viel heute. Wenn es so weitergeht, sterbe ich noch.»
Jack nahm sie unter den Arm und brachte sie zum nächsten Sessel. Elisa ließ sich mit einem leichten Seufzer darauf fallen.
«Vielleicht haben wir den Sauerstoffgehalt zu sehr verringert» flüsterte Azakis seinem Gefährten zu.
«Ich habe versucht, ihn für uns alle so gut wie möglich anzupassen, damit wir diese unbequemen Atemgeräte nicht tragen müssen.»
«Ich weiß mein Freund, aber ich fürchte, dass sie sehr darunter leiden.»
«Ok, ich versuche, das Gemisch zu verändern. Wir können uns leichter anpassen.»
Dem Colonel schien dies jedoch nichts auszumachen und er war fit wie nie. Entscheidungen treffen und Risiken eingehen waren sein tägliches Brot und in solchen Situationen fühlte er sich absolut wohl. «Gut» rief er, während er sich genau unter das dreidimensionale Bild von Newark positionierte, das noch immer majestätisch in der Mitte des Raumes schwebte. «Das Ding kann uns also alle retten oder an den Rand der absoluten Zerstörung bringen.»
«Analyse abgekürzt, aber effizient» kommentierte Azakis.
«An diesem Punkt» sagte der Colonel ernst und mit tiefer Stimme «glaube ich, dass der Moment gekommen ist, den Rest des Planeten über die bevorstehende Katastrophe zu informieren.»
«Und wie willst du das machen?» fragte Elisa von ihrem Sessel aus. «Nehmen wir das Telefon, rufen den Präsidenten der Vereinigten Staaten an und sagen dann: “Guten Tag Präsident. Wir sind hier mit zwei Außerirdischen zusammen, die uns gesagt haben, dass in wenigen Tagen ein Planet kommt, der uns alle von der Bildfläche fegt?”»
«Das mindeste, was uns passieren kann, ist, dass er das Gespräch ortet, uns holen lässt und in die Klapsmühle steckt» antwortete Jack lachend.
«Habt ihr denn kein globales Kommunikationssystem wie unser Netz?» fragte Petri den Colonel neugierig.
«Netz? Was meinst du damit?»
«Es handelt sich um ein globales Kommunikationssystem, welches das Wissen auf planetarer Ebene speichern und verbreiten kann. Wir haben alle auf verschiedenen Ebenen mit einem neuralen System N^COM Zugang, das und bei der Geburt direkt ins Gehirn eingepflanzt wird.»
«Wow» sagte Elisa verwundert und sagte dann «In Wirklichkeit haben auch wir ein System dieser Art. Wir nennen es Internet, aber wir haben sicher nicht euren Stand erreicht.»
«Wäre es nicht möglich, euer “Internet” zu benutzen, um eine Mitteilung an den ganzen Planeten zu schicken?» fragte Petri neugierig.
«Nun, das ist nicht so einfach» sagte Elisa. «Wir können Informationen in das System eingeben, Mitteilungen an Personengruppen schicken, vielleicht auch einen Film drehen und diesen dann so weit wie möglich verbreiten, aber uns würde niemand glauben und sicher würde er nicht alle erreichen.» Sie überlegte einige Sekunden und fügte dann hinzu «Ich glaube, das einzige geeignete System ist noch immer unser altes und geliebtes Fernsehen.»
«Fernsehen?» fragte Azakis. Dann sagte er zu Petri «Ist das vielleicht das System, das wir benutzt haben, um die Bilder und Filme zu empfangen, die wir bei der Herfahrt gesehen haben?»
«Ich glaube ja, Zak» und er begann eine Reihe von Befehlen an der Zentralkonsole einzugeben. Nach wenigen Sekunden erschienen auf dem gigantischen Bildschirm einige Sequenzen, die sie vorher gespeichert hatten. «Redet ihr hiervon?»
Viele Filme aller Art erschienen in schneller Reihenfolge: Werbespots, Nachrichten, Fußballspiele und sogar ein alter schwarz-weiß Film mit Humphrey Bogart.
«Das ist ja Casablanca» sagte Elisa überrascht. «Wo habt ihr das alles denn her?»
«Eure Übertragungen werden auch im All ausgestrahlt» antwortete Petri ruhig. «Wir mussten etwas an unserem Empfangssystem arbeiten und am Ende haben wir das empfangen.»
«Und dank dessen» fügte Azakis hinzu «konnten wir auch eure Sprache lernen.»
«Und auch einige andere, die wirklich viel komplizierter sind» kommentierte Petri traurig. «Ich bin fast verrückt geworden mit alle den Zeichnungen.»
«Auf jeden Fall» griff der Colonel ein «ist es genau das, von dem wir gesprochen haben, aber ich glaube, dass das auch nicht die beste Lösung ist.»
«Entschuldige Jack» griff Elisa ein. «Glaubt du nicht, dass wir vor allem zuerst deine Vorgesetzten vom ELSAD informieren sollten? Wenn ich es richtig verstanden habe, steht an der Spitze dieser Organisation der Präsident der Vereinigten Staaten oder nicht?»
«Und woher weißt du diese Dinge?» wendete der Colonel verblüfft ein.
«Nun, ich habe auch meine Quellen» sagte Elisa und schob verführerisch eine Haarsträhne zur Seite, die an ihrer rechten Wange herunterhing.
«Machen das die Frauen bei euch auch so?» fragte Jack die beiden Außerirdischen, die die Szene verblüfft beobachtet hatten.
«Die Frauen sind im ganzen Universum gleich, mein Lieber» antwortete Azakis lächelnd.
«Tja» fuhr der Colonel nach dem riskanten Scherz fort «ich glaube, du hast wirklich Recht. Wir brauchen eine seriöse und glaubhafte Einrichtung, um eine solch schwerwiegende und überwältigende Nachricht zu veröffentlichen. Ich mache mir etwas Sorgen wegen externer Eindringlinge, die auch General Campbell und die beiden Typen, die uns angegriffen haben, engagiert haben. Ehrlich gesagt ist der General mein direkter Vorgesetzter, aber es scheint so, als wäre er korrupt und ein Verräter.»
«Also sieht es so aus, als ob wir das Telefongespräch, von dem wir vorher geredet haben, wirklich machen müssen?» sagte Elisa.
«So absurd es scheint, aber vielleicht ist das wirklich die einzige Lösung.»
New York – Insel von Manhattan
In einem luxuriösen Büro im neununddreißigsten Stock des beeindruckenden Wolkenkratzers zwischen der 5th Avenue und der 59th Street in Manhattan in New York, stand ein eleganter, gepflegter und nicht sehr großer Mann vor einem der fünf großen Fenster, die ihn von der Außenwelt trennten. Er trug einen dunkelgrauen, sicher italienischen Anzug, eine auffällige rote Krawatte und hatte glatte, graumelierte Haare, die nach hinten gekämmt waren. Seine schwarzen und tiefgründigen Augen schauten durch das Fenster in Richtung des wundervollen Central Park, der praktisch zu seinen Füßen begann und sich über vier Kilometer Länge und achthundert Meter Breite erstreckte. Er war eine wertvolle grüne Insel, Sauerstoffquelle und Freizeitort für die fast zwei Millionen Einwohner der Insel.

«Herr Senator, sie erlauben?» sagte ein glatzköpfiger Mann mit ausdrucklosem Gesicht, während er schüchtern an die elegante Eingangstür aus dunkel lackiertem Holz klopfte. Daneben trug ein vergoldetes Schild in schwarzer Schrägschrift die Aufschrift „Senator Jonathan Preston“.
«Was ist?» antwortete der Mann, ohne sich umzudrehen.
«Eine verschlüsselte Videoübertragung wartet auf sie.»
«Ok, ich nehme sie hier an. Schließen sie die Tür, wenn sie gehen.»

Der Mann ging langsam zu seinem eleganten dunklen Schreibtisch und setzte sich auf einen weichen, schwarzen Ledersessel. Mit einer automatisch rückte er den Knoten seiner Krawatte zurecht, steckte den Ohrhörer in sein rechtes Ohr und drückte eine graue Taste unter der Arbeitsfläche. Ein großer, halbdurchsichtiger Monitor sank mit einem leichten Flüstern von der Decke herab, bis er sanft auf der Arbeitsfläche des Schreibtischs abgestellt war. Der Mann berührte den Bildschirm und vor ihm erschien das Gesicht von General Campbell.
«General, ich sehe mit Freude, dass sie sich nicht mehr im heimatlichen Gefängnis befinden.»
«Senator, wie geht es ihnen? Ich wollte ihnen vor allem für die schnelle und effiziente Befreiungsaktion danken.»
«Ich denke, dass dies den beiden Personen in ihrem Rücken zu verdanken ist.»
Der General drehte sich instinktiv um und sah den Dicken mit seinem Kumpel, die versuchten, sich von der Webcam aufnehmen zu lassen, wie es üblicherweise das Publikum machte, das normalerweise hinter einem Journalisten stand, der eine Live-Übertragung abgab. Er schüttelte leicht die Schultern und sagte dann «Sie sind sicher keine Füchse, aber für bestimmte Arbeiten sind sie wirklich zu gebrauchen.»
«Gut. Jetzt sagen sie mir alles. Ihr Bericht hätte vor mehr als zwölf Stunden hier sein müssen.»
«Sagen wir, dass ich in letzter Zeit etwas “beschäftigt” war» antwortete der General ironisch. «Ich kann ihnen jedoch bestätigen, dass ihre Vermutung über die Arbeit von Doktor Hunter richtig war und dass ich dank ihrer Entdeckung persönlich bei einem Vorfall dabei sein konnte, der untertrieben unglaublich war.»
Der General machte eine kleine Pause, um die Neugier seines Gesprächspartners noch zu schüren und fügte dann hinzu «Senator, ich weiß nicht, wie das geschehen konnte, aber der Fund des berühmten “Gefäßes mit wertvollem Inhalt” unserer Frau Doktor, muss auf irgendeine Weise ein System aktiviert haben, das auf unseren Planeten nichts weniger als...» Er verstummte mit dem Wissen, dass der Satz, den er jetzt sagen würde, etwas Schwierig zu verdauen war, atmete tief ein und sagte dann ohne weiteres Zögern «ein außerirdisches Sternenschiff zu uns geholt hat.»
Der Offizier versuchte seinen Blick geradeaus auf den Bildschirm zu richten, um ein Zeichen der Verblüffung auf dem Gesicht des Senators zu finden, der aber mit keiner Wimper zuckte. Er stützte nur seinen Ellenbogen auf seinen Schreibtisch und rieb sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und begann dann, es leicht zu zwicken. Dies für einige Sekunden und dann sagte er einfach nur «Sie sind also zurückgekommen.»
Der General konnte es nicht verhindern, seine Augen überrascht zu weiten.
Preston wusste schon alles über die Außerirdischen... Wie war das möglich?
Der Senator erhob sich langsam von seinem bequemen Sessel, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann im Kreis um den Schreibtisch zu laufen. Der General und die Mitarbeiter in seinem Rücken trauten sich nicht, noch etwas zu sagen. Sie schauten sich nur mit zweifelnden Blicken an und warteten geduldig.
Plötzlich kehrte Preston zu seinem Schreibtisch zurück, stützte beide Hände auf und schaute geradeaus in die Augen des Generals «Ihr hattet eine Drohne bei euch. Sagt mir, dass ihr einen Film des Sternenschiffes aufnehmen konntet.»
Der General drehte sich auf der verzweifelten Suche nach einer positiven Antwort zu den beiden um, die hinter ihm standen. Der Magere zeigte ein Lächeln, nahm das Wort an sich und sagte mit vor Stolz geblähter Brust «Natürlich Senator, auch mehr als einen. Ich schicke sie ihnen sofort.»
Ohne Rücksicht zu nehmen, schob er den General zur Seite und spielte, nachdem er die Tastatur vor sich betätigt hatte, in einem Fenster auf dem Bildschirm des Senators die Aufnahmen ab, die sie im Camp von Dr. Hunter gemacht hatten.
Preston stützte beide Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab, legte das Kinn in seine Hände, die zur Faust geballt waren und näherte sich so weit wie möglich dem Monitor, um keines der Bilder zu verpassen, die vor ihm abgespielt wurden. Zuerst die Nachtaufnahmen des Steinbehälters, der im Boden vergraben war und dann die der mysteriösen schwarzen Sphäre im Inneren und den Transport derselben in das Laborzelt. Dann änderte sich das Szenario. Es war heller Tag. Augenscheinlich auf vier rötlichen Lichtstrahlen abgesetzt, die von den vier Ecken eines imaginären Quadrats auf dem Boden ausgingen, zeichnete sich deutlich eine silbrige ringförmige Struktur ab. Alles schien eine Art Pyramidenstumpf zu sein, der verblüffend dem Ziqqurat von Ur ähnelte, den man majestätisch im Hintergrund sehen konnte.
Der Senator konnte seine Augen nicht vom Bildschirm abwenden. Als er die beiden Außerirdischen sah, die ein menschliches Aussehen hatten, aber sehr viel größer und kräftiger gebaut waren als der Durchschnitt, die durch die Öffnung der silberfarbenen Struktur heraustraten und mit breiten Beinen auf die Plattform stiegen, die wohl für den Ausstieg gedacht war, konnte er nur ein Raunen von sich geben und merkte, wie ihm das Herz bis zum Hals stieg.
Der Traum, den er seit seinem Leben verfolgte, hatte sich bewahrheitet. All seine Studien, seine Forschungen und vor allem sein Kapital, das er in dieses Projekt gesteckt hatte, hatten endlich die erhofften Ergebnisse erreicht. Die Beiden auf dem Bildschirm waren wirklich Außerirdische, die an Bord ihres supermodernen Sternenschiffes durch den interplanetaren Raum geflogen waren, um wieder auf die Erde zurückzukehren. Jetzt konnte er diejenigen, die ihn immer kritisiert hatten, ins Gesicht sagen, dass seine Berechnungen absolut korrekt waren. Der mysteriöse zwölfte Planet des Sonnensystems existierte wirklich. Sein Orbit kreuzte nach 3.600 Jahre wieder den der Erde und er hatte zwei der Bewohner vor sich, die den „Vorbeiflug“ des Planeten nutzten, um uns wieder zu besuchen und erneut unsere Kultur und unsere Leben zu beeinflussen. Es war schon wer weiß wie oft in den tausenden von Jahren passiert und jetzt wiederholte sich die Geschichte. Diesmal war aber auch er da und er hätte sich diese phantastische Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen.
«Sehr gute Arbeit» sagte der Senator zu den Dreien, die ihn erwartungsvoll durch den Bildschirm anschauten. Dann, nachdem er eine komplette Drehung mit dem Sessel gemacht hatte, auf dem er saß, fügte er hinzu «Die Tatsache, dass Sie entdeckt wurden, General, wird die Dinge etwas komplizierter gestalten. Wir werden nicht mehr die Möglichkeit haben, ein autoritäres “Ohr” bei der ELSAD zu haben, aber das interessiert uns jetzt auch nicht mehr.»
«Was meinen Sie damit, Senator?»
«Jetzt ist es nicht mehr unser Ziel zu erfahren, ob die Annahmen von Dr. Hunter richtig sind oder nicht. Ebenfalls ist auch der Besitz des “wertvollen Inhalts” nicht mehr wichtig.»
«Das auch, weil er alles außer wertvoll ist» flüsterte der Dicke.
«Wir können jetzt direkt die Phase zwei angehen» sagte der Senator und tat so, als hätte er die Anmerkung nicht gehört. «Vor uns haben wir eine unglaublich moderne Technologie und sie wurde uns auch noch auf einem Silbertablett serviert. Alles was wir tun müssen, ist sie zu nehmen, bevor jemand anderes uns zuvorkommt.»
«Bitte erlauben Sie, Senator» antwortete der General schüchtern. «Meine beiden Helfer konnten schon am eigenen Leib erfahren, dass die beiden sympathischen Außerirdischen nicht so sehr für eine Zusammenarbeit bereit zu sein scheinen.»
«Sie können ruhig sagen, dass die uns verprügelt haben» fügte der Dicke hinzu, während er sich das Knie massierte.
«Ich kann mir schon vorstellen, wie sie es versucht haben» antwortete der Senator mit einem leichten Lächeln. «Habt ihr euch schon gefragt, warum sie das Verhältnis zu Dr. Hunter und Colonel Hudson so liebevoll gepflegt haben?»
«Ehrlich gesagt, kam uns das schon etwas komisch vor» antwortete der General. «Sie haben sich ihnen gegenüber verhalten, als ob sie sich seit Ewigkeiten kennen würden.»
«Ich glaube einfach nur, dass sie viel höflicher und freundlicher waren, als Ihr.»
«Tja, es war nicht gerade so, dass wir mit Samthandschuhen an die Sache rangegangen sind.»
«Was passiert ist, ist eben passiert» sagte der Senator. «Konzentriert euch jetzt lieber auf eure nächste Mission. Ihr beide findet den Colonel und seine Freundin. Ich möchte, dass ihr sie keinen Moment aus den Augen verliert. Ihr habt die Mittel und das Kapital zur Verfügung. Ich werde aber dieses Mal keine Fehler mehr dulden.»
«Wer sagt ihm jetzt, dass die beiden gerade eine Runde um die Erde ziehen?» flüsterte der Dicke dem Mageren ins Ohr, bevor er einen Schmerzenslaut von sich gab, der ihm durch einen Tritt auf die linke Pobacke entfuhr, den ihm sein Kumpan verpasst hatte.
«Sie General werden mich am Flughafen abholen.»
«Sie kommen persönlich her?» sagte der Militär überrascht.
«Ich werde mir dieses Ereignis auf gar keinen Fall entgehen lassen. Wenn das ihre Landungsbasis ist, werden sie dorthin zurückkehren müssen, aber diesmal werden wir ein Empfangskomitee vorbereiten. Ich gebe ihnen dann unterwegs die Anweisungen. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg» und beendete das Gespräch.
Der Senator beobachtete noch einige Momente nach der Übertragung den Bildschirm, der jetzt eine Reihe spektakulärer Bilder der Wüste Arizonas zeigte, die langsam aufeinander folgten. Dann, als ob er plötzlich geweckt worden wäre, stand er auf, drückte die Taste des Kommunikators auf seinem Schreibtisch und befahl trocken in das integrierte Telefon «Bereiten Sie mein Flugzeug vor und rufen Sie meinen Chauffeur.
Ich möchte spätestens in einer Stunde in der Luft sein.»
Sternenschiff Theos – Das Geschenk
«Wir müssen wieder runter» sagte Colonel Hudson zu den beiden Außerirdischen. «Ich muss einige Telefongespräche führen und ich glaube, dass das von hier aus nicht möglich ist.»
«Da wäre ich mir nicht so sicher» antwortete Azakis verschmitzt. «Wenn unser guter Petri mal richtig loslegt, kann er Dinge tun, die du dir nicht einmal vorstellen kannst» und schlug seinem Freund anerkennend auf die Schulter.
«Nur mit der Ruhe» antwortete Petri und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. «Bitte definiert mit das Konzept “Telefongespräch”.»
Etwas verwundert über die augenscheinlich banale Frage, drehte sich Jack zu Elisa um, die die Schultern hob und dann ganz unschuldig auf die Tasche des Colonels zeigte und sagte «Zeig ihm dein Handy, oder nicht?»
Mit einer schnellen Geste zog Jack sein Smartphone aus der Tasche. Es war schon ein älteres Touch-Screen-Modell. Es hatte ihm noch nie gefallen, der absurden Tendenz zu folgen, immer das neueste Modell haben zu müssen. Er zog es vor, in seinen Händen ein Instrument zu halten, das er gut kannte, ohne jedes Mal einen Haufen Zeit damit zu verlieren, alle neuen Funktionen lernen zu müssen.
«Ich bin kein Techniker» sagte Jack, während er es dem Außerirdischen zeigte «aber mit diesem Ding können wir mit einer anderen Person sprechen, die ein ähnliches Gerät besitzt, indem wir einfach nur ihre Nummer mit der Tastatur eingeben.»
Petri nahm das Telefon und untersuchte es aufmerksam. «Das muss ein Eins zu Eins Übertragungssystem sein, das unseren tragbaren Kommunikatoren ähnelt.»
«Mit dem einzigen Unterschied,» fügte Elisa hinzu «dass es uns jedes Mal, wenn wir es benutzen, einen Haufen Geld aus der Tasche zieht.»
An die begrenzten Sprachkenntnisse denkend, die ihm nicht erlaubten, alle Kommentare voll zu verstehen, entschied sich Petri, die letzte Bemerkung zu vernachlässigen und analysierte weiterhin das Objekt in seinen Händen. «Ich werde etwas Zeit brauchen, um zu kapieren, wie es funktioniert.»
«Lass dir ruhig Zeit» kommentierte Elisa entmutigt. «Da kommt ja auch kein Planet auf uns zu.»
Petri schaute sie verblüfft an, da er auch diese Bemerkung nicht verstanden hatte und entschied sich, nichts mehr hinzuzufügen. Er hob nur die Schultern, ging in das interne Transfertmodul, indem er dann nach wenigen Sekunden verschwand.

«Also, vorausgesetzt, dass wir dein Handy von hier aus zum Laufen bringen, wie willst du vorgehen?» fragte Elisa, während sie verzweifelt versuchte, sich von der Schwäche wegen des Sauerstoffmangels und den tausend Emotionen der letzten Stunden zu erholen.
«Anfangs habe ich daran gedacht, Senator Preston zu kontaktieren, den direkten Vorgesetzten von General Campbell. Da ich aber dieser Person nicht unbedingt vertraue, habe ich mich jedoch entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen, um Kontakt mit dem Präsidenten aufzunehmen.»
«Glaubst du, dass er auch darin verwickelt ist?»
«Die beiden Gauner haben mit nicht die Wahrheit gesagt. Es gingen Gerüchte um, dass Preston sogar mit wenig vertrauenswürdigen Waffenherstellern zu tun hat. Ich kann ihm einfach nicht trauen.»
«Also?»
«Also werde ich mich direkt an Admiral Benjamin Wilson wenden. Er war viele Jahre lang die rechte Hand des Präsidenten und auch ein sehr guter Freund meines Vaters.»
«War?»
«Leider hat mein Vater uns vor fast zwei Jahren verlassen.»
«Das tut mir leid...» flüsterte Elisa und streichelte sanft seinen linken Arm.
«Wilson hat mit auf den Knien geschaukelt, als ich noch ein Kind war. Er ist einer der wenigen Menschen, denen ich blind vertraue.»
«Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Auch wenn du ein sehr gutes Verhältnis zu ihm hast, wird es schwierig sein, dass er so eine Nachricht am Telefon schluckt.»
«Ich könnte ihm auch einige Fotos seiner Stadt von hier oben ausschicken.»
«Mit unseren Kurzstreckensensoren» bemerkte Azakis, der bis jetzt Abseits gestanden war «können wir ihm sogar sagen, mit welcher Frequenz sein Herz schlägt.»
«Keine Scherze bitte» rief Elisa, indem sie ihre Aussage mit einer Geste unterstrich.
«Glaubst du mir nicht? Dann schau her.»
Azakis ließ mit dem O^COM auf dem Bildschirm das Luftbild des Basislagers von Elisa erscheinen. In wenigen Sekunden vergrößerte er das Bild, bis man das Laborzelt sehen konnte.
«Das was ihr hier seht...»
«Ist mein Zelt» sagte Elisa, bevor Azakis den Satz beenden konnte.
«Genau. Jetzt schaut her.»
Plötzlich war es, als ob das Zeltdach verschwunden wäre und man sah genau alle Gegenstände im Inneren des Zeltes.
«Mein Schreibtisch, meine Bücher... unglaublich.»
«Wenn sich jemand im Inneren aufhalten würde, könnte ich euch auch die Wärme seines Blutkreislaufs zeigen und somit auch seinen Puls berechnen.»
Zufrieden mit der Erklärung, die er ihnen gegeben hatte, begann der Außerirdische stolz durch das Zimmer zu gehen.
Plötzlich hatte der Colonel, der sich von seiner Verblüffung noch nicht richtig erholt hatte, eine Eingebung und sagte zweifelnd «Wie “wenn jemand da wäre”? Es muss jemand da sein. Wo zum Teufel sind die beiden Gefangenen?»
Elisa näherte sich dem Bildschirm, um besser sehen zu können. «Vielleicht haben sie sie woanders hingebracht. Können wir den Rest des Camps auch sehen?»
«Kein Problem.»
In wenigen Sekunden zeigte Azakis eine Übersicht des Camps. Die Sensoren suchten überall, aber von den beiden keine Spur.
«Sie müssen abgehauen sein» sagte der Colonel lakonisch. «Das heißt, dass sie uns sicher bald wieder am Hals hängen. Zum Glück wurde der General von meinen Männern in Sicherheit gebracht. Die drei zusammen wären in der Lage wieder etwas Teuflisches auszuhecken.»
«Macht nichts» sagte Elisa. «Wir haben jetzt größere Probleme, um die wir uns kümmern müssen.»
Er hatte den Satz noch nicht beendet, als sich die Tür des internen Kommunikationsmoduls Nummer drei öffnete. Eine attraktive Frau verließ mit weichen und sinnlichen Schritten das Modul. Sie hatte eine Art durchsichtige Schale in der Hand, auf der sich verschiedene farbige Behälter befanden.
«Ladies and Gentleman» sagte Azakis pompös, wobei er
sein allerbestes Lächeln aufsetzte. «Ich stelle ihnen den faszinierendsten Kursoffizier der ganzen Galaxie vor.»
Jack, dem der Kiefer wegen der Überraschung heruntergefallen war, konnte nur ein Einfaches “Guten Tag” stottern bevor er einen Ellenbogen genau zwischen der zehnten und elften Rippe auf der rechten Seite verspürte.
«Willkommen an Bord» sagte sie in einem unsicheren Englisch. «Ich denke ihr habt Hunger. Ich habe euch etwas zu Essen gebracht.»
«Danke, sehr freundlich» antwortete Elisa zickig, während ihr Blick ihren Mann wie ein Blitz traf.
Die Frau gab keine weiteren Kommentare ab. Sie stellte die Schale auf eine Unterlage links von ihnen, ließ ihr Gesicht mit einem glänzenden Lächeln leuchten und verschwand nach wenigen Sekunden wieder im selben Modul, aus dem sie gekommen war.

«Hübsch oder nicht?» kommentierte Azakis und schaute dabei den Colonel an.
«Hübsch? Wer? Von was redest du?» antwortete Jack in der Erinnerung des vorher erhaltenen Schlags schnell.
Azakis brach in Gelächter aus und bat die beiden dann, sich zu setzen.
«Was ist das denn für ein Zeug?» murmelte Elisa wenig elegant und roch an den verschiedenen Speisen.
«Nebirleber» listete der Außerirdische auf « Hanukrippchen und gekochte Hermeswurzeln mit einem, sagen wir “energiespendenden” Getränk.»
«Im Restaurant Masgouf war das ganz anders» kommentierte Elisa lakonisch. «Ich habe aber Hunger wie ein Wolf und ich denke, dass ich etwas davon probieren werde.»
Sie nahm ein Stück Rippe mit den Händen und begann es bis zum Knochen abzuknabbern. «Dieses Zeug wird uns hoffentlich keine Magenprobleme ohne Ende bereiten, oder Zak? Probiere du auch, Schatz. Der Geschmack ist am Anfang ungewohnt, aber wirklich nicht schlecht.»
Der Colonel, der Elisa erschrocken ansah, während die haltlos die fremdartigen Speisen verschlang, die auf der Schale lagen, raunte nur «Nein, nein danke. Ich habe keinen Hunger.»
Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch von der Fremdartigkeit der Schale und der Behälter, die als Teller dienten, abgelenkt. Er nahm einen leuchtend roten Behälter und versuchte, die Konsistenz zu erspüren. Er war fremdartig und wirklich kalt. Kälter als er hätte sein dürfen und trotzdem waren die darin enthaltenen Speisen kochend heiß. Mit der Fingerspitze fuhr er über die gesamte Oberfläche. Er war unglaublich glatt. Sie schien weder aus Metall, noch aus Kunststoff zu sein. Andererseits, wie hätte es auch aus Kunststoff sein können? Sie benutzten diesen Stoff für andere Dinge. Das einzig komische war, dass er trotz der Perfektion der Oberflächenbearbeitung, keine Spiegelungen aufwies. Das Licht wurde von dem mysteriösen Material verschlungen. Er näherte sein Ohr an die glatte Oberfläche und begann, mit dem Knöchel des Mittelfingers, leicht auf die Oberfläche zu klopfen. Unglaublicher Weise gab der Behälter keinen Ton von sich. Es war, als ob man an einen großen Wattebausch klopfen würde.
«Aus was für einem Material sind denn diese Gegenstände?» fragte er äußerst neugierig. «Und der Speisenbehälter? Er scheint aus demselben Material zu sein.»
Überrascht wegen der komischen Frage näherte sich Azakis der Schale. Er nahm einen anderen, blassgrünen Behälter und hob ihn auf Augenhöhe an.
«In Wirklichkeit, ist das kein echtes “Material”.»
«Wie meinst du das? Was möchtest du damit sagen?»
«Was benutzt ihr, um Gegenstände, Speisen, Flüssigkeiten oder Substanzen aufzubewahren?»
«Nun, normalerweise benutzen wir Pappschachteln oder Holz, um Materialien zu transportieren. Um Speisen zu reichen, benutzen wir Metalltöpfe, Keramikteller und Gläser. Zum Transportieren oder Aufbewahren von Lebensmitteln und Flüssigkeiten benutzen wir normalerweise Kunststoffbehälter verschiedenster Formen.»
«Kunststoff? Reden wir vom selben Kunststoff, an dem wir interessiert sind?» fragte Azakis verblüfft.
«Genau das» antwortete der Colonel. «In Wirklichkeit ist Kunststoff zu einem der größten Umweltprobleme unseres Planeten geworden. Ihr selbst habt ja gesagt, dass ihr überall Unmengen gefunden habt.» Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu «Das ist auch der Grund, warum euer Angebot, es zu nehmen, uns so sehr interessiert. Wir würden so eine Lösung für ein enormes Problem gefunden haben.»
«Wenn ich es also richtig verstanden habe, benutzt ihr Kunststoff als Behälter und dann werft ihr es ohne Umschweife einfach weg, wodurch jeder Winkel eures Planeten verschmutzt wird?»
«Genauso» antwortete Jack immer verlegener.
«Das ist ja verrückt, absolut absurd. Ihr vergiftet euch mit euren eigenen Händen.»
«Naja, wenn du noch den Smog unserer Fortbewegungsmittel, unserer Fabriken und der Energieerzeugung hinzuzählst, konnten wir sogar schon schlimmeres anstellen. Wobei wir noch nicht von den radioaktiven Abfällen reden, über die wir nicht einmal wissen, wie man sie am besten entsorgen kann.»
«Ihr seid verantwortungslose Irre. Ihr zerstört den schönsten Planeten des ganzen Sonnensystems. Aber leider tragen wir auch einen Teil der Schuld.»
«Wieso eure?»
«Naja, wir haben eure DNA vor hunderten von Jahren verändert. Wir haben euch eine höhere Intelligenz verliehen, als allen anderen Lebewesen der Erde und wie habt ihr sie genutzt?»
«Wir haben sie benutzt, um den Planeten in den Ruin zu treiben.» Jack sprach mit gesenktem Kopf, wie ein Schüler, der von der Lehrerin getadelt wurde, weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. «Jetzt seid ihr aber zurückgekehrt. Ich hoffe wirklich, dass ihr uns dabei helfen könnt, die von uns verursachten Schäden zu beheben.»
«Ich glaube nicht, dass das so einfach ist» sagte Azakis immer verstimmter. «Dank der Analyse, die Petri über den Zustand eurer Ozeane gemacht hat, konnten wir ermitteln, dass ihr Fischbestand seit dem letzten Mal, als wir hier waren, mehr als achtzig Prozent zurückgegangen ist. Wie konnte das passieren?»
Jack wäre am liebsten im Boden versunken, wenn er es gekonnt hätte. «Es gibt keine Entschuldigungen» konnte er nur leise sagen. «Wir sind eine Horde hochmütiger, arroganter, prahlerischer und geist-und hirnloser Lebewesen.»

Elisa, die sich ruhig alle Vorwürfe von Azakis angehört hatte, schluckte das letzte Stück Nebirleber herunter, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und sagte dann «Wir sind aber wirklich nicht alle so, weißt du?»
Der Außerirdische schaute sie überrascht an, aber sie fuhr fort «Es sind die sogenannten “Mächtigen”, die uns an diesen Punkt gebracht haben. Die meisten der normalen Menschen kämpft jeden Tag für den Umweltschutz und alle Lebensformen auf unserem geliebten Planeten. Es ist einfach, aus einer Entfernung von Millionen von Kilometern und nach tausenden von Jahren wieder her zu kommen und uns Vorwürfe zu machen. Ihr habt uns vielleicht die Intelligenz verliehen, aber ihr habt uns nicht einmal eine Art Handbuch zurückgelassen, wie wir sie nutzen sollen!»
Jack schaute sie an und wusste, dass er sein Herz komplett an diese Frau verloren hatte.
Azakis stand mit offenem Mund da. Er hatte solch eine Reaktion sicher nicht erwartet. Elisa dagegen, fuhr ungerührt fort «Wenn ihr uns wirklich helfen wollt, müsst ihr uns so schnell wie möglich all eure technologischen, medizinischen und wissenschaftlichen Kenntnisse zur Verfügung stellen, da ihr sicher nicht lange auf diesem schrecklichen Planeten bleiben werdet.»
«Ok, ok. Reg dich doch nicht so auf» versuchte Azakis sie zu beruhigen. «Ich denke doch, dass wir uns euch ohne zu Zögern zur Verfügung gestellt haben, um euch zu helfen, oder etwa nicht?»
«Ja, du hast Recht. Entschuldige. Ihr hättet ja auch euren Kunststoff nehmen können und wieder dahin zurückkehren, von wo ihr gekommen seid ohne Hallo zu sagen und stattdessen seid ihr hier und riskiert euer Leben zusammen mit uns.»
Elisa bereute den Ausbruch, dem sie freien Lauf gelassen hatte. Also sagte sie fröhlich, um alles etwas herunter zu spielen «Das Essen war aber wirklich lecker.» Dann näherte sie sich dem Außerirdischen und schaute ihn von unten nach oben an «Verzeih mir, ich hätte das nicht sagen sollen.»
«Kein Problem, ich kann das verstehen und um dir zu beweisen, dass ich dir nicht böse bin, schenke ich dir dies.»
Elisa streckte die offene Hand aus und Azakis ließ ein winziges dunkles Objekt in ihre Hand fallen.
«Danke, aber was ist das?» fragte sie neugierig.
«Es ist die Lösung eurer Probleme mit dem Kunststoff.»
Nasiriya – Das Abendessen
Nachdem der Senator das Gespräch so plötzlich abgebrochen hatte, schauten die drei noch eine Weile auf den Bildschirm, der abstrakte mehrfarbige Zeichnungen zeigte, die ineinander übergingen.
«Und was machen wir jetzt?» unterbrach der große Magere und unterbrach diese Art kollektive Hypnose.
«Ich hätte da eine Idee» antwortete der Dicke. «Es ist schon eine Weile her, dass wir was gegessen haben und ich sehe überall nur noch Hamburger.»
«Und wo glaubst du, dass wir jetzt einen Hamburger finden?»
«Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ohnmächtig werde, wenn ich nicht sofort etwas zwischen die Zähne bekomme.»
«Du Armer, jetzt wird er ohnmächtig» kommentierte der Magere mit Kinderstimme. Dann änderte sich sein Ton «Mit all dem Vorrat, der um deine Rippen liegt, könntest du einen Monat fasten.»
«Ok, hört jetzt mit dem Blödsinn auf» sagte der General trocken. «Wir müssen einen Plan ausarbeiten.»
«Ich kann aber mit leerem Magen nicht richtig denken» sagte enttäuscht der Dicke.
«Also gut» rief Campbell und hob die Hände als Zeichen der Aufgabe. «Gehen wir was essen. Den Plan arbeiten wir am Tisch aus. Wir haben ja noch Zeit, bevor der Senator hier ankommt.»
«Das ist ein Wort, General» rief der Dicke zufrieden. «Ich kenne da ein ganz gutes Lokal, wo sie einen phantastischen Hammeleintopf mit Kartoffeln, Karotten und Erbsen mit Currysauce machen.»
«Ich muss sagen, dass ich durch diese detaillierte Beschreibung auch etwas Hunger bekommen habe» sagte der Magere und rieb sich die Hände.
«Also gut, ihr habt mich überzeugt» fügte der General hinzu und erhob sich von seinem Stuhl. «Gehen wir, aber ohne dass wir uns erwischen lassen. Auch wenn ich sicher bin, dass sie es noch nicht entdeckt haben, bin ich auf jeden Fall ein Flüchtiger.»
«Wir beide doch auch, oder nicht?» antwortete der Magere. «Wir sind aus dem Camp geflüchtet und die suchen uns bestimmt überall. Am besten ist es, wenn wir uns deswegen nicht verrückt machen.»

Nach wenigen Minuten fuhr ein dunkler Wagen mit den drei verdächtigen Personen längs der halbleeren Straßen durch die Stadt und hinterließ eine feine Staubwolke.
«Wir sind da, hier ist es» rief der Dicke, der auf dem Rücksitz saß. «Es ist schon etwas spät, aber ich kenne den Besitzer. Es wird keine Probleme geben.»
Der magere Typ am Steuer suchte einen versteckten Platz, wo er das Auto parken konnte. Er fuhr um den Block und dann unter ein baufälliges Dach einer verlassenen Hütte. Er stieg schnell aus dem Wagen aus und beobachtete misstrauisch sein Umfeld. Da war niemand.
Er ging um den Wagen herum und öffnete dem Beifahrer die Tür «Alles ruhig, General. Wir können gehen.»
Der Dicke stieg ebenfalls aus dem Wagen und ging schnell zum Haupteingang des Lokals. Er wollte den Türgriff drehen, aber nichts. Die Tür war verschlossen, aber das Licht brannte noch. Also versuchte er durch das Fenster zu sehen, aber ein dicker Vorhang verhinderte, dass er etwas erkennen konnte. Ohne Zeit zu verlieren, klopfte er dann energisch an und hörte nicht auf, bis er einen Mann mit schwarzen lockigen Haaren sah, der hinter dem Vorhang hervorlugte.
«Wer zum Teufel...» hatte er mit irritiertem Ton begonnen, aber als er seinen fülligen Freund erkannte, beendete er den Satz nicht und öffnete die Tür.
«Ah, du bist es. Was machst du hier um diese Zeit? Und wer sind die Herren?»
«Hey, alter Gauner, wie geht's? Das sind zwei meiner Freunde und wir haben wirklich Hunger.»
«Das Lokal ist aber geschlossen, ich habe schon die Küche geputzt und wollte gerade gehen.»
«Denkst du, dass dieser andere Freund hier besser überzeugen kann als ich» und er wedelte mit einem Hundertdollarschein vor seiner Nase.
«Nun, ehrlich gesagt... Er weiß wie es geht» antwortete der Mann, nahm dem Dicken schnell den Geldschein aus der Hand und steckte ihn in seine Hemdtasche. «Bitte, kommt nur herein» fügte er hinzu, während er die Tür weit öffnete und eine leichte Verbeugung andeutete. Nachdem sich die drei kurz noch einmal versicherten, dass sie nicht beobachtet wurden, gingen sie nacheinander in das kleine Restaurant.

Das Lokal bestand aus zwei Räumen und schien nicht sehr gepflegt zu sein. Der Boden bestand aus rauen dunklen Steinen. Im größeren Raum waren drei niedrige runde Tische, von denen einer auf einem verblassten Teppich stand, von ebenfalls sehr verbrauchten Kissen umgeben. Im anderen Raum hatten die Möbel einen westlicheren Stil und er schien auch “intimer“ zu sein. Große Vorhänge in warmen Farben bedeckten die Wand. Die Beleuchtung war gedämpft und das Ambiente war sehr viel angenehmer. Zwei kleine Tische waren schon gedeckt und bereit für die Kunden am nächsten Tag. Auf jedem befand sich eine dunkelgrüne Tischdecke mit verschiedenen Stickereien, Servietten in derselben Farbe, Unterteller aus heller Keramik mit Silberrand, Gabeln links, Löffel und Messer rechts und in der Mitte eine lange dunkelgelbe Kerze, die von einem Kerzenhalter aus schwarzem Stein gehalten wurde.

«Können wir dort hingehen?» fragte der dicke Typ, während er mit der rechten Hand auf den kleinen Raum zeigte.
Ohne zu antworten, lief der gelockte Mann zum Raum, stellte die beiden Tische zueinander, rückte die Stühle zurecht und sagte, nachdem er eine Verbeugung und eine Geste gemacht hatte «Bitte sehr meine Herren, so wird es gemütlicher sein.»
Die drei setzten sich an den Tisch und der Dicke sagte «Bitte bereite uns deine Spezialität zu und bring uns schon mal drei Bier.» Dann, ohne ihm die Möglichkeit für eine Antwort zu geben, fügte er hinzu «Mach keinen Mist. Ich weiß, dass du irgendwo verschiedene Kassetten versteckt hast.»

Der General wartete, bis der Besitzer des Lokals in der Küche verschwunden war und begann die Konversation von vorher zu kommentieren. «Der Senator ist skrupellos. Wir müssen sehr vorsichtig bei ihm sein. Wenn etwas schiefgeht, würde er keine Sekunde zögern, jemanden zu beauftragen, uns um die Ecke zu bringen.»
«Na Klasse» antwortete der Dicke. «Es sieht so aus, als ob uns alle irrsinnig lieben würden, oder?»
«Versuchen wir, unsere Arbeit so gut wie möglich zu machen und uns wird nichts passieren» kommentierte der Magere, der bis jetzt geschwiegen hatte. «Ich kenne diese Leute sehr gut. Wenn wir keine Probleme machen und alles tun, was und befohlen wird, geht alles glatt und jeder wird seine verdiente Belohnung bekommen.»
«Ja, und eine Kugel in die Stirn» kommentierte der Dicke unterdrückt.
«Komm, sei nicht immer so pessimistisch. Bis jetzt ist doch immer alles gut gegangen oder nicht?»
«Ja, bis jetzt.»

In der Zwischenzeit sprach der Lokalbesitzer leise auf Arabisch am Telefon «Ich sag's dir doch, er ist es.»
«Das scheint mir unglaublich zu sein, dass er zu dir ohne Begleitschutz gekommen ist.»
«Er ist mit zwei weiteren Typen gekommen. Einen kenne ich sehr gut und ich bin mir sicher, dass er irgendeiner komischen Organisation angehört, die irgendwie mit ihm zu tun hat.»
«Kannst du ein Foto machen und es mir schicken? Ich will hier kein Höllenfeuer entfachen und dann merken, dass es eine Verwechslung gewesen ist.»
«OK, ich schau, was ich machen kann. Gib mir einige Minuten.»
Der Mann beendete das Gespräch, aktivierte den Fotoapparat seines Handys, steckte es so in die Hemdtasche, dass das Objektiv leicht herauslugte und nahm ein Tablett aus Aluminium, auf das er drei große Gläser stellte. Er öffnete drei Bierflaschen und stellte sie neben die Gläser. Er hob das Tablett mit der rechten Hand an, atmete tief ein und ging zum Tisch seiner drei Gäste.
«Ich hoffe, dass sie diese Marke mögen» sagte er, während er die Getränke servierte. «Leider haben wir nicht viel Auswahl. Die Gesetze in Bezug auf alkoholische Getränke sind hier sehr streng.»
«Ja, ja, mach dir keine Sorgen» sagte der Dicke, nahm eine Flasche und füllte sein Glas mit Schaum.
Der Mann positionierte sich dann sehr unauffällig vor dem General, nahm das Glas, neigte es leicht und schenkte geschickt fast die halbe Flasche in das Glas ein. Dasselbe machte er beim mageren Typ und sagte «So geht das. Muss euch Amerikanern ein armer Iraker beibringen wie man ein Bier einschenkt?»
Die drei Gäste brachen in Gelächter aus und sie hoben die Gläser und prosteten sich zu, wobei sie die Gläser aneinander klirren ließen.
Der Besitzer, der sich wieder verbeugte, zog sich wieder in die Küche zurück. Sobald er die Schwelle übertreten und sich überzeugt hatte, dass niemand zu ihm hersah, kontrollierte er sein Handy, um die Aufnahme zu überprüfen. Die Bilder zitterten etwas, aber das Gesicht von General Campbell war gut zu sehen. Er schickte den Film an die Nummer, die er vorher angerufen hatte und wartete geduldig. Es verging keine Minute, als eine leichte Vibration des Telefons ein ankommendes Gespräch meldete.
«Er ist es» sagte die Stimme am anderen Ende. «Spätestens in einer Stunde sind wir dort. Lass sie auf keinen Fall gehen.»
«Sie sind gerade erst angekommen und haben noch nicht mit dem Essen angefangen. Ihr habt alle Zeit der Welt» und er legte auf.
Sternenschiff Theos – Der Admiral
Elisa beobachtete noch immer das fremdartige Objekt, das Azakis in ihr Hand hatte fallen lassen, als sich die Tür des internen Kommunikationsmoduls sechs öffnete. Petri trat, das Handy des Colonels in der Hand, mit einer zufriedenen Miene heraus.
«Ich hab's geschafft» rief er «oder wenigstens hoffe ich das.» Er näherte sich schnell den dreien, die in der Mitte der Kommandobrücke standen «Es ist ein sehr antiquiertes System, aber ich glaube, dass ich das Funktionsprinzip gefunden habe. Ich habe mich an einen von den Satelliten gekoppelt, die mit einem niedrigeren Orbit als unserem um den Planeten kreisen und ich glaube, dass es jetzt möglich ist, zu “telefonieren”.»
«Du bist klasse mein Freund» rief Azakis. «Ich habe nicht daran gezweifelt, dass du es schaffst.»
«Bevor wir uns zu früh freuen, kontrollieren wir lieber, ob es wirklich funktioniert» sagte Jack, und nahm dem Außerirdischen das Handy aus der Hand. Der Colonel schaute sich den Bildschirm an und sagte verwundert «Unglaublich, drei Signalbalken.»
«Versuch es» sagte Elisa ganz aufgeregt.
Jack durchsuchte schnell seine Kontakte und fand die Nummer von Admiral Wilson. Bevor er wählte, kamen ihm jedoch Zweifel und er fragte «Ob er jetzt vielleicht in Washington ist?»
«Es müsste jedenfalls zwei Uhr dreißig am Nachmittag sein» antwortete Elisa, nachdem sie auf ihre Armbanduhr geschaut hatte.
«Ok, dann versuch ich es.» Jack atmete tief ein und drückte die Taste “ENTER”. Das Telefon klingelte. Unglaublich...
Er wartete geduldig und erst nach dem siebten Rufton antwortete eine tiefe Stimme «Admiral Benjamin Wilson, wer ist da?»
«Admiral. Ich bin Colonel Jack Hudson. Hören sie mich?»
«Natürlich mein Sohn, klar und deutlich. Es ist schön deine Stimme nach so langer Zeit wieder zu hören. Ist alles in Ordnung?»
«Admiral... Ja, ja Danke...» Jack war verlegen und wusste wirklich nicht, wo er anfangen sollte. «Ich störe sie wegen einer sehr dringenden und wirklich unglaublichen Angelegenheit.»
«Mein Gott Junge, lass mich nicht vor Neugier platzen. Was zum Teufel ist denn los?»
«Nun, das ist nicht einfach zu erklären. Sie vertrauen mir, richtig?»
«Natürlich, was für eine Frage.»
«Das, was ich ihnen jetzt sagen werde, könnte ihnen absurd vorkommen, aber ich kann ihnen versichern, dass es die absolute Wahrheit ist.»
«Jack, wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, was los ist, könnte mein armes altes Herz aufhören zu schlagen.»
«Ok.» Der Colonel machte eine kleine Pause und sagte dann in einem Zug «Ich befinde mich in diesem Moment im Orbit um die Erde. Ich bin auf einem außerirdischen Sternenschiff und habe schreckliche Neuigkeiten, die ich direkt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten mitteilen muss. Sie sind die einzige Person, der ich vertraue und die mich mit ihm in Kontakt bringen kann. Ich schwöre ihnen auf das Grab meines Vaters, dass dies kein Scherz ist.»
Es vergingen unendliche Sekunden, in denen kein Ton aus dem Lautsprecher des Telefons kam. Einen Moment dachte Jack, dass der Admiral vielleicht einen Schlag bekommen hätte. Dann sagte die rauchige Stimme am anderen Ende «Und du rufst mich jetzt wirklich von da oben aus an? Und wie zum Teufel geht das?»
Wilson ist eine unglaubliche Person. Statt sich über die Außerirdischen zu sorgen, fragt er sich, wie ich das Telefon von hier aus benutzen kann... Phantastisch...

«Mit ihrer Technologie konnte ich eine Art Verbindung mit einem Telekommunikationssatelliten herstellen. Ich kann ihnen nicht mehr sagen.»
«Außerirdische. Von wo kommen die denn? Und was wäre diese imminente Katastrophe? Und warum sollen die gerade dich mitgenommen haben?»
«Admiral, das ist eine lange Geschichte und ich hoffe wirklich, dass ich noch die Zeit habe, sie ihnen zu erzählen, aber jetzt ist es das wichtigste, dass sie mich so schnell wie möglich mit dem Präsidenten in Kontakt bringen.»
«Mein Junge, ich vertraue dir blind, aber damit der Präsident mir so eine Story abnimmt, benötige ich schon etwas mehr als ein einfaches Telefonat.»
«Das dachte ich mir und das scheint mir auch plausibel zu sein» fuhr Jack fort. «Und wenn ich ihnen sagen würde, dass sie gerade jetzt auf einem dunkelbraunen Sessel sitzen und eine Kopie der New York Times auf ihren Knien liegt, wären dann meine Behauptungen glaubhafter?» Petri hatte die Koordinaten des Admirals mit Hilfe des Telefonsignals finden können, die Theos direkt über der Stadt positioniert, die Kurzstreckensensoren aktiviert und direkt auf die Emissionsquelle ausgerichtet.
«Zum Teufel noch mal» rief der Admiral und stand ruckartig auf, wobei die Zeitung auf den Boden fiel. «Wie konntest du das nur wissen? Hier kann es keine versteckten Kameras geben. Mein Büro wird jeden Tag kontrolliert und in Ordnung gebracht.»
«Nun, das womit ich sie ansehe ist nicht wirklich eine “Telekamera”. Sagen wir, dass es ein absolut unglaubliches Sichtsystem ist. Wir befinden und 50.000 Kilometer von der Erde entfernt und ich könnte ihre Zeitung von hier aus ohne Probleme lesen. Ich könnte ihnen sogar mitteilen, in welchem Rhythmus ihr Herz gerade schlägt.»
«Du machst Scherze, oder?»
Jack schaute zu Petri hinüber, der sofort den Ansichtsmodus änderte.
Der Admiral erschien jetzt wie eine rötliche Statur mit verschiedenen Farbabstufungen von gelb bis dunkelgrau. Oben rechts auf dem Bildschirm erschienen einige Nummern. Jack las sie und sagte «Ihr Herz schlägt mit einem Puls von achtundneunzig pro Minute und ihr Blutdruck liegt bei 135/90 mmHg.»
«Ja, ich weiß, ist ein bisschen hoch. Ich nehme auch Medikamente, um ihn unter Kontrolle zu halten, aber es klappt nicht. Das Alter, weißt du...» Dann überlegte er einen Moment und sagte «Das ist ja alles absolut unglaublich und verblüffend. Glaubst du, dass du dasselbe auch mit dem Präsidenten machen kannst?»
«Ich denke schon» antwortete Jack uns suchte die Bestätigung mit einem Blick zu Petri, der nur leicht nickte.
«Kannst du mir wenigstens andeuten, was uns passieren wird? Da sie von wer weiß woher gekommen sind, um es uns mitzuteilen, muss es sich ja um einen wirklich verdammt ernsten Vorfall handeln.»
«Ok, ich denke, dass es richtig ist, dass sie es erfahren.»
Elisa ermutigte ihn mit Gesten und komischen Grimassen, fortzufahren.
«Ihr Planet nähert sich sehr schnell dem unseren. Einer seiner Satelliten, Kodon genauer gesagt, wird in weniger als sieben Tagen an uns vorbeikommen und eine Reihe von katastrophalen Auswirkungen auf unseren Planeten haben. Sogar unser Orbit und der des Mondes können beeinträchtigt werden. Auf unserem Planeten können Tsunamis die Länder überfluten und das Wasser könnte Millionen und aber Millionen Menschen einfach wegfegen. Alles zusammengefasst, eine Katastrophe.»
Der Admiral war sprachlos. Er ließ sich schwer auf seinen braunen Sessel fallen und konnte nur noch flüstern «Das hat gerade noch gefehlt.»
«Ehrlich gesagt, sind unsere Freunde hier bereit, uns ein System zur Verfügung zu stellen, das die meisten der verheerenden Auswirkungen begrenzen kann, aber es ist ein sehr gefährliches und noch nie getestetes Verfahren. Außerdem, auch wenn alles gut gehen sollte, werden wir die Auswirkungen nicht unbeschadet überstehen. Ein Teil des planetaren Einflusses kann, auch wenn nur gering, nicht verhindert werden. Daher müssen wir uns vorbereiten, um die Schäden und Verluste auf ein Minimum zu begrenzen.»
«Mein Junge» antwortete der Admiral kläglich. «Ich glaube, dass der Präsident sofort alles erfahren muss, was du mir erzählt hast. Ich hoffe nur, für dich und mich, dass dies kein Scherz ist, weil keiner von uns beiden davonkommen würde, auch wenn ich tief in meinem Herzen hoffe, dass es einer ist. Vielleicht bin ich auch nur auf meinem Sessel eingeschlafen und werde in Kürze aufwachen und merken, dass dies nichts weiter als ein schrecklicher Albtraum ist.»
«Das wäre mir auch liebe, Admiral. Leider ist dies aber kein schlechter Traum, sondern die nackte und grausame Wahrheit. Ich vertraue Ihnen, dass sie diese Nachricht dem Präsidenten übermitteln.»
«Ok. Lass mir nur etwas Zeit, um den richtigen Weg zu finden. Wie kann ich dich erreichen?»
«Ich denke, dass es genügt, wenn sie mich unter dieser Nummer anrufen.» sagte Jack, während er Petri ansah, der etwas unsicher die Schultern hochzog. «Es müsste funktionieren» fuhr Jack fort. «Wenn ich jedoch bis in einer Stunde nichts von ihnen höre, rufe ich sie an, ok?»
«In Ordnung. Bis später.»
«Ich danke ihnen unendlich» antwortete der Colonel und beendete das Gespräch. Er blieb einige Sekunden absolut unbeweglich und sein Blick ging ins Leere. Dann sagte er ruhig zu den Dreien, die auf sein Kommentar warteten «Er wird uns helfen.»
«Hoffentlich klappt alles» antwortete Elisa etwas skeptisch. «Ich denke, dass es nicht einfach sein wird, den Präsidenten zu überzeugen, dass dies kein Scherz ist.»
«Nur er könnte eine Aufgabe wie diese meistern. Geben wir ihm etwas Zeit.» Dann sagte er zu Petri «versuche mit deinen “Sensoren” oder anderen Möglichkeiten, die du benutzen möchtest, ein richtig gutes Spektakel hinzukriegen. Wir werden sie mit etwas wirklich Außergewöhnlichem, bei dem alle staunen werden, überzeugen müssen.»
«Das mache ich» antwortete Petri mit einem sardonischen Lächeln. «Die Spezialeffekte fehlen uns ganz sicher nicht.»
«Wenn du willst, kann ich dir die genaue Position des Weißen Hauses, der offiziellen Residenz des Präsidenten der Vereinigten Staaten und des Pentagons geben, dem Hauptquartier des Verteidigungsministeriums.»
«Also» sagte Elisa und näherte sich Azakis «in der Zeit, in der ihr beiden euch damit vergnügt, die Armen auf der Erde zu erschrecken, wäre es wirklich nett, wenn du mir erklären würdest, was dieses fremdartige Objekt ist, das du mir vorher gegeben hast.»
«Wie ich sagte, glaube ich, dass es die Lösung für all eure Abfallprobleme sein könnte.»
«Du wirst mir jetzt aber nicht sagen, dass es genügt, es einzuschalten um den ganzen Kunststoffmüll aufzulösen, oder?»
«Leider habe wir so etwas noch nicht erfunden, aber dies könnte euch helfen, den Kunststoff zu ersetzen.»
«Ich bin ganz Ohr» und übergab es ihm.
«Dieses kleine Objekt ist nichts anderes als ein Minigenerator eines Kraftfeldes. Danke einer einfachen Programmierung kann es jede gewünschte Form annehmen.»
«Das habe ich nicht verstanden.»
«Ich zeig es dir. Öffne deine Hand.» Azakis nahm das kleine Rechteck sanft zwischen Daumen und Zeigefinger und legte es ihr auf die offene Handfläche. Es verging keine Sekunde, bis sich eine wunderschöne Vase mit tausenden von Farben wie durch Magie in ihrer Hand formte.
«Was zum Teufel...» Elisa zog erschrocken und instinktiv ihre Hand zurück und ließ die Vase auf den Boden fallen, die unkontrolliert herum hopste, ohne zu zerbrechen und auch ohne irgendein Geräusch von sich zu geben.
«Entschuldige» konnte Elisa nur verlegen flüstern. «Das habe ich wirklich nicht erwartet» und kniete sich hin, um die Vase aufzuheben.
Sie hob sie bis über den Kopf hoch und schaute sie sich aus allen Winkeln an. trotz der absolut glatten Oberfläche, schien sich das Licht in keiner Weise darauf zu reflektieren. Bei der Berührung war sie etwas kälter, als sie erwartet hätte. Es schien keines der Materialien zu sein, die sie kannte.
«Dieses Ding ist absolut unglaublich. Wie hast du das gemacht?»
«Es ist sein Verdienst» antwortete Azakis und deutete auf das kleine schwarze Objekt, das am Boden der Vase eingesetzt schien. «Es erzeugt ein Kraftfeld in der Form, die du siehst.»
«Kannst du es auch in der Form einer Flasche machen?»
«Natürlich» antwortete Azakis lächelnd. «Schau her.» Er legte die Spitze des Zeigefingers auf das kleine Rechteck und die Vase verschwand. Er drückte es wieder, indem er den Daumen darauflegte und wie aus dem Nichts erschien eine elegante kobaltblaue Flasche mit einem langen und dünnen Hals.
Elisa war erstaunt und benötigte einen Moment, um wieder zu sich zu kommen. Dann sagte sie aufgeregt, ohne die Augen vom soeben entstandenen Objekt abzuwenden «Jack komm her, das musst du unbedingt sehen.»
Der Colonel, der Petri schon die Koordinaten der beiden Ziele gegeben hatte, drehte sich zu ihr um und näherte sich mit ruhigem Schritt. Er betrachtete das Objekt, das Azakis in der Hand hielt zerstreut und sagte gelangweilt «Eine Flasche? Und was soll daran so interessant sein?»
«Ja, eine Flasche» antwortete Elisa zickig. «Nur, dass sie bis vor wenigen Sekunden eine wunderschöne farbige Vase war.»
«Du nimmst mich doch auf den Arm.»
«Zak, zeig es ihm.»
Der Außerirdische führte denselben Vorgang wie vorher aus, aber diesmal erschien eine riesige pechschwarze Sphäre.
«Oh Mann» rief Jack und machte einen Sprung zurück.
«Die solltet ihr doch kennen, oder?» sagte Azakis während er diesen Ball mit fast einem Meter Durchmesser umarmte.
«Ja, ja» rief die Archäologin ganz erregt. «Sie ist identisch mit der, die im Camp in diesem mysteriösen Steinbehälter vergraben war.»
«Und es gab noch weitere drei,» fügte der Colonel hinzu «die dann die Landebasis für das Schiff waren.»
«Genauso ist es» bestätigte Azakis. «Wir haben sie das letzte Mal hiergelassen und wir benötigen sie als Bezugspunkt für die Abholung der Kunststoffladung.»
«Wow» sagte Elisa. «Jetzt verstehe ich es so langsam.»
«Entschuldige die dumme Frage» sagte Jack zu dem Außerirdischen. «Wenn wir diese Dinger als Behälter benutzen wollen, sagen wir für Wasser, müssten wir dann auch ein praktisches System zum Öffnen und Verschließen erfinden. Wie kann man das machen?»
«Einfach. Es reicht, ein anderes zu benutzen und diesem die Form eines Deckels annehmen zu lassen.»
«Wie dumm ich bin. Ich hatte nicht daran gedacht» sagte Jack und schlug sich die Hand vor die Stirn.
«Wie nennt ihr diese sympathischen Dinger?» fragte Elisa neugierig.
«Auf unserem Planeten heißen sie Shani» antwortete Azakis während er die Sphäre wieder verschwinden ließ und ihr das dunkle Rechteck zurückgab.
«Also ist das ein kleiner Shan» sagte Elisa lachend, während die es zwischen den Fingern hielt und genau beobachtete. «Kann ich versuchen, etwas zu bauen?»
«Non, es ist nicht so einfach. Ich kann es, weil ich für seine Programmierung in Echtzeit meine N^COM-Anlage benutze. Also muss ich dir auch eine implantieren oder du nutzt...» Er unterbrach sich und begann in einer Schublade neben der Konsole zu kramen. Nach wenigen Sekunden zog er eine Art Helm hervor, der dem ähnelte, den sie für die Atmung benutzt hatten, gab ihn ihr und endete mit «Das hier.»
«Muss ich es auf dem Kopf tragen?» fragte Elisa verwirrt.
«Natürlich.»
«Das Ding schmort mir aber nicht mein Hirn, oder?»
Azakis lachte. Er nahm sanft ihre Hände und half ihr, den Helm korrekt aufzusetzen.
«Und jetzt?»
«Nehm das Shan zwischen die Finger und denke an irgendein Objekt. Mach dir keine Sorgen wegen der Dimensionen. Es ist so programmiert, dass es sich in nichts verwandelt, was größer als ein Kubikmeter ist.»
Elisa schloss die Augen und konzentrierte sich. Nach einigen Sekunden erschien ein phantastischer dreiarmiger Kerzenhalter aus Silber in ihren Händen.
«Mein Gott» rief sie verblüfft. «Es ist absurd. Es ist unglaublich.» Elisa konnte ihre Emotionen nicht zurückhalten. Sie drehte das Objekt zwischen ihren Händen und schaute sich jedes Detail genau an. «Er ist genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Das ist nicht möglich, ich träume.»
Nasiriya – Der Hinterhalt
Zwei große offene Jeeps kamen aus dem Norden der Stadt, hielten an der roten Ampel einer augenscheinlich öden Kreuzung an. In jedem Fahrzeug saßen drei Personen. Sie warteten geduldig auf das grüne Licht und fuhren dann noch zwanzig Meter langsam weiter, bis sie den Eingang einer alten, verlassenen Werkstatt erreichten.
Aus dem ersten Jeep sprang ein kräftiger Typ aus, der mit einigen alten Schneidwerkzeugen bewaffnet war. Er ging misstrauisch zum Eingang und schnitt die verrosteten Eisendrähte durch, welche die große Tür geschlossen hielten. Gleich hinter ihm kam ein weiterer Mann, der aus dem zweiten Jeep ausgestiegen war. Er war ebenfalls ein kräftig gebauter Typ. Mit vereinten Kräften versuchten sie, das alte Tor zu verschieben. Es kostete sie einige Kraft, bis sich das Paneel mit einem metallischen Quietschen öffnete. Sie schoben das Tor zur Seite, bis der Eingang komplett offen war.
Die Fahrer der beiden Fahrzeuge die einer hinter dem anderen mit Motor im Leerlauf gewartet hatten, fuhren dann in die alte Werkstatt, wobei eine schwarze Rauchwolke aus dem Auspuff kam und stellten dann die Motoren ab.
«Gehen wir» sagte der Typ, der der Anführer zu schien, während er, gefolgt von den anderen, aus dem Jeep ausstieg. Die beiden, die am Eingang geblieben waren, gingen ebenfalls zu der Gruppe und dann gingen alles sechs vorsichtig bis zum Eingang des Restaurants.
«Ihre drei zum Hintereingang» befahl der Anführer.
Alle Mitglieder des kleinen Sturmtrupps waren mit AK-47 Gewehren ausgestattet und bei einigen konnte man die typischen gekrümmten Halfter der arabischen Janbiya-Messer erkennen. Es waren keine langen Griffe, aber die Klingen waren auf beiden Seiten geschärft und waren ohne Zweifel tödliche Waffen.

Der Besitzer des Restaurants, der wusste, dass jeden Moment seine Gefährten ankommen würden, ging lief zwischen Gastraum und Hintereingang einher, von wo aus er nach draußen lugte um eventuelle verdächtige Bewegungen zu erkennen. Seine Nervosität blieb jedoch vom General nicht unbeobachtet, der als alter Fuchs bemerkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Unter dem Vorwand, die Bierflasche zu nehmen, näherte er sich dem Ohr des dicken Typs und flüsterte «Meinst du nicht, dass dein Freund etwas zu nervös ist?»
«Ehrlich gesagt, habe ich das auch schon gemerkt» antwortete der Dicke ebenfalls flüsternd.
«Seit wann kannst du ihn? Hoffentlich bereitet er uns keine schöne Überraschung vor?»
«Das würde ich nicht sagen... er war immer in Ordnung.»
«Wird so sein,» sagte der General und stand schnell von seinem Stuhl auf «aber ich traue der Sache nicht. Am besten wir gehen hier so schnell wie möglich weg.»
Die anderen zwei schauten sich einen Augenblick perplex an, standen dann ebenfalls auf und gingen dann schnell zum Besitzer.
«Danke für alles,» sagte der Dicke «aber wir müssen jetzt gehen» und steckte ihm einen weiteren hundert Dollar Schein in die Hemdtasche.
«Ich habe euch doch noch gar nicht den Nachtisch serviert» antwortete der kraushaarige Mann.
«Besser, ich bin in Diät» antwortete der Dicke und ging schnell zur Tür. Er schaute hinter dem Vorhang vor und da er nichts Auffälliges sah, machte er den anderen beiden ein Zeichen, ihm zu folgen. Er war noch nicht einmal über die Türschwelle hinaus, als er aus dem Augenwinkel die drei dunklen Gestalten sah, die von rechts kamen.
«Bastard» konnte er nur schreien bevor ihm der erste der drei in einem schlechten Englisch befahl, stehen zu bleiben. Als Antwort zog er eine Betäubungsgranate vom Gürtel ab und schrie seinen Gefährten zu «Flashbang!»
Die beiden schlossen sofort ihre Augen und hielten sich die Ohren zu. Ein blendender Blitz, gefolgt von einem lauten Knall unterbrach die Stille der Nacht. Die drei Angreifer, die durch den Schachzug des Dicken überrascht wurden, waren einige Sekunden von der Explosion betäubt und durch die Blindheit, die von der Granate verursacht wurde, konnten sie die drei Amerikaner nicht sehen, während diese, eines olympischen Hundertmeterlaufs würdig, in Richtung ihres Fahrzeuges rannten.
«Feuer» schrie der Anführer der Angreifer.
Ein Schwall aus den AK-47 ging in Richtung der Flüchtlinge, aber da der Flashbang-Effekt noch nicht verschwunden war, ging er weit über ihren Köpfen verloren.
«Nur weg hier» schrie der Magere, während er mit seiner Beretta M9, die er aus seinem Halfter gezogen hatte, das Feuer erwiderte.
Während der Dicke rannte, konnte er aus seiner Tasche die Fernbedienung ziehen und die Hecktür des Fahrzeuges öffnen. Mit einem geschickten Sprung nahm er eines der M-16-Gewehre, die er immer mit sich führte, und warf es dem General zu. Er selbst nahm sich ein Maschinengewehr FN P90 und begann in Richtung der Angreifer zu schießen.
«Komm weg» schrie er dem Mageren zu, der mit geducktem Kopf direkt in Richtung Fahrertür rannte. Während seine Freunde im Deckung gaben, stieg er in das Fahrzeug ein. Eine weitere Salve, die von hinten kam, schoss eine Reihe ungeordneter Löcher in die Blechwand der Baracke vor ihm.
In der Zwischenzeit kamen die drei Angreifer, die auf der Rückseite durchgegangen waren, aus dem Haupteingang des Restaurants und schossen zusammen mit ihren Gefährten. Deren Zielsicherheit war auf jeden Fall präziser. Ein Projektil traf den linken Rückspiegel, der in tausend Stücke zersprang.
«So ein Scheiß» rief der magere Typ, der instinktiv seinen Kopf absenkte und versuchte, das Fahrzeug zu starten.
«Generale steigen sie ein» schrie der Dicke, während er eine weitere Salve in Richtung der Angreifer anschoss.
Mit der Geschicklichkeit eines Kindes warf sich Campbell auf den Rücksitz. Während eine Kugel sein linkes Bein streifte und in der offenen Tür landete. Mit einer schnellen Bewegung hakte er den Rücksitz aus und erhielt Zugang zum Kofferraum. Er bemerkte sofort eine Reihe von Granaten, die aufgereiht hinter einem Polystyrolbehälter lagen. Er dachte keine Sekunde nach, nahm eine davon und warf sie in Richtung der Angreifer, nachdem er den Zünder gezogen hatte.
«Granate» schrie er und legte sich flach auf den Sitz.
Während eine erneute Salve aus den AK-47 die Heckscheibe und die rechte Heckleuchte zerstörte, rollte die Handgranate genau in die Mitte der Angreifer. Diese bemerkten die drohende Gefahr und warfen sich so flach wie möglich zu Boden. Die Granate explodierte mit einem ohrenbetäubenden Geräusch und der helle Blitz Durchbrach die Dunkelheit der Nacht.
Der Dicke Typ nutzte den Überraschungsangriff des Generals, lief zur Beifahrertür, stieg ein und schrie mit noch einem Bein draußen «Fahr los.»
Der Magere drückte das Gaspedal voll durch und das Fahrzeug fuhr mit einem enormen Reifenquietschen in Richtung des alten Tors der verlassenen Baracke. Die Masse und Geschwindigkeit des Fahrzeuges überwanden sofort das verrostete Blech des Tors, das schwer nach innen fiel. Das Fahrzeug fuhr mit seinem waghalsigen Rennen fort, wobei es alles zerstörte was in seinem Weg lag. Alte Tongefäße, alte Holzkisten, Stühle und sogar zwei alte Lampen wurden überfahren und in die Luft geschleudert, wobei eine enorme Menge Sandstaub und Trümmer in die Luft geschleudert wurden. Der Magere am Steuer versuchte so vielen Gegenständen wie möglich auszuweichen, indem er sein ganzes Körpergewicht einsetzte, um das Lenkrad nach rechts und links zu steuern. Trotz aller Anstrengungen konnte er jedoch nicht der mittleren, halbfaulen Holzsäule ausweichen, die das Dach stützte, die sofort nachgab. Die Baracke zitterte, ein Raunen und dann krachte sie buchstäblich in sich zusammen, als ob eine enorme Masse auf das Dach gefallen wäre. Alles passierte in dem Moment, als die drei aus der alten Werkstatt herausschossen, nachdem sie auch die Rückwand durchbrochen hatten, worauf ein riesiger Lärm und eine enorme dunkle Staubwolke folgten. Das außer Kontrolle geratene Fahrzeug krachte in einen Abfallhaufen am Straßenrand und blockierte dann.
«So ein Mist» rief der General, dessen Kopf mehrmals an die Armlehne der Tür geprallt war. «Wer hat dir beigebracht, so zu fahren?»
Als Antwort drückte der Magere wieder das Gaspedal voll durch und versuchte, sich einen Weg zwischen dem Unrat zu bahnen. Verschiedene farbige Lappen verfingen sich zwischen den Rädern und ein alter Fernseher hatte sich an der hinteren Stoßstange verfangen. Er musste ein gutes Stück durch den Abfall fahre, bevor er endlich den Straßenrand erreichte. Mit einem dumpfen Krachen fuhr er über den niedrigen Bürgersteig und die drei befanden sich auf der Hauptstraße in Richtung Osten.
«Wer zum Teufel waren die?» fragte der Dicke, während er es sich auf dem Sitz bequem machte und versuchte, die Tür zu schließen.
«Das müsstest du deinen Freund, den Wirt fragen» antwortete der Magere trocken.
«Wenn der mir zwischen die Finger kommt, lass ich ihn all sein Besteck, einschließlich der Suppenkellen fressen.»
«Und was willst du jetzt tun, mein Freund? Du müsstest doch jetzt kapiert haben, dass man hier niemandem vertrauen kann.» Und während er in eine kleine Straße nach rechts einbog, fügte er hinzu «Wenigstens haben wir was zwischen die Zähne bekommen.»
Das dunkle Fahrzeug fuhr in die Dunkelheit der Nacht, hinterließ aber hinter sich die Spur einer nicht identifizierten Flüssigkeit.

Sternenschiff Thos – Der Präsident
«Woher nehmt ihr all die Energie, um ein solch leistungsfähiges Kraftfeld zu erzeugen?» fragte der Colonel neugierig, während er den soeben erzeugten Kerzenhalter beobachtete.
«Die Energie ist überall, an jedem Ort des Universums» antwortete Azakis. «Alles, aus dem es besteht ist aus Materie und Materie ist nichts anderes, als eine Form der Energie und umgekehrt. Sogar die Lebewesen sind nichts Anderes, als Energie-und Materiearten.»
«Wir sind aus derselben Substanz gemacht, wie die Sterne» flüsterte Elisa entrückt, da sie sich an ein altes Zitat von jemandem erinnerte, dessen Namen ihr im Moment nicht einfiel.
«Darüber sind wir uns einig, aber von hier bis zur Nutzung auf diese Weise, ist es ein weiter Weg» sagte der Colonel.
Er wollte gerade nach weiteren Erklärungen fragen, als er durch die Bluesmelodie seines Handys unterbrochen wurde.
«Wer wird das jetzt sein?» sagte er laut, während er den Namen des Anrufers las “Camp Adder – Gefängnis”.
«Colonel Hudson» antwortete der trocken in das Mikrofon.
«Colonel, endlich.»
Jack erkannte sofort die Tiefe Stimme des farbigen Sergeanten, der ihm bei vielen Aufträgen zur Seite gestanden war. «Sergeant, was ist los?»
«Ich suche sie schon seit Stunden. Wo sind sie denn?»
«Nun, sagen wir, ich “drehe mich wie ein Brummkreisel”. Was haben sie für ein Problem Sergeant?»
«Ich wollte sie informieren, dass ihre Anfrage für die Verlegung des Generals ohne Hindernisse ausgeführt wurde.»
«Anfrage zur Verlegung des Generals? Von was reden sie denn da überhaupt?»
«Ich habe hier vor mir einen schriftlichen Befehl, den sie selbst unterschrieben haben, der den General Richard Wright und den Colonel Oliver Morris damit beauftragt, General Campbell abzuholen, um ihn an einen geheimen Ort zu bringen. Ich habe es überprüft und die Unterschrift ist wirklich ihre.»
«Ich habe niemals solch einen Befehl gegeben.» Der Colonel machte eine kurze Pause und sagte dann «Und wo ist der General jetzt?»
«Ich weiß es nicht, Sir. Die beiden Offiziere, von denen ich ihnen erzählt haben, haben ihn in ihre Obhut genommen.»
«Verdammt, er konnte entkommen.» Dann hatte er eine Eingebung und sagte «Sergeant, können sie mir die beiden Offiziere, die ihn abgeholt haben, beschreiben?»
«Sicher doch. Einer war groß und mager und der andere kleiner und übergewichtig. Sie hatten...»
«Ok Sergeant, das reicht. Ich habe verstanden. Vielen Dank.»
«Ich hoffe, dass ich keinen Mist gebaut habe.»
«Machen sie sich darüber keine Sorgen. Es war nicht ihre Schuld» und er beendete das Gespräch.
«Was ist passiert?» fragte Elisa besorgt.
«Die beiden Typen, die und angegriffen und die wir gefangen genommen haben, sind geflüchtet und konnten auch diesen Bastard General Campbell befreien.»
«Das tut mir leid, wirklich, aber ich würde mir da nicht mehr Sorgen machen als nötig. Wir haben jetzt größere Probleme, um die wir uns kümmern müssen oder nicht?»
«Du hast Recht.» Mit diesen Worten ließ er den Kerzenhalter los, zeigte ihn Azakis und fragte «Wo waren wir stehen geblieben?»
«Bei der Energiequelle.»
«Ah, ja richtig. Also wie funktioniert denn jetzt dieses Teil?»
«Es ist nicht ganz einfach, das zu erklären, aber wir können sagen, dass es die umliegende Energie aufnehmen kann und dieser die Form gibt, für die es programmiert wurde.»
«Wow» sagte Jack verblüfft. «Es ist nicht so, dass ich davon viel verstanden habe. Wichtig ist, dass es funktioniert und das sogar sehr gut. Glaubst du, dass diese Technologie auch auf der Erde repliziert werden kann?»
«Natürlich. Ich sehe da keine Probleme. Ich werde Petri sagen, dass er euch zur gegebenen Zeit alle notwendigen Informationen übermittelt.»
«Phantastisch. Ich denke da an die Gesichter unserer Wissenschaftler bei einer solchen Veröffentlichung. Im Moment können wir nur mit fossilen oder nuklearen Brennstoffen, große Energiemengen produzieren. Ich denke wirklich, dass euer Besuch viele Dinge auf unserem Planeten revolutionieren wird.»
«Wie dies schon immer der Fall war» fügte Azakis lächelnd hinzu.
«Wenn ich mich richtig erinnere» sagte Elisa «war es nicht ein Wissenschaftler mit dem Namen Nikola Tesla, der zwischen 1800 und 1900 lebte, der sich eine Energieform vorstellte, die den ganzen Kosmos durchdringt?»
«Wow» sagte Jack überrascht. «Ich habe nicht gewusst, dass du so viel über das Thema weißt.»
«Es gibt viele Dinge, die du noch entdecken wirst, mein Lieber» und strich keck eine Hand durch ihr langes Haar.
«In Wirklichkeit» fuhr Jack fort «hat Tesla sogar noch sehr viel mehr getan. Abgesehen von der Verwirklichung einer Reihe von Erfindungen, die wir heute noch benutzen, theoretisierte er auch über die Möglichkeit das zu benutzen, was er als unerschöpfliche Energiequelle mit dem Begriff „Äther“ bezeichnete. Diese Substanz, die im ganzen Universum vorkommen soll, könnte, wenn richtig stimuliert, überall und jederzeit Energie liefern.» Erfreut über die Tatsache, dass seine Geliebte ihn mit steigender Bewunderung beobachtete, fuhr er stolz mit seiner Erklärung fort. «Der Wissenschaftler sagte, nachdem er mit der Engstirnigkeit und Gier der damaligen Mächtigen zusammengestoßen war, dass die Menschheit für einen derartigen Umbruch noch nicht bereit und vernachlässigte das Projekt und vernichtete alle Spuren davon. Erst heute, nach mehr als einhundert Jahren, haben unsere Wissenschaftler damit begonnen, das Vorhandensein einer „Substanz“ anzunehmen, die wir „dunkle Materie“ nennen. Auch denken sie an eine Energieform, „dunkle Energie“ genannt, die mehr als 70% der Dichte des Universums ausmachen würde.»
«Ich bin beeindruckt» sagte die Archäologin, während sie ihn verwundert anschaute. «Nicht einmal ich habe mit vorstellen können, dass du auf diesem Gebiet so informiert bist.»
«Es gibt noch viele Dinge, die du an mir noch entdecken musst, Liebes» antwortete Jack mit derselben Bemerkung und derselben Geste, auch wenn seiner Haare deutlich zu kurz waren, um dieselbe Wirkung zu erzielen.
«Vielleicht reden wir von derselben Sache» bestätigte Azakis zufrieden.
«Unbegrenzte Energie, die allen zur Verfügung steht, überall im Universum und sie kostet nichts... unglaublich.» Jack war noch ganz in Gedanken über all die Möglichkeiten und Veränderungen durch diese neue überwältigende Erläuterung, als sich sein Handy mit demselben Klingelton wie vorher bemerkbar machte.
«Und wer ist das jetzt?» rief er etwas genervt. Dann las er den Namen des Anrufers und sein Gesicht erhellte sich. «Admiral, ich hätte nicht gedacht, so schnell von ihnen zu hören.»
«Mein Junge, ich konnte Kontakt mit dem Präsidenten aufnehmen und ihm die Situation schildern. Jetzt ist er hier, genau vor mir. Wenn du willst, gebe ich ihn dir.»
«Natürlich» antwortete er verlegen, während er mit weiten Gesten Petri das Handy zeigte. Es vergingen wenige Sekunden und eine ruhige und tiefe Stimme kam aus dem Telefon «Colonel Jack Hudson?»
«Ja Mr. Präsident, das bin ich. Zu ihrem Befehl.» Beim Antworten konnte er es nicht vermeiden, automatisch die hab acht Stellung einzunehmen, wodurch er ein schüchternes Lächeln bei Elisa hervorrief.
«Colonel, nur der Respekt und das Vertrauen, das ich im Admiral Wilson hege, hat dieses Gespräch ermöglicht. Das was mir gesagt wurde ist so absurd, dass es wirklich wahr sein könnte.»
«Präsident, bitte lassen sie das am schnellsten verfügbare Teleskop auf die Koordinate ausrichten, die ich ihnen schicke.»
Petri, der die Theos schon auf eine Parallele des Nordpols gebracht hatte, damit man sie von einem Ort der Erde aussehen konnte, der noch dunkel war, projizierte auf den gigantischen Bildschirm eine Reihe von Nummern. Jack gab diese sehr schnell in deinem Handy ein und schickte sie weiter. «Dies ist die aktuelle Position unseres Sternenschiffes. Ich glaube nicht, dass ihre Techniker Probleme haben werden, uns zu finden.»
Der Präsident gestikulierte in Richtung seines größeren und robusten Assistenten, der mit ihm im Oval Office im Weißen Haus war. Er zeigte ihm die Nummern, die auf dem Handy erschienen waren und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann, der einen schwarzen Anzug, ein reinweißes Hemd und eine graue Krawatte mit hellen Streifen trug, näherte sein Handgelenk an den Mund und ordnete eine Reihe von trockenen Befehlen an.
«Präsident» fuhr Jack fort. «Die Situation ist sehr ernst. Unser Planet riskiert eine unvorstellbare Katastrophe und wir könnten, mit Hilfe dieser Personen, die von so weit weg gekommen sind, etwas tun, um dies zu verhindern. Ich kann all ihre Zweifel gut verstehen, aber ich bin wirklich hier oben und kann das auch beweisen.»
Petri richtete die Kurzstreckensensoren auf die Koordinaten aus, die ihm der Colonel vorher gegeben hatte und auf dem Bildschirm der Kommandobrücke erschien die Ansicht des Oval Office von oben.
«Sir, in diesem Moment liegt ihre rechte Hand auf ihrem Schreibtisch, neben ihnen steht der Admiral und es befinden sich weitere zwei Personen im Raum.»
Der Präsident schaute sich instinktiv um, als ob er den Eindringling finden wolle, der ihn ausspionierte. Er zögerte einen Moment und sagte dann unsicher «Das ist doch absurd. Wie können sie das alles wissen?»
«Ich schaue sie einfach nur an.»
«Das ist hier aber absolut unmöglich. Nichts kann die Abschirmung dieses Raums durchdringen.»
«Nichts irdisches, Präsident» korrigierte ihn Jack. Dann näherte sich ihm Petri und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Colonel weitete seine Augen und sagte dann fest ins Mikrofon «Ich glaube, dass auch dies hier nicht mit einer unserer Technologien möglich wäre.»
Er konnte den Satz nicht beenden, als sich der antike Schreibtisch des XIX Jahrhunderts, der auf der Welt als “Resolute Desk” bekannt war, langsam begann, zu schweben. Der Präsident machte einen Satz rückwärts und schaute überrascht in Richtung des Admirals, der diesen Blick mit einem genauso überraschten Ausdruck zurückgab.
«Der Schreibtisch schwebt in der Luft» rief er. «Es ist, als ob die Schwerkraft keine Auswirkungen mehr daran hat.»
Der andere Mann im Raum, der etwas kleiner als der vorherige aber genauso kräftig war, zog instinktiv seine Pistole aus dem Halfter, das er unter der Achsel trug, um seinen Vorgesetzten zu beschützen. Er schaute schnell nach rechts und links, als ob er einen Geist finden wollte, aber er sah nichts Verdächtiges.
«Steck sie weg» sagte der Präsident ruhig. «Ich glaube, es besteht keine Gefahr. Das ist das Werk unserer Freunde da oben.»
Alle schauten automatisch an die weiße Decke des Raumes, außer dem größeren Assistenten, der, nachdem er zwei Finger an das in-ear-Gerät im rechten Ohr gehalten hatte, in einem emotionslosen Ton sagte «Sir, wir haben die Bilder.» Er zog ein großes Tablet aus seiner Tasche, gab einige Befehle am Bildschirm ein, beobachtete diesen einige Sekunden und reichte es dann dem Präsidenten. Der Mann, der von vielen als der mächtigste Mann der Welt gesehen wurde, nahm es mit der linken Hand und begann, aufmerksam den Bildschirm zu betrachten. Admiral Wilson, der neugierig geworden war, zog die Lesebrille auf, näherte sich und versuchte ebenfalls etwas zu sehen.
Das Gerät zeigte Aufnahmen, die über Satellit von einem nicht sehr leistungsstarken Teleskop kamen, das in einem geheimen Observatorium im Süden Finnlands installiert war. In diesem Gebiet war die Sonne schon seit einigen Stunden untergegangen und die Dunkelheit der Nacht hatte erlaubt, den angegebenen Punkt leicht zu erkennen.
«Geben sie mir noch einen Moment Colonel. Ich zeige gerade das Gebiet an, das den Koordinaten entspricht, die sie mir gegeben haben.»
Die Sicht war noch nicht richtig scharf, als plötzlich, vor dem Schwarz des Raumes, das von tausenden Sternen gepunktet war, auf dem Bildschirm eine kleine silbrige Sphäre erschien, die zur Hälfte vom Sonnenlicht beleuchtet wurde.
Nach einigen Sekunden änderte sich das Bild. Die Vergrößerung war gestiegen. Jetzt belegte die Sphäre fast den ganzen Bildschirm und man konnte die tausend Farbspiele vom violett bis zum dunkelblau bewundern die aussahen, als ob sie auf der silbernen Oberfläche verschmelzen würden.
An Bord der Theos beobachteten die beiden Erdbewohner und die beiden Außerirdischen auf dem Bildschirm, was im Oval Office geschah. Petri, der mit den Bedienungen der Zentralkonsole arbeitete, hatte sogar das Tablet des Präsidenten herangezoomt und die Anzeige darauf im Bild. «Sie beobachten uns» sagte er. Dann, als er merkte, dass die Anzeige etwas seitlich ausgerichtet war, drehte er das Sternenschiff um ca. zwanzig Grad nach rechts und fügte hinzu «Jetzt ist es perfekt. Was meint ihr, wenn wir ans Fenster gehen und ihnen zuwinken?»
Elisa und Jack schauten sich verwundert an, aber als sie sahen, dass Azakis zum großen elliptischen Fenster ging, folgten sie ihm ohne weiteres hinzuzufügen. Die lehnten sich alle drei an den Rand und konnten nur die Augen vor Verwunderung weiten. Vor ihnen befand sich die Erde in all ihrem majestätischen Glanz.
«Es ist wundervoll» konnte Elisa nur bezaubert flüstern.
«Und jetzt, grüßen» sagte Petri fröhlich.

Das Bild auf dem Monitor im Oval Office veränderte sich wieder. Jetzt hatten sie die maximale Vergrößerung erreicht.
«Colonel, mich trifft der Schlag...» sagte der Präsident mit schwacher Stimme. «Ich kann sie sehen.» Dann drehte er sich zum Admiral um, dem vor Verblüffung der Stift aus der Hand gefallen war und fügte hinzu «Dies ist absolut unglaublich.»
«Ich hatte es ihnen doch gesagt, oder nicht?» antwortete Wilson mit zufriedener Miene.
«Die Dame links ist Dr. Elisa Hunter und rechts der Kommandant dieses Sternenschiffes, Herr Azakis.»
Beide machten eine Geste mit der Hand und der mächtigste Mann der Erde konnte nur mit einem verlegenen «Angenehm...» antworten.
Zu dem Trio am Fenster gesellte sich jetzt auch Petri, der mit einem glänzenden Lächeln ebenfalls grüßte.
«Und der, der jetzt gekommen ist» sagte Jack «ist seine rechte Hand, Herr Petri.»
«Ich weiß nicht, was ich sagen soll.»
«Wir müssen ihnen sehr viele Dinge mitteilen und ich fürchte, dass wir so schnell wie möglich ein Treffen organisieren müssen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.»
«Nun, diese Sache hat sicherlich absolute Priorität. Lassen sie mich eine Sekunde nachdenken.» Der Präsident legte sein Handy auf das Resolute Desk und verließ den Raum. Nach wenigen Minuten kam er mit beruhigter Miene zurück, nahm das Telefon in die Hans und sagte «Colonel, sind sie noch dran?»

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