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Tobende Herzen
Amy Blankenship


Tobende Herzen
Die Schützende Herzkristall-Serie Buch Drei

Geschrieben von Amy Blankenship
Übersetzt von Martina Hillbrand

Copyright © 2009 Amy Blankenship
Englische Ausgabe Veröffentlicht von TekTime
Alle Rechte vorbehalten.



Die Legende vom Herzen der Zeit
Die Welten können sich verändern... aber echte Legenden verblassen nie.
Dunkelheit und Licht haben seit Anbeginn der Zeit immer gegeneinander gekämpft. Welten werden erschaffen und zerstört unter den Füßen ihrer Schöpfer, doch der fortwährende Bedarf an Gut und Böse wurde nie in Frage gestellt. Doch manchmal wird ein neues Element in die Mischung geworfen... die eine Sache, die beide Seiten haben wollen, aber nur eine haben kann.
Paradox in seiner Natur ist der Beschützende Herzkristall die eine Konstante, nach deren Besitz beide Seiten immer strebten. Der Kristall hat die Macht, das bekannte Universum zu erschaffen und zu zerstören, doch kann er im gleichen Atemzug auch jedes Leid und alle Zwietracht beenden. Manche meinen, der Kristall hätte einen eigenen Willen... andere sagen, dass die Götter hinter allem stecken.
Jedes Mal wenn der Kristall aufgetaucht ist, waren seine Beschützer immer bereit, ihn vor allen zu schützen, die ihn egoistisch verwenden würden. Die Identität dieser Beschützer verändert sich nicht, und sie lieben mit derselben Grausamkeit unabhängig von der Welt oder der Zeit.
Ein Mädchen steht im Zentrum dieser uralten Beschützer und ist das Objekt ihrer Liebe. In sich besitzt sie die Macht des Kristalls selbst. Dies ist die Trägerin des Kristalls und die Quelle seiner Macht. Die Linien verschwimmen oft und den Kristall zu beschützen wird langsam zu der Aufgabe, die Priesterin vor den anderen Beschützern zu schützen.
Dies ist der Wein, von dem das Herz der Dunkelheit trinkt. Es ist die Möglichkeit, die Beschützer des Kristalls schwach und angreifbar zu machen. Die Dunkelheit sehnt sich nach der Macht des Kristalls und auch nach dem Mädchen, wie ein Mann sich nach einer Frau sehnt.
In jeder einzelnen dieser Dimensionen und Realitäten wirst du einen geheimen Garten finden, bekannt als das Herz der Zeit. Dort kniet eine Statue einer jungen, menschlichen Priesterin. Sie ist umgeben von einer uralten Magie, die ihren geheimen Schatz verborgen hält und ihn sicher aufbewahrt. Die Hände der Jungfer sind ausgestreckt als warteten sie darauf, dass etwas Wertvolles hinein gelegt würde.
Die Legende besagt, dass sie darauf wartet, dass der mächtige Stein, bekannt als der Beschützende Herzkristall, zu ihr zurückkommt.
Nur die Beschützer kennen die wahren Geheimnisse hinter der Statue und wie sie entstand. Bevor die fünf Brüder ihre ersten Atemzügen taten, hatten ihre Vorfahren, Tadamichi und sein Zwillingsbruder, Hyakuhei, das Herz der Zeit während seiner dunkelsten Geschichte bewacht. Jahrhunderte lang bewachten die Zwillinge das Siegel, das die Menschenwelt davon abhielt, sich dem Reich der Dämonen zu öffnen. Diese Aufgabe war heilig und die Leben der Menschen sowie der Dämonen mussten vor der anderen geheim gehalten werden, um sicher zu sein.
Unerwarteter Weise drang während ihrer Herrschaft eine kleine Gruppe von Menschen wegen dem Kristall unabsichtlich in die Welt der Dämonen ein. In einer Zeit der Unruhen hatte seine Macht zu einem Riss in dem Siegel geführt, das die beiden Dimensionen voneinander trennte. Der Anführer der Gruppe der Menschen und Tadamichi waren schnell Verbündete geworden und schlossen einen Pakt, dass der Riss in dem Siegel repariert werden sollte, damit die beiden Welten für alle Zeit voreinander verschlossen sein würden.
Aber in dieser Zeit hatten Hyakuhei und Tadamichi sich beide in die Tochter des Anführers der Menschen verliebt.
Gegen den Willen von Hyakuhei hatten Tadamichi und der Vater des Mädchens den Riss geschlossen. Die Stärke des Siegels war um das Zehnfache erhöht worden, wodurch das gefährliche Liebes-Dreieck für immer voneinander getrennt war. Hyakuheis Herz war gebrochen... Selbst sein eigener Blutsbruder, Tadamichi, hatte ihn betrogen, indem er sichergestellt hatte, dass er und die Priesterin auf ewig getrennt waren.
Liebe kann sich in die absurdesten Dinge verändern, wenn sie verloren ist. Hyakuheis gebrochenes Herz verwandelte sich in böswilligen Ärger und Eifersucht, wodurch ein Kampf zwischen den Zwillingsbrüdern ausgelöst wurde, der Tadamichis Leben beendete und ihre unsterblichen Seelen zerschnitt. Diese Splitter der Unsterblichkeit erschufen fünf neue Beschützer, die die Bewachung des Siegels übernahmen und es vor Hyakuhei beschützen mussten, der sich den Dämonen im Reich des Bösen angeschlossen hatte.
Eingesperrt in der Dunkelheit, zu der er geworden war, hatte Hyakuhei alle Gedanken an den Schutz des Herzens der Zeit weggeworfen... stattdessen richtete er seine Energie darauf, das Siegel völlig zu zerstören. Seine langen, nachtschwarzen Locken, die bis über seine Knie reichten und ein Gesicht, das nichts als Verführung war, verbargen die wirkliche Bösartigkeit seiner engelsgleichen Erscheinung.
Als der Krieg zwischen den beiden Mächten von Licht und Dunkelheit beginnt, strahlt die geweihte Statue ein blendend helles, blaues Licht aus, das anzeigt, dass die junge Priesterin wieder geboren wurde und der Kristall auf der anderen Seite aufgetaucht ist.
Als die Beschützer zu ihr hingezogen werden, und ihre Wächter werden, beginnt der Kampf zwischen Gut und Böse erst wirklich. Daher das Eintauchen in eine andere Welt, wo Dunkelheit dominiert in dieser Welt des Lichts.

Dieses ist eines ihrer vielen epischen Abenteuer...

Kapitel 1 "Gefährliche Küsse"
“Ich muss einfach nur für ein oder zwei Tage nach Hause gehen”, seufzte Kyoko vor sich hin, während sie ihren Rücken an einen riesigen Baum lehnte. Sie zog ihre Beine an und legte ihr Kinn auf ihre Knie, als sie so zwischen den ausgestreckten Wurzeln des Baumes saß. Zu sagen, dass sie sich kläglich fühlte, wäre eine Untertreibung gewesen.
Sie war müde, schmutzig und verärgert, weil sie in den letzten Tagen keinen einzigen Talisman gefunden hatten. Durch diese Tatsache war Toya eingeschnappt. Ihre kleine, zusammengewürfelte Gruppe hatte entschieden, sich für ein paar Tage zu trennen. Kyoko hob eine Augenbraue, wissend, dass das die letzte Chance war, um zu verhindern, dass sie einander an die Kehlen sprangen. Sie blies ihr Haar aus ihrem Gesicht und stimmte im Stillen zu.
Suki war in eine nahe gelegene, kleine Stadt gegangen, um sich dort mit einem Bekannten zu treffen, der ihr mehr Drachentöter-Waffen besorgen wollte. Shinbe war hinter ihr her spaziert, seine Hand leicht erhoben, als wollte er ihren Hintern begrapschen. Die Klatsche, die darauf gefolgt war, war der Höhepunkt von Kyokos Tag gewesen. Sie grinste, wissend, dass Shinbe einfach nicht gewollt hatte, dass Suki alleine im Land herum spazierte. Er wollte sie nur schützen, aber anstatt das zu sagen, benahm er sich wie der Lustmolch, den sie alle kannten und liebten.
Als sie sich umsah, erkannte sie, dass Kamui wieder mit Kaen unterwegs sein musste. Das hatte er in letzter Zeit oft getan. Kyoko lächelte innerlich und wünschte sich, dass sie diese Freiheit auch hätte. Kaen war ein Feuerkobold und konnte seine menschliche Gestalt wann immer er wollte in einen Drachen verwandeln. Kamui konnte dann auf seinen Rücken klettern und sie konnten herumfliegen und waren oft mehrere Tage lang weg.
Als sie hinüber zu Toya sah, der an den Baum neben ihr gelehnt saß, bemerkte Kyoko, dass sein Kopf sich schnell senkte, als er merkte, dass sie in seine Richtung sah. 'Er beobachtet mich schon wieder', dachte Kyoko und fühlte, wie Hitze in ihre Wangen stieg. Er hatte sich in den letzten paar Wochen merkwürdig benommen… aber andererseits... wann benahm sich Toya nicht merkwürdig? Sie grinste über ihren eigenen Scherz.
Sie sah wieder weg und ihre Hand hob sich zu dem kleinen Beutel, der an dem langen Lederriemen, den sie um ihren Hals trug, befestigt war. Sie konnte die kleinen Kristallsplitter, die in dem dünnen Leder verborgen waren, fühlen. Ihre Gedanken wanderten sofort zu Hyakuhei, ihrem Feind. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand, der so übermäßig schön war, so unvorhersehbar und grausam sein konnte. Kyoko zog eine Augenbraue hoch, als sie sich selbst darauf aufmerksam machte, dass man Leute nicht nach ihrem Äußeren beurteilen sollte… und schon gar nicht in einem Land, das von Dämonen überschwemmt wurde.
Je mehr Bruchstücke des Talismans Hyakuhei sammelte, umso mächtiger wurde er, obwohl er schon von Anfang an extrem mächtig gewesen war. Durch die Fähigkeit, die schwächeren Dämonen in sich aufzunehmen, und von ihrer Macht zu trinken, wurde er mit jeder Schlacht gefährlicher. Wenn er je alle Teile des Talismans gewinnen würde, dann könnte er die Barriere zwischen der Welt der Dämonen und der der Menschen durchbrechen. Wenn das passierte, würde er die Dämonen in ihre Welt lassen, und die Menschen hätten keine Chance.
Toya lehnte mittlerweile schon seit fast einer Stunde an dem Baum und tat so, als würde er schlafen, wartete ab, was Kyoko machen würde. Schließlich hatte er im Moment nichts zu tun, nachdem er überstimmt worden war, in der Frage, ob die Jagd nach den Talismanen fortgeführt werden sollte. Sein Atem blieb in seiner Lunge stecken, als er zusah, wie ihr Gesicht sich zur Sonne hoch hob und er fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte.
Es schien, dass alles, was sie in letzter Zeit tat, seine Gedanken daran… sie zu behalten, verstärkten. Toya fragte sich insgeheim, ob, wenn all dies vorbei war, sie einfach zurück in ihre Welt gehen würde, und ihn völlig vergessen. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich wünschte, dass dieser Krieg nie enden würde, und das war ein weiterer Grund dafür, dass er letztendlich zugestimmt hatte, und die Pause erlaubte. Seine goldenen Augen wurden weich und darin versteckt lag eine Sehnsucht, als sie aufstand und ihr langes, seidiges, nussbraunes Haar in der Brise zu flattern begann.
Kyoko war noch nie gut darin gewesen, lange still zu sitzen, und ihre Nerven begannen sie schon fertig zu machen, vor Langeweile. Sie brauchte etwas, was ihre Gedanken von diesem Chaos ablenken würde, das sie in dieser Welt erzeugt hatte, und so stand sie auf und ging zu einem kleinen Weg in der Nähe.
„Toya, ich werde ein wenig spazieren gehen, ja?“, rief Kyoko über ihre Schulter, als sie los marschierte… wohin, das wusste sie nicht. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, als sie nicht hörte, dass er ihr folgte. Gut… sie wollte sowieso nicht, dass er mit ihr spazierte. Sie hob eine Augenbraue über die stille Lüge. Sie waren tagelang immer gegangen, also wieso, um alles in der Welt, tat sie es, wenn sie es nicht musste? Kein Wunder, dass er nicht angeboten hatte, mit ihr zu kommen.
Sie wurde langsamer und schmollte. Toya hatte sich in letzter Zeit so komisch benommen. Sie bekam schon langsam ein Schleudertrauma von seinen plötzlichen Gemütsänderungen und war es satt, sich so viele Gedanken darüber zu machen. Kyoko entschied, dass sie einfach weiter gehen würde, bis sie so müde war, dass sie die nächsten paar Tage einfach schlafen würde.
Toya stand auf, wollte nichts mehr, als ihr zu folgen. Er drückte sich kräftig von dem Baum ab und machte einen Schritt, um genau das zu tun, dann hielt er mitten im Schritt inne. Er schnaubte und lehnte sich wieder an den Baum. „Oh nein, ich bleibe genau hier… wo ich sicher bin.“ Er atmete durch zusammengebissene Zähne und zwang sich selbst, ihr nicht wie ein Stalker nachzulaufen.
Sich von ihr fern zu halten, war sowieso das einzige, was er tun konnte. Er fühlte keine Dämonen in der Nähe und dachte, dass sie für eine Weile schon sicher sein würde. Der silberne Beschützer holte tief Luft und sank wieder an dem Baum hinunter und lehnte sich zurück. Kyokos Duft hing noch immer über der Lichtung und er machte ihn verrückt.
Es passierte jedes Mal, wenn er zu lange mir ihr alleine war. Er benahm sich merkwürdig und sie wurde wütend, dann sagte er etwas Dummes, und machte es nur noch schlimmer. Wenn er sicher wäre, dass sie ihn nicht zurückweisen würde, dann würde er ihr den Hof machen, so wie er es tun wollte, seit dem Moment, wo er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Toya starrte hinunter auf seine Hände und fragte sich, wieso jedes Mal, wenn er es versuchte, etwas passierte, und es kaputt machte.
Kyoko spazierte eine lange Weile und dachte dunkle Gedanken über die männliche Population in dieser Welt und in ihrer eigenen. Die plätschernden Geräusche eines Wasserfalls brachten ihre Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihrer Umgebung. Als sie sich umsah, sah sie einen Teich mit kristallklarem Wasser und einen kleinen Wasserfall, der ihn füllte.
„Es ist erstaunlich, wie in einem Land der Monster, manche Dinge so wunderschön sein können“, flüsterte sie beeindruckt. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten auf, als sie es alles ausführlich betrachtete. Nachdem sie in dem Wasser nichts fühlte, was sie verletzten könnte, oder kämpfen wollen würde, begann Kyoko, sich auszuziehen, denn sie wusste, sie war weit weg von jeder Art menschlicher Ansiedlung.
Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass sie ganz alleine auf dieses Bad stieß, und sie würde die Chance nicht verstreichen lassen. Sie streckte ihre Zehen ins Wasser, um die Temperatur zu fühlen, und wäre vor Glück beinahe dahin geschmolzen, als sie herausfand, dass es schön warm war.
Kyoko watete in das Wasser und spritzte sich selbst an, genoss das saubere Gefühl, dass sie davon bekam. Sie war in ihrer Welt so verwöhnt gewesen, hatte es immer als selbstverständlich hingenommen, dass sie eine heiße Dusche haben konnte, wann immer sie wollte. Diese Welt war eine ganz andere Sache. Sie ging zu dem Wasserfall und ließ ihn über ihr Haar spülen und fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig entspannt.
Sie war froh, dass sie für eine Weile etwas Anderes als Toya hatte, worüber sie nachdenken konnte. Sie hatte es satt, immer nervös zu sein wegen seiner Gemütswandlungen. In letzter Zeit war die Art, wie er sie manchmal ansah, schon genug, um sie erröten zu lassen. Das machte sie wütend. Er sollte sich doch darum kümmern, dass sie die Talismane fanden, und Dämonen töteten.
Wenn Toya den Dämonen gegenüberstand, konnte er manchmal beängstigender sein, als das Böse, das er bekämpfte. Die Wahrheit war, dass die meisten Leute dachten, dass Toya jeden hasste… das war einfach seine Persönlichkeit. Sie musste sich selbst ständig daran erinnern, dass er bei Weitem kein Mensch war, und nicht nach ihren Regeln lebte… keiner der Beschützer tat das.
Aber manchmal erhaschte sie einen kurzen Blick auf den Mann hinter dem Beschützer. Es war in diesen seltenen Momenten, dass er anders erschien… weicher. Er tat manchmal unabsichtlich etwas, was bezeugte, dass er sich mehr um sie sorgte, als er zugab. Er war der einzige der fünf Beschützer, der durch das Herz der Zeit in ihre Welt gehen konnte, und sie fragte sich, wieso. Hatte das eine Bedeutung? Hatten sie im Geheimen eine Verbindung, die weiter ging, als die zwischen ihr und den anderen Beschützern?
Kyoko schnaubte, enttäuscht über sich selbst, weil sie immer noch an Toya dachte, nachdem sie beschlossen hatte, es nicht zu tun. Sie rieb ihre Haut und ihr Haar, bis sie glänzten und legte sich dann auf die Oberfläche des Wassers. Sie war noch nicht bereit, einen so wundervollen Ort zu verlassen. Sie konnte nicht wissen, ob sie ihn je wiedersehen würde.
Sie leerte ihre Gedanken und hörte dem Plätschern des Wassers zu. Ihre Augen geschlossen, entspannte sich Kyoko und ließ das Wasser sie streicheln.

*****

Kyou war seinen Brüdern aus der Ferne gefolgt… hatte oft die Gegend um sie von Dämonen gesäubert, die jede Bewegung des Mädchens verfolgten. Er war zu dem Schluss gekommen, dass entweder seine Brüder faul wurden, oder der Feind stärker. Die Dämonen, die sie jagten, wurden immer mächtiger.
Er konnte fühlen, dass sich die Gruppe auftrennte und knurrte missbilligend. Er atmete tief ein und folgte dem Geruch, der ihn rief. Gleich darauf erreichte er sein Ziel. Kyou schaute hinunter auf das kristallklare Wasser, während er in der Luft schwebte, und wandte sein engelsgleiches Gesicht dem Mädchen zu, das im glitzernden Wasser lag.
Keine Emotion wurde in seinem Gesicht sichtbar, als sein Blick sanft über ihren Körper glitt. Sein silbernes Haar wehte sanft in der leichten Brise, während schimmernde Strähnen über seinen Rücken bis zu seinen Oberschenkeln hingen. Er konnte ihren süßen Duft bis hinauf in die Baumwipfel riechen, wo er regungslos schwebte.
Kyou war süchtig nach dem Geruch dieses Mädchens, das zu schützen sein Schicksal war. Seine goldenen Augen beobachteten sie, wie sie im Wasser lag, wie eine nackte Wassergöttin, als locke sie ihn zu ihr. Sie war diejenige, die den Schützenden Herzkristall zurück in seine Welt gebracht hatte, was nichts als Chaos und Gefahr verursacht hatte. Das Zersplittern des Kristalls hatte ihr Schicksal schnell entschieden. Sie gehörte nun zu den Beschützern, obwohl er bezweifelte, dass sie diese Tatsache begriff.
Seine Lippen öffneten sich leicht, als er die Frau beobachtete, die er anfangs versucht hatte zu töten, aber es nie übers Herz gebracht hatte. In Wirklichkeit, hätte er sie ernsthaft tot gewollt… dann wäre sie tot. Stattdessen beschützte er sie aus der Ferne, während seine Brüder in ihrer Nähe blieben. Eine solche Unschuld sollte nicht alleine und schutzlos gelassen werden. Sein Blick verfinsterte sich über die Unfähigkeit seiner Brüder. Vielleicht sollte er derjenige sein, der sie aus der Nähe bewachte.
Kyou lächelte; etwas, was er fast nie tat. Ihm gefiel das Katz-und-Maus-Spiel, und die Priesterin musste ihre Lektion lernen, dass sie nicht alleine in einem so gefährlichen Land sein sollte.


Langsam schwebte er hinunter zu ihr und sah, dass ihre Augen geschlossen waren. Kyou lag ausgestreckt über ihr, ohne sie zu berühren, schwebte einfach nur in der Luft und ließ sein Haar einen Vorhang um sie beide erzeugen. Der weiche Fächer ihrer dunklen Wimpern über ihren cremigen Wangen ließ ihn den Atem anhalten. Sein Blick senkte sich auf ihre vollen, wunderbaren Lippen. Er legte seine eigenen Lippen an ihr Ohr und atmete seinen heißen Atem hinein.
Kyokos Augen öffneten sich schockiert und sie warf ihren Kopf herum, wodurch Kyous Lippen über ihre Wange streiften… und genau an ihren Lippen hielten. Sie sah geradewegs in Kyous goldene Augen. Sie waren hypnotisierend. Es war, als würde sie von einem Engel geküsst, aber… dies war Kyou. Toyas Bruder war kein Engel. Er war der gefürchtetste und mächtigste Beschützer dieser Welt. Er war auch einer ihrer Bewacher, obwohl sie ihn kaum je zu Gesicht bekam.
Sie verlor ihre Fähigkeit an der Oberfläche zu treiben und begann, ins Wasser zu sinken, aber es war ihr egal, solange es sie weg von diesen hypnotisierenden Augen brachte. Sie unterdrückte einen Schrei, als er plötzlich die Arme nach ihr ausstreckte und sie um ihren Rücken schlang, sie aus dem Wasser hob, bis sie über die gesamte Länge an ihn gedrückt war.
Kyou konnte ihre Angst vor ihm riechen und entschied, dass er diese Angst nicht wollte. Alle hatten Angst vor ihm… sogar seine Brüder. Seine goldenen Augen glühten, als er sie fest an sich presste, bis sie aufhörte, sich zu wehren. Der Schützende Herzkristall hatte vor langer Zeit entschieden, dass ihr Schicksal sie zu Verbündeten machte, und er wollte nicht haben, dass diejenige, die er beschützte, vor seinem Schutz Angst hatte. Kyou verwendete seine Fähigkeiten, in ihre Gedanken einzudringen und fand heraus, dass die Priesterin noch nie geküsst worden war… bis jetzt. Seine Augen wurden einen attraktiven Ton dunkler bei diesem Wissen.
Kyoko war so schockiert, dass sie nichts tun konnte, als in die flüssig goldenen Teiche seiner Augen zu sehen, und warten… Sie wusste nicht, worauf sie wartete, aber… Oh Gott, er war wunderschön. Sie bildete sich ein, dass sie ein leises Lächeln an seinen Mundwinkel ziehen sah. Sie blinzelte und fragte sich, ob er gerade ihre Gedanken gelesen hatte. Jetzt wusste sie, wieso sie dem goldenen Beschützer noch nie so nahe gewesen war… er war eine Gefahr für die Sinne.
Als er einen Drang, den er nicht kontrollieren konnte, fühlte, presste Kyou in einem kräftigen Kuss seine Lippen auf ihre, als würde er einen unbekannten Handel besiegeln. Es dauerte nur einige Sekunden, aber sie fühlten sich an wie eine Ewigkeit und als er den Kuss langsam beendete, fragte er sich, welchen Zauber sie ihm auferlegt hatte, dass er solch unbekannte Gefühle und Sehnsüchte fühlte. Kyou hielt sie fester… wollte sie nicht gehen lassen, noch nicht. Er betrachtete sie mit einem merkwürdigen Blick… fast verwundert, seine goldenen Augen schienen durch die Reflexion des Wassers als würden sie zerbrechen.
Er hatte die Priesterin lehren wollen, was passieren konnte, wenn sie alleine und ohne Schutz erwischt wurde, aber irgendwie war es mehr geworden. Er hätte es besser wissen, und sie nicht anfassen sollen. Seine Sinne öffneten sich und er fühlte, wie sich sein Bruder mit schnellem Schritt näherte. Er knurrte still über den Eindringling. Kyou schwebte über das Wasser zum Ufer, richtete sie beide auf und stellte sie sanft auf ihre Füße.
Als er sah, dass sie noch immer in einer Trance war, streckte er seine Hand aus und stricht mit seinem Daumen sanft über ihre weiche Wange, ihm gefiel die besitzergreifende Hitze, die sein Beschützerblut aufkochen ließ. Dem Drang noch einmal nachgebend, hob er ihr Gesicht wieder zu dem seinen hoch um ihr einen letzten glühenden Kuss zu geben, ehe er verschwand und nur eine einzelne, flatternde, goldene Feder zurückließ, die verschwand, als sie auf das Wasser zu ihren Füßen auftraf.
Nachdem Kyou verschwunden war, stand Kyoko noch einen Moment da, versuchte, sich zu erklären, was gerade passiert war. Dann holte sie geräuschvoll Luft und sah an sich selbst hinunter. Sie war nackt und er hatte sie berührt, sie festgehalten. Sie konnte nicht verhindern, dass etwas in ihrer Magengrube begann… Hitze. Etwas, das sie bisher… nur in diesen seltenen Momenten mit Toya gefühlt hatte.
Als ihr Verstand endlich wieder zurückkam, hob sie ihre Kleider auf und hielt sie vor sich hoch. „Wie kann Kyou es wagen, das zu tun!“ Sie fühlte, wie ihr Temperament aufglühte und sie sich über den hohen, mächtigen Herrn Kyou ärgerte. „Wer zum Teufel meint er, dass er ist?“ Ihr Gesicht hob sich Richtung Himmel, als ihre Finger sich hoben, um ihre leicht kitzelnden Lippen zu berühren.
Sie spannte sich an, als sie Toyas Stimme hörte, die ihren Namen rief. „Großartig.“ Kyoko schüttelte ihr T-Shirt aus und zog es schnell über ihren Kopf. Als es an seinem Platz saß, und sie wieder sehen konnte, starrte sie geradewegs auf Toya, keine zwei Meter vor ihr. Während sie ihr T-Shirt so weit wie möglich hinunter zog, lief ihr Gesicht tiefrot an.
„Toya, dreh dich um!“, forderte sie und jammerte dann innerlich: 'Mann, hat denn keiner der Beschützer ein wenig Anstand?'
Als Kyoko zu lange weg gewesen war, war Toya durch den Wald gerast und hatte seine eigene Sturheit verflucht, dafür, dass er ihr nicht von Beginn an gefolgt war. Er war ihrem Geruch gefolgt, aber nichts hatte ihn auf das vorbereitet, was er fand… sie stand da wie eine Göttin. Ihre Brust erhoben, während ihre Arme sich über ihren Kopf hoben um ihr T-Shirt über ihren nackten Körper hinunter zu ziehen. Toya war erstarrt.
Natürlich hatte er sie sagen gehört 'dreh dich um', aber das bedeutete nicht, dass er dazu fähig war. All sein erhitztes Blut war gerade in Flutwellen zu seiner Mitte geströmt und er konnte sich nicht bewegen. Als sein Blick sehr langsam über ihren Körper nach oben glitt, kam er endlich an ihrem Gesicht an. Oh verdammt, er hatte diesen Blick schon mal gesehen. Wissend, dass sie den Zähmungszauber anwenden wollte, wirbelte Toya herum. Er konnte hören, wie sie hinter ihm etwas murmelte, etwas über… Beschützer ohne Manieren.
Während er das Bild in sein Gedächtnis einbrannte, erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Er konnte Kyokos Geruch stark riechen, aber ein weiterer Geruch klammerte sich daran. Silberne Flecken erschienen in Toyas goldenen Augen, als er sich langsam herum drehte und sich versicherte, dass sie angezogen war, und er sich bewegen durfte. Er ging auf sie zu und hoffte, dass er falsch lag. Je näher er zu Kyoko kam, desto stärker wurde der Geruch.
Kyoko stand ganz still, wartete, dass er fertig wurde. Sie wusste, dass er seinen Bruder an ihr roch. Alle Beschützer hatten besonders gut entwickelte Sinne und nach all dieser Zeit hatte sie immer noch Probleme damit, sich an diese gespenstische, kleine Tatsache zu gewöhnen. Sie spannte sich an, als Toya ihr näher kam, fühlte sich ein wenig panisch, als er seine Wange an ihre legte und tief einatmete. Dann ergriff er ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu dem seinen, starrte auf ihren Mund.
Toya sah, wie sie zitterte und er konnte noch ein wenig von ihrer Angst fühlen. „Kyoko, war Kyou hier bei dir?“ Als sie nickte, sah er wieder hinunter auf ihren Mund und zog seine Augenbrauen zusammen. „Hast du ihn gebissen?“
Kyoko war so überrascht von dem, was er sagte, dass… ihre Knie beinahe nachgaben. Dann, als sie sich in ihrem Kopf die Frage bildlich vorstellte, wie sie den gefürchtetsten Beschützer des Landes biss, begann sie zu lachen.
„Nein, Toya, ich habe ihn nicht gebissen! Ich habe ein Bad genommen und trieb am Wasser mit geschlossenen Augen. Als ich sie öffnete, war er da, lag praktisch auf mir und…“ Ihre Stimme wurde ganz leise, nur mehr ein Flüstern als sie ihre Schultern hob. „Er küsste mich.“ Kyoko hörte auf zu lachen, als sie sah, wie das Silber in Toyas Iris das Gold vertrieb.
Toya ergriff sie an beiden Schultern und schüttelte sie, musste wissen, was genau passiert war. „Kyoko, hat er sonst noch etwas getan? Sag es mir jetzt!“ Er konnte fühlen, wie sich Panik in ihm breit machte, bei dem Gedanken an Kyou, wie er Kyoko küsste… was, zum Teufel, hatte er sich dabei gedacht?
Sie war schockiert darüber, wie böse Toya plötzlich war. Kyoko zuckte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck ihre Schultern und nickte. „Ja, er hat mich aus dem Wasser gehoben und mich ans Ufer gebracht, hierher gestellt und dann… verschwand er.“ Nervös hob sie eine Hand und strich durch ihr nasses Haar, während sie seinem Blick auswich. Insgeheim fragte sie sich, wo Kyou jetzt war, und ob er sie noch beobachtete. Normalerweise wurde die Gegenwart von Kyou gefühlt, nicht gesehen. „Er hat kein Wort gesagt“, fügte sie dann noch hinzu.
„Kyoko, hat er dich irgendwo markiert?“, fragte Toya mit einer ruhigen Stimme, während er die Tatsache verbarg, dass seine Eingeweide empört aufschrien. Er strich ihr Haar zurück, um ihren Hals sehen zu können, noch bevor sie auch nur die Möglichkeit hatte, zu antworten. Er konnte sein Herz stark schlagen fühlen und ein Pulsieren unter seiner Haut, als er nach versteckten Zeichen suchte, die Kyou zurückgelassen haben könnte.
Kyoko versuchte, seine Hand weg zu schlagen, aber er ließ es nicht zu, also rief sie: „Nein, hat er nicht! Wieso?“ Langsam begann sie auszuflippen. Was meinte Toya überhaupt mit 'markiert'? Sie fühlte, wie ihre Haut kribbelte, als sie sich in ihrem Kopf eine Vampir-Szene aus einem alten Schwarz-Weiß-Film vorstellte. Dann verwandelte sich die Szene in einen neueren Film, wo Vampire sexy waren und… und sie löschte den Gedanken schnell wieder.
Toya ließ ihr Haar los, nachdem er keine Markierung gefunden hatte, aber betrachtete sie sehr intensiv. Sein Herz hämmerte immer noch wie verrückt in seiner Brust. „Das gefällt mir nicht.“ Er sah zu, wie sie ihre Arme um sich selbst schlang, als wäre ihr kalt. Toya knurrte leise, tief in seiner Kehle, wie er da vor ihr stand und in ihre smaragdgrünen Augen sah.
„Von jetzt an bleibst du in meiner Nähe.“ Er beobachtete ihre Lippen lange, ihm gefiel die Tatsache nicht, dass Kyou sie geküsst hatte, und er nicht. Es ärgerte ihn, und die Tatsache, dass es ihn ärgerte, ärgerte ihn noch mehr. Er atmete ihren Geruch wieder ein, roch die störende Anwesenheit seines Bruders, und das machte ihn auch nicht glücklicher.
„Kyoko, geh dich waschen“, sagte Toya etwas barsch, überraschte Kyoko damit und ließ ihr Temperament wieder aufkochen.
„Das habe ich gerade getan!“ Ihre grünen Augen blitzten ihn an.
Toya lächelte innerlich. Nichts gefiel ihm mehr, als sie wütend zu machen, denn sie sah so süß aus, wenn sie ihn so ansah. Aber er schnüffelte noch einmal und informierte sie: „Du stinkst!“
„Toya!“, rief Kyoko während sie ihre Fäuste an ihren Seiten ballte.
Toya fühlte, wie sein Körper schwer wurde, und er stürzte zu Boden. Oh Gott, er hasste es, wenn sie den Zähmungszauber gegen ihn verwendete. „Kyoko, hör auf!“ Er starrte sie böse an. „Verdammt!“
„Nun… du bist ungezogen! Ich stinke nicht!“ Kyoko schenkte ihm einen bösen Blick und wünschte sich, dass er noch stünde, damit sie es noch einmal tun konnte.
Als er fühlte, wie die Wirkung des Zaubers abnahm, stand Toya langsam wieder auf und hoffte, dass sie den Zähmungszauber nicht gleich wieder anwenden würde. „Kyoko, hör zu, bade noch einmal. Du kannst es nicht riechen, aber ich kann es“, versuchte er zu erklären, aber sie schnitt ihm das Wort ab.
„Toya!“, zischte Kyoko, und er fiel wieder zu Boden. Er konnte froh sein, dass sie ihn nicht auch noch trat.
Er lag eine Minute da und Kyoko starrte böse auf ihn hinunter. Langsam wandte er ihr seinen Blick zu und flüsterte: „Du riechst nach ihm.“ Dann stand er auf, seine silbernen Augen verborgen unter seinem dunklen Haar, deren silberne Strähnen im Sonnenlicht glitzerten. Verstand sie nicht, dass die Tatsache, dass Kyous Geruch auf ihr lag und nicht seiner, ihn in den Wahnsinn trieb?
Toya drehte sich um und ging zurück in den Wald, weg von ihr… ließ sie verwirrt stehen. Er hatte so traurig ausgesehen, als er das gesagt hatte. Kyoko ließ ihren Kopf hängen, fühlte sich wie der größte Idiot der Welt, beider Welten. Sie wusste, von allen seinen Geschwistern war Kyou derjenige mit dem er am wenigsten auskam… auch wenn sie beide auf der gleichen Seite kämpften. Sie hatten immer Streit wenn sie einander nahe genug waren, um einander zu sehen.
„Oh Toya, es tut mir leid.“ Sie flüsterte in die leere Luft, die er zurück gelassen hatte. Sie wandte sich wieder zum Wasser um, zog sich noch einmal aus und ging wieder hinein um Kyous Geruch von sich zu schrubben.
Sie lächelte, als sie dachte… ihm gefällt Kyous Geruch nicht. War er vielleicht eifersüchtig? Sie seufzte, und überlegte es sich wieder anders… Oder war es nur, weil er Kyou nicht leiden konnte? Als sie sich daran erinnerte, was vorhin passiert war, als sie alleine war, beeilte Kyoko sich, wusch sich schnell, wollte nicht noch weitere unwillkommene Besucher, während sie sich badete. Sie kam schnell wieder aus dem Wasser, zog sich an und ging zurück zum Lager.
Kyoko trat auf die Lichtung, wo sie wusste, dass Toya auf sie warten würde, und da war er. Sie wollte im Moment wirklich nicht alleine mit ihm sein, nach dem, wie die Dinge an dem Teich gelaufen waren. Sie sah sich schnell nach Kamui um, aber konnte ihn nicht erblicken.
„Toya, wo ist Kamui?“, fragte Kyoko nervös.
Toya hatte darauf gewartet, dass sie zurückkam, obwohl er nur wenige Minuten vor ihr angekommen war, denn er hatte sie im Auge behalten… um sicher zu gehen, dass Kyou nicht wieder auftauchte, um zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte.
Er zuckte die Schultern, als wäre es ihm egal, als er ihre Frage beantwortete: „Er ist Sennin besuchen gegangen. Er wird am Morgen zurückkommen, damit wir los können.“
Tatsächlich hatte er Kamui zu dem alten Mann geschickt, um ihn zu fragen, ob er noch mehr Informationen hatte, wo Talismane zu finden wären. Irgendwo in seinem Hinterkopf wusste Toya, dass es nur eine Ausrede war, um eine Weile mit Kyoko alleine sein zu können… aber das würde er ihr natürlich nicht sagen.
Kyoko seufzte, als sie sich wieder hinsetzte, ihre Augen schloss und sich an einen Baum lehnte. Verdammt, sie war wieder in genau derselben Position, die sie vermeiden hatte wollen, als sie spazieren gegangen war. Als sie versuchte, sich abzulenken, war das Erste, was in ihrem Kopf auftauchte, Kyou, seine glühend goldenen Augen, die einen Hauch von Gefühl zeigten. Es war das erste Mal, dass sie gesehen hatte, dass er jegliche Emotion gezeigt hatte, abgesehen von dem ausdruckslosen, gelangweilten Gesicht, dass er sonst zur Schau stellte, oder der Wut, die er in der Schlacht trug. Und er hatte sie geküsst.
Wieso hatte er sie so geküsst? Und wieso hatte sie nicht versucht, ihn aufzuhalten? Es war, als wäre sie unfähig gewesen, zu denken, nur fähig zu fühlen. Obwohl sie immer noch viel Angst vor ihm hatte, hatte sie sich gleichzeitig doch sicher gefühlt. Schließlich war er einer ihrer Beschützer. Er würde sie nicht verletzen… oder? Es war ihr erster Kuss gewesen, und sie würde ihn bestimmt nie vergessen. Sie schielte hinüber zu Toya und ertappte ihn wieder dabei, wie er sie anstarrte.
Toya hatte die Emotionen beobachtet, die über ihr Gesicht geflimmert waren, und hatte sich gefragt, worüber sie nachgedacht hatte. Sie sah aus, als hätte sie ein Geheimnis, und dann bemerkte er die leichte Röte auf ihren Wangen und wusste, dass er recht hatte. Sie dachte an Kyou! Er konnte das Knurren laut in seinem Kopf hören. Als sie den Kopf drehte und zu ihm herüber sah, starrte er sie böse an. Er wandte sich ab und sah von ihr weg, verschränkte seine Arme vor sich, sodass sie verwirrt seinen Rücken anstarrte.
Kyoko runzelte die Stirn und rief zu ihm hinüber. „Was habe ich getan?“ Er zuckte, aber drehte sich nicht um, um ihr zu antworten. Worüber regte er sich jetzt auf? Plötzlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und ihr Herz pochte laut in ihrer Brust… das Böse. Sie hob ihr Gesicht und schloss ihre Augen, fühlte die Dunkelheit, die auf sie zukam. Es war böse, ja, und es hatte ein Bruchstück des zerbrochenen Schützenden Herzkristalls in sich.
Toya hörte, wie Kyokos Herzschlag schneller ging und drehte sich schnell um, um sie anzusehen. „Kyoko, was ist los?“ Seine Stimme war voller Sorge, als er sofort vergaß, dass er sauer auf sie war.
„Ein Talisman, sehr stark und durch das Böse verdorben. Er bewegt sich schnell… auf uns zu.“ Sie zeigte nach links und sie beide sprangen auf und rannten in diese Richtung. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie etwas durch die Bäume stürmen hörten, geradewegs auf sie zu.
Toyas Körper bewegte sich von selbst, seine Unterarme pulsierten an seiner Seite, als wollten sie seine Aufmerksamkeit auf die Macht richten, die dort verborgen lag. Mit einer schnellen Handbewegung glitt der Feuerdolch aus seinem Fleisch und er sprang vor Kyoko, schob sie mit der anderen Hand hinter sich. Er stemmte sich fest in den Boden als der Wald vor ihnen zum Leben erwachte. Die Bäume und Blätter fielen um sie zu Boden, als ein riesiger Dämon auf sie zu donnerte.
Kyoko schluckte den Klumpen in ihrer Kehle hinunter, als sie zu dem Dämon hoch sah. Er war etwa zehnmal größer als sie beide und sah sehr unsympathisch aus. Sie konnte den schönen Himmel darüber sehen und fragte sich, ob sie sich je daran gewöhnen würde, dass hier Dämonen lebten. Sie duckte sich, als sich seine schrecklichen, roten Augen auf sie und Toya richteten.
Toya schnüffelte an der Luft und verzog das Gesicht. Das Ding roch, als wäre es vergraben worden und viel zu lange verrottet, ehe es aus seinem Grab herausgekrochen kam. Er würde sein Leben darauf verwetten, dass Hyakuhei dieses Ding kontrollierte, denn er hatte schon lange nicht mehr so viel Macht in einem Dämon gespürt.
„Noch eine seiner verdammten Ausgeburten“, knurrte Toya, dann hörte er das hämische Lachen, das tief aus der Brust des Dämons kam.
Er sprach mit einer dröhnenden, tiefen, zitternden Stimme, die an den Nerven rieb. „Töte Toya!“ Der Dämon grunzte und machte einen Schritt nach vorne, mit einer verrottenden Hand mit langen Klauen ausgestreckt.
Mit unmenschlicher Geschwindigkeit hob Toya Kyoko in seine Arme und sprang aus dem Weg. Als er auf einem nahe gelegenen Felsen landete, der aus der Erde ragte, wünschte er sich sofort, dass Kyoko im Lager geblieben wäre, außerhalb der Reichweite der Gefahr. Seine Lippen waren gleich neben ihrem Ohr, als er hastig fragte: „Dieses hässliche Ding ist viel zu groß um keinen Talisman zu haben. Siehst du ihn?“
Sie wirbelte ihren Kopf herum, um den Dämon zu betrachten, aber er bewegte sich so schnell, dass sie alles nur verschwommen sah. Er sprang und landete genau vor ihnen, warf Toya mit einem schrecklichen Krachen zu Boden. Kyoko schrie, als sich das Monster ihr zuwandte und sie von dem Felsen hob. Seine riesige, fleischige Hand drückte ihre Lungen zusammen und brach ihren Schrei sofort ab.
Sie hob ihre Hände gegen die Fessel, versuchte, sich gegen den Griff zu wehren, aber sie hatte keine Chance. Ein glühendes Licht erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie war gefangen und konnte nicht mehr atmen wodurch ihr schwindlig wurde, also schrie sie mit dem letzten Bisschen Atem, das sie noch herausbrachte: „Der Talisman… Hals!“
Toya sah, wie der Dämon Kyoko ergriff und sie in der Luft hielt, sodass sie kaum noch Luft bekam. Er drückte sich vom Boden hoch und fühlte, wie das Adrenalin durch seinen Körper strömte und in den Feuerdolch, der noch in seiner Hand pulsierte.
„Lass sie los, du Miststück!“, brüllte er und versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Du wirst noch bereuen, dass du sie angefasst hast“, knurrte Toya, während seine Augen zu geschmolzenem Silber wurden.
Er schwang seinen zweiten Arm nach außen und hielt nun in jeder Hand einen Dolch als er das hässliche Biest herausforderte. Der Dämon ließ ein schreckliches Lachen hören, als er Kyoko hoch hielt, als wollte er sie als Schutzschild verwenden. „Verdammt!“, fluchte Toya. Er konnte die Macht der Dolche nicht verwenden, ohne Kyoko dabei zu verletzen. Das Biest war nicht so dumm, wie es aussah. „Du dreckiger Hurensohn“, knurrte Toya, der fühlte, dass sein Blut sich auf ein gefährliches Niveau erhitzte.
Kyoko versuchte, zu ihrem Bogen zu kommen, aber der Dämon hatte ihn zwischen ihr und seiner Handfläche eingezwängt. Das Licht um sie wurde schwächer, warnte sie davor, dass sie bewusstlos wurde. Sie suchte mit ihrem Blick nach Toyas Gestalt, fand ihn dort unten stehend den Dämon anschauen. Sie wusste, dass er wütend war, denn sie hatte ihn fluchen gehört. Seine zornigen, silbernen Augen richteten sich auf sie und das Letzte, was sie sah, ehe sie bewusstlos wurde, war Toya, der in die Luft sprang, als wollte er geradewegs zu ihr.
Toya hatte genug gehabt. Wie konnte dieses grässliche Monster es wagen, Kyoko anzufassen? Er fühlte, wie sein verfluchtes Dämonenblut an die Oberfläche trat und das Beschützerblut verdrängte, als sein Zorn wuchs. Er sprang in die Luft und mit einem Schwung seiner messerscharfen Klauen, durchschnitt er den Arm des Dämons. Als der Arm zu Boden fiel, stieß sich Toya von dem Dämon ab und fing Kyoko in der Luft auf, als sie aus dessen nun schlaffen Fingern fiel.
Sie schützend an sich haltend, sprang Toya aus dem Weg, als das Monster seine andere Hand nach ihm ausschlug. Er landete hart, gönnte sich nur einen Moment um sicher zu gehen, dass Kyoko wieder atmete, obwohl sie bewusstlos war. Er legte sie auf den Boden und wirbelte herum. Die Zwillingsdolche erschienen wieder aus seiner Haut und glitten mühelos in seine Hände.
„Wie kannst du es wagen!“ Toyas Stimme hob sich auf ein gefährliches Niveau. Rasend vor Zorn ging er auf den Dämon los und mit einem einzigen Schlag köpfte er ihn. Er sah mit morbider Faszination zu, als der Kopf gut fünf Meter von dem noch zuckenden Körper entfernt landete.
Bevor der Staub wieder zu Boden gesunken war, wandte sich Toya wieder zurück zu Kyoko, um sich um sie zu kümmern, und bemerkte, nicht, dass der Dämon noch nicht tot war. Er hatte vergessen, den Talisman aus seinem Hals zu holen und er sah die riesigen Klauen nicht, die ihn von hinten angriffen. Als er ein Brüllen hörte, fühlte Toya, wie die tödlichen Klauen durch seinen Rücken schnitten und ihn in einen nahen Felsen schmetterten, wobei er seine Dolche verlor.
Kyoko kämpfte gegen die Dunkelheit. Sie öffnete ihre Augen und ihr Blick klärte sich schnell, aber der Anblick, den sie dafür erhielt, ließ sie erschrocken aufschreien. Toyas Blut spritzte durch die Luft hinter ihm, als er durch die Luft geschleudert wurde, und mit einem riesigen Felsen kollidierte. Als sie ihren Blick ruckartig auf den Dämon richtete, sah sie schockiert zu, wie er seinen Kopf aus dem Staub aufhob und ihn wieder dorthin setzte, wo er hingehörte. Der Dämon wandte sich ihr zu und ein rumpelndes Geräusch erklang aus seiner Brust, wie ein verrücktes Knurren, während er mehrere Reihen scharfer Zähne zur Schau stellte.
Der Geruch von Kyokos Angst holte Toya aus seinem Delirium und er öffnete seine Augen, sein Blick verschwommen vor Schmerzen. Den Schmerz ignorierend stand er auf, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der Dämon auf sie losging. Er konnte fühlen, wie sein Dämonenblut übernahm… und diesmal… ließ er es zu. Toyas Körper begann mit einer eigenen Kraft zu summen. Der einzige rationale Gedanke in seinem Kopf war, dass niemand sie anfassen durfte… und wenn er es tat, würde er sterben.
Kyoko griff nach ihrem Bogen aber sie wusste, es würde zu spät sein, denn das Biest war schon fast bei ihr. So nah, dass sie seinen stinkenden Atem riechen konnte, der auf sie zu strömte. Sie schrie, hob einen Arm, um ihr Gesicht abzuschirmen, dachte, dass das Ende gekommen war… aber nichts passierte. Sie hörte ein Grunzen und der Boden erzitterte. Kyoko öffnete ihre Augen, aber konnte nichts sehen, hinter all dem Staub und Dreck, der aufgewirbelt worden war, wo der Dämon zu Boden gestürzt war.
Als die Luft sich wieder klärte, sah sie Toyas Rücken, wie er vor dem Dämon stand. Sie atmete zischend ein, als sie drei lange, ausgefranste Schnitte in seinem Rücken sah. Sein nachtschwarzes Haar mit silbernen Strähnen wehte noch in dem Luftzug, den der Sturz des gefallenen Dämons erzeugt hatte. Sie schielte zu dem Dämonen, um zu sehen, dass sein Kopf wieder verletzt war, und seine Arme ein gutes Stück von seinem Körper entfernt lagen.
Sie runzelte die Stirn, als er wieder seine blutroten Augen öffnete, versuchte, die Macht des Talismans zu verwenden, um sich selbst zu heilen. In dem Versuch, dies zu verhindern, griff Kyoko nach ihrem kleinen Bogen, ein Gedankenpfeil formte sich schnell aus ihrer Priesterinnenmacht. Sie legte ihn in die Sehne ein, spannte sie und flüsterte „Triff“, als sie die Sehne losließ und den Gedankenpfeil geradewegs auf den Talisman schoss und ihn aus dem Körper des Dämons riss.
Der Dämon fiel langsam in sich selbst zusammen, wurde zu Staub und vom Wind verweht. Nur vergilbte Knochen blieben zurück. Nachdem sie immer noch das Böse in der Nähe fühlte, sah Kyoko hoch und erkannte einen von Hyakuheis dämonischen Verwandlern. Er schlängelte sich vom Himmel, wie eine gespenstische Schlange, hob den Talisman mit seinen spitzen Zähnen auf, ehe er so schnell davon raste, dass Kyoko nicht einmal sagen konnte, in welche Richtung er gegangen war.
Sie wollte aufstöhnen, wissend, dass sie den Dämon gerade umsonst bekämpft hatten, nachdem der Talisman gestohlen worden war. Kyoko drückte sich langsam vom Boden hoch um aufzustehen, aber hielt plötzlich inne, als sie erkannte, dass Toya sich noch nicht umgedreht hatte, seine Klauen besetzte Hand noch immer wütend an seiner Seite geballt.
Sie spannte sich an, als sie erkannte, was los war… er war in seiner verfluchten Gestalt. Ein Fluch, den Hyakuhei ihm auferlegt hatte, lange bevor sie in diese Welt gekommen war. In diesem Zustand war er unvorhersehbar, außer Kontrolle… und sehr gefährlich.
Mit zitternder Stimme flüsterte Kyoko: „Toya?“
Sie richtete sich ganz auf, als er sich herumdrehte, seine blutroten Augen sie anstarrten. Seine Brust hob und senkte sich noch immer schnell, durch sein schweres Atmen, das durch die Macht kam, die er gebraucht hatte, um den Dämon zu töten. 'Die Dolche', dachte Kyoko und versuchte, ruhig zu bleiben. 'Sie musste ihm die Dolche zurückgeben.' Sie sah zu dem Felsen, gegen den er geschmettert worden war und sah einen der Dolche dort liegen. Langsam begann sie, sich in die Richtung der Klinge zu schleichen, ohne Toya aus den Augen zu lassen.
Toya machte einen Schritt vorwärts und knurrte. Er fühlte einen verblendenden Zorn für den Dämon, den er gerade getötet hatte, und wartete, um zu sehen, ob es mehr geben würde, die er umbringen konnte, oder ob der Dämon wieder aufstehen würde. Dann hörte er jemanden hinter sich seinen Namen flüstern. Er drehte sich zu dem Geräusch und sah das Mädchen dort, wie es langsam aufstand. Er roch die Angst, die sie ausstrahlte, als sie sich langsam von ihm weg stahl.
Er ließ ein leises Knurren hören, um sie zu warnen, sich nicht zu bewegen, und machte einen Schritt auf sie zu. Sie stand einen Moment lang still und starrte ihn an, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob er ein Freund oder Feind war. Er konnte fühlen, wie ihre Angst zunahm, und das machte ihn wütend. Er knurrte wieder, und sie rannte los.
Kyokos Herz hämmerte. Er hatte sie angeknurrt. Wollte er sie umbringen? Die Dolche, sie musste zumindest einen davon erreichen. Sie waren ein Teil von ihm und halfen ihm, das Dämonenblut, mit dem Hyakuhei ihn verflucht hatte, wegzusperren. Kyoko rannte so schnell, wie nie zuvor in ihrem Leben.
Sie musste ihm den Dolch bringen. Ihr Haar flog hinter ihr und sie wusste, er war ihr auf den Fersen. Das Haar in ihrem Nacken stand zu Berge, als hätte er sie schon gefangen. Noch zwei Meter… beinahe da. Ein Schatten schob sich vor sie, zwischen sie, und das, was sie so verzweifelt versuchte, zu erreichen.
Nein. Sie würde nicht vor ihm weglaufen. Sie gehörte ihm. Er blieb vor ihr stehen, um ihre Flucht aufzuhalten, und sie rannte mit einem erschrockenen Ausruf direkt in ihn hinein. Als sie ihn berührte, konnte er fühlen, wie sein Blut sich beruhigte und er knurrte weicher, damit sie wusste, dass sie dieses Mal bleiben sollte. Als sie immer noch versuchte, von ihm los zu kommen, drückte er sie fest an sich, wollte, dass diese Frau wusste, dass er alles zerstören würde, was ihr zu nahe kam.
Er sah hinunter in die großen smaragdgrünen Augen, die seinen Blick erwiderten. Toya konnte fühlen, wie sie versuchte, unter seinen Armen hindurch zu schlüpfen. Nein, er würde sie nie gehen lassen… das Dämonenblut in ihm hatte sie schon für sich beansprucht. Er beobachtete, wie eine Träne von ihren Wimpern auf ihre cremig weiße Wange tropfte. Er beugte sich nach vorne und leckte die Träne mit seiner Zungenspitze ab, ein erschrockener Ausruf erklang von dem Mädchen.
Sie wehrte sich wieder, wand sich aus seinem Griff und sank zu Boden, warf sich an ihm vorbei und griff nach etwas, was dort lag. Er knurrte über ihren Trotz, als er sich umdrehte und auf sie fallen ließ, sie zu Boden drückte. Er hielt ihre Hand über ihrem Kopf und das Gewicht seines Körpers machte den Rest von ihr unbeweglich. Sie versuchte, ihn abzuwerfen, aber er wollte, dass sie wusste, wo sie hingehörte.
Er senkte seinen Mund auf ihren und knurrte tief in seiner Brust. Das Mädchen hielt still, als seine Lippen sich mit einem besitzergreifenden Kuss auf ihre pressten. Mit seiner Zunge drückte er ihre Lippen auseinander und wurde noch besitzergreifender. Er wollte sie, und sie würde ihm gehören. Seine Hände glitten hoch von ihren Handgelenken und er nahm ihre Finger in seine, als er fühlte, wie seine Hand das berührte, was sie vom Boden aufgehoben hatte.
Er leckte das Innere ihres Mundes, wollte alles schmecken, was sie war. Er konnte fühlen, wie seine Gedanken langsam zurück zu ihm kamen, Dinge, die er vergessen haben sollte. Er beruhigte sich, aber der Kuss nicht. Seine Gedanken flimmerten. Er konnte die Hitze in seinen tieferen Regionen fühlen und er rieb hungrig seine Hüften an ihr. Dann machte etwas in ihm klick und der rote Nebel in seinem Kopf verschwand.
Toya wurde sich allem wieder bewusst, des weichen Körpers unter ihm, des Geschmacks von Honig und des verblendenden Verlangens, das durch seine Adern strömte. Wie sehr er es auch nicht wollte, er ließ ihre Lippen los und hob seinen Kopf ein paar Zentimeter hoch, um in Kyokos Augen zu starren. Er hatte sie soeben geküsst und er wollte wirklich weitermachen.
Kyoko konnte nicht verhindern, dass feurige Blitze durch ihren Körper schossen. Sie hatte aufgehört, sich zu wehren, als er seinen Kuss vertieft hatte. Das Gefühl seiner Lippen, die ihre mit solch einer Leidenschaft beherrschten, war fast zu viel für sie. Dann fühlte sie den Beweis seiner Erregung hart gegen ihren Oberschenkel drücken und eine weitere Hitzewelle schoss durch sie.
Sie fühlte, wie er sein Gewicht langsam verlagerte und seinen Kuss beendete. Was sie sah, ließ ihr Herz aussetzen. Seine Augen waren golden, alle Spuren dämonischen Blutdurstes waren weg. Sie schielte auf den Dolch, den sie noch mit ihren Fingern umklammerte, und erkannte, dass er ihn berührte. Sie seufzte erleichtert, als ihr klar wurde, dass Toya zurück war.
Toya beobachtete Kyoko, wie sie zu der Klinge schielte und sein Blick folgte dem ihren. Also das war passiert. Er hatte sich verwandelt, und dann hatte er versucht… Er wusste, sie würde wütend auf ihn sein, für das, was er beinahe getan hatte. Sogar die Seite von ihm, die außer Kontrolle war, hatte sie als seine Partnerin gewählt.
Er setzte sich auf und versuchte, sie nicht anzusehen, als er von ihrem Körper rollte. Erst als er ganz von ihr unten war, wagte er es, sie wieder anzusehen. Das erste, was seine Aufmerksamkeit erregte, waren ihre Lippen, die durch den Kuss angeschwollen waren. Er fühlte, dass seine Wangen rot wurden, als er sich an den Kuss erinnerte, das Gefühl ihrer Lippen auf den seinen.
'Also so fühlt sich der Himmel an', überlegte er innerlich und rieb sich seine Augen mit einer Hand, nur um seine Reaktion vor ihr zu verstecken.
Kyoko drehte sich von ihm weg, als sie langsam aufstand. Sie wusste, dass er sie nicht hatte küssen wollen, und dass es ihm jetzt wohl leid tat. Sie suchte die andere Klinge und gab ihm beide Dolche zurück.
Toya stand auch auf, sagte kein Wort. Die Stille war ohrenbetäubend.

Kapitel 2 "Flamme der Eifersucht"
Kyoko biss ihre Zähne zusammen, die Spannung zwischen ihnen war fast greifbar und es begann sie richtig nervös zu machen. Toya saß auf einem Ast in dem Baum nahe am Feuer und Kyoko saß alleine am Feuer. Sie hatten immer noch kein Wort zueinander gesagt und jetzt sah er sie nicht einmal an.
Sie runzelte die Stirn, fühlte sich etwas beleidigt. War es wirklich so schrecklich, sie zu küssen?
Toya saß in dem Baum und schmollte. Er hatte ihr Stirnrunzeln gesehen. War es wirklich so schlimm gewesen, wie er sie geküsst hatte? Sie hatte kein Wort darüber verloren, was er getan hatte. Es wäre ihm lieber, wenn sie ihn anschreien würde, oder irgendwas, aber er wusste nicht, was er davon halten sollte, dass sie gar nichts sagte. War sie so wütend auf ihn? Sollte er sich entschuldigen?
Seine Lippen wurden schmal vor Trotz. Er würde sich nicht für etwas entschuldigen, das er nicht tun hatte wollen. Sollte er es einfach ignorieren und so tun, als wäre es nie passiert? In diesem Moment wünschte er sich nur, dass alles wieder so wäre, wie es gewesen war, obwohl er selbst den Kuss nicht vergessen würde. Toya schielte wieder zu ihr hinunter und fragte sich, was durch ihren Kopf ging.
Kyoko beobachtete den Himmel als es langsam dunkel wurde. Sie wünschte sich, dass Kamui hier wäre, aber wusste, dass er erst am Morgen zurückkommen würde. Die Gesellschaft wäre ihr sehr willkommen gewesen. Im Moment würde sie sich sogar schon mit Shinbe und Suki zufrieden geben, wenn sie wieder einmal stritten. Sie grinste… das war immer unterhaltsam.
Sie spielte mit dem Gedanken, nach Hause zu gehen, aber es war schon spät und es würde Stunden dauern, um zurück zum Herzen der Zeit zu kommen, außer Toya brachte sie. Daran denkend, wie er immer reagierte, wenn sie nach Hause gehen wollte, wollte sie ihn lieber nicht bitten, sie hin zu bringen. Er schien zu meinen, dass es eine Sünde war, diese Welt auch nur für einen Tag zu verlassen. Das Allerletzte, was sie im Moment wollte, war, einen Streit mit ihm zu beginnen.
Sie griff in ihre Umhängetasche und zog ihre dünne Decke heraus, wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Vielleicht, wenn sie sich beeilte und schlief, würde jemand anders hier sein, wenn sie aufwachte… jemand außer ihm. Er benahm sich als hätte er schon vergessen, dass er sie geküsst hatte, und das nervte sie. Er sagte nicht, dass es ihm gefallen hatte. Und er entschuldigte sich nicht. Er sagte einfach gar nichts, als wäre es nie passiert.
Kyoko warf die Decke zu Boden und legte sich darauf, entschied sich, einfach hinauf in die Sterne zu sehen, die langsam auftauchten. Sie konnte nichts dagegen tun, sie war in den letzten vierundzwanzig Stunden zweimal geküsst worden und nachdem sie davor noch nie geküsst worden war, war das alles, woran sie denken konnte. Sie begann, die beiden Küsse zu vergleichen.
Kyous Kuss war kraftvoll und aufregend gewesen, obwohl er ihr auch Angst gemacht hatte, wegen dem, wer er war. Trotzdem, seine Lippen waren warm, wo sie gedacht hatte, dass sie kalt sein würde. Seine Hände auf ihrem Körper waren heiß gewesen statt der kühlen Berührung, die sie erwartet hätte. Sie stöhnte, als die Erinnerung eine Hitzewelle durch ihren Körper schoss.
Toya zuckte, als er ein leises Stöhnen von Kyoko kommen hörte. Als er auf sie hinunter sah, erkannte er, dass sie in Gedanken verloren schien. Seine Augen wurden dunkler, zu geschmolzenem Gold. Ihr Geruch veränderte sich und das zog ihn zu ihr. Er atmete den süßen Duft ein. Dachte sie an ihn?
Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Moment, wo er wieder zu Sinnen gekommen war, nachdem er sich aus seiner verfluchten Gestalt zurück verwandelt hatte. Ihre Lippen waren weich gewesen und sie hatte nicht gegen ihn gekämpft. Er konnte sie immer noch schmecken. Nichts hatte ihn je so sehr mitgenommen wie das. Kyoko war eine andere Geschichte. Wenn sie ihn nicht gerade anschrie, war sie einer der fröhlichsten Menschen, die er je gekannt hatte. Nicht, dass er viele Menschen kannte, aber doch, sie war wie sein Licht in der Dunkelheit.
Insgeheim liebte er es, sie zu schützen und sie in seiner Nähe zu haben. Das war es fast wert, dass der Schützende Herzkristall zersplittert war… fast. Nun musste er sie vor Hyakuhei und allen Dämonen um sie beschützen. Er schielte wieder auf sie hinunter und spürte, dass sie eingeschlafen war. Er wusste, wenn sie sich nicht darauf konzentrierten, den Talisman zu versammeln, dann konnte es sehr tödlich werden… zu tödlich, als dass sie in der Mitte von allem sein sollte. Darum drängte er immer darauf, dass die Gruppe weitersuchte.
Toya sprang leichtfüßig vom Baum und landete still neben ihr. Er schlich sich neben sie und setzte sich in ihre Reichweite. Das machte er oft, nachdem sie eingeschlafen war, damit er nahe bei ihr sein konnte, wenn etwas passierte, das, und die Tatsache, dass er einfach gerne nahe bei ihr war. Er entspannte sich und döste leicht. Das leiseste Geräusch würde ihn aufwecken und er wäre bereit.
Kyoko warf sich im Schlaf herum… träumte. Toya hatte gerade Hyakuhei getötet und lächelte, als er auf sie zukam, sie an sich drückte. Er sah großartig aus. Mit einem gebannten Blick in ihre Augen näherten sich seine Lippen den ihren und seine Augen wurden weich. Sie konnte die Liebe in ihnen leuchten sehen. Sie zögerte, plötzlich nicht sicher, was passierte.
„Und das Zeitportal… muss ich nicht den Schützenden Herzkristall zurück in meine Welt bringen?“, flüsterte sie besorgt.
Toya lächelte nur und schüttelte seinen Kopf. „Weißt du nicht, dass ich dich liebe und dich nie gehen lassen würde?“ Er senkte seine Lippen auf die ihren und der Kuss raubte ihr den Atem. Er war tief und leidenschaftlich. Er fühlte sich so wirklich an. Sie schloss ihre Augen und der Kuss veränderte sich.
Der Kuss war hungrig und gefühlvoll gleichzeitig. Als sie den Unterschied bemerkte, öffnete sie ihre Augen und starrte in die goldenen Augen von Kyou. Sie konnte seine Hände auf ihrem Körper fühlen, die sich langsam bewegten und sie herausforderten, zu reagieren. Sie ergab sich dem Gefühl und schloss ihre Augen wieder.
In diesem Moment veränderte sich alles und Kyoko fühlte, wie ein kalter Schauer über ihren Rücken lief. Die warmen Lippen wurden glühend heiß und sie spürte das Böse, das von ihnen abstrahlte. Die Hände, die ihren Körper streichelten, waren wie Feuer und die Klauen rissen blutige Spuren überall, wo sie sie berührten. Ihre Augen öffneten sich schlagartig um in nachtschwarze Augen zu sehen… Hyakuhei.
Sie hörte ihn mit einer weichen, verführerischen Stimme mit bösem Unterton flüstern: „Niemand kann dich retten.“
Kyoko begann, sich zu wehren und konnte sich selbst schreien hören, aber er war zu stark. Er hielt sie mit einem eisernen Griff fest. Sie schrie wieder, versuchte, ihn abzuschütteln. Die Hände, die sie nach unten drückten, verschwanden und sie konnte fühlen, wie sie gegen etwas Hartes gedrückt wurde.
„Kyoko, wach auf… Kyoko.“ Warte… das war nicht Hyakuhei… sie hörte auf, sich zu wehren. Sie fühlte, wie eine Hand über ihr Haar strich, sie streichelte und sie fühlte sich sicher.
Langsam öffnete sie ihre Augen und konnte dunkles Haar mit silbernen Strähnen sehen. Sie war an Toyas Brust gedrückt und er hielt sie… wiegte sie langsam hin und her. In dem Glauben, dass sie immer noch träumte, kuschelte Kyoko sich an ihn und schloss ihre Augen wieder, wollte nicht, dass dieser Traum aufhörte.
Solange Toya sie hielt, würde Hyakuhei nicht in ihre Träume zurückkommen, um sie heimzusuchen. Sie lag praktisch in seinem Schoß und sie konnte ihn hören. „Es ist alles gut, Kyoko. Ich habe dich. Es ist jetzt wieder gut. Schhh…“ Sie konnte fühlen, wie ihr Körper noch zitterte von dem Traum, aber Toyas sanfte Stimme beruhigte sie. Das Geräusch seines Herzschlages sang sie sicher in einen traumlosen Schlaf.
Toya konnte fühlen, dass sie sich wieder beruhigte. Er hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, wie sie im Schlaf so um sich geschlagen und geschrien hatte. Was auch immer es gewesen war, es hatte sie zu Tode erschreckt und sie hatte ihn zu Tode erschreckt. Er zog sie so fest an sich, dass sie praktisch in seinem Schoß lag. Er hielt sie fest an sich gedrückt, als ihr Zittern langsam verging. Ihre Wange lag an seiner Brust und er hielt seine Arme schützend um ihren Körper. Sie war für ihn leicht wie eine Feder und Toya liebte das Gefühl, sie so festzuhalten.
„Schhh… Ich habe dich. Dir wird nichts passieren. Ich werde es nicht zulassen. Schlaf jetzt wieder, Kyoko.“ Er wiegte sie sanft, während seine Fingerspitzen ihr Haar aus ihrem Gesicht strichen. Ihr Gesicht war von dem Traum gerötet und ihre Augen waren geschlossen… aber er spürte, dass sie wusste, dass er derjenige war, der sie hielt. Sein Herz setzte kurz aus als er daran dachte, dass Kyoko wusste, dass er sie festhielt und sich nicht darüber beschwerte.
Sie war gerade wieder am Einschlafen, als er sanft ihre Wange berührte, sie streichelte, ihre seidige Haut fühlte. In ihrem Schlaf sah sie aus wie ein Engel in seinen Armen… sein Engel. Das war es, was er wollte. Er würde nie zulassen, dass jemand sie ihm wegnahm, nicht die Dämonen und schon gar nicht seine Brüder.
Langsam, damit sie nicht aufwachte, lehnte sich Toya zurück auf die Decke und legte sie beide wieder hin, zog die Decke über sie. Er hielt sie weiterhin fest,drückte ihren Körper an den seinen und rollte sich um sie zusammen in einer schützenden Umarmung. In seinem ganzen Leben hatte er es noch nie so gemütlich gehabt und es dauerte nur eine Minute, bis er in den ersten tiefen Schlaf fiel, seit… ewig.
Mehrere Stunden später fühlte Kyoko Wärme und griff danach. Sie erstarrte. Langsam, als hätte sie Angst, die Wahrheit zu erfahren, drehte sie ihren Kopf zur Seite, gerade als Toya sich aufsetzte.
Als er fühlte, wie sie sich bewegte, runzelte er die Stirn, wusste, er hätte schon vor Stunden aufstehen und von ihr weggehen sollen.
Kyoko sah neugierig zu ihm hoch, versuchte, seine Augen zu sehen, aber sein Kopf war gesenkt, und sein Haar fiel in sein Gesicht, verdeckte seinen Ausdruck. Er stand auf, ohne etwas zu sagen, und ging weg in das Gebüsch, das das Lager umgab.
Kyokos Augenbrauen senkten sich verwirrt. Er hatte in der Nacht hier mit ihr geschlafen? Dann kam eine Erinnerung zurück. Sie erinnerte sich an einen Traum und Toya… Sie zog scharf die Luft ein. Es war kein Traum gewesen. Er hatte sie in der Nacht gehalten. Sie sah auf die Decke hinunter, die seinen Abdruck noch behalten hatte. Er musste neben ihr eingeschlafen sein. Sie lächelte ein geheimes Lächeln, griff hinüber und fuhr mit ihren Fingern den Abdruck nach, den er hinterlassen hatte.
Sie sah hoch als Kamui auf die Lichtung kam. „Hallo, Kamui. Schön, dass du zurück bist.“ Sein zerzaustes Haar glänzte mit den violetten Strähnen in der Morgensonne und seine Augen zeigten die schönsten Farben. Diejenigen, die nahe genug waren, es zu sehen, wussten, dass sie vielfarbigen Glitter in den Iris hatten, aber für Kyoko war es sein Lächeln, das ihn unwiderstehlich machte.
Kamui sah sich um, erkannte, dass sie alleine war und fragte sie wieso. „Wo sind alle? Sind Suki und Shinbe noch nicht zurück? Und wo ist Toya?“ Kamui zog einen Beutel von seiner Schulter und stellte ihn mit erhobenen Augenbrauen vor Kyoko.
„Nein, noch nicht, aber Toya sollte gleich zurück sein. Was hast du da?“ Kyoko sah zu, wie Kamui begann, Essen aus dem Beutel zu ziehen.
„Sennin schickt dies hier und sagt, dass wir es genießen sollen, nachdem wir kaum einmal ein wirklich gutes Mahl bekommen, außer, wenn du etwas aus deiner Zeit mitbringst.“ Kamui sah zu ihr hoch, seine großen Augen funkelnd in allen Farben des Regenbogens und freute sich sichtlich über ihren Gesichtsausdruck, als sie die Süßigkeiten sah, die mit dem kleinen Festmahl geliefert wurden. „Komm schon, lass uns reinhauen“, beschloss Kamui.
„Nun, du bist heute früh zurück, Kamui“, sagte Toya gelangweilt als er zurück auf die Lichtung spazierte. Er schielte zu Kyoko, einige unleserliche Emotionen standen in seinen goldenen Augen geschrieben, dann sah er schnell wieder weg.
Kamui schaute zu Toya hoch. Sie stritten sich oft, aber in Wirklichkeit hatte Kamui sehr viel Respekt vor Toya. Er hatte sich sehr verändert, seit er so viel Zeit mit Kyoko verbrachte. Nach Kamuis Meinung machte Kyoko Toya zu einer besseren Person.
„Sennin sagte, dass der Wald im Osten in der letzten Woche von einem Dämonenaufstand terrorisiert wurde. Talismane könnten damit zu tun haben, also sollten wir gehen und nachsehen.“ Während er die letzten Worte sagte, stopfte Kamui ein würziges Stück Brot in seinen Mund.
„Hey, du lässt mir auch etwas davon übrig, nicht wahr, Kamui?“ Toya setzte sich neben sie und begann auch selbst zuzulangen.
Kyoko grinste, als sie zusah, wie sie sich um einen Erdbeer-Reis-Kloß stritten, den Sennin geschickt hatte. Das Gefühl der Normalität, das damit kam, dauerte allerdings nicht lange an.
Toya spannte sich an, als er einen Geruch in der schwachen Brise spürte. „Verdammt!“ Er sprang auf seine Füße und seine Augen wurden zu dünnen Schlitzen. „Was, zum Teufel, will er?“
Ehe Kyoko auch nur fragen konnte wer, blies ein Windstoß über die Lichtung und hielt nur einen halben Meter vor ihr an, brachte Toya aus dem Gleichgewicht. Kyoko starrte plötzlich in die eisblauen Augen von Kotaro, einem der fünf Beschützer. Ebenso wie Kyou jagte er die Talismane alleine, suchte nach Hinweisen darauf, wo Hyakuhei sich versteckte.
Er war Perfektion, mit schlanken Muskeln und vom Wind zerzaustem, ebenholzschwarzem Haar, das am Rücken länger war, und eisblauen Augen. Er war ganz in Schwarz gekleidet, ein violettes Unterhemd schimmerte durch. Er und Toya konnten einander nicht ausstehen, aber das war hauptsächlich deshalb, weil Kotaro jedem erzählt hatte, dass Kyoko ihm gehörte.
„Guten Morgen, Kyoko“, sagte Kotaro mit einer weichen, männlichen Stimme, nahm ihre Hände in die seinen und hob sie vor sich hoch. „Wie geht es meiner zukünftigen Braut heute Morgen?“ Er starrte tief in ihre Augen, sodass sie errötete.
Egal wie oft Kyoko ihm sagte, dass sie nicht ihm gehörte, und auch sonst niemandem, nannte er sie immer noch mit solchem Selbstvertrauen und so viel Charme seine zukünftige Braut.
„Kotaro, verdammt! Lass Kyoko los, und wieso passt du nie auf, was du tust?“, knurrte Toya ihn an, als er sich von dem Baum wegdrückte, in den er von Kotaros Beschützer-Wind praktisch geschleudert worden war.
Kotaro rümpfte seine Nase und machte sich nicht einmal die Mühe, Toya anzusehen als er einfach nur einen bösen Blick in die ungefähre Richtung seines Bruders warf. „Ich wusste, dass ich dich irgendwo roch“, sagte er beleidigend.
Kamui beobachtete verwundert, wie Toya scheinbar unter Strom zu stehen schien, und er wusste, dass er mit jeder Sekunde wütender wurde. Er rutschte näher zu Kyoko und flüsterte: „Äh, Kyoko, du solltest das vielleicht beenden, bevor es anfängt.“ Wissend, dass Kyoko das einzige war, was sie davon abhielt, einander in Stücke zu reißen, machte Kamui sicherheitshalber einen Schritt von dem Trio weg.
Kyoko wusste, dass Kotaro harmlos war… nun, zumindest für sie. Sie nahm ihre Hände aus den seinen… immer noch rot weil er sie auf diese Art anschaute. Sie konnte tatsächlich die Liebe und Fürsorge in seinen eisblauen Augen leuchten sehen.
„Kotaro, was bringt dich hierher?“, fragte sie, um seine Aufmerksamkeit von Toya abzulenken.
Kotaro lächelte, vergaß Toya sofort und beantwortete ihre Frage: „Ich habe gehört, dass es im Osten, nahe dem Wald Unruhen gibt. Ich hatte gehofft, Hyakuhei zu finden und ihn für dich umzubringen, sodass du schneller meine Braut werden kannst, meine süße Kyoko.“ Oh, er liebte Kyoko wirklich, aber er liebte es auch, an Toyas Käfig zu rütteln.
Kyoko wurde noch ein paar Töne röter, als sie seine Worte hörte. Ihre Lippen öffneten sich, um etwas zu sagen, aber als sie den Faden wieder verlor, gab sie einfach auf.
Toya hatte genug Unsinn von dem dummen Lufthirn gehört. Indem er sich vor Kyoko stellte, blockierte er Kotaros Blick und knurrte tief in seiner Kehle: „Hau ab!“ Er zog seine goldenen Augen zusammen und schenkte ihm einen bösen Blick. „Wir brauchen deine Hilfe nicht, um Hyakuhei loszuwerden. Also wieso versuchst du nicht einfach, uns aus dem Weg zu gehen, und lässt Kyoko, verdammt noch mal, in Ruhe?“
Kotaro tat als wäre Toya gar nicht da. So schnell, dass sie nur Schatten sehen konnte, rauschte er an Toya vorbei, um einen liebevollen Kuss auf Kyokos Wange zu setzten. Dann zwinkerte er ihr zu und war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Toya ballte seine Fäuste an seinen Seiten. Er war so wütend, dass er das Gefühl hatte, zu explodieren. Wieso wollten plötzlich alle Kyoko küssen? Sie gehörte ihm, verdammt!
„Kotaro, komm zurück und kämpfe, du Miststück!“, schrie er, so laut er konnte.
Kyoko wandte sich Kamui zu als wäre nichts geschehen. „Also ich nehme an, Sennins Information stimmt.“
Toya gab auf und drehte sich um. „Kommt, lasst uns unsere Sachen packen. Wir können Suki und Shinbe unterwegs abholen. Wir müssen sowieso dort vorbei, wo sie sind, um zum östlichen Wald zu gelangen.“ Er war immer noch wütend auf seinen lüsternen Bruder, dafür, dass er Lügen über Kyoko verbreitete. Er würde sie Kotaro nie überlassen und er konnte es nicht erwarten, ihn wieder zu treffen und ihn zusammenzuschlagen, damit er das auch wusste.
Kyoko wusste, dass Toya eifersüchtig auf Kotaro war. Aber so wie sie das sah, konnte Kotaro ihr wenigstens seine wahren Gefühle sagen, während Toya sie immer noch im Unklaren ließ. Sie bückte sich hinunter und begann, das übrig gebliebene Essen aufzusammeln, sodass sie es später mit den anderen teilen konnten.
Toya kniete sich vor ihr nieder, wartete darauf, dass sie auf seinen Rücken kletterte. Sie würden so schneller sein, und das war die einzige Möglichkeit, wo er sie halten konnte, ohne dass jemand sie dafür schief ansah.
Kyoko hielt ihren Atem eine Sekunde lang an und ließ ihn dann langsam aus, wollte nicht, dass dies irgendwie anders war, als die anderen Male, wo sie es getan hatte… aber das war es. Sie schlang ihre Arme um seine Brust während seine Hände sich unter ihre Knie legten, um sie fest an seinen Rücken zu drücken. Sie schielte hinauf zum Himmel und fragte sich, ob das Schicksal sie schon auslachte.
Kamui lachte innerlich über Toyas Verhalten, jedes Mal, wenn jemand anders um Kyokos Aufmerksamkeit warb. Nachdem sie verschwunden waren, hob er den Beutel mit dem Essen auf als durchsichtige Flügel in Erscheinung flimmerten und einen Regen vielfarbigen Sternenstaubs über die Lagerstelle niederregnen ließen, die auf magische Weise jeden Hinweis darauf, dass hier je jemand gewesen war, auslöschten.
Als er Kaens Anwesenheit hinter sich fühlte, bemerkte er: „Es scheint, dies wird ein interessanter Tag werden. Wollen wir ihnen nach?“ Seine Füße verließen den Boden, als er ungesehen hinter ihnen her schwebte.
Insgeheim liebte Kyoko es, auf Toyas Rücken zu reiten, wenn sie in Eile waren. Sie konnte die Muskeln fühlen, wie sie sich unter ihr zusammenzogen und streckten. Sie legte ihre Wange auf seine starke Schulter und hielt sich fest während sein langes Haar um sie floss, ihr Gesicht kitzelte. So wie er sich bewegte, schien es, als würde sie gar nichts wiegen, während er von Ast zu Ast sprang, manchmal am Boden landete nur um dann wieder hoch in die Bäume hinauf zu schießen. Er schien die Höhen zu lieben.
Toya liebte es, wenn Kyoko auf seinem Rücken ritt, aber das würde er ihr nie erzählen. Es gab ihm ein gutes Gefühl, wenn sie sich an ihn klammerte, um sich festzuhalten. Manchmal rannte er schneller, nur damit sie sich noch fester halten musste, mit ihren Beinen an seinen Seiten und ihren Armen um ihn geschlungen. Darum hatte er in ihrer Gegenwart nie seine Flügel gezeigt.
Manchmal legte sie ihre Wange an seinen Rücken und er konnte fühlen, dass sie es genauso sehr genoss wie er. Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Wald im Osten. Der Schützende Herzkristall war schon halb aufgesammelt und Hyakuhei hatte mittlerweile das meiste davon. Die Lage wurde sehr gefährlich und er würde wachsam sein müssen.
Er fühlte, dass er Kyoko mit seinem Leben beschützen musste, besonders wenn die Gefahr überall war, wo sie hingingen. Der Dämon, den er gestern bekämpft hatte, war nur eine Vorwarnung gewesen. Toya legte einen Zahn zu, hoffte, dass sie Suki und Shinbe auf deren Weg zurück zum Lager treffen würden, damit sie sich beeilen konnten und den Osten erreichten, bevor Kotaro und Kyou ankamen.
Hoch über ihnen flog Kyou durch den Himmel, ausdruckslos, wie die Erscheinung eines Gottes. Seine Kleider flossen um ihn, als er den Osten in der Ferne mit seinem Blick absuchte. Also der östliche Wald war es, wo die Anwesenheit von Hyakuhei verschwunden war. Das war auch die Richtung, in die Toya und die Priesterin unterwegs waren. Seine Lippen bogen sich aufwärts zu der leisesten Andeutung eines Lächelns.
„Ho!“, rief Toya, als er eine Bewegung in der Ferne sah. Von Baum zu Baum und Ast zu Ast hinunter springend, landete er elegant vor Shinbe und Suki.
Kyoko rutschte von Toyas Rücken und ging schnell zu ihnen, lächelte ihre Freunde an. „Wir haben gerade erfahren, dass es der östliche Wald ist, wo wir hin sollten“, berichtete Kyoko.
Shinbes Kopf hob sich ruckartig und er sah hinüber zu Toya. „Oh ja? Was geschieht in der Gegend?“, fragte er und ging auf Toya zu, um die Sache zu besprechen. Kamui trat aus dem Waldrand, um sich zu den Beschützern zu gesellen, für die Besprechung. Er nickte als Kaen aus dem Nichts auftauchte, wie er es oft machte, wenn die Zeit reif war.
Kyoko flüsterte zu Suki, zog sie zur Seite, weg von den anderen: „Aber erzähl, wie war dein Besuch?“ Sie legte ihren Kopf zur Seite und grinste.
Suki verdrehte ihre Augen in die Richtung von Shinbe. „Kannst du dir vorstellen, dass dieser Idiot versuchte, mich zu küssen?“ Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und schoss scharfe Blicke auf den Rücken des missratenen, violetten Beschützers.
Toya zuckte durch sein außerordentliches Gehör. Er hatte Sukis Bemerkung gehört und als Kyoko sie hörte, sah sie genau zu ihm und ihre Blicke trafen sich. Sie drehte ihr Gesicht weg, um die Röte zu verstecken, die über ihre Wangen kroch, aber nicht ehe Suki und Shinbe beide sie bemerkten.
Shinbe beugte sich zu seinem Bruder und sprach leise. „Was ist zwischen euch vorgefallen, während wir weg waren, Toya?“ Er fühlte einen Blitz der Eifersucht durch ihn schießen, aber versuchte, ihn zu ignorieren, da er wusste, dass es hoffnungslos war. Kamui kam auch einen Schritt näher und wartete darauf, die Antwort zu hören.
Toyas Augen wurden groß und die feinen Haare in seinem Nacken stellten sich auf, sodass er mit einem schuldbewussten Blick einen Schritt von ihnen weg machte. „He, nichts ist vorgefallen.“ Er verschränkte seine Arme und schaute sie böse an, niemand sollte es wagen, seine Lüge anzuzweifeln.
Suki ergriff Kyokos Arm und zog sie diesmal ein gutes Stück von den Männern weg. „Okay, raus damit. Was habe ich verpasst?“, fragte sie, ihre Lippen zuckend vor kaum unterdrückter Freude. Schon seit Suki Kyoko kennengelernt hatte, hatte sie das Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben. Sie liebte sie wie eine Schwester und in diesem Moment spürte sie, dass etwas geschehen war.
Kyoko konnte Suki nicht in die Augen sehen und ihr Gesicht war noch immer stark gefärbt.
„Kyoko, los“, flehte Suki.
Kyoko sah zu ihrer besten Freundin hoch, die zumindest fünf Zentimeter größer war, und zuckte die Schultern. „Gut, ich bin geküsst worden, das ist alles.“ Sie verdrehte schnell ihre Augen und versuchte, die Sache herunter zu spielen.
Suki schielte zu Toya hinüber. „Also hat er dich endlich geküsst, ja?“ Als sie ihren Blick wieder Kyoko zuwandte, lächelte sie wissend bis sie Kyokos Kopfschütteln sah. Suki runzelte die Stirn. „Es war Toya, der dich geküsst hat? Nicht wahr, Kyoko?“ Sie hob verwirrt eine Augenbraue.
Kyoko stöhnte. „Es ist eine lange Geschichte, also mache ich es sehr kurz. Drei verschiedene Männer haben mich nun geküsst und alle in der Zeit, während du weg warst. Und nein, ich habe keinen von ihnen gebeten, mich zu küssen. Also noch einmal, es ist Keine Große Sache!“ Sie betonte die letzten drei Worte.
Sukis Mund öffnete sich als sie auf ihre Freundin starrte. Inzwischen spannte Toya sich an, als er hörte, wie Kyoko sagte, dass es keine große Sache war. 'Nun, jetzt weiß ich, was sie denkt', dachte Toya innerlich mit einem Stirnrunzeln als er sich wieder seinen Brüdern zuwandte und sich darauf konzentrierte, ihnen zu erzählen, was er über die Gegend des östlichen Waldes wusste.
Suki fand endlich ihre Stimme wieder, aber sprach leise: „Kyoko, wer hat dich geküsst?“ Als sie sah, wie Kyokos Lippen sich aufeinander pressten, seufzte Suki. „Gut, ich will wissen, wer dich als erstes geküsst hat.“
Kyoko drückte ihre Augenlider aufeinander. „Kyou war der erste.“
„Kyou!“, rief Suki und schlug sich dann schnell ihre Hand vor den Mund und zog ihren Kopf ein.
Toyas Hand ballte sich zur Faust als er sich bemühte, seine Wut zu unterdrücken. Er drehte sich um und schickte einen bösen Blick in Kyokos Richtung ehe er schnell die Entfernung zwischen ihnen überbrückte, denn die Unterhaltung gefiel ihm gar nicht. „Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn!“, schnaubte er und starrte böse auf die Frauen. „Wir müssen los und die Talismane finden, bevor der Feind sie alle in die Hände bekommt.
Kamui nickte: „Ja, Kotaro kam zum Lager und sagte, dass er auf dem Weg in dieselbe Richtung war, gerade bevor er Kyoko auf die Wange küsste und abhaute.“
Toyas Fingerknöchel trafen Kamuis Hinterkopf und er knurrte.
„Auu, wofür war das jetzt? Ich habe nichts getan.“ Kamui rieb die Beule, die sich auf seinem Kopf formte, seine großen Sternenstaub-Augen tränten. Es war offensichtlich nur zur Show, denn innerlich konnte er sich kaum halten vor Lachen über den Ausdruck, der auf Toyas Gesicht erschienen war.
Sukis Augen wurden groß. „Kotaro auch!“ Sie riss ihren Kopf herum, sah in Kyokos Richtung und fragte sich, was, um alles in der Welt, vor sich ging.
Shinbe stellte sich neben Toya. „Und, was ist schon dabei?“
Toya starrte ihn nur böse an, als wollte er ihn davor warnen, noch ein weiteres Wort zu sagen.
Suki ergriff Shinbes Arm und zog ihn von Toya weg, ehe er wie Kamui mit einer Beule auf seinem Kopf endete.
Toya wandte seinen bösen Blick Kyoko zu.
Sie richtete sich auf und starrte zurück. „Was ist dein Problem? Und schlag Kamui nicht!“, rief sie, während sie sich vor den Beschützer stellte, wie um ihn zu schützen. Sie hatte keine Ahnung davon, dass Kamui nun hinter ihr stand und Toya angrinste als hätte er gerade einen Punkt gegen ihn gewonnen.
Suki wusste, dass es Streit geben würde. Kyoko an der Hand ergreifend, zog sie sie hinter sich her, den Pfad hinauf. „Komm, Kyoko, lass uns schon mal gehen.“ Suki gab ihr keine Zeit zu widersprechen, als sie sie hinter sich her zog.
Sich nicht so sicher fühlend, alleine zurückgelassen in Toyas Reichweite, rannte Kamui den Frauen nach und überließ Toya, der ihre Rücken anstarrte, sich selbst.
Als sie einmal weit genug von Toya weg waren, wandte sich Suki zu Kyoko. „Also, würdest du mir jetzt bitte erzählen, was, zum Teufel, vorgefallen ist? Wieso hat Kyou dich geküsst?“ Suki schrie beinahe, sah besorgt auf ihre Freundin. Der Gedanke, dass Kyou jemanden küsste, war einfach… verstörend.
Kyoko zuckte die Schultern. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wieso er es getan hat. Ich schwamm. Er schwebte herunter und erschreckte mich zu Tode. Ehe ich wusste, was er tat, küsste er mich, dann verschwand er, ohne ein Wort gesagt zu haben.“
Kamui fühlte sich, als hätte ihn jemand in den Magen getreten. Er stellte sich schnell hinter Kyoko und legte eine feste Hand auf ihre Schulter. „Kyoko, hat er dich markiert?“, fragte er mit angespannter Stimme.
Kyoko runzelte die Stirn. Sie wirbelte herum und hielt Kamui mit einem verwirrten Blick fest. „Toya hat dasselbe gefragt. Was bedeutet das? Mich markieren? Wie?“
Kamuis Lippen wurden schmal. „Wenn Kyou dich küsst, so aus dem Blauen heraus, das bedeutet, dass er vor hat, dich zu seiner Lebenspartnerin zu machen.“
„Was!“, rief Kyoko und stemmte ihre Hände in ihre Hüften. „Du machst Scherze.“
„Kein Scherz… mit diesem Kuss hat Kyou schon begonnen, dich für sich zu beanspruchen.“ Schatten traten in Kamuis Augen als wollten sie die Worte unterstreichen. „Nun wird er dich verfolgen, Schritt für Schritt, bis er dich markiert und dich in Besitz nimmt.“ Er ließ seine Hand von ihrer Schulter fallen. „Ich nehme an, du würdest es sehen wie Dates.“
Als er plötzlich mehr verstand, als er wollte, pfiff Kamui zwischen seinen Zähnen. „Darum ist Toya so aufgebracht, und dann kommt Kotaro angeweht und küsst deine Wange. Das ist dasselbe. Auch er ist nun dein Date.“
Kyoko wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie stand eine Minute lang einfach nur da. Dann sah sie über Kamuis Schulter und bemerkte Toya und Shinbe, die hinter ihnen kamen, immer noch beschäftigt damit, ihre nächsten Aktionen zu planen, wenn sie nach Osten gingen.
Suki riss Kyokos Aufmerksamkeit wieder zurück. „Gut, du sagtest drei, Kyoko. Also hat Toya dich auch geküsst, nicht wahr?“
Sie nickte, dann schüttelte sie ihren Kopf. „Aber Toya wollte mich nicht wirklich küssen. Es war mehr… ein Unfall.“
Kyoko schielte noch einmal über ihre Schulter und sah, dass die anderen näherkamen. „Wir wurden in einen Kampf mit einem Dämon verwickelt und Toya hat seine Dolche verloren und sein Dämonenblut kam zum Vorschein. Er tötete den Dämon und ich rannte zu einem der Dolche, aber er fing mich ab, gerade, als ich ihn erreichte. Ich dachte, er würde mich umbringen, aber stattdessen… küsste er mich. Dann berührte er den Dolch und der Fluch wurde versiegelt und er verwandelte sich wieder.
Suki sah über ihre Schulter auf Toya, dann zurück zu Kyoko. „Warte, du meinst, er verwandelte sich zurück, während er dich küsste?“ Sie hob eine Augenbraue als Kyoko nickte.
Kamui lächelte. „Ich wusste es! Er mag dich wirklich. Darum hat er dich in seiner anderen Gestalt geküsst anstatt dich zu töten. Er tat es, weil es für ihn das Richtige war.“ Kamui machte ein paar Schritte zurück, wissend, dass Toya in Hörweite war.
„Nun, lass uns gemeinsam gehen.“ Suki entschied, Kamuis Beispiel zu folgen und die Sache erst einmal ruhen zu lassen… zu dumm, dass Shinbe nicht so klug war.
Shinbe drehte sich zu Kyoko nachdem er Kamuis letzte Aussage gehört hatte. „Also deshalb ist er so gereizt!“ Er grinste und fragte sich, ob er seinen Kuss zu Kyokos Date-Liste hinzufügen sollte, ehe sie zu lang wurde.
Toya baute sich vor ihnen auf und kratzte seinen Nacken. „Wollt ihr endlich aufhören, Scheiße über mich zu erzählen, verdammt!“
Sein Nacken war schon rot und Kyoko kicherte. Sie wusste, wenn Toyas Nacken so zu jucken begann, dann dachte er, dass jemand hinter seinem Rücken über ihn sprach und das nervte ihn unglaublich.
Toyas Finger zuckten, als er Kyoko kichern hörte. Es sandte einen wohligen Schauer durch seinen Körper und er wünschte, dass sie es öfter täte. Er sah sich um und erkannte, dass inzwischen alle aufgehört hatten zu reden. Zufrieden, dass niemand mehr über ihn sprach, ließ er seine Hand sinken.
„Kommt. Wir haben keine Zeit für Spielchen. Wir müssen Hyakuhei aufhalten und die Talismane sammeln, bevor er es tut.“ Toya bückte sich zu Kyoko hinunter. „Komm, lass die anderen selbst gehen und reite du auf mir. So sind wir schneller.“ Er wartete, dass Kyoko auf seinen Rücken kletterte. Wenigstens brauchte er so nichts von seinen Rivalen zu hören.
Kyoko lächelte und stieg auf. Dann schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihn kurz, um zu zeigen, dass sie bereit war.
Sein Blick von allen abgewandt, damit niemand es sehen konnte, schloss Toya seine Augen und genoss die Umarmung, die er gerade bekommen hatte. Als er seine Augen wieder öffnete, glitzerten silberne Lichter in seinen goldenen Iris und er schoss mit einer Geschwindigkeit los, die selbst seinem Windbruder Kotaro alle Ehre gemacht hätte.

Kapitel 3 “Gemeine Küsse“
Der Wind wurde immer kälter und Toya wurde langsamer, als er eine böse Aura in der Ferne spürte. Kyokos Blut gefror beinahe als das unnatürliche Gefühl sie überwältigte. Toya sprang von den hohen Ästen hinunter und schlitterte auf einer Anhöhe zum Halt. Sie rutsche hinunter auf den Boden während die anderen schnell hinter ihnen auftauchten und in die Ferne sahen.
Kyoko beobachtete eine Unheil verkündende, dunkle Wolke, die über der Gegend hing. „Ich fühle einen Talisman.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Nicht nur einen, da sind mehr“, sagte sie atemlos. „Das Böse, das die Splitter umgibt ist erdrückend.“
Suki trat hinter Kyoko, während sie die Waffe über ihrer Schulter zurecht rückte, damit sie sie im Fall eines Kampfes leichter erreichen konnte. „Ich möchte wissen, ob es Hyakuhei ist, den du spürst?“ Sie schielte zu Shinbe, als dieser zu ihnen aufschloss, sein Mantel und sein dunkelblaues Haar im Wind wehend, der nun stärker wurde.
Toyas Augen wurden schmal und verfärbten sich zu geschmolzenem Silber. Nachdem er eine Gefahr dicht bei ihnen fühlte, schielte er nach links und schüttelte dann seinen Arm nach unten. Die Metallklinge eines Dolches blitzte auf, als er in seiner Hand erschien. „Komm heraus, du Mistkerl, ich kann dich riechen!“, knurrte Toya und stellte sich vor Kyoko und die anderen um sie zu beschützen. Der Hügel und das Tal darunter stanken nach dem Bösen.
Eine Gestalt, die einen langen, sich aufblähenden, schwarzen Mantel trug, erschien mit einer gemeinen Wölbung in seinen Lippen aus dem Nichts. „Also habt ihr meinen Ruf erhört.“
Kyoko erzitterte als ihr Blick die dunklen Augen traf. Die Erinnerung an den Traum, den sie in der letzten Nacht gehabt hatte, stürzte über sie herein und sie bekam eine Gänsehaut. Sie machte einen Schritt zurück, versteckte sich hinter Toya und schielte an ihm vorbei auf Hyakuhei. Sie hatte das ungute Gefühl, dass die einzigen Gründe, wieso er hier war, sie und die Talismane, die sie trug, waren.
Toya bemerkte, dass Hyakuheis Aufmerksamkeit sich auf Kyoko richtete und fühlte, wie bei ihm die Sicherungen durchbrannten. Er knurrte, hielt seinen Dolch fest in der Hand und warf sich nach vorne, um den Feind aufzuschlitzen. Der schwarze Mantel flatterte wie erwartet zu Boden. Er hatte sowieso gewusst, dass es nur eine von Hyakuheis Puppen gewesen war.
„Wirst du je den Mut haben, mir selbst gegenüber zu treten?“, brüllte Toya wütend.
„Die Mächte der Priesterin werden meine sein, also… komm zu mir…“ Hyakuheis Stimme wurde langsam vom Wind verblasen.
Kyoko fühlte einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen, von den Worten, die Hyakuhei gesprochen hatte. „Zu ihm kommen? Ist er verrückt?“, flüsterte sie und fühlte, wie der Feigling in ihr seinen verängstigten Kopf einzog.
Toya trat neben sie. Er wusste, dass die Beschützer den Auftrag hatten, den Kristall von den Händen des Feindes fern zu halten, aber ihm gefiel die Tatsache nicht, dass dadurch Kyoko in Gefahr gebracht wurde. Hyakuhei hatte so viele Unschuldige ermordet, um zu den Talismanen zu kommen. Er wollte eher in der Hölle schmoren, als zulassen, dass Kyoko zu einem der Opfer in diesem Krieg wurde.
Er würde sie beschützen. Sein Bedürfnis, Kyoko zu schützen war so stark, dass es zu dem einzigen Sinn in seinem Leben geworden war, und in diesem Moment hatte er ein sehr schlechtes Gefühl. Er konnte hören, wie Kyokos Herzschlag schneller wurde, und er konnte die Angst, die in Wellen von ihr ausstrahlte, fühlen. Toya sah beeindruckt zu, wie sie sich mit einem eingefrorenen Lächeln zu ihm umwandte.
„Also, sollen wir wieder einmal einen Talisman aufsammeln?“ Kyoko hob ihr Kinn, trotzte der Angst, die sie fühlte und stand hoch aufgerichtet.
Toya schaute hinter sie und konnte sehen, dass auch die anderen bereit waren. Die anderen… die einzigen Leute, denen er je vertraut hatte.

*****

Hyakuhei starrte in den Spiegel, den sein Untertan Yuuhi für ihn hochhielt. Der Spiegel der Seelen, der es ihm ermöglichte, jede von Kyokos Bewegungen zu verfolgen. Dieses Mädchen war es im Moment, worauf er sich konzentrierte. Sie alleine hatte die Macht, den Schützenden Herzkristall zu kontrollieren, und er brauchte diese Macht.
Aber… er brauchte auch ihre Hilfe um die Talismane wieder zusammenzufügen. Um das zu tun, musste er einen Weg finden, sie dazu zu bringen, dass sie zu ihm kam… freiwillig. Er wollte sie… nicht tot… stattdessen wollte er sie an seiner Seite.
Als würde er die Gedanken seines Meisters lesen, sprach Yuuhi mit der leisen, emotionslosen Stimme, die einem Kind gehörte: „Du willst die Macht, die das Mädchen besitzt, aber sie ist rein und wird nicht freiwillig zu dir kommen.“ Die geisterhafte, bleiche Gestalt des Jungen schielte mit schwarzen Augen auf Hyakuhei, Augen, die das Wissen von Tausenden von Jahren in sich trugen.
„Sie zu fangen bedeutet, ein reines Herz zu fangen. Um das zu tun, wirst du sie in einem Netz der Täuschungen fangen müssen.“ Der gespenstische Junge sah in den Spiegel und beobachtete Kyoko mit Augen, die die Farbe des Todes trugen.
Hyakuhei lächelte ein verdorbenes Lächeln. Sein makelloser, perfekter Körper und sein Gesicht verbargen seine Bösartigkeit. Sein langes, dunkles Haar floss wie ein Wasserfall in funkelnden Wellen um ihn. Er war sehr sinnlich, mit schlanken Muskeln, die sich bei jeder Bewegung unter seiner Haut abzeichneten. Diese Priesterin, die die Beschützer schützten, ähnelte so sehr der einzigen Frau, die er je geliebt hatte.
Er wusste, Kyoko war die Reinkarnation derjenigen, die er vor so langer Zeit verloren hatte… der einen, die ihm gnadenlos weggenommen worden war.
Seine Hand ballte sich zur Faust, als die Erinnerungen von einer anderen Zeit zurückkommen wollten. Er schob sie mit einem Knurren weg und konzentrierte sich wieder auf die Priesterin vor ihm. Wie konnte er ein unbeflecktes Herz dazu bringen, sich in ihn zu verlieben, wenn er das reine Böse war? Sie hatte die Macht, die er vor so langer Zeit ihrer Vorgängerin gegeben hatte. Das war es, was ihn zu ihr hinzog, der Gedanke, diese Reinheit zu erobern. Erst würde er sie in eine Falle verwickeln müssen.
„Ich werde die Magie der Tenshi verwenden, um der Priesterin einen Zauber aufzuerlegen, der sie dazu bringen wird, sich in mich zu verlieben.“ Hyakuhei begann zu lachen, aber es lag kein Humor in dem Geräusch. Mit geschlossenen Augen, rief er die engelsgleiche Gestalt von einem der Dämonen, die er in seinen Körper aufgenommen hatte, und nun kontrollierte.
Dieser Dämon, ein Tenshi, konnte einen Zauber um das Mädchen schlingen, sodass sie sich unbewusst in den verliebte, der sie in seinem Besitz hielt. Nachdem er auch einen Dämon mit unaussprechlicher Macht gerufen hatte und eine Horde von fliegenden, bösen Geistern, um Toya und die anderen in Schach zu halten, schickte Hyakuhei sie alle los, um auf die Gruppe zu treffen, während er alles im Spiegel der Seelen beobachtete.

*****

Als Toya und die Gruppe sich der unheilvollen Aura in dem Tal näherten, blieb Kyoko stehen. Bösartigkeit… sie konnte sie überall um sie fühlen, aber sie konnte sie nicht sehen. „Etwas ist hier bei uns“, flüsterte Kyoko und machte einen verängstigten Schritt zurück. Ihre großen, smaragdgrünen Augen hoben sich zu einem Hügel vor ihnen gerade als ein riesiger Dämon aus dem Boden stieg, als würde er aus einem nicht gekennzeichneten Grab klettern.
Toya knurrte über die kleinen Dämonen, die auch aus dem Boden traten. Die Zwillingsdolche erschienen schnell in seinen Händen während Shinbe und Suki sich an seine Seiten gesellten. Kaen fletschte seine Zähne als Kamui zu Kyoko hinüber huschte, um sich vor sie zu stellen, für den Fall, dass einige der Dämonen an den anderen vorbei kamen.
Toya sprang nach vorne und rief: „Kyoko! Siehst du den Talisman in dem großen Dämon?“
Kyoko schaute konzentriert auf den Dämon und sah ein leises Leuchten in seiner Stirn. „Stirn!“, rief sie zurück zu Toya während Suki begann, die Geister, die vor dem großen Dämon auf sie zuflogen, abzumetzeln.
Kyoko beobachtete, wie Shinbe begann, die violetten Perlen von seiner Hand abzuwickeln, um die verfluchte Leere, die Hyakuhei ihm als Kind geschenkt hatte, zu öffnen. Dieselbe Leere, die ihn als Ganzes verschlucken konnte, wenn ihre Kräfte außer Kontrolle gerieten. Das Vakuum der Leere würde die Dämonen in Wellen in seine Tiefen saugen, wodurch sie eine der besten und gefährlichsten Waffen im Kampf gegen Hyakuhei und seine Armee war.
Kyoko sah einen Schatten an ihr vorbeifliegen und sah hoch. „Shinbe! Tu es nicht! Ein Verwandler.“ Sie zeigte darauf und Shinbe hob seinen Blick und verschloss die verfluchte Leere schnell wieder, nickte ihr ein Danke für die Warnung zu, gerade als ein Schwarm von Dämonen auf sie losging. Die Verwandler waren die eine Sache, die die Leere nicht verkraftete.
Shinbe wäre beinahe gestorben, das letzte Mal, als er unabsichtlich einen von Hyakuheis Verwandlern eingesaugt hatte. Ihre Macht reflektierte sich in der Leere, wodurch diese außer Kontrolle geriet und Shinbes eigenes Leben in die Gefahr brachte, selbst von dem verfluchten Vakuum gefressen zu werden.
Sukis Bajonett zischte im letzten Moment durch die Luft und tötete einige der niedrigen Dämonen, die sich näherten. Shinbe warf Flüche und kämpfte mit Zaubern gegen den Rest, der sie angriff.
In diesem Moment passierte alles auf einmal. Kyoko sah zu, wie die Gruppe einen großen Schwarm von Bodenkriegern abwehrte. Fliegende Dämonen griffen Toya mit Bewegungen an, die zu schnell waren, um sie zu sehen, sodass der Mammut-Dämon freie Bahn hatte. Toya wurde über das Schlachtfeld geworfen, nur um sofort wieder aufzustehen und ihn wieder anzugreifen.
Kyoko hob ihren Bogen, wollte helfen, soviel sie konnte, als etwas ihre Aufmerksamkeit ablenkte… ihre Bewegungen erstarren ließ. Ein Licht senkte sich auf sie herab, stieß Kamui weg, als wäre er von ihr weggeschleudert worden. Es war so hell, dass Kyoko ihre Augen fest zudrückte und ihren Arm vor ihr Gesicht hob, um nicht geblendet zu werden.
Toya sah die Lichtgestalt, die auf Kyoko herab schwebte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust… seine Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet, statt auf den Kampf mit dem Dämon, als er sich wieder einmal vom Boden erhob.
Als sie schließlich ihre Augen öffnete, schrie Kyoko auf, als sie einen Mann genau vor ihr sah. Er war schön… mit Flügeln aus Licht… wie in ihren Literaturbüchern in der Schule. Diese hätten geschrieben, dass er ein Engel war. Dieser Mann war bestimmt kein Engel… das fühlte sie. Sie zog die Sehne ihres Bogens zurück und ein Gedankenpfeil erschien während sie sich an die Geschichte erinnerte, dass der schönste Engel aus dem Himmel verstoßen worden war, weil er böse war.
Kyoko hielt ihren Arm ruhig während sie in die Kristalle sah, die seine Augen darstellten, aber sie konnte nicht schießen. Wie konnte sie etwas so Wunderbares verletzen? Mit seinem langen, weißen Haar, das um ihn floss, sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts so Liebenswürdiges gesehen. Er kam langsam auf sie zu, flüsterte Worte, die sie nicht verstehen konnte.
Suki und Shinbe hatten gemeinsam die meisten der fliegenden Geister ausradiert und sie drehten sich um, um Toya mit dem wütenden Dämon zu helfen, der den Beschützer in den Boden hämmerte, weil er sich nicht auf den Kampf konzentrierte. Er war zu sehr beschäftigt damit, zu sehen, was mit Kyoko geschah.
Suki warf ihre Waffe und sie schnitt durch die Wange des Dämons, sodass er seine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Shinbe riss sie aus der Schusslinie, gerade als der Dämon angriff und Staub und Blätter aufwirbelte, als seine Klauen Suki verfehlten und dafür den Boden aufritzten. Er rief zu Toya: „Geh und hilf Kyoko. Wir kümmern uns um den hier!“
Toya rannte zu dem strahlenden Licht, sah das Bild eines Mannes mit Flügeln, der innerhalb der Sperre auf Kyoko zu schwebte. Er rannte darauf zu, aber das Lichtfeld hielt ihn ab, ebenso, wie es Kamui weggeschleudert hatte. Kleine Blitze schwarzen Lichts verbrannten seine Haut. Er flog rückwärts und krachte mit einem lauten Plumpsen in den Boden. Er lag da eine Minute, benommen, versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Kamui stand auf der anderen Seite der Lichtkugel und warf panisch jeden einzelnen Zauber, der ihm einfiel, um die Barriere zu durchbrechen, aber es half nichts. Er knurrte frustriert, als er wieder versuchte, den Schild zu zerstören und zu Kyoko zu kommen. Er faltete seine Hände vor sich, sang seinen mächtigsten Zauber und ließ ihn los, nur damit der Zauber an dem Schild reflektiert wurde, und ihn selbst traf und ihn wild über das Gras davonschleuderte.
Kyoko versuchte, der Anziehungskraft der engelhaften Gestalt vor ihr zu widerstehen. Sie konnte hören, wie sie einen Zauber flüsterte und sie spürte ein komisches Gefühl, das von ihrer Brust aus durch ihren Körper strömte. Es war nicht schmerzhaft… aber dennoch… es fühlte sich an als würde es explodieren. Nicht vor Schmerz… sondern mit einem Gefühl der Liebe. Sie war trotzdem noch genug sie selbst, um gleichzeitig Angst zu empfinden.
Sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen, als er immer näher kam, und in diesem Moment wurde ihr klar, was genau er machte. Dieser hinterhältige Dämon verzauberte sie… und jetzt war es zu spät. Kyoko blinzelte langsam. Sie fühlte das überwältigende Gefühl, verliebt zu sein. Sie würde alles für diese Person tun, aber sie wusste nicht einmal, wer diese Person war. Wer war derjenige, den sie so sehr liebte, dass es schmerzte?
Sie fühlte, wie der Boden sich unter ihren Füßen bewegte und sie begann, in einem Loch zu versinken, gerade als der verführerische Dämon schließlich nur noch Zentimeter vor ihr stand. Seine seidigen Lippen streiften über ihre und ihre Welt wurde schwarz.

*****

Hyakuhei sah in den Spiegel und beobachtete, wie Kyoko der Zauber auferlegt wurde. Er wusste, wenn sie aufwachte, würde die Person vor ihr, derjenige sein, den sie liebte. Seine Augen glühten in einem schwachen, roten Licht als er ein Portal unter dem Schild, in dem sie gefangen war, öffnete, und sie zu sich zog.
„Ja, komm zu mir. Ich bin derjenige, den du wirklich liebst.“ Seine Gedanken verwirrten sich und er hatte das Gefühl, dass sie endlich zu ihm nach Hause kam. „Wie es sein sollte“, flüsterte er.
Yuuhi beobachtete Hyakuhei ohne jedes Anzeichen einer Emotion auf seinem bleichen, kindlichen Gesicht. „Sie wird nicht kommen, denn Toya wird sie aufhalten.“
Hyakuheis Augen richteten sich wütend auf den Jungen vor ihm ehe er seinen Blick wieder auf den Spiegel konzentrierte.

*****

Toya stand über der Lichtkugel, die Kyoko von ihm fern hielt. Sein gesamter Körper vor Angst und Zorn zitternd, sammelte er seine Beschützerkräfte und ließ sie in seine Zwillingsdolche fließen.
„Du wirst sie mir nicht wegnehmen!“ Seine Augen wurden sofort zu geschmolzenem Silber als seine Macht an die Oberfläche kam und eine Schockwelle von ihm ausströmte, sodass sein Haar und seine Kleider im Wind wild flatterten. Er überkreuzte seine Zwillingsdolche, sodass die Klingen blau aufleuchtenden als der Tenshi Kyokos Lippen küsste.
Der Dämon sah hoch, gerade als Toya sich herunter stürzte. Mit einem Blitz verschwand der Schild und die Klingen trafen auf den Tenshi, töteten in sofort.
Toya bückte sich hinunter und ergriff Kyoko um die Taille, zog sie hoch und aus dem Loch heraus, das sich unter ihr geformt hatte. Er sprang von dem Loch weg, gerade als der riesige Dämon, den Suki und Shinbe bekämpften, wieder versuchte, ihn anzugreifen.
Nachdem er sah, dass Kyoko bewusstlos war, und er nicht wusste, was der geflügelte Dämon mit ihr gemacht hatte, sah Toya rot. Er hob seinen Feuerdolch mit einem wütenden Knurren, fühlte, wie sich Hitze in seinem Beschützerblut aufstaute und ließ sie auf die sich nähernden Dämonen los, zerfetzte sie alle.

*****

Yuuhi senkte den Spiegel der Seelen vor Hyakuhei, der enttäuscht wegschaute.
Hyakuheis Stimme blieb ruhig. „Egal, der Zauber wird nur ein paar Stunden anhalten, nachdem der Tenshi zerstört wurde.“ Er bereute es nicht, denn er würde noch viele weitere Chancen bekommen und er würde die Priesterin gefangen nehmen. Er öffnete seine Faust, sodass die kleinen Kristallsplitter sichtbar wurden, die sie letztendlich in seine Hände befördern würden.
„Sie wird trotzdem zu mir kommen“, sagte er mit verführerischer Stimme, während Yuuhi zurück in den Spiegel sah.

*****

Toya fühlte sich durch die Ereignisse so gebrochen, dass er nicht einmal bemerkte, dass die dunklen Wolken verflogen waren und die Sonne wieder ihre späten Strahlen über die Lichtung schickte. Er zog Kyoko noch näher an sich, sodass ihr Kopf auf seinem Oberschenkel lag, während er kniete. Er konnte keine Wunden sehen, aber die Tatsache, dass sie bewusstlos war, ließ ihn Todesängste ausstehen. Er achtete nicht auf die anderen, als sie sich um ihn versammelten.
Kamui kniete sich neben Toya nieder. „Geht es ihr gut?“ Er sah auf Kyoko hinunter und seine Stimme brach beinahe. „Ich sollte sie beschützen“, flüsterte er, als er seine Hand ausstreckte und ihre Wange mit seinen Fingerspitzen berührte. „Kyoko, bitte wach auf… für mich… komm schon… wieso wachst du nicht auf?“ Das Zittern in Kamuis Stimme zeigte die Schuldgefühle, die an ihm nagten, weil er sie nicht gerettet hatte.
Shinbe war derjenige, der antwortete: „Ich erkannte den lieben Dämon, der bei ihr war. Ich habe vor einiger Zeit ihre Geheimnisse studiert. Sie heißen Tenshi. Er ist sehr schwach bei physischen Angriffen und kann leicht zerstört werden. Seine eigentliche Macht ist ein betrügerischer Liebeszauber.“ Er richtete seine nächste Frage an Toya: „Er hat sie nicht geküsst, oder?“
Toya nickte, erinnerte sich an den Blitz der Eifersucht, der durch ihn geschossen war, als die schöne, männliches Gestalt es gewagt hatte, Kyoko zu küssen.
Shinbe seufzte und schlug seine Hand vor sein Gesicht, ehe er zwischen seinen Fingern durch blinzelte. „Dann haben wir vielleicht ein Problem, wenn sie aufwacht.“
Toya fühlte, wie sein Magen sich schmerzhaft zusammenzog, bei dem Gedanken, dass Kyoko irgendwie verletzt sein könnte. „Shinbe, was ist mit ihr los? Welche Art von Zauber hat dieser Mistkerl ihr auferlegt? Können wir ihr irgendwie helfen? Gibt es ein Gegenmittel oder so?“ Er sprach ruhig, ließ sie nie aus den Augen, aus Angst, dass sie aufhören könnte, zu atmen. Er hatte sich in seinem ganzen zeitlosen Leben noch nie so benommen gefühlt.
„Nun, der Tenshi hat ihr einen Liebeszauber auferlegt, als er sie küsste. Soviel weiß ich. Er wollte sie wohl zu Hyakuhei bringen, als sie hinunter in das Loch gingen, das sich geöffnet hatte. Aber nachdem du den Dämon umgebracht hast, sollte der Zauber nicht sehr lange andauern.“ Shinbe warf einen besorgten Blick auf Toya, hoffte, dass seine Studien zu dem richtigen Ergebnis geführt hatten… um ihrer aller Willen.
Toya runzelte die Stirn, als er sich ein paar Zentimeter von ihr entfernte und aufstand. Sein Herz schlug schneller, als er fragte: „Was für eine Art Zauber ist ein Liebeszauber, und wieso will Hyakuhei ihn auf Kyoko legen?“ Dann dämmerte ihm, was Hyakuheis Ziel gewesen war. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Augen wurden sehr schmal. „Verdammt sei der Mistkerl! Ich werde ihn umbringen!“
Er ließ sich schwer zu Boden fallen und setzte sich neben Kyoko. „Und, was wird passieren, wenn sie aufwacht und Hyakuhei ist nicht hier?“ Toya versuchte, die Wut zu verbergen, die er bei dem Gedanken fühlte, dass Hyakuhei Kyoko wollte.
Shinbe beugte sich über sie. „Lass es uns herausfinden.“ Er tätschelte sanft Kyokos Wange. „Kyoko, Liebling. Wach auf.“ Er lächelte, als ihre Augenlider zu zittern begannen. Suki setzte sich neben ihn und wartete darauf, dass Kyokos Blick klar wurde, wollte sehen, ob es ihr gut ging.
Kyoko sah alles verschwommen, als sie ihre Augen öffnete. Ihre Brust schmerzte. Sie hob ihre Hand und legte sie auf ihr Herz und drückte ihre Augen einen Moment lang fest zu. Dann hörte sie Shinbe.
„Kyoko, geht es dir gut?“ Shinbe lehnte sich über sie und sie konnte ihn langsam scharf sehen, als sie zu ihm hochsah.
Kyoko starrte ihn eine Sekunde lang an und fühlte, wie jeder Nerv in ihrem Körper zum Leben erwachte. Oh Gott, Shinbe war wunderschön mit seinem langen, dunkelblauen Haar, das um sein perfektes Gesicht hing. Seine Augen sahen aus wie Amethyst-Kristalle, als er sie beobachtete. „Mir geht es gut.“ Kyoko drückte sich hoch in eine sitzende Position und schlang ihre Arme um seinen Hals, wollte ihm näher sein. „Oh Shinbe. Ich liebe dich so sehr.“
Shinbes Augen blitzten mit reinster Freude auf, als Kyoko sich selbst an ihn drückte. Vergessend, dass alle zusahen, erwiderte er ihr Lächeln und fragte: „Kyoko, Liebling. Willst du ein Kind von mir haben?“
Kyoko lächelte breit: „Sehr gerne.“ Sie wartete während Shinbe sich mit seinem violetten Blick auf ihre Lippen senkte. Das war ungefähr zu der Zeit, als Sukis Waffe so fest auf Shinbes Kopf landete, dass ihm schwindlig wurde. Er keuchte vor Schmerzen als er bewusstlos wurde.
Kyoko runzelte die Stirn, als Shinbe in einem Häufchen neben ihr landete. Etwas verwirrt richtete sie ihren Blick auf Suki, die mit einem arroganten Gesichtsausdruck ihre Waffe zurück auf den Boden legte. „Aah, Suki.“ Kyoko krabbelte zu ihr, die ganze Zeit gefühlvoll lächelnd. Sie streckte ihre Hand aus, und legte ihre Handfläche auf Sukis Wange. „Du bist so wunderschön.“
Sukis Augen wurden riesig während sie rückwärts krabbelte und versuchte, von Kyoko wegzukommen, aber diese krabbelte vorwärts und folgte ihr, immer noch lächelnd.
Toya saß da, zu benommen um etwas zu unternehmen. Er sah einfach zu, wie Kyoko Suki voller Verliebtheit verfolgte.
„Toya, kannst du sie bitte zurückrufen!“ Suki klang, als hätte sie mehr Angst vor Kyoko als vor jedem Dämon, der sie im Kampf je erschreckt hatte.
Toya grinste, als er seine Arme ausstreckte und Kyoko von hinten ergriff, seine Hände um ihre Taille schlang und sie von Suki weg und in seinen Schoß zog. Er grinste Suki an, bis Kyoko sich in seinem Schoß umdrehte, sodass sie ihm ins Gesicht sah.
Seine Welt blieb ruckartig stehen, als er in Kyokos Augen blickte. Durch die Liebe für ihn, die aus ihren smaragdgrünen Augen leuchtete, schmerzte seine Lunge und sein Herz fühlte sich an, als wäre es getreten worden. Toya konnte nicht atmen. Es war der Blick, den er so ersehnt hatte, und von dem er oft geträumt hatte. Und jetzt war sie hier, starrte ihm geradewegs ins Gesicht. Kyoko… liebte ihn.
„Toya...“, flüsterte sie sanft. „Bitte, küss mich.“ Ehe er ihren süß ausgesprochenen Wunsch erfüllen konnte, hatte Kyoko sich schon zu ihm vor gelehnt und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie murmelte die Worte: „Ich liebe dich“, gerade als ihre Lippen sich auf seine drückten.
Toya fühlte einen glücklichen Ruck durch seinen Körper gehen, als ob er gerade gestorben und wieder zum Leben erwacht wäre. Als sie ihre Lippen für ihn öffnete, konnte er nicht verhindern, dass seine Zunge herausschoss und tief in sie hinein, sich dem Kuss seines Lebens ergebend suchte er all ihre verborgenen Stellen, die er schon so lange entdecken wollte. Er sog ihren heißen Atem in sich, als ihr Kuss versuchte, den seinen zu dominieren.
Seine Arme schlangen sich um ihren Rücken, drückten sie fester an ihn, als eine Welle des besitzen Wollens durch seine Adern strömte. Ihre kleine Hand hatte sich hoch in sein Haar geschoben, wo sie sich verkrallte, ihn gefangen hielt.
Shinbe kam wieder zu Bewusstsein. Als er sich aufsetzte, folgten seine Augen den erschrockenen Blicken von Kamui und Suki. Seine Kinnlade fiel bei dem Anblick hinunter. Sie sahen aus wie zwei Liebhaber, die es voll aufeinander abgesehen hatten, und nicht wussten, dass sie beobachtet wurden. Shinbe streckte seine Hand aus und ergriff Sukis Arm, rüttelte ihn, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, auch wenn sein Blick immer noch auf dem Paar haftete.
Suki drehte ihren Kopf halb, um ihm zu zeigen, dass sie ihn spürte, aber ihre Augen hingen immer noch fest auf Toya und Kyoko. Keiner von ihnen konnte glauben, was sie sahen.
Shinbe versuchte, wieder zu Sinnen zu kommen, indem er seinen Kopf fest schüttelte, um die schmutzigen Gedanken, die sich dort nach vorne drängten, wegzuwischen. Seinen Verstand wiederfindend, lehnte er sich zu Suki. „Meinst du nicht, wir sollten sie aufhalten, ehe es zu weit geht?“, flüsterte er und fühlte sich ernsthaft wie ein Spanner. „Ich meine, wenn der Zauber nachlässt und Kyoko wieder normal ist, wird sie wütend sein, wenn sie nicht mehr ganz ist.“ Shinbe wusste, dass Suki die doppelte Bedeutung nicht entgehen würde.
Suki errötete, als sie zu ihm hinüber schielte. „Ja, ich bin nur froh, dass er sie aufgehalten hat, bevor sie das mit mir tat.“ Sie grinste.
Shinbe hob eine Augenbraue und wollte gerne wissen, was zum Teufel er verpasst hatte.
Kamui, der in stiller Verwunderung zugesehen hatte, hörte Sukis Bemerkung. Er konnte nicht anders… der Gedanke, wie Kyoko Sukis Lippen derart in Beschlag nahm. Er brachte ihm einen Lachkrampf, den er still zu halten versuchte, aber es nicht schaffte.
Shinbe und Suki kicherten als Kamui seinen leichtsinnigen Kopf vor Lachen schüttelte, aber dann schielte Suki zurück zu Toya und sah, wie sein Körper schon begonnen hatte, sich in einem verführerischen Rhythmus an Kyokos zu reiben. Sie wusste, sie mussten irgendwie einschreiten.
Toya war im Himmel, nahm alles was er konnte von dem Kuss. Er vertiefte den Kuss sogar noch, als seine Leidenschaft aufflackerte. Der Wille, Kyoko sein zu machen, kochte durch sein Beschützerblut. Er knurrte tief, als seine Hand ihren Kopf ergriff. Seine Finger verwickelten sich in ihrem Haar als er sie tiefer in seinen nun fordernden Kuss zog.
So wie sie auf ihm saß, mit ihren Beinen zu seinen Seiten, konnte er ihre Hitze auf seinem sich aufrichtenden, besten Stück fühlen. Toya ließ seinen Arm tiefer in ihren Rücken sinken, während er sich selbst an ihr rieb. Das Gefühl ließ ihn die Kontrolle verlieren. Er nahm nichts um sich wahr, außer seinem Bedürfnis, alles von ihr zu haben.
Der aufreizende Geruch der Lust, den sie ausstieß, zeigte ihm, dass sie bereit war, sein zu werden… für immer. Alles, was er brauchte, war, in ihr zu sein… tief in ihr.
Shinbe und Suki erkannten, dass es schon zu weit gegangen war, und ihnen war klar, dass keiner der beiden sich noch unter Kontrolle hatte. Shinbe stand auf und Suki stellte sich neben ihn, ihr Lächeln nun verschwunden. Beide hatten zu viel Angst, sich zu nähern. Es war nicht mehr lustig.
„Toya, bitte hör sofort damit auf. Denk daran… Kyoko ist verzaubert und weiß nicht, was sie tut. Toya!“, rief Shinbe und hoffte, dass es nicht zu spät war. Er machte einen Schritt zurück als Toyas Kopf hoch schoss.
Toyas Augen wurden silbern und verfärbten sich dann rot als er warnend knurrte, um sie zum Rückzug zu bewegen.
Shinbe machte einen schützenden Schritt vor Suki. „Das ist nicht Toya“, zischte er, während er seinen Stab so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Er musste eine Möglichkeit finden, Toya aus seinem momentanen Geisteszustand wach zu rütteln, bevor die Sache zu weit ging.
„Ich habe keine Angst vor Toyas Dämonen-Seite.“ Kamui runzelte die Stirn und ging auf die beiden zu, fest entschlossen, Kyoko von seinem Bruder weg zu nehmen. Er wurde aufgehalten, als Suki einen seiner Arme ergriff und Shinbe den anderen.
„Nein, Kamui“, riefen sie im Chor.
Sukis Herz raste aus Angst für beide ihrer Freunde. „Verdammter Hyakuhei und seine Flüche!“ Sie versuchte noch einmal, ihn dazu zu bringen, zu verstehen: „Toya, sie wird dich hassen, wenn du sie nimmst, während sie nicht weiß, was sie tut. Bitte, versuche, dich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen.“ Ihre Stimme wurde rauer: „Du musst sie gehen lassen.“
Toyas Blick richtete sich wütend auf Suki, während die Worte langsam durch den Nebel der Lust strömten und sein Unterbewusstsein erreichten. Die gefährliche Farbe zog sich aus seinen Augen zurück und sie wurden wieder zu flüssigem Gold. Zögernd wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Kyoko zu, sein Herz zerbrochen. Seine Sicherungen wären beinahe wieder durchgebrannt, als sie sich nach unten drückte und eine glühend Hitze durch seine steinharte Erektion sandte.
Kyokos Augen waren vernebelt mit ungezügelter Leidenschaft und er konnte ihre Lust riechen. Toyas Blick wurde weich, als er sie verstand. Sie wartete darauf, dass er sie nahm. Sie wollte ihn so sehr, wie er sie wollte.
Es kostete ihn all seine Kraft, sie nicht einfach aufzuheben und mit ihr abzuhauen. Aber mit aller Macht, die er noch in sich hatte, verstand er die Wahrheit in Sukis Worten. Kyoko würde ihn hassen. Er hatte sie schon gegen ihren Willen geküsst, und jetzt das? Toya drückte sie sanft von sich und stand auf, verschloss seine Augen vor dem abweisenden Blick, den sie ihm nun gab.
Kyoko verstand nicht, wieso er sie verließ. Sie streckte ihre Hand aus, um sein Hemd zu ergreifen, wollte dass er blieb. Es fühlte sich an, als würde ihre Welt zersplittern, wenn er sie verließ. „Toya, bitte, ich liebe dich.“ Ihre Augen wurden wässrig, als sie versuchte, ihn dazu zu bringen, sie anzusehen. Sie flüsterte mit verwirrter Stimme: „Verlass mich nicht.“
Toya war auf der Stelle angewurzelt stehen geblieben, konnte sich nicht von ihrer Hand losreißen. Er versuchte, sich selbst darauf aufmerksam zu machen, dass sie dasselbe zu Hyakuhei gesagt hätte, wenn er den Schild nicht durchbrochen hätte, ehe sie in das Loch verschwunden war. Seine Krallen bohrten sich tief in seine Handflächen, sodass sie zu bluten begannen und er versuchte, sich auf den Schmerz zu konzentrieren, um seine Willenskraft wiederherzustellen.
Suki kam zu Kyoko und hielt sie fest, während sie zu Toya hoch sah. „Vielleicht solltest du einige Zeit weggehen, bis der Zauber verfliegt und ihr beide euch wieder unter Kontrolle habt.“ Sie nickte mit dem Kopf Richtung des Waldes und hoffte, dass er einmal auf sie hören würde.
Toya ließ seinen Kopf hängen… sein dunkles Haar konnte nur dürftig die Sehnsucht in seinen Augen vor allen, die zusahen, verbergen. Oh Gott, er wollte sie so sehr, wollte sie genau hier und jetzt markieren… aber Suki hatte recht, Kyoko war im Moment nicht sie selbst. Sie würde ihn später dafür nur hassen und das wollte er nicht. Er biss seine Zähne vor Zurückhaltung aufeinander. Wenn er Kyoko jemals nehmen würde, dann würde er sie nie zurückgeben. Sie würde sein sein… für immer.
Suki keuchte, als sie den Ausdruck in Toyas Gesicht sah, als er endlich seinen Kopf hob um Kyoko anzusehen. Es war ein Blick voll Erleuchtung und kaum unterdrücktem Hunger… das Silber in seinen Augen der gleiche Ton wie die silbernen Strähnen in seinem ebenholzschwarzen Haar.
Er kam einen Schritt auf sie zu, hatte nur Augen für Kyoko, als er sich hinunter beugte, sie sanft auf die Lippen küsste, ehe er die Worte: „Es tut mir leid“, flüsterte. Dann, mit aller Selbstkontrolle, die er in seinem Körper finden konnte, drehte er sich um und verschwand im Wald.
Suki seufzte als Kyoko zu weinen begann. Ihr kleiner Körper zitterte als sie schluchzte. Sie legte ihre Hand auf Kyokos Schulter und sah hinüber zu Shinbe, wusste nicht, was tun. Ihre eigene Unterlippe begann zu zittern, als sie bemerkte, dass Shinbe ihnen nun den Rücken zugewandt hatte, und seine Schultern angespannt schienen.
Kamui war auch sehr still geworden, dachte nicht mehr, dass es lustig war. Es war zu viel Wahrheit in der Situation, und das brach sein Herz.

*****

Kyou atmete die Luft ein, die bis vor einer Sekunde noch den Gestank der Ausgeburten des Feindes enthalten hatte. Der Geruch hatte sich schnell verändert, als die Sonne wieder zurückkehrte und er konnte die Priesterin riechen. Ihr Duft schwebte auf ihn zu, getragen von dem leichten Wind, aber er konnte auch den unverwechselbaren Geruch ihrer Tränen fühlen. Ihrem süß-sauren Geruch folgend, suchte er sie.
Er wollte nicht, dass irgendjemand, aus welchem Grund auch immer, ihre Gefühle verletzte und der Gedanke, dass sie weinte, ließ seine Wut aufkochen. Was war geschehen, dass Tränen in ihre grünen Augen traten? Sein ruhiges Gesicht zeigte keinerlei Emotion, aber sein Schützerinstinkt übernahm die Kontrolle, als er in die Richtung flog, aus der Kyokos Geruch kam.
Toya war noch nicht weit gegangen, als er fühlte, wie sich jemand näherte. Er zischte wütend… seine Nervosität nahm zu. Kyous Geruch kam immer näher. Er war ruhig und nicht in Eile, als er über ihn hinweg schwebte, in Kyokos Richtung flog. Mit einem Knurren drehte Toya sich um und eilte zurück dorthin, wo er Kyoko und die anderen zurückgelassen hatte.
Innerhalb nur weniger Sekunden sah Kyou kalt auf die Gruppe hinunter, aus einer Höhe, wo er wusste, dass er nicht bemerkt werden würde. Das Menschen-Mädchen kniete und weinte während die Kriegerin eine Hand auf ihre Schulter legte und versuchte, sie zu beruhigen. Shinbe und Kamui schienen ruhig, standen etwas entfernt und beobachteten die Frauen.
Er konnte Toyas Geruch noch riechen, aber konnte ihn nirgendwo sehen. Er konnte auch den Geruch von Toyas Begierde noch immer dick in der Luft wahrnehmen.
Sein dummer Bruder hatte doch bestimmt nicht versucht, das Mädchen zu verletzen? Kyou wollte, dass Kyoko zu ihm hoch sah und sandte stumme Gedanken in ihren Kopf während er still auf sie hinunter blickte, wobei nach außen hin keine Emotionen sichtbar waren. Sein Herz schlug schneller, als sie ihr verweintes Gesicht hob und ihm in die Augen sah.
Kyou starrte böse hinunter auf diejenigen, die um sie standen. Alle Augen richteten sich auf ihn, als seine Stimme aus der Luft herunter sank. „Wer hat es gewagt, dieses Mädchen zu verletzen?“ Seine ruhige Stimme verschwieg die Gefahr, in der sie alle waren… denn wer auch immer sie verletzt hatte, würde dafür bezahlen.

Kapitel 4 "Gefährliche Gefühle"
Kyoko sah nach oben, als sie eine Stimme in ihrem Kopf hörte, die sie sanft dazu aufforderte. Ihre Tränen reflektierten das Licht wie glitzernde Diamanten als sie Kyou beobachtete, wie er über ihr schwebte und ihr ein liebevolles Lächeln schickte.
Suki spannte sich bei Kyous tödlicher Frage an und starrte böse nach oben. Sie schüttelte ihren Kopf: „Es war keiner der Beschützer, der sie verletzt hat. Es war dein Onkel Hyakuhei. Er hat sie verzaubern lassen.“ Suki richtete sich auf, wütend auf ihn, dafür, dass er sie beschuldigte, Kyoko verletzt zu haben. „Wir haben den Dämon, der den Zauber gesprochen hat, getötet, also wird Kyoko in ein paar Stunden wieder in Ordnung sein.“
Sie trat vor Kyoko, versuchte ihre Freundin vor Kyous Blick zu schützen. Nachdem Kyoko ihr vorhin erzählte hatte, dass Kyou sie geküsst hatte… Nun, sie wollte nicht, dass Kyoko im Moment auf irgendwelche Ideen kam. Sie würde sie noch eher Shinbe küssen lassen, wenn es dazu kam, also versperrte sie seine Sicht und verschränkte ihre Arme vor der Brust, als würde sie Wache halten.
Sein mächtiger Bruder lächelte kalt auf Suki hinunter, aber seine Augen wurden schmal, was eine Warnung zu Shinbes Herzen sandte. Er kam näher und stellte sich neben Suki, verstärkte noch die Sperre gegen Kyous Sicht auf Kyoko, aber auch um seine Aufmerksamkeit von Suki abzuwenden und auf ihn zu richten.
Kamui stand still hinter allem und begann, nach vorne zu gehen, um sich zu ihnen zu gesellen, aber Kaen trat aus dem Nichts warnend vor ihn. Er starrte böse auf den Rücken des Feuerkobolds ehe er seinen wütenden Blick auf seinen ältesten Bruder richtete.
Kyou war insgeheim beeindruckt von dem Mut, den sie vor ihm zeigten… obwohl er ihnen nichts helfen würde. Wieder schickte er Gedanken zu der Priesterin, dass sie ihn ansehen sollte.
Kyoko stand auf und ging um die beiden Möchtegern-Wachen herum, um Kyou sehen zu können. Suki ergriff sie am Arm und versuchte, sie aufzuhalten, aber ließ ihre Hand wieder sinken, als Kyou warnend knurrte.
Kyoko sah voller Liebe zu Kyou hoch. Für sie war er der perfekteste Engel, den sie je gesehen hatte, wie er dort schwebte, sein seidenes, weißes Hemd, um ihn wehend. Sein silbriges Haar floss um sein Gesicht und verlieh seiner unaussprechlichen Schönheit einen Hauch von Sinnlichkeit. Und seine goldenen Augen… Oh Gott, sie liebte ihn.
Und das war es, was Kyou sah und in ihren Gedanken hörte… Liebe… und sie war nur für ihn bestimmt. Sein Atem ging pfeifend als er einatmete während er sie aufmerksam anstarrte, sein Blick verdunkelte sich vor Begierde.
„Sie will zu mir kommen, also lasst sie.“ Kyou sah genervt hinunter auf Suki und Shinbe. Der Ton in seiner Stimme war genug, um ihnen zu zeigen, dass sie sich auf dünnem Eis bewegten als er seinen Blick wieder auf die Priesterin richtete, die ihn so verliebt anstarrte. Sie hob ihre Arme zu ihm hoch und winkte, sodass er kommen und sie holen würde. In ihrem Kopf, wo nur Kyou sie hören konnte, flüsterte sie seinen Namen sehnsüchtig.
Suki und Shinbe handelten, ehe der Herr der Beschützer es tun konnte. Sie beide ergriffen je einen der erhobenen Arme und drückten sie wieder nach unten. Kyoko drehte ihren Kopf und sah sie beide an… immer noch mit einem Ausdruck voller Liebe, zu dem der Zauber sie zwang.
Kyou runzelte leicht die Stirn und sah sie aus zusammengezogenen Augen an. „Welche Art von Zauber wurde ihr auferlegt?“, wollte er mit strenger Stimme wissen.
Shinbe schenkte ihm einen bösen Blick. „Ein Tenshi hat sie geküsst, gerade bevor wir ihn zerstört haben.“ Er wusste, dass er nicht mehr sagen musste, denn Kyous Wissen über Dämonen und Zauber überstieg die Kenntnisse von ihnen allen bei Weitem.
Kyous Lippen trugen den Hauch eines Lächelns, jetzt wo er verstand. „Lasst sie los“, trug er mit tödlicher Stimme auf, als er zu ihr hinab schwebte. Kyoko beobachtete, wie er sich näherte, und schenkte Kyou ein liebevolles Lächeln, das das Herz des bösesten Dämons geschmolzen hätte.
Suki und Shinbe ließen Kyokos Hände los und machten einen Schritt zurück, wissend, dass sie gegen ihn keine Chance hatten. Er war zu mächtig. Sie sahen erschrocken zu, wie er eine Hand auf ihren Rücken legte, und Kyokos Körper fest an den seinen drückte, sie in die Luft hoch hob um dort zu schweben.
Einen Moment lang bemerkte sie die Kraft des harten Oberschenkels, der ihre Beine auseinander drückte und fühlte die Hitze seiner Haut durch seine seidenen Kleider. Kyoko schlang ihre Arme um ihn, drückte ihren Körper nur noch fester an ihn und genoss das Gefühl seines wunderbaren Beines zwischen ihren.
Kyou sah zu, wie sich ihre Lippen öffneten, als sie sich an ihn drückte. Es gab eine andere Möglichkeit, den Dämonenzauber zu beschreiben, wie Shinbe bestimmt wusste. Der Zauber hatte sie läufig gemacht. Er erwiderte ihren Druck und hörte sie als Antwort seufzen, wodurch ein brennend heißer Lichtblitz in seinen Mittelteil schoss, während er sie verwundert beobachtete. Niemand hatte ihn je auf diese Art beeinflusst… niemand könnte das je. Er würde es nicht zulassen.
Er berührte ihr gerötetes Gesicht, als sie sich anspannte, auf der Suche nach mehr. Er wusste, dass sie nicht wusste, was sie tat, denn er erkannte den Zauber, unter dem sie stand und ihre Unschuld. Unschuldig oder nicht, ihre Lust würde eine riesige Macht sein, wenn sie einmal freigelassen wurde.
Kyou wusste, dass sie sich an alles, was passierte, erinnern würde, wenn der Zauber verblasste, also rieb er seinen Oberschenkel fest an ihr, schenkte ihr die Lust, die sie ersehnte. Er klatschte seine Lippen auf die ihren in einem fordernden, hungrigen Kuss. Er würde das Feuer der Begierde in ihr entfachen… Begierde, die auch nach dem Zauber noch erhalten bleiben würde.
Er fühlte, wie ihre kleine Hand in sein Haar glitt und ihre Finger ihn ergriffen. Die Gefühle, die sie bei ihm weckte, ließen ihn beinahe die Kontrolle verlieren, als er ihren Mund verzehrte und sich an ihr bewegte… ihr den Rhythmus zeigte, den er sie eines Tages lehren würde. In dem Versuch, die Kontrolle zu behalten, erinnerte er sich selbst noch einmal daran, dass er sie so nicht nehmen würde. Nicht, wenn der Zauber im Spiel war.
Die anderen fuhren beinahe aus ihrer Haut vor Schreck, als Toya aus dem Wald brach und genau unter Kyou und Kyoko landete. Seine Augen waren nun blutrot vor Zorn, als er zusah, wie Kyou die Frau, die er mehr als das Leben selbst liebte, leidenschaftlich küsste. Und er wollte ihn dafür umbringen.
„Kyou! Lass Kyoko los“, knurrte Toya und fühlte, wie sein Dämonenblut gefährlich nahe an der Oberfläche floss. „Sofort!“
Kyou unterbrach den Kuss und sein goldener Blick betrachtete Toya mit wenig Mitleid. „Ihr seid diejenigen, die zuließen, dass dies mit ihr geschah… oder nicht?“ Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, ihre Augen beobachteten ihn sehnsüchtig, ihre Lippen waren von seinem Kuss angeschwollen. Dies war nicht der richtige Ort oder die richtige Zeit. Er konnte fühlen, dass der Zauber schon begann, zu verblassen, und wusste, dass er sie nun beruhigt bei den anderen lassen konnte.
Kyoko runzelte die Stirn über die unleserlichen Emotionen, die sich in seinen goldenen Augen widerspiegelten. Sie hob eine Hand um sanft seine Lippen zu berühren, erinnerte sich an den Kuss. Er streifte seine Lippen über ihre Fingerspitzen, dann flüsterte sein heißer Atem in ihr Ohr, sodass sie zitterte: „Bald, Kyoko. Wir werden zu Ende bringen, was wir begonnen haben. Ich werde in dir sein.“
Er ließ sie dort stehen und ihn beobachten, wie er rückwärts flog und dann verschwand. Kyoko fühlte, wie jemand von hinten auf sie zukam, und sie fest an sich zog. Sie drehte ihren Kopf, um hoch zu sehen und erkannte, dass es Toya war. Er hielt sie besitzergreifend fest und sie lehnte sich an ihn, ihr Blick immer noch auf den Himmel gerichtet, wo Kyou verschwunden war.
„Kyou“, flüsterte sie verträumt. Sie fühlte, wie Toyas Körper sich um ihren anspannte und schloss verwirrt ihre Augen. Ihre Brust schmerzte. Sie legte ihre Hand über ihr Herz und fühlte, wie sie fiel, sie begrüßte das Verschwinden des Schmerzes, als ihre Welt schwarz wurde.
Toya fühlte, wie sich Kyoko an ihm entspannte, aber er hielt sie dennoch fester an sich, ihm gefiel nicht, was er gerade gesehen hatte. Dann zerschmolz sie in seinen Armen. Er fing sie auf und hob sie vorsichtig hoch, trug sie zurück zu den anderen.
„Hier, nehmt sie.“ Seine heisere Stimme zitterte vor Emotionen, als er sie an Shinbe übergab, der sie auf eine Decke legte, die Kamui für sie ausgebreitet hatte.
Shinbe drehte sich wieder um und sah, dass Toya ihnen nun den Rücken zuwandte. Er sah zum ersten Mal, wie sein Bruder sein wahres Herz zeigte, und das machte ihn in seinen Augen irgendwie menschlicher.
Toya seufzte, während sein Magen sich schmerzhaft verknotete. „Shinbe, wird sie sich an irgendetwas erinnern können?“ Er drehte sich halb zu Shinbe herum und schielte über seine Schulter, dann zog er den Kopf ein, als er sah, wie sein Bruder zögernd nickte.
Shinbe war sich sehr gut bewusst, dass das nicht war, was Toya hören wollte, aber er musste auf die Wahrheit vorbereitet sein. „Alles, sie wird sich an alles erinnern.“ Er hatte Mitleid mit Toya, als er sah, wie dieser seine Schultern geschlagen hängen ließ.
„Was wirst du tun?“, fragte Shinbe, der wusste, dass Kyoko sich nicht über die Situation freuen würde. Er wollte wirklich nicht in Toyas Haut stecken, wenn Kyoko klar wurde, was beinahe passiert wäre. Shinbe berührte sanft ihre Wange, fragte sich insgeheim, wie es sein würde, sie so zu küssen. Seine violetten Augen wurden weich. Auch er war im Geheimen in sie verliebt… aber leider sollte es nicht sein.
Toya hatte keine Ahnung, was er tun wollte, aber verstecken kam bestimmt nicht in Frage. Er setzte sich neben Kyoko und schenkte Shinbe einen warnenden Blick, der seine Hand schnell von dem verbotenen Gebiet ihrer Wange wegzog. Es war schon schlimm genug, dass er schon fast aus der Haut fahren wollte, während er dort saß… wartete, dass sie aufwachte. Seine Finger zuckten. „Shinbe, wie lange wird es dauern, bis sie aufwacht?“
Shinbe hob eine Augenbraue, während er wegging, um sich zwischen Suki und Kamui zu setzen. „Wieso weckst du sie nicht jetzt auf? Mehr braucht es gar nicht.“
Ehe Toya es sich anders überlegen konnte, beugte er sich über Kyoko und rüttelte sanft an ihrer Schulter. „Kyoko“, flüsterte er, dann zog er seine Hand schnell zurück, als ihre dunklen Wimpern zu zucken begannen. „Geht es dir wieder gut?“, fragte er sie leise. Ihre Augen öffneten sich weit und Toya hielt seinen Atem an.
„Mir geht es gut“, flüsterte Kyoko und verzog dann das Gesicht, als ihr klar wurde, dass sie dasselbe gesagt hatte, als sie das letzte Mal aufgewacht war. Beide Male hatte sie gelogen. Sie weigerte sich, Toya anzusehen und ihr Blick wanderte stattdessen zu Suki und Shinbe, während sie fühlte, wie ihr Gesicht sich schnell verfärbte. Sie hatte das Gefühl, dass sie vor Scham sterben musste.
Kyoko schloss schnell ihre Augen und zog ihre Knie an sich, schlang ihre Arme um ihre Beine und versteckte ihr Gesicht. „Es tut mir leid, Leute. Es tut mir so leid“, murmelte sie aus ihrem Versteck.
Toya streckte seine Hand aus und legte sie auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen. Als sie zusammenzuckte, zog er sie schnell wieder weg und ballte die Hand zur Faust während er sie wieder zurück an seine Seite senkte. Der Schmerz der Zurückweisung flackerte in seinen goldenen Augen, als er zurück zu den anderen schielte.
„Es ist schon gut, Kyoko. Das ist alles nicht deine Schuld. Es war Hyakuhei. Dieses verdammte Arschloch.“ Die Worte waren ruhig geflüstert worden, aber es war die Ruhe vor dem Sturm und das hörten sie alle laut und deutlich. Toya stand auf und starrte hinunter auf den Vorhang aus Haaren, der sie vor ihm versteckte. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich wieder um, um in dem dichten Blattwerk der Bäume zu verschwinden.
Kyoko wünschte sich, dass ein Loch entstehen würde, in dem sie einfach versinken konnte, und wo sie bleiben konnte, wo niemand sie je finden würde. Wie konnte sie ihnen noch ins Gesicht sehen? Dann rief sie laut: „Oh Gott, ich will nach Hause.“
Suki stand auf, wollte den Schmerz ihrer Freundin lindern. „Kaen und ich können dich zur Jungfernstatue bringen, wenn du das willst.“ Suki kam auf sie zu, während Kaen aus den Schatten trat, schon in seiner Drachengestalt. Sie kletterte auf ihn und streckte ihre Hand zu Kyoko hinunter. „Komm.“
Kyoko stand langsam auf, unfähig irgendjemanden anzusehen und flüsterte voller Schuldgefühle: „Ich werde in ein paar Tagen zurückkommen.“ Sie rannte zu Kaen und sie flogen davon zum Schrein des Herzens der Zeit und ihrem Weg nach Hause.
Toya trat wieder hinaus auf die Lichtung, als er zusah, wie Kaen aus seiner Sicht verschwand. Er wollte nicht, dass sie nach Hause ging. Sein Herz sank ein paar Zentimeter hinab. Was, wenn sie nicht zurückkam? Schnell entschlossen sprintete Toya davon so schnell er konnte, hoffte, dass er sie vor dem Zeitportal einholen konnte, das sie aus seiner Welt wegnehmen würde.

*****

Am Weg zurück zur Jungfernstatue sagte Kyoko kein Wort, also versuchte Suki, etwas aus ihr herauszulocken. „Kyoko, du solltest dir wirklich keine Gedanken darüber machen. Wir alle wissen, dass es der Zauber war, und nicht du. Also ist es wirklich nicht so schlimm, wie du meinst.“ Suki schielte zurück über ihre Schulter und schenkte Kyoko ein Lächeln.
Kyoko versuchte schwach, das Lächeln zu erwidern, aber trug nichts zur Unterhaltung bei. Sie war zu sehr damit beschäftigt, tausend Tode zu sterben, bei jedem Gedanken daran, was sie getan hatte, vor allem über die Art, wie sie Toya und Kyou geküsst hatte. Kyoko schlug ihre Hände vor ihr Gesicht, wünschte sich wieder, sich verstecken zu können. Sie wollte einfach nur nach Hause gehen und soweit sie nur konnte, unter ihre Decke kriechen, und eine ganze Weile nicht mehr hervorkommen.
Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, Kyou zu küssen, und seufzte. 'Was muss er von mir denken?' Sie konnte keinem der beiden einen Vorwurf machen, denn sie hatte sich praktisch auf sie geworfen. Sie war auch verwundert über die Reaktion, die sie von Toya bekommen hatte. Er hatte ihren Kuss erwidert… nein… mehr noch. Sie zuckte zusammen, als sie sich an das Gefühl seiner Erektion unter ihr erinnerte.
Kyoko schüttelte ihren Kopf. Wenn sie im Moment jemanden wählen müsste, würde sie Kotaro nehmen. Wenigstens hatte sie sich nicht auf ihn geworfen!
Sie drückte ihre Stirn gegen Sukis Rücken, wusste, dass sie den Kuss von Toya genossen hatte, und ja, auch den von Kyou. Aber was mussten sie nun von ihr denken? Kyoko sah hinunter, als der Boden unter ihr verschwamm. Sie waren schon eine Weile unterwegs und näherten sich dem Herzen der Zeit. „Suki, kannst du mich hier runter lassen? Ich würde gerne den restlichen Weg alleine gehen.“
Suki klopfte Kaen sanft auf den Rücken und er sank tiefer und landete. Kyoko stieg ab und Suki folgte ihr. „Bist du sicher, dass wir nicht mit dir gehen sollen?“, fragte Suki besorgt.
Kyoko schüttelte ihren Kopf und machte dann einen Schritt auf Suki zu und umarmte sie. „Ich habe meinen Bogen, falls etwas passiert, und es ist nicht mehr weit. Ich werde in ein paar Tagen zurückkommen. Grüße die anderen von mir. Ich werde jedem etwas Leckeres mitbringen.“ Kyoko versuchte zu lächeln, aber ihre Mundwinkel wollten nicht mitspielen, also gab sie auf. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg in Richtung der Jungfernstatue… und ihrem Weg aus dieser Welt hinaus.
Sie entspannte sich ein wenig, als sie hörte, wie Kaen wieder startete und ihr die Einsamkeit schenkte, die sie brauchte. Je weiter Kyoko ging, umso mehr fühlte sie sich wieder wie sie selbst, und anstatt sich zu schämen… begann sie, wütend zu werden. Nicht so sehr auf sich selbst, sondern auf Toya und Kyou, dass sie sie ausgenutzt hatten, während sie wussten, dass sie verzaubert gewesen war.
„Das reicht, der nächste, der versucht, mich zu küssen, wird niedergemetzelt werden und es ist mir völlig egal, wer es ist! Ich habe keinen Freund und im Moment will ich garantiert auch keinen!“ Gut, nachdem sie das laut ausgesprochen hatte, fühlte sie sich gleich viel besser. Sie würde nach Hause gehen, sich ein paar Tage entspannen und so gut wie neu zurückkommen.
Kyoko entschied, dass sie mit der größten Freude Hyakuhei einen Arschtritt verpassen würde, der ihn auf die andere Seite dieser Welt beförderte, wenn sie zurückkam. Sie schuldete ihm etwas.

*****

Toya landete auf der Lichtung und hoffte, dass er Kyoko erreichen konnte, bevor sie nach Hause ging. Seine silbernen Flügel flimmerten und verschwanden dann spurlos. Sein Herz begann nervös zu hämmern, als er fühlte, wie ihr Geruch näherkam. Hoch aufgerichtet stehend beobachtete er, wie sie auf die Lichtung trat. Sie hatte noch nicht hochgesehen, also stand er einfach da… zwischen ihr und ihrem einzigen Weg nach Hause.
Kyoko hatte schon fast den ganzen Weg zurückgelegt, ehe sie hochsah und mitten im Schritt erstarrte. „Toya“, brachte sie gerade noch heraus, ehe ihr Blick wider zu Boden sank. Sie war nicht in der Stimmung, um schon mit ihm zu reden. Nicht mit diesen merkwürdigen Gefühlen frisch in ihren Erinnerungen. Dieser Zauber hatte sie läufig gemacht, wenn es keinen besseren Ausdruck dafür gab, und obwohl der Zauber weg war, sie spürte die Gefühle immer noch.
'Verdammt, sie nimmt das zu schwer.' Er wusste, dass er etwas tun musste, um die Spannung zu durchbrechen, ehe dies alles vor seinem Gesicht explodierte. „Kyoko, hör zu, du brauchst jetzt nicht nach Hause zu gehen, nicht, wenn wir so dicht dran sind, Hyakuhei zu finden. Lass eine kleine Sache wie einen Kuss uns nicht im Wege stehen.“
Na also, er hatte es gesagt. Es war keine große Sache und sie sollte einfach mit ihm zurückkommen… wo sie hingehörte. Ja, das wäre besser. Er begann zu zappeln, als er bemerkte, dass sie genau vor ihm stehengeblieben war.
Kyoko hörte seine Worte. Lass eine Kleinigkeit wie einen Kuss uns nicht im Weg stehen? Sie knurrte innerlich. Also dachte er, es war keine große Sache, ja? Er meinte, er konnte das einfach jederzeit tun und sie sollte dem keine Aufmerksamkeit widmen. Ha! Ihre Wut kochte hoch und jetzt hatte sie ein Ziel dafür.
„Toya“, sagte sie mit der süßesten Stimme, die sie herausbrachte.
„Ja, Kyoko?“ Toya musste sich selbst zwingen, nicht vor ihr zurück zu weichen, als alle seine Instinkte ihm befahlen, verdammt noch mal hier abzuhauen.
Kyoko beugte sich nach vor, als wollte sie ihm etwas zuflüstern und er beugte sich ein wenig nach unten, damit er sie hören konnte. Kyoko lächelte. „NEIN!“
Toya konnte nicht gegen die Kraft des Zähmungszaubers ankämpfen, als sein Körper schwer wurde, und in den Boden krachte. Er begann sich sofort zu wehren, um wieder aufzustehen, aber sie stand da und hielt den Zauber aufrecht bis er meinte, er würde seinen Rücken brechen, wenn er dagegen ankämpfte.
„Kyoko, ich flehe dich an, hör auf!“, schrie Toya.
Kyoko stampfte mit ihrem Fuß auf, aber benutzte den Zauber nicht mehr. Sie biss sich sehr fest auf ihre Zunge, um sich davon abzuhalten. Dann ließ sie es alles heraus, aber es war nicht der Zähmungszauber. Es waren all die Gefühle, die sie im Moment empfand.
„Wie konntest du nur, Toya? Dass Kyou mich so küsst, kann ich noch verstehen, aber du? Du solltest mich doch beschützen! Das heißt auch meine Gefühle! Du hättest mir das nicht antun sollen! Nicht wo du doch wusstest, dass ich nichts dagegen tun konnte! Das Allerletzte, was du tun hättest sollen, war, mich zu küssen… auf diese Art!“
Toya fühlte, wie der Zauber nachließ und er kämpfte, um sich von dem harten Boden zu erheben. „Kyoko, lass es mich erklären.“
„Nein!“, schrie Kyoko. „Ich kann das Problem lösen. Ich habe keinen Freund in dieser Welt und ich will keinen Freund in dieser Welt! Wenn ich mir je einen Freund suche, dann von meiner eigenen Welt. Und folge mir nicht! Ich werde in ein paar Tagen zurück sein und wenn ich zurück bin, will ich, dass niemand dies je wieder erwähnt! Verstanden? Es! Ist! Nie! Passiert!“ Sie schrie die letzten Worte gerade als sie die Hände der Jungfer berührte und verschwand.
Als Toya sich endlich vom Boden lösen und aufstehen konnte, kochte er vor Wut. „Verdammt!“ Sie hatte ihn kein Wort sagen lassen. Sie hatte ihn nicht sagen lassen, dass er nicht wollte, dass sie nach Hause ging, oder dass er sie zur Frau nehmen wollte, oder sonst etwas. 'Also will sie keinen Freund in dieser Welt.'
Toyas Augenbrauen zuckten. ‘Was meinte sie damit? Sie wollte keinen Freund in dieser Welt… also würde sie sich einen in ihrer eigenen suchen?‘ Er drehte sich zur Jungfernstatue um und starrte sie an, schrie so laut er konnte: „Was meinst du damit, Kyoko? Komm sofort hierher zurück, verdammt!“
Toya seufzte, wusste, dass sie viel zu weit weg war, um ihn zu hören. Er war nie auf die Idee gekommen, dass jemand aus ihrer Welt sie zur Frau nehmen wollen könnte. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken, als er nur daran dachte. Nein, sie bluffte nur. Sie musste bluffen, und wenn sie es nicht tat, dann wusste er, wie er das Problem lösen würde. Er würde den Mann einfach beseitigen. Nein, dann würde Kyoko ihn ihr ganzes Leben lang hassen. Sie würde ihm nie verzeihen, wenn er einen Menschen verletzte.
„Ein Mensch könnte dich nie beschützen“, knurrte Toya frustriert, dann fühlte er Gesellschaft und sah hoch zu der Jungfernstatue. Kyous ruhige Gestalt erschien auf der Lichtung vor ihm. 'Verdammt! Das brauchte er gerade ungefähr so sehr wie ein Loch im Kopf.'
„Die Priesterin ist vor dir weggelaufen und in ihre Welt zurückgekehrt.“ Sein emotionsloser Ton machte aus der Frage mehr eine Aussage.
„Das geht dich überhaupt nichts an, Kyou, also wieso… gehst du nicht und küsst eine andere Frau und lässt Kyoko in Ruhe.“ Obwohl sie Brüder waren, beide Kyokos Beschützer und Bewacher des Schützenden Herzkristalls, vertraute ihm Toya immer noch nicht… besonders was Kyoko betraf. „Kyoko gehört mir, verstanden. Lass sie einfach in Ruhe.“
„Sie gehört dir, sagst du?“ Kyous Stimme klang fast gelangweilt. „Sie ist rein und hat keinen Partner. Sie gehört nicht dir.“ Der Wind begann durch die Lichtung zu wehen und Kyou verschwand mit ihm, ließ Toya mit einem unguten Gefühl alleine dort stehen während er beobachtete, wie eine von Kyous goldenen Federn in den ausgestreckten Händen der Statue landete und verschwand.
Toya lehnte sich zurück gegen die Seite der Jungfernstatue und rutschte langsam daran herunter, bis er saß… wartete. Minuten wurden zu Stunden und Toya blinzelte in den Himmel. Wann war die Sonne untergegangen? Er wusste, dass die anderen auf dem Weg waren. Er konnte ihre Gerüche mit dem Wind kommen riechen. Er blieb einfach da, wartete, bis sie sich selbst zeigten.
Suki stieß Shinbe vorwärts auf die Lichtung und flüsterte: „Geh und rede mit ihm, Shinbe. Vielleicht hilft es. Wir werden ein Stück runter gehen und ein Lager errichten, okay?“ Sie stieß ihn noch einmal vorwärts.
Shinbe wusste, dass Toya wohl nicht besonders guter Laune war. Das war er nie, wenn Kyoko zurück in ihrer Zeit war, aber er würde alles für Kyoko und Suki tun. In diesem Moment wollte eine von ihnen, dass er herausfand, was geschah und versuchte, ob er etwas sagen konnte, was half. Schwer einatmend ging er leise auf Toya zu, hoffte insgeheim, dass dieser schlief.
„Was willst du, Shinbe?“, fragte Toya und der violette Beschützer erschrak.
Shinbe überbrückte die Entfernung zwischen ihnen und setzte sich neben Toya. „Und, immer noch wütend?“
Toya sah langsam hinüber zu Shinbe. „Wie kommst du auf die Idee?“
Shinbe zeigte mit seinem Stab auf das Loch im Boden, das die Form von Toya hatte. „Nun, das ist ein neues, oder?“ Er konnte nicht verhindern, dass er über seinen eigenen Scherz lächelte. Toya starrte böse zu ihm hinüber und sein Bruder hörte auf zu grinsen. Shinbe seufzte. „Hast du überhaupt mit ihr sprechen können?“
Toya zuckte die Schulter. „Sie hat mich nichts sagen lassen. Sie war zu wütend um zuzuhören. Nun ist sie zurückgegangen und ich habe ein schlechtes Gefühl. Wir brauchen sie hier.“ In seinem Kopf fügte er still hinzu: 'Ich brauche sie hier.'
Shinbe nickte. „Vielleicht würde es helfen, wenn du nur kurz gehst, um zu sehen, ob es ihr gut geht. Schließlich bist du der einzige von uns, der das tun kann. Und nächstes Mal versuch nicht, Dinge zu erklären. Sag einfach, dass es dir leid tut, okay?“ Er stand auf und ging ein paar Schritte weg, ehe er wieder stehenblieb und hinzufügte: „Und wenn sie dir eine Möglichkeit gibt, es zu erklären, dann vergiss nicht, ihr zu sagen, dass du sie liebst. Schließlich… kann sie keine Gedanken lesen.“
Toya wartete bis Shinbe längst außer Sicht war, bevor er aufstand und schwer seufzte, um seine Nerven zu beruhigen. Als er hinunter sah auf das Gesicht der Jungfernstatue, fragte er sich insgeheim ob Kyokos Ebenbild aus der Vergangenheit ebenso schwierig war wie ihr Nachfahre. Um das herauszufinden müsste er mit Hyakuhei sprechen, und das stand außer Frage.
Er streckte seine Hände nach denen der Jungfer aus und verschwand in das blaue Licht, das ihn umschloss. Durch das Zeitportal zu springen machte ihn immer nervös. Es war wie ertrinken… aber ohne Wasser.
Die anderen Beschützer nörgelten oft darüber, dass er der einzige war, der durchgehen konnte, aber Toya war zu dem Entschluss gekommen, dass… der Zähmungszauber. Fair war fair. Er war der einzige, gegen den Kyoko den Zähmungszauber anwenden konnte, also war er der einzige, der sie bis in ihre Welt verfolgen konnte, um sie zurückzuzerren.
'Was mache ich? Sie wird nur den Zähmungszauber verwenden, wenn sie mich dabei erwischt, wie ich ihr folge.' Toya ging die paar Treppen hoch und aus dem Schreinhaus hinaus in Kyokos Garten. Er war noch nie gut darin gewesen, auf die kleine Stimme in seinem Kopf zu hören, also wieso sollte er jetzt damit anfangen? Die Nacht war ruhig und kühl, das half, um ihn für die bevorstehende Konfrontation abzukühlen.
Als er zu Kyokos Haus hoch blickte und keine der normalen Lichter brennen sah, beschloss er, um das Haus herum zu gehen, bis er das Fenster ihres Zimmers sehen konnte. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Eingang wählte. Außerdem, so wie ihm das Glück gewogen war, würde er bestimmt diesem Großvater in die Arme laufen.
Toya kletterte geschickt auf den Baum vor Kyokos Schlafzimmer und lächelte als er erkannte, dass ihr Fenster halb offen stand, und das Licht aus war. Er legte seine Hände auf das Fenster und stieß es leise ganz auf, zuckte kurz zusammen, als es ein leises Quietschen verursachte.
Nachdem er in ihr Zimmer geklettert war, kroch Toya hinüber zu ihrem Bett. Sie war halb zugedeckt, ihre kleine Hand unter ihrem Kinn eingerollt, lag sie auf der Seite, ihr nussbraunes Haar auf dem weißen Kissen ausgebreitet. Er setzte sich langsam auf die Kante ihres Bettes und beugte sich über sie, beobachtete ihre Atemzüge.
Er liebte es, sie zu beobachten wenn sie schlief. Nachdem er ein Beschützer war, schlief er nicht so viel wie Menschen, also hatte er viele Möglichkeiten, einfach nur dazusitzen und sie zu beobachten, ohne dass sie davon wusste. Toyas Gedanken wanderten zurück zu dem Kuss… beiden Küssen.
So wie er es sah, war er immer noch er selbst gewesen, auch wenn seine dämonische Seite die Kontrolle übernommen hatte… beide Seiten waren ein Teil von ihm. Und obwohl sie unter diesem Liebeszauber gestanden hatte… war es immer noch sie gewesen. Außerdem… es war nur ein Kuss gewesen. Seine goldenen Augen funkelten silbern bei der Erinnerung an den leidenschaftlichen Kuss, er ließ ihn zusammenzucken als der Hunger wieder durch ihn strömte.
Verstand sie nicht, dass er sie niemals abweisen könnte, nicht wenn sie auf die Idee kam, dass sie einen Kuss von ihm wollte? Was ihn wirklich traurig machte, war, dass keiner der beiden Küsse echt gewesen war. Innerlich knurrte er, versuchte, diese Tatsache wegzujagen. Für ihn waren sie echt gewesen.
Als die ersten Strahlen der Morgensonne erschienen, kletterte Toya wieder zurück aus dem Fenster hinaus und setzte sich auf einen Ast im Baum… wartete.
Kyoko wachte auf, streckte sich und öffnete ihre Augen. Sie fühlte sofort, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Als sie sich aufsetzte und sich im Zimmer umsah, runzelte sie die Stirn, als sie einen warmen Fleck unter ihrer Hand fühlte. Sie bemerkte sofort den Abdruck, wo jemand gewesen war… neben ihr. Sie konnte das leise Lächeln nicht unterdrücken, das ihre Lippen schmücken wollte. Toya war bei ihr gewesen.

Kapitel 5 "Nicht Eingeladen"
Kyoko zog sich schnell für die Uni an. Nachdem sie schon hier war, würde sie heute auch bestimmt hingehen. Sie hatte schon so viel verpasst und außerdem vermisste sie ihre Freunde aus dieser Welt. Sie bürstete ihr nussbraunes Haar bis es glänzte und versprach sich selbst, nicht an das zu denken, was in der anderen Welt vorgefallen war, und einfach den heutigen Tag so zu genießen, wie er war… normal. Sie legte die Bürste zurück und ging die Treppen hinunter und ins Esszimmer.
Großvater sah überrascht auf. „Kyoko, du bist zu Hause? Gehst du heute auf die Uni? Ich habe mir schon eine gute Entschuldigung überlegt, falls du sie brauchst.“ Er grinste sie an.
Die Familie hatte sich schon längst an die Tatsache gewöhnt, dass Kyoko die Priesterin war, von der ihre Vorfahren schon vor so langer Zeit geschrieben hatten. Der Jungfernschrein hinter ihrem Haus hatte der Familie schon immer gehört, soweit sie sie zurückverfolgen konnten, und sie bewahrten das Geheimnis.
Kyoko stöhnte. „Danke Opa, aber ich will gehen, also heb sie einfach für nächstes Mal auf, gut?“ Sie wusste, dass ihr Großvater ihr nur helfen wollte, aber einige der Krankheiten, die er erfand, um ihre Freunde und die Uni hinters Licht zu führen, gingen schon sehr weit.
Tama grinste, denn er wusste, dass ihr Großvater es oft schwer für Kyoko machte, ihr Gesicht überhaupt wieder einmal sehen zu lassen, vor allem, nachdem er sagte, dass sie irgendeine sehr ansteckende, unbekannte Krankheit hatte. Tama hustete in seine Hand um sein Lachen zu verstecken, dann nahm er sich ein Stück Toast vom Teller und ging zur Tür.
„Ich denke, du musst die Geschichte, dass sie schwanger ist, für nächstes Mal aufheben, Opa.“ Seine Beine gaben beinahe nach als er den Gesichtsausdruck von sowohl Kyoko wie auch seinem Großvater sah. Er wechselte schnell das Thema während er aus dem Zimmer ging. „Schwesterherz, du solltest dich beeilen, wenn du nicht wieder zu spät kommen willst.“ Er winkte ihr zu und lief weg.
Nachdem sie noch ein paar Minuten blieb um Neuigkeiten zu berichten, küsste Kyoko ihre Mutter auf die Wange und verließ das Haus. Der Tag war perfekt, nicht zu kalt und nicht zu heiß, während sie sich langsam auf den Weg zur Uni machte. Der sanfte Wind fühlte sich auf ihrem Gesicht angenehm an und es war schön, zur Abwechslung einmal nicht immer aufmerksam sein zu müssen, für den Fall, dass da ein Dämon um die Ecke auf sie wartete.
Das war einer der Gründe, weshalb sie immer wieder durch das Zeitportal zurückging. Um diese Welt sicher und frei von Dämonen zu halten, musste sie versuchen, den Kristall zu finden, und ihn zurück auf diese Seite des Zeitportals bringen, bevor hier die Hölle ausbrach… im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie war noch nicht sehr weit gelaufen, als ihre Freundinnen in Sicht kamen. Sie blieben stehen und warteten darauf, dass sie sich ihnen anschloss. Kyoko ging schneller bis sie sie erreichte und lächelte. Normal zu sein, fühlte sich fantastisch an.
Toya beobachtete wie Kyoko ihr Haus verließ und folgte ihr aus Neugier, er wollte nur sehen, dass sie sicher in der Uni ankam. Er sah wie mehrere Frauen ihr zuwinkten und sie sich zu ihnen gesellte und sie plötzlich sehr gesprächig schien. Toya schlich sich unbemerkt durch die Bäume, sodass er hören konnte, was sie sagten.
Eines der Mädchen erzählte Kyoko, dass jemand nach ihr gefragt hatte. Toyas Kopf kam ruckartig hoch als er einen Mann Kyokos Namen rufen hörte, der dann rannte, um zu ihnen aufzuschließen. Toya spannte sich an, als der Mann seine Hände Richtung Kyoko ausstreckte. Sie lächelte ihn an, nickte und legte dann ihre Bücher in seine Arme.
„Danke, Tasuki.“ Kyoko errötete. Er wollte immer ihre Bücher tragen, als wären sie zu schwer für sie, und nachdem sie ihn früher so oft abgewiesen hatte, hatte sie schließlich nachgegeben, als ihr klar wurde, dass er sie einfach so lange fragen würde, bis sie ja sagte. Er war sehr ausdauernd, aber nicht unangenehm und das mochte sie an ihm.
Toya beobachtete Tasuki mit kalten, stechenden Blicken. Es gefiel ihm nicht, dass der Junge so nahe neben Kyoko ging und die Art, wie er sie ansah. Er spürte, dass Tasuki sie wollte, und es verärgerte ihn nur noch mehr, als Kyoko sein Lächeln erwiderte, als ob sie mehr als nur Freunde wären. Die anderen Frauen waren schon vorgegangen, sodass Tasuki und Kyoko unter sich waren. Toya näherte sich ihnen vorsichtig, um zu hören, was sie sagten. Mit seinem Beschützergehör verstand er jedes Wort.
Tasuki sah verträumt auf Kyoko hinunter, während sie spazierten. Sie war das hübscheste Mädchen, das er je getroffen hatte, und er war verliebt in sie, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Das war noch in der Schule gewesen, aber er hatte sich schon damals entschieden. Er hoffte nur, dass sie eines Tages dieselben Gefühle für ihn entwickeln würde. Er wusste, dass sie nicht immer krank war, wie ihre Familie behauptete, aber er verschwieg es.
„Kyoko, willst du heute Abend ausgehen? Ich meine…“ Mit einer nervösen Bewegung wechselte Tasuki die Bücher von einer Hand in die andere. „Ich sehe dich jetzt kaum noch.“ Sein weicher, hoffnungsvoller Blick richtete sich auf ihre Augen.
Kyoko war nicht so sicher, dass es eine gute Idee war, gleich wieder auf ein Date zu gehen, nach allem, was in letzter Zeit in der anderen Welt geschehen war. Andererseits… wenigstens war er normal und von ihrer Welt. Er sah so süß aus, wie er mit hoffnungsvollem Blick auf sie hinuntersah. Wie konnte sie nein sagen? „In Ordnung, kannst du mich von zu Hause abholen, heute Abend, so gegen sieben?“ Sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln.
Tasukis Augen leuchteten darüber, dass er endlich bekam, was er wollte. „Mit dem größten Vergnügen.“ Er ergriff unschuldig ihre Hand als sie schneller liefen, um die anderen einzuholen.
Toya kochte vor Wut nachdem er gehört hatte, dass der Mann mit Kyoko ausgehen wollte, und sie ja sagte. Sein Blick bohrte ein Loch in den Rücken des Jungen, als sie langsam aus seinem Blickfeld verschwanden. „Sie wird nicht mit ihm ausgehen, nicht heute, nie.“ Er knurrte. 'Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitreden kann.'

*****

Kyoko schaffte es, den Tag ohne größere Probleme zu bewältigen. Sie bekam sogar noch eine gute Note auf eine Mathe-Prüfung, was großartig war, nachdem sie kaum Zeit gehabt hatte, zu lernen. So wie sie zwischen den Welten hin und her wanderte, war es ein Wunder, dass sie es überhaupt schaffte, Prüfungen zu bestehen. Es war ein angenehmes Gefühl, dass ihr größtes Problem war, was sie anziehen sollte, und wo Tasuki mit ihr hingehen wollen würde. Das war doch viel besser, als sich wegen Dämonen Sorgen zu machen.
Sie kam immer noch gedankenverloren nach Hause und winkte ihrer Mutter und ihrem Großvater kurz zu, als sie auf dem Weg in ihr Zimmer an der Küche vorbeikam. Sie sah sich in den Spiegel und schüttelte den Kopf über ihr Outfit, dann öffnete sie ihren Schrank um zu sehen, was dort so hing. Kyoko zog ihr T-Shirt aus, und wollte einige ihrer Kleider anprobieren, um zu sehen, welche ihr am besten stehen würden.
Gerade als sie nach einem hübschen, pinken T-Shirt greifen wollte, hörte sie ein Geräusch. Sie schloss die Schranktür halb, sodass sie zum Fenster sehen konnte, von wo das Geräusch gekommen war, und keuchte erschrocken, hielt das Oberteil vor ihre Brust.
Toya stand dort, genau vor dem Fenster. Er stand einfach nur da, seine Arme verschränkt, wie sie immer waren, wenn er nervös war, aber seine Augen waren ruhig… zu ruhig.
Toya brach schließlich das Schweigen. „Kyoko, wir müssen gehen.“ Er machte einen Schritt vorwärts und streckte seine Hand aus, aber sie machte einen Schritt rückwärts und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin noch nicht bereit, zurückzugehen. Und du verlässt jetzt mein Zimmer, Toya.“ Sie drückte ihr T-Shirt fest an ihre Brust und fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden. Nach allem, was in letzter Zeit passiert war, wollte sie sich auf keinen Fall nackt fühlen.
Toya ließ seine Hand wieder sinken. „Wieso kannst du nicht jetzt zurückkommen? Alle warten auf dich.“ Er stellte die Frage mit ruhiger Stimme, aber Kyoko erhielt das Gefühl, dass er damit noch etwas Anderes sagen wollte.
„Ich will noch einen Tag hierbleiben“, sagte sie und wich seinem Blick aus, konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sie schrie erschrocken auf, als Toya plötzlich nur Zentimeter vor ihr stand.
„Welche Pläne hast du, die wichtiger sind, als die Talismane zu finden, und wieder zusammenzufügen und Hyakuhei davon abzuhalten, Dämonen hierher zu bringen?“, fragte er, während er noch näher kam, sodass sie noch einen Schritt zurück machte.
Seine Augen blitzten gefährlich, aber Kyoko konnte auch noch etwas Anderes darin versteckt sehen. Er war zu nahe… überwältigend. Ihr Blick senkte sich auf seine Lippen und hob sich dann schnell wieder zu den silbernen Funken, die nun in seinen goldenen Augen glänzten. Bildete sie es sich nur ein, oder kam er näher? Oh nein! Sie würde nicht zulassen, dass er sie wieder zum Narren hielt.
„Toya, raus hier!“ Kyokos Stimme wurde lauter, und Toyas Augen wurden schmäler. „Geh sofort hier raus und komm nicht zurück, außer wenn du eingeladen bist!“, rief sie und zeigte auf das Fenster.
Toya kam noch näher, als Kyoko sich noch weiter zurückzog, diesmal bis zur Wand. „Wieso kannst du mir nicht sagen, wieso du nicht gleich zurückgehen willst, Kyoko? Was ist so wichtig, dass du uns alle im Stich lassen willst?“
Kyoko starrte in seine goldenen Augen, jetzt wo ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Er legte eine Hand an die Wand, um sie einzuschließen, als er sich nach vorne beugte. Kyoko biss sich auf ihre Unterlippe. Was ging hier vor? Toya hatte sich noch nie so benommen. Da sah sie, wie er mit einem entschlossenen Ausdruck auf ihre Lippen hinunter blickte und vergaß plötzlich, wie man atmet.
Er wollte nicht, dass sie auf dieser Seite des Herzens der Zeit blieb. Er wollte, dass sie sich für ihn entschied und nicht für diesen dummen Tasuki-Typen, aber bisher schien sie nicht dazu bereit zu sein. Er drängte sie zurück in die Wand, sodass sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Es war ganz einfach… Er wollte nicht, dass sie mit Tasuki ausging. Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen und er erinnerte sich an den Kuss, den er ihr gegeben hatte, während sie unter dem Zauber stand. Er fragte sich, ob sie ihn auch ohne den Zauber so küssen würde.
Ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, senkte Toya seinen Kopf und fing ihre Lippen in einem hungrigen Kuss ein, versuchte ihr zu zeigen, dass er nicht wollte, dass sie hierblieb, sondern, dass sie mit ihm zurückkam. Nachdem er es offenbar nicht schaffte, ihr das mit Worten zu sagen, drückte er seinen Körper an sie, sodass sie aufstöhnte.
Toya ergriff die Chance und vertiefte den ohnehin schon fordernden Kuss, schmeckte die Süße, die da war, wie er wusste. Sein Körper fühlte sich an, als würde er brennen, während er nach jedem versteckten Ort suchte, den er finden konnte. Die plötzliche Begierde, sich selbst in sie zu bohren, kam mit seinem Beschützerblut an die Oberfläche, versuchte, die Kontrolle zu übernehmen. Er drückte seinen Oberschenkel zwischen ihre Beine und wiegte bei dem Kuss seinen Körper an ihr, verfiel in einen Rhythmus, der ihm den Atem raubte.
Gefühle blitzten durch Kyokos Körper und sie wusste, dass sie dies aufhalten musste… sofort, bevor es zu weit ging. Sie drückte mit ihrer ganzen Kraft gegen seine Brust und hoffte, dass er diesmal nicht gegen sie kämpfen würde.
Nachdem er sie mit einem Knurren losgelassen hatte, machte Toya einen Schritt zurück und atmete schwer, kämpfte um seine Kontrolle. „Kyoko, ich will einfach, dass du mit mir zurückkommst.“ Seine sanft gesprochenen Worte trieften vor dem Schmerz der Zurückweisung. Sein Haar war vor seine Augen gefallen und verbarg jede Emotion vor ihr.
Sie trat schnell hinter die Schranktür und nahm ein Oberteil, das sie sich schnell überzog. Als sie wieder hervorkam, war Toya verschwunden. Kyoko seufzte, dann zuckte sie zusammen, als ihre Mutter an ihre Tür klopfte.
„Kyoko, Tasuki ist hier. Ich habe ihm gesagt, er soll warten, und dass du gleich runter kommst, ja?“, erreichte sie die leise Stimme ihrer Mutter. Kyoko sah noch ein letztes Mal zum Fenster und dann wieder zurück in den Spiegel. Sie hob ihre Finger an ihre Lippen, die immer noch wie unter Strom standen, von so einem hitzigen Kuss. Mit einem ergebenen Seufzen schloss sie ihren Schrank und ging hinunter. Nachdem sie Tasuki im Haus nicht antraf, ging sie zur Tür und fand ihn draußen wartend.
Toya beobachtete, wie Tasuki und Kyoko einander begrüßten. Immer noch in dem Baum streckte er seine Hand aus… ergriff einen kleinen Ast und warf ihn auf Tasuki, sodass er ihn am Hinterkopf traf.
„Au!“ Tasuki zuckte zusammen und griff sich dann mit der Hand auf den Hinterkopf während er sich verwirrt umsah. Nachdem er keine weiteren fliegenden Objekte sah, schaute er zurück auf Kyoko. „Bist du fertig? Ich dachte, wir könnten ins Kino gehen, und dann etwas essen.“
Kyoko nickte und nahm seine Hand, als sie ihn vom Haus weg führte, ehe Toya auf die Idee kam, etwas zu werfen, was ihren Freund ernsthaft verletzen könnte.

*****

Später in der Nacht brachte Tasuki Kyoko wieder nach Hause. Sie lachten und unterhielten sich ausgezeichnet als sie bei ihrer Haustür ankamen. „Tasuki, ich kann dir nicht genug danken. Ich hatte wirklich sehr viel Spaß, heute.“ Sie lächelte zu ihm hoch und sah, wie glücklich er war. Sie hatte es wirklich sehr genossen.
Tasuki machte einen Schritt auf sie zu, bis sie einander beinahe bei jedem Atemzug berührten. „Kyoko, darf ich dir einen Gutenachtkuss geben?“, fragte er leise, denn etwas sagte ihm, dass sie wieder verschwinden würde.
Kyoko sah sich nervös um und hoffte, dass niemand zusah. Sie nickte an Tasuki gewandt und dachte innerlich: 'Wieso nicht… alle anderen haben mich auch geküsst, wieso soll ich Tasuki nicht lassen, er ist der Süßeste von allen.'
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und schloss die Augen und wartete. Als sie seine Lippen sanft über ihre Wange streifen fühlte, wie er sie unschuldig küsste, öffnete sie schnell ihre Augen um zu sehen, wie er errötete, als er sich bei ihr bedankte und zum Gehen wandte. Kyoko stand da und wunderte sich darüber, wie komisch die Dinge sich doch ergaben. Die eine Person, der sie erlaubt hatte, sie zu küssen, gab ihr nicht einmal einen echten Kuss. Sie kicherte innerlich und drehte sich um, um ins Haus zu gehen.
Sie hatte nun ein besseres Gefühl bezüglich allem, was in den letzten beiden Tagen vorgefallen war. Sie hatte sogar wieder den Mut, wieder vor die Gruppe zu treten und so begann sie, ihre Tasche zu packen. Sie hatte Suki versprochen, dass sie einige Leckereien zu ihnen mitbringen würde.
Außerdem hatte Toya recht. Sie sollte nicht so egoistisch sein und sie alle auf sie warten lassen. Sie stopfte so viel sie tragen konnte in ihre Tasche und schrieb eine kurze Notiz an ihre Familie um sie wissen zu lassen, dass sie in die andere Welt zurückgegangen war und bald zurückkommen würde. Sie würden verstehen… wie immer.

*****

Nachdem er Kyoko geküsst hatte, war Toya zurück zum Lager gegangen, wo die anderen warteten und beschloss, dass er sich keine Gedanken mehr machen wollte. Er würde sich keine Sorgen darüber machen, dass sie mit diesem Tasuki aus war. Es war ihm völlig egal. Wütend schritt er neben dem Feuer, das sie für die Nacht entfacht hatten, auf und ab.
Kamui betrachtete Toya unsicher und rieb sich noch immer den Kopf dort, wo Toya ihn vor wenigen Sekunden geschlagen hatte. Alles, was er getan hatte, war, zu fragen, ob es Kyoko gut ging… Toya brauchte ihn deshalb nicht zu schlagen. Suki sah hinüber zu Shinbe und zuckte zusammen, als Shinbe irgendwie den Mut fand, zu fragen: „Toya, hat sie zufällig gesagt, wann sie zurückkommen wird?“
Toya drehte sich um und starrte Shinbe an. „Wie soll ich das wissen? Sie redet im Moment nicht wirklich mit mir, und was mich betrifft, ist es mir egal, was sie macht.“ Er schritt weiter auf und ab.
Shinbe grinste. „Ja, wir sehen schon an dem Pfad, den du mit deinem nervösen Hin- und Hergehen durch unser Lager ziehst, dass es dir egal ist.“
„Halt's Maul“, war Toyas Antwort, denn er wusste, dass er niemandem etwas vormachen konnte… nicht einmal sich selbst. Wenn er wüsste, dass sie ihn nicht zurückweisen würde, würde er ihr sofort sagen, was er für sie fühlte. Im Moment war das, was ihm wirklich Sorgen bereitete, die Tatsache, dass er sie ganz verlieren könnte. Das machte ihm viel mehr Angst, als alle Dämonen.
Er hörte mit seinem Auf- und Abgehen auf, als er den Pfad sah, den Shinbe gerade erwähnt hatte, und seufzte. Er hatte es noch nie wirklich laut ausgesprochen, oder auch nur in seinem Kopf, aber Kyoko ging ihm unter die Haut und es machte ihn verrückt. Toya ging schnell davon, um beim Schrein nachzusehen, ob sie schon zurück war.

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Kyoko kam so schnell aus dem Zeitportal, dass sie durch ihren schweren Rucksack ihr Gleichgewicht verlor. Gerade bevor sie fiel, streckte sich eine Hand nach ihr aus und hielt sie fest. Kyoko blinzelte hoch zu Kyou, der fürstlich wie ein Prinz dastand und im Mondlicht leuchtete. Wieso tauchte er immer wieder auf diese Art auf?
Mit einem nervösen Schritt rückwärts schluckte sie unsicher. „Kyou, was machst du hier?“ Die Sache, mit den Leuten, die sie überall beschlichen, geriet langsam außer Kontrolle.
Kyou betrachtete die Emotionen, die über ihr Gesicht flimmerten und sah Verwundern und eine Spur Angst in ihren Augen. Er wusste, dass sie Angst vor ihm hatte, und es machte ihm nichts aus, solange es nur eine leise Angst war, denn er würde sie nicht verletzen. Er würde ihr das langsam beweisen.
Ohne sein Gesicht von ihr abzuwenden, schielte er hinüber zur Jungfernstatue und wieder zurück zu ihr. „Wieso bist du zurückgegangen, wenn du weißt, dass der Schützende Herzkristall noch hier ist?“ Seine Stimme war weich.
Kyoko biss sich auf die Lippe. Sie wollte wirklich nicht, dass jemand das wusste. „Ich… ich war… ich schämte mich.“ Aus irgendeinem Grund konnte sie ihn nicht anlügen, während sie in diese goldenen Augen starrte.
„Es ist gut, dass du mich nicht anlügst, Priesterin.“ Kyous Stimme klang fast verführerisch und Kyoko fühlte, dass sie versuchte, sie zu ihm hinzuziehen. Wie wusste er, dass sie darüber nachgedacht hatte, zu lügen? Sie wusste, dass er sie nicht verletzen würde. „Du solltest nie das Gefühl haben, dass du mich anlügen musst. Schließlich, bin ich nicht auch einer deiner Beschützer?“
'Und schon wieder', dachte sie. 'Es ist, als würde er meine Gedanken lesen.' Ihre Augen wurden ein wenig größer, als sie ihn beobachtete. Sie versuchte, nicht daran zu denken, aber die Erinnerung sprang einfach in ihren Kopf. Der Kuss, den sie geteilt hatten, als sie unter dem Liebeszauber gestanden hatte. Kyoko konnte ihren Blick nicht von ihm losreißen, als sie sich daran erinnerte, wie er schmeckte, und wie er sie gehalten hatte, mit seinem Oberschenkel zwischen ihren Beinen.
Sie fühlte, wie bei der Erinnerung ein heißer Blitz durch sie fuhr und sie errötete, als sich ihr Blick auf seine perfekten Lippen senkte. Sie keuchte, als er seine Hände ausstreckte und sie in seine Arme nahm, diese magischen Lippen auf ihre drückte, in einem Kuss, der ihr den Atem raubte. Sobald sie begann, ihn zu erwidern, ließ er sie los und sie sah hoch und erkannte, wie seine Augen einen dunklen, goldenen Ton angenommen hatten.
„Wieso machst du das, Kyou?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Du kennst mich doch nicht einmal richtig, und magst mich noch weniger. Du hast sogar versucht, mich zu töten, als ich das erste Mal mit dem Schützenden Herzkristall hierher kam. Du sagtest, dass ich nur ein Mensch war, und unwürdig. Also wieso machst du das jetzt?“
Im Handumdrehen hatte Kyou sie, hob sie hoch, sodass sie gerade in seine Augen sehen konnte. „Wenn ich wollte, dass du tot wärst… dann wärst du tot.“
Kyoko fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte. Sie schaute in seine normalerweise so emotionslosen Augen und dachte, dass sie dort eine Emotion aufflimmern sah, aber er versteckte sie schnell wieder.
Während er sie noch fester in seine Arme zog, schalt Kyou: „Glaub nicht, dass du weißt, was ich fühle.“ Seine Lippen streiften über ihre Wange sodass sie seinem Charme nur noch mehr verfiel. Er würde die Flammen, die in ihr vergraben waren, zum Lodern bringen, bis sie es nicht mehr ertragen konnte. „Bald wirst du sehen, wie sehr ein Beschützer lieben kann.“
Damit machte er sich über ihre Lippen her, gab ihr einen weiteren Kuss, der ihre Seele vor Lust entflammte… oder war es reine Begierde? Er ließ ihre Lippen los und streichelte mit einer Hand mit federleichten Berührungen ihre Wange.
Kyoko war überrascht, dass so ein mächtiger Herr der Beschützer, der fähig war, so viele zu töten, so sanft sein konnte. Wann hatte sie begonnen, Kyou in einem anderen Licht zu sehen? Sie sah fragend zu ihm hoch, wollte wissen, was ihn verändert hatte.
„Was willst du von mir, Kyou?“, fragte sie flüsternd.
Als seine Finger durch ihr Haar glitten, ergriff er eine Handvoll davon und legte seine Wange neben die ihre, flüsterte in ihr Ohr: „Alles, was du bist, werde ich haben.“
Sein Atem strich heiß über ihre Haut und es fühlte sich so gut an. Kyoko schloss ihre Augen und seufzte.
Die Andeutung eines Lächelns erschien, um Kyous Lippen zu schmücken, als er zusah, wie sie ihre Augen schloss, aber das Lächeln verblasste, als er einen Geruch wahrnahm, der sich näherte. Er setzte sie auf die Kante eines der Steine um die Jungfernstatue. Ohne ein weiteres Wort ließ Kyou sie verwirrt dort sitzend zurück, wissend, dass Toya sie finden würde, während sie sich noch nach ihm sehnte.
Kyoko war immer noch wie weggetreten als Toya auf die Lichtung trat. Er knurrte tief als er goldene Federn um sie herunter regnen sah. Seinen Blick nur auf sie gerichtet, näherte er sich langsam. Sie sah aus, als wäre sie im Halbschlaf. Toya zog seine Augenbrauen zusammen und schaute warnend hoch zum Himmel. Kyou spielte ein gefährliches Spiel, und das gefiel ihm nicht.
Er wusste, Kyou wollte ihn nur reizen, indem er kam und ging wie es ihm passte. Er verstand, wieso Kyou sich nicht gefährdet fühlte, wenn er bei Kyoko war. Tadamichi hatte vor so langer Zeit versucht, Hyakuhei dazu zu bringen, die Priesterin zu teilen, und Toya wusste, dass Kyou so dachte, aber er wollte Kyoko nicht teilen, nicht mit ihm und auch mit sonst niemandem. Und er meinte zu wissen, dass Kyoko das auch nicht wollen würde.
„Ich habe sie zuerst geliebt“, beichtete Toya leise, wissend, dass sie ihn im Moment nicht hörte. „Kyou und seine verdammten Zauber.“ Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, aber noch ehe er sein Ziel erreichte, ballte sich die Hand zur Faust und sank wieder hinunter.
Stattdessen griff er nach Kyokos Rucksack und half ihr, vom Felsen zu klettern. Er ergriff ihre Hand und führte sie zum Lager ohne, dass ein Wort gesprochen wurde. Bald, dachte Toya, sehr bald müssen wir reden… und dieses Mal würde sie ihm, verdammt noch mal, zuhören.



Kapitel 6 "Mehr als Eifersucht"
Kyoko hatte immer noch ein Gefühl, als wäre sie in einer Trance, aber die Gefühle, die sie erfuhr, waren so schön, also war es ihr ziemlich egal. Was machte Kyou hier? Es war als ob… er Schritt für Schritt an etwas Großem baute, sie auf etwas vorbereitete. Entweder das, oder er machte sie läufig.
Kyoko schielte auf ihre Hand hinunter. Sie hielten einander an der Hand? Sie folgte dem anderen Arm mit ihrem Blick bis sie Toyas Gesicht sah. Toya hielt ihre Hand? Sie lächelte. Dann fragte sie sich lahm: 'Wann ist er aufgetaucht?' Sie schüttelte ihren Kopf, um den verbleibenden Nebel wegzublasen und schaute Toya verwirrt an. Seine Augen sahen ein wenig weicher aus als zuvor… und besorgt.
„Toya, was geht hier vor? Wieso habe ich das Gefühl, dass ich aus einem dichten Nebel komme, oder so?“ Als er nicht antwortete, zog Kyoko ihre Hand zurück, sodass Toya sie entweder loslassen, oder ihre Frage beantworten musste.
Ihr weiterhin den Rücken zugewandt, ließ er ihre Hand los und machte einen weiteren Schritt, aber beim nächsten hielt er an. „Kyoko, ich denke, wir sollten warten, ehe wir diese Unterhaltung führen.“ Toya drehte sich nicht um, um es zu sagen. Er glaubte nicht, dass er ihr im Moment in die Augen sehen konnte, als er bemerkte, wie sich ihre Launen schnell änderten.
Er musste mit ihr über ihn und über seinen überheblichen Bruder reden, aber im Moment, so groß wie seine Eifersucht war, war er nicht sicher, ob er sich genug unter Kontrolle hatte. „Komm.“ Toya versuchte, verärgert zu klingen, damit sie ihn nicht drängen würde.
Kyoko wollte nicht so einfach aufgeben, schließlich… redeten sie über sie, und sie brauchte Antworten. Das Allerletzte, was sie jetzt brauchte, war, sich wieder zum Narren zu machen und es nicht einmal zu wissen. „Toya, wieso ist Kyou hinter mir her?“
Sie sprach leise, aber die Worte klingelten in Toyas Ohren wie eine gefährliche Drohung. Er knurrte leise bei dem Gedanken daran, dass Kyou Kyoko wollte, und sie stand einfach nur da und wartete darauf, dass er ihr antwortete.
Unfähig, die Begierde, die unter seiner Haut pochte, zu bekämpften, drehte Toya sich um und zog sie in seine warme Umarmung… dann, ebenso schnell ließ er sie wieder los, machte einen Schritt zurück und ließ schweigend seinen Kopf hängen.
„Müssen wir jetzt darüber reden?“ Toya schielte zu ihr hoch, nur um dann schnell ihrem neugierigen Blick wieder auszuweichen.
Kyoko seufzte. „Das ist es, wovor ich Angst hatte, du Idiot. Du kannst mir nicht einmal mehr in die Augen sehen. Du hast den Kuss so gehasst, dass du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst, nicht wahr?“, sie ballte ihre Fäuste an ihren Seiten und hob ihr Kinn trotzig. „Nun, mir ist es egal, was du von mir denkst. Nur weil du mich nicht küssen willst, bedeutet das nicht, dass andere es…“
Bevor sie überhaupt wusste, was geschah, wurde sie in Toyas Armen fast zerquetscht und seine Lippen fielen wild über ihre her. Sie klammerte sich mit den Fingern in seinem Haar fest, um zu verhindern, dass ihre Beine unter ihr nachgaben.
Er wollte sie, so sehr, dass es manchmal selbst beängstigend war. Toya versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es war nur, dass, als sie erwähnte, dass andere sie küssen wollten, wollte er sie all die anderen Küsse vergessen lassen. Er ließ ihre Lippen wieder los, ihre Blicke trafen sich zu einem stillen Krieg und eine Welle des Besitzen Wollens rollte über ihn.
„Kyoko, ich mag es, dich zu küssen.“ Sein Blick senkte sich wieder zu ihren rosigen Lippen, die er gerade in ihre Freiheit entlassen hatte.
Kyoko fühlte, wie ihr Herz zu Toya hingezogen wurde, ihn brauchte. Egal was geschah, sie konnte nie lange wütend auf ihn sein. Sie betrachtete seine goldenen Augen und sah das Silber, das dort glitzerte, um Vorherrschaft kämpfte, aber etwas ließ ihre Sinne kribbeln… zeigte ihr, dass sie nicht alleine waren.
Toya fühlte, wie Kyoko sich anspannte, und dachte, dass es war, weil er ihr gesagt hatte, dass er sie gerne küsste, bis er fühlte, dass sie sich zurücklehnte und hinter ihn blickte. Er ließ sie los und drehte sich schnell um, wusste nicht, was er zu erwarten hatte.
Schatten in der Dunkelheit nahmen mit verzerrten Bewegungen Gestalt an. „Schattendämonen? Hier?“, flüsterte er. Gerade als er die Worte ausgesprochen hatte, begannen die Schatten zu fliehen, als wollten sie ihn herausfordern, ihnen zu folgen.
„Geh zurück zum Lager, zu den anderen, wo du in Sicherheit bist.“ Er zeigte in die Richtung des Lagers und rannte durch den Wald los, wollte die Spur nicht verlieren. Er konnte nur zwei von ihnen fühlen, aber es war trotzdem kein gutes Zeichen, dass sie Kyoko nachspionierten. Dadurch fragte er sich, ob Hyakuhei näher war, als sie alle dachten.
Kyoko hatte keine Zeit, etwas zu sagen, bevor er aus ihrer Sicht verschwand und so ging sie los in Richtung des Lagers, dachte, dass er vielleicht nicht in ihrer Nähe sein wollte. Schließlich waren es nur zwei niedrige Schattendämonen und in so einer geringen Anzahl waren sie einfach harmlos.
„Ist schon gut!“, beschwerte sich Kyoko leise. „Schon in Ordnung… Nächstes Mal, wenn er auch nur daran denkt, mich zu küssen, schlage ich ihn nieder.“ Sie klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht, während sie zum Lager zurückging.
Kamui war der erste, der Kyoko sah, und rannte zu ihr, zog sie in eine wohlige Umarmung. „Seht Leute, Kyoko ist zurück!“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und zwinkerte ihr zu.
Suki lächelte, glücklich zu sehen, dass sie endlich zurück war, aber Shinbe zog seine Augenbrauen zusammen, als er den Kuss sah, den Kamui sich erschummelt hatte. Was, zum Teufel, dachte sich der Junge dabei? Toya würde ihn umbringen.
„Es tut mir leid, dass ihr so lange auf mich warten musstet, aber jetzt bin ich zurück und ich mache mir keine Gedanken mehr wegen dem, was passierte, also keine Sorge, ja? Oh, und ich habe einige Leckereien mitgebracht.“ Sie stellte ihren Rucksack vor sich ab und begann, darin herumzuwühlen, gab jedem seine Lieblingsspeise.
Sie alle saßen da, lächelten und verzehrten die Süßigkeiten und tranken Limo als hätten sie absolut keine Sorgen. Alle, außer Shinbe, der in Richtung Wald starrte und sich fragte, was so wichtig war, dass Toya dafür von Kyokos Seite wich.

*****

Toya folgte den beiden Schattendämonen, wissend, dass sie ihn absichtlich von den anderen weg führten. Es war ihm egal, wenn es eine Falle war, er hoffte fast darauf… mit der Laune in der er sich befand. Als er sah, dass die Schattendämonen genau vor ihm im Boden verschwanden, blieb Toya ruckartig stehen und knurrte.
Ehe er etwas tun konnte, nahm der Wind so stark zu, dass es nur eines bedeuten konnte: Amni, Hyakuheis Stubendämon, der die Fähigkeit hatte, Windmagie zu verwenden, steckte dahinter. „Zeig dich, du Mistkerl.“
Amni schwebte vom Himmel herunter, während die Winde um ihn wirbelten, seinen Befehlen gehorchten. Seine Lippen zeigten die Andeutung eines Lächelns, während sein langes Haar in der Brise wogte, als der Wind sich wieder verlangsamte.
„Die Priesterin macht dich schwach, Beschützer.“ Amni ergriff sein Windschwert und kippte die Spitze nach unten, wodurch er einen mächtigen Windstoß vor Toyas Füße schleuderte, sodass Staub, Blätter und Zweige in sein Gesicht stoben. „Oder sind es ihre Lippen, die dich schwach machen?“ Neckte er, denn er wollte Toyas gesamte Aufmerksamkeit, für das, was er zu sagen hatte.

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