Читать онлайн книгу «Leos Hände» автора Андреа Лепри

Leos Hände
Andrea Lepri
Leo ist ein Polizeihund, ein Bastard mit der Leidenschaft für die Looney Tunes. Er wollte schon immer Hände haben, um die Fernbedienung des Fernsehers betätigen und den Kühlschrank öffnen zu können. Aber als sein Herrchen Steve in einem Hinterhalt ums Leben kommt, wird sein Wunsch zu einer regelrechten Zwangsvorstellung, weil die Hände das einzige Hilfsmittel sind, mit denen er den Mörder hätte entlarven und bestrafen können. Fortan befindet er sich in einer Spirale voller Abenteuer, in denen er sich die Hände anderer Figuren „borgt“,  denen er auf beschwerlichem Weg, der ihn Schritt für Schritt näher an den Mörder und schließlich bis zum letzten Face-to-Face bringen wird, begegnet ist.
Leo ist ein Polizeihund, ein Bastard mit der Leidenschaft für die Looney Tunes. Er wollte schon immer Hände haben, um die Fernbedienung des Fernsehers betätigen und den Kühlschrank öffnen zu können. Aber als sein Herrchen Steve in einem Hinterhalt ums Leben kommt, wird sein Wunsch zu einer regelrechten Zwangsvorstellung, weil die Hände das einzige Hilfsmittel sind, mit denen er den Mörder hätte entlarven und bestrafen können. Fortan befindet er sich in einer Spirale voller Abenteuer, in denen er sich die Hände anderer Figuren „borgt“,  denen er auf beschwerlichem Weg, der ihn Schritt für Schritt näher an den Mörder und schließlich bis zum letzten Face-to-Face bringen wird, begegnet ist. Leo ist ein untypischer Polizeihund, ein Bastard mit der Leidenschaft für Trickfilme. Schon als Welpe wünschte er sich Hände zu haben, denn er war überzeugt, dass diese seine Existenz vereinfachen und angenehmer machen würden. Sein Leben verläuft ganz ruhig, bis sein Begleiter Steve, ein Agent des Sonderkommandos, in einem Hinterhalt, der von einem korrupten Kollegen in einer verlassenen Lagerhalle angezettelt wurde, getötet wurde. Während des Überfalls verliert Steve das Aufnahmegerät, das er für die Entlarvung mitgenommen hatte. Der Mörder flüchtet und das Aufnahmegerät fällt in einen Spalt im Boden. Leo versteht, dass dieses Objekt sehr wichtig ist, aber es gelingt ihm nicht, dieses wieder rauszuholen, weil er keine Hände hat. An Steves Beerdigung erkennt Leo seinen Mörder und greift ihn an, um ihn zu töten. Der Polizeikommandant glaubt ihm und will ihn einschläfern lassen. Doch der Tierarzt verkauft ihn an ein Laboratorium für Tierversuche, wo sich Leo mit Giotto, einem Schimpansen, anfreundet. Die beiden planen ihre Flucht. Leo kann nun auf die Hände des Schimpansen zählen, um das Aufnahmegerät zurückzuholen. Nach dem waghalsigen Ausbruch, einem feinen Abendessen und einer kleinen „Sauftour“ gehen die beiden zum Tatort, wo auch der Mörder in Begleitung eines Komplizen auftaucht: auch sie suchen das Aufnahmegerät. Der Mörder verletzt Leo und schnappt sich das Aufnahmegerät, doch Leo gelingt es zu entkommen und wird von Italo, einem eher heruntergekommenen Privatdetektiven aufgenommen. Dieser kümmert sich um Leo, der ihn versucht mit Stefania, seiner Nachbarin, zu verkuppeln und mit Barbie Freundschaft zu schließen. Anfänglich ignoriert Barbie ihn, aber als Leo sie vor einem Dobermann rettet, verliebt sie sich in ihn. Inzwischen hat es Leo allerdings mit Puffi, einer äußerst schlauen und boshaften Perserkatze zu tun. Gerade auf dem Höhepunkt eines romantischen Abendessens wurde Italo, und Leo mit Ihm, zu einem Vorstellungsgespräch gerufen. Aber in Wirklichkeit handelt es sich um eine Falle, die der Killer vorbereitet und organisiert hat, indem er die Bremsen von Italos Auto manipuliert hat. Die beiden landen in einer Böschung und Leo erwacht im Krankenhaus, wo er erfährt, dass sein Körper tot ist, und er, weiß Gott wie, in Italos Körper gelandet ist, der gestorben ist. Diese neue Situation erschreckt ihn sehr, doch bald erkennt er die positive Seite daran: jetzt, da er ein Mann ist, kann er Puffi endlich eine Lektion erteilen, aber vor allem wird er nun versuchen, seinen Feind zu entlarven. Aber Menschsein ist keineswegs einfach und Leo trifft auf zahlreiche Probleme, wie beispielsweise die Beziehung zu Stefania, die ihn seltsam findet, oder diejenige zu Barbie, die ihn erkannt hat und wegen Untreue beschuldigt. Außerdem muss er lernen zu sprechen und sich zu waschen, sich anzuziehen und einzukaufen, Geld aufzutreiben und alle anderen Dinge zu tun, die Menschen so machen. Resigniert denkt Leo darüber nach, was zu tun sei, als plötzlich Italos Geist erscheint, der seinen Körper zurückfordert. Leo erklärt ihm wie die Dinge stehen und erzählt ihm vom korrupten Polizisten, vom Überfall auf Steve und den ganzen Rest. Italo erzählt Leo, dass er an seiner Stelle irrtümlicherweise im Hundeparadies gelandet ist und beschreibt es ihm, sodass dieser b


INHALT

Kapitel 1 (#ulink_5f38d261-0b3e-5681-80df-e02dcb48de36)
Leo schaut fern

Kapitel 2 (#ulink_ec5115ea-99f2-5718-8f94-e708a571f512)
Liebeskummer

Kapitel 3 (#ulink_7573a96c-4524-5c12-b330-dc292a53cded)
Der Kontakt

Kapitel 4 (#ulink_ebd76870-a56c-5695-8368-de0d682bc6b0)
In der Lagerhalle

Kapitel 5 (#ulink_48977c4b-f3f0-55de-b9ee-25bc4acf6750)
Die Situation überstürzt sich

Kapitel 6 (#ulink_a2af6ebd-5b43-5bc7-9ced-8d07e2eb5f5d)
Steves Tod

Kapitel 7 (#ulink_c6e5445b-17d1-5355-b7eb-cb6962e56183)
Die Befreiung

Kapitel 8 (#ulink_d2e11f64-d69f-59ee-9e44-e659ce0f35d7)
An der Beerdigung

Kapitel 9 (#ulink_bc00541a-ce4b-5d6c-bb89-01df23c5a1d6)
Angriff auf den Schwarzen Mann

Kapitel 10 (#ulink_c85739c7-e682-5dc8-a9c7-9c27e732ed01)
Beim Tierarzt

Kapitel 11 (#ulink_56f2b0ad-297d-53de-ba2f-2c01ad5d187c)
Im Labor

Kapitel 12 (#ulink_b8e3312b-3aa5-5df7-8a4d-6dc05709c81f)
Der Plan

Kapitel 13 (#ulink_833c4acd-7f8b-5faf-b3f4-148df20ca112)
Vorbereitung auf die Flucht

Kapitel 14 (#ulink_90fb9bc1-7528-5057-8cf3-0b44b0bad7b2)
Giotto bricht aus

Kapitel 15 (#ulink_fc27040c-c641-5795-a1c3-35d274ff9e8d)
Die Befreiung

Kapitel 16 (#ulink_2b8939dd-fb27-51fa-9bf1-15ce65888f13)
Der Lieferwagen

Kapitel 17 (#ulink_5f7e8ae6-f679-5a56-875c-24d6be0391c5)
Endlich frei

Kapitel 18 (#ulink_c42d3cd9-a959-5d79-92d9-31c99ac68228)
Auf dem Bauernhof

kapitel 19 (#litres_trial_promo)
Das melancholische Saufgelage

Kapitel 20 (#litres_trial_promo)
Giotto, der Philosoph

Kapitel 21 (#litres_trial_promo)
Betrachtungen

Kapitel 22 (#litres_trial_promo)
Bekenntnisse

Kapitel 23 (#litres_trial_promo)
Bei der Lagerhalle

Kapitel 24 (#litres_trial_promo)
In der Lagerhalle

Kapitel 25 (#litres_trial_promo)
Der Walkman

Kapitel 26 (#litres_trial_promo)
Giotto der Held

Kapitel 27 (#litres_trial_promo)
Die Geschichte wiederholt sich

Kapitel 28 (#litres_trial_promo)
Die Rettung

Kapitel 29 (#litres_trial_promo)
Die Operation

Kapitel 30 (#litres_trial_promo)
Das neue Leben

Kapitel 31 (#litres_trial_promo)
Die Nachbarn

Kapitel 32 (#litres_trial_promo)
Barbie und der Dobermann

Kapitel 33 (#litres_trial_promo)
Der Dobermann und ich

Kapitel 34 (#litres_trial_promo)
Das Geständnis

Kapitel 35 (#litres_trial_promo)
Stefanias Besuch

Kapitel 36 (#litres_trial_promo)
Puffis Neckereien

Kapitel 37 (#litres_trial_promo)
Die (Liebes)-Erklärung

Kapitel 38 (#litres_trial_promo)
Bitte um Hilfe

Kapitel 39 (#litres_trial_promo)
Romantisches Abendessen

Kapitel 40 (#litres_trial_promo)
Das Attentat

Kapitel 41 (#litres_trial_promo)
Das Erwachen

Kapitel 42 (#litres_trial_promo)
Wie ist Leo gestorben

Kapitel 43 (#litres_trial_promo)
Stefania kommt

Kapitel 44 (#litres_trial_promo)
Die Polizei

Kapitel 45 (#litres_trial_promo)
Wieder zu Hause

Kapitel 46 (#litres_trial_promo)
Schon wieder Stefania

Kapitel 47 (#litres_trial_promo)
Schnell lernen

Kapitel 48 (#litres_trial_promo)
Der erste Tag als Mensch

Kapitel 49 (#litres_trial_promo)
Der erste Ausgang

Kapitel 50 (#litres_trial_promo)
Der Einkauf

Kapitel 51 (#litres_trial_promo)
Meine Beerdigung

Kapitel 52 (#litres_trial_promo)
Italos Geist

Kapitel 53 (#litres_trial_promo)
Das Hundeparadies

Kapitel 54 (#litres_trial_promo)
Ich will meinen Körper wieder!

Kapitel 55 (#litres_trial_promo)
Der Deal

Kapitel 56 (#litres_trial_promo)
Die Prügelei

Kapitel 57 (#litres_trial_promo)
Einladung zum Abendessen

Kapitel 58 (#litres_trial_promo)
Auf dem Parkplatz

Kapitel 59 (#litres_trial_promo)
In der Zentrale

Kapitel 60 (#litres_trial_promo)
Vorbereitungen für das Abendessen

Kapitel 61 (#litres_trial_promo)
Die Falle

Kapitel 62 (#litres_trial_promo)
Das Buch über die Gespenster

Kapitel 63 (#litres_trial_promo)
Abendessen bei Stefania

Kapitel 64 (#litres_trial_promo)
Nach dem Abendessen

Kapitel 65 (#litres_trial_promo)
Zweifel und Versuchung

Kapitel 66 (#litres_trial_promo)
Sieg!

Kapitel 67 (#litres_trial_promo)
Am nächsten Tag

Kapitel 68 (#litres_trial_promo)
Endgültiger Kampf

Kapitel 69 (#litres_trial_promo)
Die Wendung

Kapitel 70 (#litres_trial_promo)
Die Zauberformeln

Kapitel 71 (#litres_trial_promo)
Die Monster kommen

Kapitel 72 (#litres_trial_promo)
Fazit

Kapitel 73 (#litres_trial_promo)
Die Rückgabe

Kapitel 74 (#litres_trial_promo)
„Das hat ganz schön lange gedauert!“

Kapitel 1

Leo schaut fern

Draußen war es stockdunkel, die Kirchenglocken hatten lange geläutet und ein herrlicher Duft nach etwas Essbarem drang unter der Eingangstür hervor. Die Nachbarn hatten eben angefangen zu streiten und Teller zu zertrümmern, wie jeden Abend, ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Looney Tunes bald anfangen würden! Ich rannte zur Couch, um es mir da bequem zu machen, in der Hoffnung, dass mein Lieblingstrickfilm Silvester gezeigt würde, dann drückte ich wahllos auf den Tasten der Fernbedienung herum, mit dem verflixten Versuch, die Lautstärke einzustellen. Als ich mich abermals fragte, weshalb die Fernbedienungen und ihre entsprechenden Tasten so klein hergestellt werden, trat Steve ein, und sogleich spielte sich pünktlich, wie an jedem regnerischen Abend, die gleiche Szene ab. Die nassen Sohlen seiner Schuhe rutschten auf dem Parket und er stolperte über den Teppich direkt gegen die Vitrine, die schon länger leer in einer Ecke am Eingang stand. Diese begann zu schwanken und Steve setzte zu einer Art griechisch-römischen Kampf an, um sie festzuhalten. Mein Freund Steve war ein Polizeiinspektor, ein echt guter Polizist, der beste, mit dem ich je zusammengearbeitet habe (eigentlich der einzige, wenn ich ehrlich sein soll!). So scharfsinnig und präzise, bestimmt und aufmerksam er bei der Arbeit war, so war im Privatleben ein Hudler. Er war unordentlich und zerstreut und außerdem schüchtern und unsicher. Gerade deswegen ist es ihm wahrscheinlich mit 37 Jahren noch nicht gelungen, eine ernste und feste Beziehung mit seinesgleichen aufzubauen. Nachdem sich Steve vom Kampf mit der Vitrine erholt hatte, fluchte er ein paarmal, rieb sich heftig das Knie, stampfte vor Wut und Schmerz mit dem Fuß auf den Boden und warf den abgenützten und durchnässten Regenmantel fluchend an den Kleiderhaken. Schließlich ließ er sich wie jeden Abend in den Sessel fallen, die Arme baumelnd über den Armlehnen und den Kopf in den Nacken geworfen. Er schloss für einen Augenblick die Augen, anscheinend um einen kurzen Moment des Friedens zu erheischen, besann sich aber und öffnete die Augen, um mich ernst zu mustern. Er stand auf und nahm mir die Fernbedienung weg, ohne meinen bösen Blick zu beachten, dann stürzte er sich erneut in den Sessel. Er stellte die Lautstärke, die ich eben erst mühsam eingestellt hatte, leiser und begann zu sprechen. Es war mir klar, was mich erwartete. Resigniert seufzte ich und flößte mir ein, dass ich Opfer einer regelrechten Ungerechtigkeit war: da arbeitet einer von morgens bis abends, schlecht bezahlt und wenig geschätzt, oft sogar schlecht behandelt und ohne sichere Aussichten auf Zukunft und Pension. Am Ende des Tages legst du dich ohne große Ansprüche und ohne jemanden zu stören auf die Couch, in der Hoffnung, in aller Ruhe lediglich einen Trickfilm zu schauen…aber nein! Du musst das Geschwätz deines Arbeitskollegen, der das verdammte Laster hat, sich niemals zu entspannen, über dich ergehen lassen. Ehrlich gesagt, hat er sich nicht oft so verhalten, aber wenn, dann habe ich ihn ernsthaft verabscheut, vor allem dann, wenn gerade die Looney Tunes am Fernseher liefen.
«Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe, ich hatte zu tun. Bald werden wir uns den „Gesang eines Vögelchens“ anhören» sagte er mit hellbegeisterter Miene, und ich habe nie verstanden, weshalb er sich so gerne auf diese Art und Weise, wie die Figur aus einem Kriminalfilm vierter Kategorie, ausdrückte. Widerwillig drehte ich den Kopf, nur wenig, um den Fernseher nicht aus den Augen zu verlieren und schaute ihn scheinbar interessiert von unten her an.
«Genau so ist es, wir sind nahe dran, wir haben es fast geschafft!» fügte er aufgeregt hinzu, nachdem er lange genickt hatte, um meine Neugier auf Alarmstufe zu bringen. Ich schaute ihn weiterhin gedankenverloren an, ohne mit der Wimper zu zucken, aber nur für einen Augenblick. Sofort wanderten meine Augen, unwiderstehlich angezogen, wieder auf den Bildschirm. Der Kater Silvester hatte sich eben etwas zu weit über die Dachrinne gelehnt, so dass er vom Dach eines 26-stöckigen Hochhauses stürzte.

Kapitel 2

Liebeskummer

«Hey, ich spreche mit dir» ermahnte mich mein Begleiter, und wiederum betrachtete ich ihn irritiert. Wenn ich schon kein Audio haben konnte, so wollte ich mir doch zumindest den unglückseligen Sturz des Katers nicht entnehmen lassen. Als dieser benommen wieder aufstand, mit blutunterlaufenen Augen und den Vögelchen, die um seinen Kopf tanzten und alsbald in tausend Stücke zerbröckelten, zerplatzte ich vor Lachen.
«Ich habe einen neuen Kontakt,» beharrte Steve mit strahlenden Augen, «bald werden wir uns mit einem Vertrauten treffen. Er wird uns konkrete Beweise liefern, damit wir es endlich verhindern können, dass im Polizeirevier extra Geld in Umlauf gebracht werde. Wir werden so viele korrupte Agenten nach Hause schicken, dass die Behörden gezwungen sind, ein neues Auswahlverfahren auszuschreiben, ansonsten wird es in der Stadt zu wenige Polizisten geben…hey, hörst du mir überhaupt zu oder nicht?»
Ich schnaubte immer ärgerlicher und lenkte den Blick nun definitiv auf ihn, mittlerweile lief bereits der Abspann des Trickfilms. Ich streckte mich und bereitete mich geistig vor, spitzte die Ohren, um ihm zuzuhören und beschloss, dass ich am Ende seiner Geschichte ein Nickerchen machen werde. Aber mein Begleiter, längst beleidigt über mein Verhalten, gab es schließlich auf. Er griff nach hinten und drückte die Taste des Anrufbeantworters auf dem Schrank hinter ihm, um die Freisprechanlage einzuschalten.
„Steve, mein Schatz, wann kommst du Mamma besuchen? Seit Wochen lässt du nichts von dir hören. Melde dich aber einen Tag vorher, dann koche ich dir einen Auberginen -Auflauf, der dir so gut schmeckt…ah, ich habe dir drei Paar Unterhosen gekauft, von diesen bequemen…und denke bitte daran, dass …“
Mein Freund schüttelte den Kopf und drückte eine andere Taste.
„Tschau Champion, ich bin es, Paolo. Lebst du noch? Vergiss bitte nicht, dass wir morgen Abend die Revanche des Boccia-Turniers haben. Bitte komm dieses Mal mit voller Konzentration, nach der schlechten Figur, die wir das letzte Mal gemacht haben, müssen wir dieses mal mehr als gewinnen. Dieses Mal müssen wir sie alle demütigen, oder das ganze Revier wird uns bis zur Pension auf den Arm nehmen.“
Steve drückte die Taste nochmals, um das Band schneller laufen zu lassen, dabei ignorierte er die Nachrichten, die ihn nicht interessierten. Plötzlich war eine Frauenstimme zu hören.
„Ich bin es, Mara“ sagte sie in schmeichlerischem Ton, „ich wollte mich für die Blumen bedanken. Es ist wirklich sehr freundlich von dir, dass du an meinen Geburtstag gedacht hast. Ich habe mich sehr darüber gefreut, ehrlich, aber ich nutze dennoch die Gelegenheit, um etwas klarzustellen: in den letzten drei Monaten hast du mir mehrfach das reinste Gewächshaus nach Hause geschickt. Du hast mir am Radio sechzehn Lieder gewidmet, wir haben uns vierzehn Sonnenuntergänge und einundzwanzig Liebesfilme angeschaut, und schließlich hast du mir vier aphrodisisches Abendessen zubereitet… aber an mehr als das, ist wohl kaum zu denken! Hör zu, ich bin nicht Heidi. Ich bin nun fast vierzig Jahre alt, du hättest mir zumindest einen Kuss geben können. Jetzt habe ich jedenfalls das Bedürfnis etwas nachzudenken, also bitte suche mich nicht… ich werde mich dann schon melden.“
Steve errötete und schaute mich verwundert an. Ohne ein Wort zu sagen, warf ich ihm verlegen einen den Umständen entsprechenden Blick zu, so als ob ich sagen wollte: “Na, keine Sorge, es gibt noch viele andere.“ Dabei fragte ich mich, warum wohl die Beziehungen zwischen Mann und Frau oft so schwierig sind. Der Mensch sind weltweit die einzige Spezies, bei der zwei Elemente unterschiedlichen Geschlechtes eine Menge Regeln einhalten müssen, um eine Beziehung aufzubauen: in erster Linie müssen sie sich aus ästhetischer Sicht gegenseitig gefallen, dann sollten sie einen Dialog finden und den gleichen Geschmack in Sachen Kino und Musik, Hobbys, Lektüre und Kultur haben. Außerdem sollten die entsprechenden Familien Gefallen aneinander finden, ganz zu schweigen von Mundgeruch und Look, oder der Farbe der Augen und der Haare…oder der Arbeit und des Bankkontos, auch wenn alle diese Elemente oft ein unterschiedliches Gewicht haben. Jedenfalls hat jede Regel ihre Ausnahmen, und so kann es vorkommen, dass jemand der sich auf eine Liebesgeschichte einlässt, nur am Bankkonto oder an einer einzigen anatomischen Besonderheit ausreichend Interesse findet. Kaum zu glauben, dass sich alle anderen Rassen, die den Planeten bewohnen, mit einem Geruch oder mit einer Farbe begnügen!

Kapitel 3

Der Kontakt

Plötzlich verfinsterte sich Steves Miene, und er wurde traurig. Ich bemerkte, wie sehr es mir leid tat, nur selten habe ich ihn so verbittert erlebt. Während das Band des Anrufbeantworters mit banalen Nachrichten weiterlief, zog er sein Portemonnaie aus der Hosentasche. Er nahm ein Foto und ein paar zusammengefaltete Briefe heraus, betrachtete einen Augenblick das Foto und überflog die Briefe, nur schnell, denn er kannte sie ja schon auswendig. Er nahm ihren Duft auf, zerknitterte sie dann und war schon im Begriff, sie wegzuschmeißen, dachte aber nochmals darüber nach. Er ging zum Schrank im Wohnzimmer, steckte den Schlüssel ins Schubladenschloss und öffnete sie. Ich für mich habe sie „die Schublade der verpassten Chancen“ getauft, weil sie von Fotos, Briefen, Schlüsselanhängern, parfümierten, musizierenden und leuchtenden Kuscheltierchen, Kino- und Discotickets, Postkarten, Plüschtieren und verschiedenen Gadgets nur so überquoll. Seufzend schmiss er die Fotos und Briefe hinein und knallte dann die Schublade mit einem zornigen Stoß zu. Genau in diesem Moment machte sich in mir die erschreckende Erkenntnis über das, was mich nun erwarten würde, breit: mindestens zwei Stunden empörten Wutausbruchs, mit einer Zusammenfassung aller Liebesromanzen der letzten neunundzwanzig Jahre seines Lebens… oder mit anderen Worten, seitdem er acht Jahre alt war…, die nie begonnen haben oder bereits im Keime erloschen sind. Das Absurde an der Sache war, dass praktisch alle Frauen des Reviers auf ihn standen, aber er, der so von seiner Arbeit eingenommen war, bemerkte es nicht einmal. Wenn er sich bloß etwas umgeschaut hätte, anstatt stets nur an seine Pflicht zu denken, hätte er in weniger als fünf Minuten eine Freundin gefunden. Ich suchte nach einer bequemeren Position, um mich auf die Tortur vorzubereiten und versuchte, eine aufmerksame und Anteil nehmenden Miene aufzusetzen, schließlich ging es um meinen Kumpel und ich wollte ihn nicht auch noch enttäuschen!
«Möglich, dass seit dem ersten Mal, als…» begann er eben zu sagen, während er im Wohnzimmer hin und her wanderte, als er plötzlich innehielt.
Er rannte zum Anrufbeantworter, der inzwischen weiterhin Nachricht um Nachricht herunterrasselte, spulte die letzte Aufnahme zurück und ließ sie erneut von vorne laufen.
«Wir haben es geschafft, der Kerl von dem ich dir erzählt habe ist zur Mitarbeit bereit aber er will eine Menge Geld. Die Verabredung findet heute Abend um neun Uhr im alten Industrieviertel, vor der einzigen leerstehenden Lagerhalle statt. Versuche pünktlich zu sein und vor allem komm alleine und unbewaffnet, sonst haut er ab und wir spüren ihn nicht wieder auf» sagte eine heisere Stimme, und ich war ihr so dankbar, denn sie bewahrte mich vor einer regelrechten Qual. Steve schaute auf die Wanduhr und sprang auf, ging zum Kleiderständer und nahm den Regenmantel, der inzwischen eine Wasserlache auf dem Boden hinterlassen hat, danach drehte er sich um und schaute mich ernst an: “Verdammt, die ganze Welt hat sich gegen mich verbündet: keine Trickfilme und kein Nickerchen!“ sagte ich mir enttäuscht, sprang von der Couch herunter und folgte ihm widerwillig.

Kapitel 4

In der Lagerhalle

Glücklicherweise hatte es inzwischen aufgehört zu regnen. Steve hatte die schlechte Angewohnheit, alles alleine in Ordnung bringen zu wollen, sodass sein Auto mit Klappverdeck an einem fernen Juniabend definitiv zum Cabriolet geworden ist. Er war der einzige, der an jenen kalten und regnerischen Tagen Ende Februar mit einem Sonnenschirm zwischen den Beinen eingeklemmt herumfuhr. Als Rechtfertigung dafür erklärte er mir wiederholt, dass ihn die Reparatur der automatischen Abdeckung mehrere Monatsgehälter gekostet hätte. Das Problem war nur, dass der Sonnenschirm bei erhöhter Geschwindigkeit jedesmal entweder umkippte oder gar davonflog…mit den Auslagen, die er für die Sonnenschirme aufbringen musste, hätte er sich einen neuen Wagen leisten können!
«Verdammt, wir sind zu spät gekommen» bemerkte mein Freund, als er das Auto vor der Lagerhalle anhielt. Die Luft war frisch und hatte einen intensiv bitteren Geruch nach Erdöl. Vor dem Tor erwartete uns ein Mann, die Händen in den Taschen vergraben. Er trug einen schwarzen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen und einen Hut mit breiter Krempe, die, vom Regen durchnässt, seitlich herunterfiel, sodass sein Gesicht praktisch vollständig verdeckt war. Steve stieg aus und lief ihm entgegen, ich folgte ihm.
«Wo ist das Vögelchen?» fragte Steve den schwarz gekleideten Typen.
«Schon hineingegangen» antwortete der Schwarze Mann. „Er konnte es kaum erwarten zu singen…aber ich habe dir angeraten alleine zu kommen!“ fügte er in ernstem Ton hinzu, indem er mit einem Kopfnicken auf mich hinwies.
Sofort erkannte ich seine Stimme, es war die gleiche, die am Anrufbeantworter die Nachricht hinterlassen hatte, also war der Schwarze Mann wahrscheinlich unser Kollege. Steve schaute mich mit Stirnrunzeln und Achselzucken an, ich trippelte kleinlaut ins Auto zurück. Der Mann schob das schwere Schiebetor am Zugang zum Innenhof der Lagerhalle auf, und sobald sie eingetreten waren, schloss er es hastig wieder zu und ging in Richtung Hauptgebäude, gefolgt von Steve. Dieser Typ gefiel mir überhaupt nicht und diese Situation noch weniger. Wenn mein Freund einen Fehler hat, dann war es das zu große Vertrauen in sich selbst und manchmal auch in die anderen. Angesichts seines Berufes fand ich das äußerst merkwürdig. Auch ich hatte ein paar Fehler: erstens hasste ich es, beiseite geschoben zu werden, und zweitens vertraute ich, im Gegensatz zu Steve, praktisch niemandem. Sobald die Schritte auf dem Kies hinter dem Tor fern waren, hüpfte ich aus dem Wagen und begann am Rand des Palisadenzauns nach einem Spalt zu suchen, durch den ich sie beobachten konnte. Ich hatte den Rundgang um das Gebäude schon fast beendet und wollte eben gerade zum dritten Mal pinkeln (man kann ja nie wissen, ab und zu kommt es vor, dass man den gleichen Weg wieder zurückkehren muss), als die Stimmen plötzlich lauter wurden, ein Zeichen dafür, dass eine wilde Diskussion im Gange war. Aus Angst, dass Steve meine Hilfe benötigte, beschloss ich meinen Rundgang schnell zu beenden und nach einem anderen Eingang zu suchen. Leider verlief die kleine Straße am Rand der Lagerhalle in eine Sackgasse. Die Stimmen wurden immer lauter und erregter, nun sind sie gar in Schreie ausgeartet. Ich drehte leicht den Kopf und spitzte die Ohren, um besser zu verstehen was sie sagten.
«Was ist los? Bist du etwa verrückt geworden, oder ist es vielleicht ein Witz? Was willst du mit dieser Pistole machen? Stecke sie ein, es könnte ein Schuss losgehen» meinte mein Freund besorgt.
«Du musst mir sagen, wer die anderen Spione sind!»
«Aber was willst du tun, willst du mich erschießen?»
«Falls du mich dazu zwingst, werde ich es tun und wie, da kannst du sicher sein! Ich habe dir gesagt, dass du mir alle Namen sagen sollst, und außerdem solltest du aufhören, dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen, hast du verstanden? Diese Angelegenheit ist viel zu groß für dich!» insistierte der Schwarze Mann.
«Okay, okay, ich habe verstanden» antwortete mein Freund um Zeit zu gewinnen «ich werde dir alles sagen und dir die Dokumente liefern, die ich gesammelt habe. Jetzt steck aber die Pistole weg und lass uns rausgehen, denn wenn mein Kumpel sieht, dass du mich bedrohst, wird er aggressiv werden.»
«Und du nennst diesen Köter Kumpel?» erwiderte der Schwarze Mann in abschätzigem Ton, was mich absolut rasend machte.
«Also gut, mir ist es recht, aber zuerst musst du mich davon überzeugen, dass du die Lektion gelernt hast, und außerdem gibt es da noch einiges zu klären» meinte er abschließend.

Kapitel 5

Die Situation überstürzt sich

Ich begann der Straße entlang zu rennen, so schnell ich konnte. Beim Sparziergang um das Gebäude konnte ich hoch oben ein großes Fenster entdecken. Darunter lagen entlang der Mauer einige Schachteln aufgetürmt, auf die ich hätte klettern können. Ohne zu zögern hüpfte ich von Schachtel zu Schachtel, bis ganz nach oben, ich bemerkte aber schnell, dass sie leer waren, und wer weiß warum, kam mir Kater Silvester in den Sinn. Während ich schaukelte und kämpfte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und mit dem Risiko runterzufallen, weil die vom Regen aufgeweichten Schachteln unter meinem Gewicht schon nachgaben, ist es mir gelungen einen kurzen Blick durch das Fenster zu werfen. In schäbigem Neonlicht stand der Schwarze Mann mit dem Rücken zu mir und hielt Steve in Schacht. Mein Freund sah mich und ein Hoffnungsschimmer flackerte kurz in seinen blauen Augen auf.
«Geh Leo! Lauf los!» schrie er aus voller Kehle.
Der andere zögerte und drehte sich um. Steve nutzte diesen Augenblick der Unsicherheit, um ihn zu überwältigen. Sie kämpften und drehten und wälzten sich auf dem rutschigen Boden. Unfähig, irgendeine Entscheidung zu treffen schaute ich bloß zu, während ich pausenlos zu kämpfen hatte, um ich nicht vom Kartonberg runterzufallen. Der Schwarze Mann versetzte Steve einen Kinnhaken. Benommen ließ er locker, sodass dieser die Gelegenheit sofort nutzte, um sich zu befreien. Dann schlug er ihm eine heftige Faust in den Magen und stürzte sich auf die Pistole, die ihm vorher aus der Hand gerutscht war.
«Verdammter Rumschnüffler, das hast du nun davon!» schrie er und richtete die Pistole mit gestrecktem Arm auf Steve.
Dieser war inzwischen wieder aufgestanden und rannte im Zickzack los, auf der verzweifelten Suche nach Deckung. Die Situation war äußerst ernst, außerdem würden die Schachteln jeden Moment endgültig runterfallen. Dies war nun die letzte Chance, meinem Freund zu helfen. Ohne das geringste Zögern setzte ich auf einen Sprung an. Der erste Schuss fiel, als ich gegen das Fenster knallte. Sein Widerhall übertönte sogar den Lärm der in Scherben zerfallenden Scheibe. Betäubt und mit einem schrillen Pfeifton im Ohr, sah ich, gerade als ich die Pfoten auf dem Boden aufsetzte, einen zweiten Funken aus der Pistole zischen. Beim ersten Schuss hat sich Steve instinktiv geduckt und blieb stehen. Als er sich langsam mit erhobenen Händen umdrehte, traf ihn der Schuss voll in die Brust. Der Stoß ließ ihn rückwärts zu Boden fallen und irgendetwas glitt dabei aus der Tasche seines Regenmantels. Ein kleiner, eckiger und glänzender Gegenstand rutschte auf dem glatten, öligen Boden davon und verschwand in einer Ritze des Bodens. Der Schwarze Mann eilte zur Tür, um offensichtlich abzuhauen, aber das war mir egal, ich rannte zu meinem Freund.
«Fass ihn, Leo. Schnapp dir diesen Mistkerl!» flüsterte er mir zu.
Ich rannte wie noch nie in meinem Leben, aber es war sinnlos. Als ich den Ausgang erreichte, war der andere bereits draußen und hat das Tor hinter sich geschlossen. Durch eine Ritze konnte ich den Schwarzen Mann nur noch in seinen Wagen steigen sehen. Er fuhr rückwärts aus dem Parkplatz und stieß dabei gegen eine Straßenlampe, dann drückte er im ersten Gang auf das Gaspedal und rauschte in einer Staubwolke schnell davon.

Kapitel 6

Steves Tod

Traurig kehrte ich zu meinem Freund zurück, der noch immer auf dem Rücken, mit dem Kopf zur Seite gedreht und gebeugten Knien am Boden lag. Er keuchte. Ich leckte ihm die Hand. Langsam drehte er den Kopf, mit übermenschlicher Anstrengung gelang es ihm einen Arm zu heben, um mich hinter den Ohren zu kraulen, wie er es immer tat. Die Hand war so kalt, dass es mich schauerte. Von einer plötzlichen Idee übermannt, schloss ich die Augen, streckte mich und steckte meine Schnauze in die Tasche seines Regenmantels, auf der Suche nach seinem Handy.
«Sinnlos, ich habe es zu Hause liegen gelassen…es tut mir leid mein Freund, ich fürchte, dies ist nun wirklich das Ende …» murmelte er mit niedergeschlagener Grimasse, da er meine Absicht erahnt hatte, dann sah er mich mit feuchten Augen an, und ich musste verzweifelt aufjaulen. Die Resignation, die in seinen Augen zu lesen war, gab mir zu verstehen, dass nichts mehr zu machen war. Ich hockte mich neben ihn, möglichst nahe, um ihm zumindest etwas Wärme zu geben. Bald wurde er von einem ersten Hustenanfall geschüttelt, dann nochmals und nochmals.
«Es tut mir leid» flüsterte er ein letztes Mal, dann schloss er die Augen für immer.
Eine abgründige Stille, wie ich sie noch nie gespürt hatte, breitete sich aus, die ab und zu nur vom Pfeifen kalter Böen Luft, die durch das kaputte Fenster eindrangen, unterbrochen wurde. Der beißende Geruch von Schießpulver und Blut meines Freundes war wirklich ekelerregend. Aber ich ging nicht weg, er war mein Freund und für nichts in der Welt hätte ich ihn hier alleine zurückgelassen! Er lag reglos neben mir, lag zwar hier, aber eben, er war doch nicht mehr hier. Er ignorierte mich, und ich konnte einfach nicht verstehen weshalb.
„Das ist nicht fair… du kannst mich nicht so verlassen, wir hatten eine Abmachung getroffen! Immer zusammen, bis zum bitteren Ende, du hast es mir versprochen!“ dachte ich.
Dies war schon immer unser Ritualspruch, er äußerte ihn vor jedem Einsatz. Zwei Worte, ein Zwinkern und dann los, gemeinsam der Gefahr entgegen. Diese Worte bedeuteten, dass wir, falls uns etwas Schlimmes zustoßen sollte (was in unserem Beruf durchaus möglich war) zusammen umkommen mussten. Aber nein, nach jahrelanger enger Freundschaft und harter Zusammenarbeit, wo wir Schulter an Schulter oder zumindest Schulter an Pfote gearbeitet hatten, ließ er mich nun plötzlich auf diese Weise alleine! Das Schlimmste daran war aber, dass ich mich schuldig fühlte, ich sagte mir unaufhörlich, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn ich aufmerksamer und bestimmter reagiert hätte. Aber ich hatte zu großes Vertrauen in ihn, ich hatte mit meinem Sprung durch das verdammte Fenster zu lange gewartet!
Plötzlich stieg eine Erinnerung in mir hoch, die mir leichte Hoffnung gab. Während der Ausbildung, als ich noch fast ein Welpe war, hatte er mich oft aufs Land zum Spielen gebracht. In milder und duftender Luft und im unaufhörlichen Flattern bunter Schmetterlinge purzelten wir dort zusammen im Gras. Wir kämpften solange, bis er sich plötzlich totstellte. Gott, war ich die ersten paar Male erschrocken! Voller Angst leckte ich ihm das Gesicht und schüttelte ihn mit den Pfoten, danach sprang er laut lachend auf. Eigentlich wusste ich nun genau, dass es unnötig war… aber ich versuchte es trotzdem…
„Nein, es ist kein Scherz!“ dachte ich verzweifelt.

Kapitel 7

Die Befreiung

Aufgrund meines lauten Gebells und meines unaufhörlichen Jaulens wurden am nächsten Morgen einige Kollegen von den Eigentümern der Lagerhalle benachrichtigt. Sie kamen, um nachzuschauen was vorgefallen war und konnten uns beide dort vorfinden. Ich habe die ganze Nacht versucht, das kleine Objekt, das aus der Tasche des Regenmantels gefallen war, aus der Ritze zu grabschen, aber da war nichts zu machen. Ich konnte es gerade noch mit der Pfote berühren, aber um es packen zu können, hätte ich Finger haben müssen. Ich habe versucht ein Loch zu graben, habe mir allerdings dabei am Zementboden lediglich die Krallen abgewetzt. Auch mit der Schnauze habe ich es versucht, aber die Ritze war zu schmal. Starrköpfig wie noch nie, habe ich es trotzdem abermals versucht, habe mir aber schließlich lediglich einen schönen Schnitt gerade über der Nase zugezogen. Ich hatte auch versucht, die Aufmerksamkeit der Polizeibeamten auf mich zu lenken, indem ich sie am Ärmel zupfte und in Richtung Bodenspalt zog, aber leider war es völlig überflüssig: nachdem sie mich kurz der Reihe nach getröstet hatten, antworteten sie auf mein Bellen, dass sie nun keine Zeit zum Spielen hätten und widmeten sich ihrer Beschäftigung zu, ohne mich weiter zu beachten…als ob ich in diesem Moment Lust auf Spielen gehabt hätte! Nach und nach kamen die Spurensicherung und die Fotographen, Detektiven und Journalisten an den Tatort. Bald legte jemand Steve in einen grauen Sarg, der dann in einem grauen Leichenwagen fortgebracht wurde.
«Chef, was machen wir mit ihm?» fragte ein Beamter den Kommissar, der sich zu mir bückte und meine Schnauze zwischen die Hände nahm.
«Armer Leo… ich kann mir vorstellen, wie schlimm es für dich gewesen sein muss… mit eigenen Augen zuzuschauen, wie dein Kumpel umgebracht wird! Zu sehen wie er im einem Metallsarg weggebracht wird…und außerdem kannst du nicht sprechen, ich bin mir sicher, dass der Mörder sonst seine Stunden gezählt hätte…verdammt! Nehmt ihn mit zu Steves Wohnung und holt seine Sachen, er wird vorerst bei uns in der Zentrale bleiben, später werden wir sehen, ob ihn jemand adoptieren möchte.»
Als ich hörte, dass sie mich nach Hause bringen wollten, war ich etwas erleichtert, denn da war doch die Stimme des Mörders auf dem Aufnahmegerät gespeichert. Ich hätte es arrangieren können, dass jemand es sich angehört hätte, ich hätte ihnen zu verstehen gegeben können, dass dies die aufgenommene Stimme dieses Mistkerls war, der meinen Freund so kaltblütig ermordet hatte. Ich war mir sicher, dass es nicht schwierig sein würde, aber sobald ich aus dem Wagen stieg, drang mir dieser Geruch nach Schießpulver und Erdöl erneut in die Nase. Zweifellos war der Mörder hier gewesen, um die Dokumente von denen Steve gesprochen hatte zu suchen und um die Stimme im Anrufbeantworter zu löschen. So kam es, dass die Wohnungsdurchsuchung auf der Suche nach etwas Brauchbarem, das auf die letzten Lebensstunden hätte Licht bringen können, erfolglos blieb.
Mein Leben lang habe ich mir gewünscht Hände zu haben, womöglich auch nur einmal, auch nur für einen Tag. In der Überzeugung, dass die Hände eine der wenigen wirklichen Unterschiede zwischen mir und einem Menschen waren, fragte ich mich stets, was ich alles hätte unternehmen können, wenn ich sie gehabt hätte. Ich hätte mich beispielsweise mit den sinnlosesten (aber auch lustigsten!) Dingen austoben können, wie die Katze am Schwanz halten und sie in der Luft herumwirbeln, um sie dann loszulassen und davonfliegen zu sehen, oder mir selber Steine und Tannzapfen zuzuwerfen, damit ich ihnen nachrennen und sie wieder einfangen kann. Ich hätte sie allerdings auch für nützliche Dinge einsetzen können, wie etwa mir alleine die Türe für meine Bedürfnisse zu öffnen oder mir gegen die Kälte eine Decke überzuwerfen, außerdem hätte ich die Herrschaft über den Kühlschrank und den Fernseher gehabt. Damals wünschte ich es mir sehnlichst, wie noch nie. Es war mir tatsächlich bewusst, wenn auch nur für wenige Minuten, dass es mir wie durch ein Wunder gelungen wäre, den mysteriösen Gegenstand, der Steve verloren hatte, aus der Ritze zu grabschen und damit den Mörder an die Wand zu stellen! Aber ich fühlte mich lediglich als unnützen Hund mit vier schäbigen, unnützen Pfoten! Alsbald fiel ich in einen tiefen depressiven Zustand und verbrachte die folgenden drei Tage im Polizeirevier in einem improvisierten Hundekorb, mit der Schnauze zwischen den Vorderpfoten vergraben, ohne Lust auf Fressen und ohne je den Kopf zu recken. Sobald ich jemanden meinen und Steves Namen erwähnen hörte, spitzte ich bewegungslos die Ohren, aber ich war absolut nicht in der Lage, irgend in einer Form zu reagieren.

Kapitel 8

An der Beerdigung

„Nie wieder werde ich jemanden gernhaben, und nie wieder möchte ich einen Menschen an meiner Seite haben! Da opferst du dich für ihn auf, hütest sein Haus und spielst mit seinen Kindern (leider ist das kräftige Anpacken an den Ohren und Schwanz das Lieblingsspiel für Kinder mit Hunden), du stehst ihm stets zur Seite, leistest ihm Gesellschaft und tröstest ihn nötigenfalls. Und er, als Gegenleistung dafür, lässt dich plötzlich auf diese Art und Weise alleine… und nun sollst du mit einer anderen oder gar mehreren Personen eine neue Beziehung eingehen, von neuem ein Gleichgewicht suchen und dir neuen Respekt verdienen, neue Worte, den Tonfall seiner Stimme und neue Gewohnheiten erlernen, dich wieder mit einer Menge mühsamer Dinge beschäftigen, wie beispielsweise mit anderen Hunden deines Wohnquartiers kämpfen, damit du dir ein ruhiges Örtchen für deine Bedürfnisse sichern kannst. Und plötzlich beschließt dein Freund vielleicht in die Ferien zu gehen oder er hat plötzlich eine Allergie oder er wird einfach nur Vater, dann gibt er dir einen schönen Tritt in den Schwanz…
Außerdem war Steve ganz besonders! Einen Freund wie ihn würde ich niemals, mein Leben lang, nie wiederfinden. Verdammt, wäre ich doch bloß entschlossener gewesen… das schlechte Gewissen wird mich mein Leben lang begleiten! Wie schade, dass ich nichts mehr für ihn tun kann. Ich bin mir sicher, dass dieser kleine Gegenstand, der in die Ritze im Boden gefallen ist, sehr wichtig ist, aber ich konnte ihn ja nicht herausfischen und allein wird es mir wohl niemals gelingen. Was soll ich denn nun tun? Vielleicht, wenn mich doch jemand aus der Zentrale aufnehmen würde… oder doch nicht, nein besser nicht! Ich habe dieses Leben satt! Uniformen und Schießereien, Verfolgungsjagden und schlaflose Nächte sind mir überdrüssig. Eigentlich könnte ich als Straßenköter durchkommen, zumindest bis ich wieder einen klaren Kopf habe, verhungern werde ich dabei bestimmt nicht…“
Dies waren meine Gedanken, während ich an der Spitze des Trauerzuges meinen Freund zu seiner letzten Ruhestätte begleitete. Wir gingen lautlos, umhüllt von kaltem Winterduft, und ich war mir nicht sicher, ob ich wegen der kalten Luft, die in meiner Nase kribbelte, Tränen hatte. Habt ihr schon mal eine Beerdigung ohne Regen erlebt? Bestimmt nicht, oder? Und was für ein Regen! Und außerdem war da ein Wind, der das letzte gelbe und welke Laub von den Ästen wehte und uns ins Gesicht wirbelte, während der Atem kleine Wolken bildete. Auf der Wiese stand eine Unzahl von Menschen in dunkeln Kleidern und mit offenen Schirmen. Die meisten traten abwechslungsweise vor den Sarg neben dem Grab, um einige letzte Worte zu äußern, unterschiedliche Worte, doch stets von gleicher Bedeutung. Ich hatte echt genug! Ich wollte nicht mit anschauen, wie der Sarg in die Grube gehievt wurde, ich befürchtete, mein Herz würde zerreißen. Eben hatte ich mich umgedreht, als ich plötzlich nach wenigen Schritten auf eine Stimme aufmerksam wurde. Ich spitzte die Ohren, drehte mich um und ging wieder zurück.
«Bei solchen Tragödien, wie dieser, fragt man sich oft…» sprach eben der Schwarze Mann in falsch bewegtem Ton, «…und so haben wir von der Spurensicherung beschlossen…» hörte ich aufmerksam zu, um sicher zu sein, dass dies nicht bloß mein Eindruck war.
«Dies ist bestimmt die beste Art und Weise, das Gedenken eines Mannes zu ehren, der…»
Tatsächlich, das war er! Ich war mir sicher, dass es dieser Mistkerl war, der Steve erschossen hatte, und wie ich es mir von Anfang an gedacht hatte, war er ein Kollege!
Wie unverfroren, er trug sogar den gleichen stinkenden Mantel und den gleichen Hut, vielleicht trug er sogar die gleiche Pistole, mit der er ihn getötet hatte, mit sich herum.

Kapitel 9

Angriff auf den Schwarzen Mann

Ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken, was zu tun wäre, im Nu schoss mir das Blut vor Wut in den Kopf. Angesichts meines Hundedaseins hatte ich keine große Wahl, ich hatte ja keine Stimme, um ihn anzuprangern und keine Hände, um ihn zu durchsuchen. Das einzige, wofür ich sorgen konnte, war der Versuch, dass ihm das gleiche Schicksal blühte wie Steve. So nahm ich Anlauf, mit den Pfoten, die auf dem Matsch nur schwer Halt fanden, und rannte so schnell ich konnte bis zum Sarg hin und sprang in einem Satz darüber. Fünfunddreißig Kilo Gewicht bei einer Geschwindigkeit von vierzig Stundenkilometern stürmten auf den Mörder los, der in die Grube stürzte, und als er mit den Schultern am Boden aufschlug, war ich bereits über ihm. Mit fletschenden Zähnen und grässlichem Knurren, was so viel bedeutete, wie: „Jetzt habe ich dich endlich, du verfluchter, nun hast du es mit mir zu tun…. aber dann, im Jenseits, wirst du es mit meinem Freund zu tun haben!“, schaute ich ihm direkt in die Augen.
Während sich die Anwesenden am Rand des Grabes mit bestürztem Raunen versammelten, um das Vorgehen genauer betrachten zu können, hatte ich ihn bereits am Hals gepackt. Doch entgegen meiner Erwartung, bissen meine Zähne nicht auf weiches Fleisch, sondern auf etwas hartes. Verwirrt hielt ich inne. Auf der Suche nach einer anderen Schwachstelle verlor ich etwas zu viel Zeit und ehe ich mich versah, krachte etwas sehr hartes - die Schaufel des Bestatters, wie ich vermute – auf meinen bedauerlichen Kopf und hätte mich beinahe umgebracht.
Mit gespreizten Pfoten sackte ich auf dem Boden zusammen, und als ich die Augen wieder öffnete hatte ich höllische Kopfschmerzen und stellte sofort fest, dass sie mich wie eine Wurst zusammengebunden und meiner Schnauze einen Maulkorb verpasst hatten. Der Mörder schaute mich höhnisch an, aber ich bemerkte dennoch, wie sehr er erschrocken war.
«Was wohl in ihn gefahren ist» meinte der Kommissar, während er sich verblüfft am Kinn kratzte.
«Zum Glück hattest du gestern diesen Zusammenstoß! Hättest du wegen des Schleudertraumas diesen Halskragen nicht getragen, dann wärst du jetzt…» fügte er hinzu.
„Aber welcher Zusammenstoß? Du bist also nicht nur ein Mörder, sondern auch ein verdammter Lügner! Du bist gegen eine Straßenlampe gekracht, als du abhauen wolltest, das bist du…von wegen Zusammenstoß!“ hätte ich schreien wollen, aber alles was ich machen konnte war leider nur, ihn mit einem möglichst finsteren Blick anzuknurren.
«Dies ändert nun aber die Sachlage. Ich kann ja verstehen, dass Leo wegen des Todes seines Herrchens bestürzt ist,» meinte der Schwarze Mann in einem vorgetäuschten, verständnisvollen Ton und mit lauter Stimme, damit auch die anderen ihn hören konnten, «aber er ist gefährlich geworden. Ich habe nichts gegen ihn» fügte er ernst hinzu «aber ihn freilassen wäre meiner Meinung nach zu riskant.»
«Mhhh…ja ich fürchte, du hast recht» stimmte ihm der Kommissar zu, «was schlägst du vor?»
Achselzuckend senkte der andere seinen Blick und betrachtete seine mit Dreck verschmutzten Schuhe, ohne ihm darauf zu antworten.
«Ja, leider hast du recht» antwortete der Kommissar, mit der stillschweigenden Antwort des anderen übereinstimmend. Dann beugte er sich zu mir und schenkte mir ein paar freundliche Streicheleinheiten.
«Glaub mir Leo, es tut mir leid…es tut mir ehrlich sehr leid! In kurzer Zeit verliere ich zwei meiner besten Ermittler» erklärte er traurig, und er erschien mir in diesem Moment tatsächlich zu tiefst betrübt.
Dann stand er auf und winkte einen Beamten heran, der sich stramm und aufmerksam vor ihn stellte.
«Zu Befehl, Herr Kommissar.»
«Bringt ihn zum Tierarzt» flüsterte er ihm ins Ohr. Als ich diese Worte hörte blieb ich wie versteinert.
«Entschuldigen Sie Herr Kommissar, habe ich richtig verstanden?» fragte der Beamte ungläubig.
Der Polizeichef nickte mit trauriger Mine. Der Mörder seinerseits trat mir mit dem Absatz absichtlich und ungesehen auf meinen Schwanz, nur um mich zu ärgern und guckte mich schief, mit angespanntem Lächeln an.

Kapitel 10

Beim Tierarzt

Vor Anstrengung schnaubend trugen mich zwei Beamte gefesselt und geknebelt, wie der Schlimmste aller Verbrecher, durch das Wartezimmer. Die anderen hier anwesenden Tiere schreckten zurück und warfen mir ängstliche, verlegene und bemitleidenswerte Blicke zu. Die beiden Beamten quasselten mit der Arztsekretärin und brachten mich dann in einen kleinen Behandlungsraum, wo sie mich auf eine Liege legten. Sie warteten an meiner Seite bis der Tierarzt kam, dabei schauten sie mich fortan traurig an und kraulten mich hinter dem Ohr.
«Was zum Teufel ist bloß plötzlich in dich gefahren?» tadelte mich der ältere der beiden mit mitfühlendem Blick und feuchten Augen.
«Unter allen Anwesenden der Zeremonie musstest du gerade den größten Mistkerl angreifen? Armer Leo, welch unehrenhaftes Ende!» fügte er bei, während er mich sanft am Rücken kraulte, den ich instinktiv beugte, sobald seine Hand den Schwanz berührte. Seufzend senkte er seinen Blick, er wollte mir nicht zu verstehen geben, dass er beinahe weinen musste.
«Auch mir tut es leid, aber der Schaden ist nun mal angerichtet. Wer weiß, vielleicht wird er im Jenseits wieder auf Steve treffen» versuchte der andere ihn zu trösten.
«Ja, vielleicht hast du ja recht…. Vielleicht ist es besser so.»
Ein großgewachsener Typ trat ein, mit schneeweißem Kittel und dünnem Schnurrbart. Seine Zähne standen leicht ab, sein Gesicht war unter den dichten, graumelierten und schnurgeraden Haaren nur schwer zu entziffern.
«Ihr könnt nun gehen, ich kümmere mich um ihn» sagte er trocken zu den Beamten.
«Herr Doktor, ich bitte Sie…» meinte der ältere Beamte.
«Seien sie unbesorgt, er wird nicht leiden.»
Die beiden schauten mich ein letztes Mal an, verabschiedeten sich dann vom Tierarzt und verließen den Raum. Der Doktor ging ein paar Mal um die Liege herum und musterte mich lange, die Faust unter seinem Kinn geballt und den Knöchel des Zeigefingers knabbernd.
«Es ist bedauerlich…ja, es ist wirklich eine Schande» dachte er laut.
„Verrichte deine Arbeit, aber schnell bitte“ dachte ich, aber er musterte mich fortan mit perplexem Blick. Er hob mein Bein hoch.
«Lass mal sehen, ob du die Tätowierung hast» sagte er leise, ja beinahe in vertraulichem Ton.
„Nein, keine Tätowierung, ich wollte ein Piercing, aber Steve hat es mir verboten! Mach schon du Idiot, gib mir diese verdammte Spritze! Mein Freund wartet auf mich“ dachte ich so vor mich hin, während ich den Starken spielte, nur um die Angst vor meinem bevorstehenden Ende auszutreiben.
Er öffnete einen kleinen Metallschrank, der in einer Ecke des Raumes stand und nahm einige Instrumente hervor, dann untersuchte er mich ausführlich.
«Du scheinst mir wirklich perfekt zu sein… nein, so kann ich dich nicht einschläfern, das wäre tatsächlich eine Schande!» sagte er nach geraumer Zeit.
Ungläubig starrte ich ihn an, es schien tatsächlich so, als ob er mich begnadigen wollte. Wäre ich nicht angebunden gewesen, dann wäre ich an ihm hochgesprungen und hätte ihm sein Gesicht zwei-dreimal geleckt! Er ging zum Pult, nahm das Telefon und wählte eine Nummer.
«Ich bin es. Ja, ich weiß, es ist lange her… befasst ihr euch noch immer mit Hunden? Nein, er ist nicht rassenrein. Er ist eine Straßenmischung, aber trotzdem eine schöne Bestie…»
„Hast du was von Bestie gesagt? Ich hab‘s mir überlegt, anstatt dich dreimal zu lecken, würde ich dich zweimal lecken und einmal beißen!“
«Fünfunddreißig Kilo, gesund und muskulös. Groß und schlank, schwarzweißes Fell, braun durchstreift, intelligenter Blick. Er war ein Polizeihund, aber seltsamerweise hat er keine Tätowierung…er wurde mir zum Einschläfern gebracht…aber ich würde sagen, so wie immer, zehn pro Kilo sind gut…okay, ich betäube ihn. Ich erwarte euch heute Abend.»
Nun stand fest, dass mein Leben zumindest vorübergehend gerettet war, noch heute Abend würde mich jemand abholen kommen, und ich würde verschwinden ohne jegliche Spuren zu hinterlassen. Ich wusste weder wer sich um mich kümmern würde, oder wohin sie mich bringen würden, noch welche Aufgabe ich künftig auszuüben hätte. Vielleicht würde ich ein Blindenhund, ein banaler Begleiter, ein Hirtenhund oder ein Wachhund beim Hühnerstall werden. Aber eigentlich interessierte es mich kaum, nachdem ich dem Tode so nahe stand, war das einzige was zählte, dass ich am Leben blieb! Und obwohl ich wusste, dass ich Steve nicht wieder hätte lebendig machen können, so hoffte ich doch, mich für ihn eines Tages rächen zu können. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte, so war ich dennoch in der Lage, den Schwarzen Mann an seiner Stimme zu erkennen und wusste genau, wo ich ihn zu suchen hatte. Aber in diesem Augenblick wollte ich nicht darüber nachdenken. So schaute ich meinen Retter mit Augen voller Dankbarkeit an, während er mir eine hohe Dosis Valium einspritzte, und meine Augenlider schwerer und schwerer wurden.

Kapitel 11

Im Labor

…Wohltäter, von wegen, wenn ich ihn geschnappt hätte, dann hätte ich ihn erdrosselt! Als ich die Augen öffnete, befand ich mich in einem Käfig, der so klein, niedrig und eng war, dass er vorher bestimmt nur einem Chihuahua gehört haben konnte!
Es war bereits spät in der Nacht, schwaches Mondlicht drang durch die schmutzige Scheibe eines Dachfensters. Im Halbdunkeln des großen Raumes konnte ich zahlreiche, fein säuberlich aufgereihte Käfige ausmachen, in denen Figuren hausten, die zu unzähligen Tierarten gehören mussten, von denen einige so außergewöhnlich waren, dass ich mir kaum vorstellen konnte, welcher Art sie angehörten. Ich fühlte mich sprichwörtlich wie auf einem Gang vom Regen in die Traufe! Die restliche Nacht verbrachte ich damit, den Mond durch das Dachfenster zu betrachten, dabei fragte ich mich, wo zum Teufel ich wohl gelandet war, aber sobald es Tag wurde, war es mir sofort klar. In den Käfigen waren Tiere aller Arten eingesperrt, und das besorgniserregende daran war, dass keines von ihnen so war, wie Mutter Natur es geschaffen hatte! Einige von ihnen hatten seltsame blaue Helme auf dem Kopf, die mit Maschinen verbunden waren, andere trugen eine Art Brille, andere hatten ein eigenartig frisiertes Fell. Einige waren sogar gekleidet, jedenfalls schienen alle völlig anders, als dass sie hätten sein müssen. Da war sogar ein grün phosphoreszierendes Kaninchen und eine Schildkröte ohne Panzer. Ich bildete mir ein, in einem dieser berüchtigten Laboratorien für geheime Tierversuche gelandet zu sein. Als ich mich fortan beunruhigt hatte und fassungslos umschaute, hörte ich hinter mir plötzlich ein Geräusch. Ich drehte mich um und schaute nach meinem „Nachbarn“, dabei wäre ich vor Lachen beinahe umgekommen. Ein vollständig rasierter Schimpanse in Unterhosen klammerte sich am Gitter fest und starrte mich an. Ich musste noch lange lachen, während er mich schockiert musterte, die Hände in die Hüfte gestemmt.
Als ich mich beruhigt hatte, bellte ich ihn an, als ob ich sagen wollte:
„Entschuldige, aber das war zu viel für mich.“
„Lass nur, ich bin es längst gewohnt…das passiert allen, die mich zum ersten Mal sehen“ antwortete er mit Achselzucken und einer Handbewegung von oben nach unten, dann reichte er mir die Hand und ich gab ihm die Pfote.
„Freut mich“ stellten wir uns gegenseitig mit leichtem Kopfnicken vor, danach reckte er sich und zog sich rasch eine Hose und ein Jeanshemd an.
„Bist du schon lange hier?“ fragte ich ihn mit einem anderem Gebell.
Er drehte das Handgelenk abermals ums Handgelenk, dann schlug er sie gegen das Gitter und schüttelte den Kopf, um mir klar zu machen, dass flüchten aussichtlos war. Ich seufzte und legte mich enttäuscht hin. Ich fragte mich, was Steve an meiner Stelle wohl gemacht hätte, doch für ihn wäre es anders gewesen. Er war ein Mensch, ein intelligenter Mensch, und außerdem hatte er Hände. Was hätte ich den tun können, mit meinen elenden Pfoten? Alsbald fand ich mich damit ab. So vergingen mehrere höllische Wochen, in denen ich jede Art von Missbrauch erdulden sah und selber erdulden musste; im Namen der Wissenschaft, sagten unsere Folterer.

Kapitel 12

Der Plan

Im illegalen Laboratorium, wo ich gefangen war, wurden Produkte zur besseren Lebensqualität für Tiere erprobt. Es handelte sich dabei vor allem um Schönheitsprodukte für ein besseres Aussehen. Wie alle anderen genötigten Gäste, wurde auch ich als Versuchskaninchen eingesetzt, um Kräuterzahnpasta, Kosmetika, Nagellacke, Kleider und weiß Gott was noch zu testen. Einmal hatten sie mich sogar schlimmer zugerichtet als das Kaninchen, sie hatten mich ganz blond gemacht, mit dunkelblauen Streifen, außerdem hatte ich ständig Wimperntusche an den Augen! Der Schimpanse, Opfer einer definitiven Enthaarungsbehandlung, hatte eine rosa Haut wie ein neugeborenes Kind. Der Schildkröte wurde ein ultraleichter, vergoldeter Panzer aus Kohlenstofffaser aufgesetzt. Jetzt rannte sie zwar wie eine Rakete, aber ohne die Wachstumsringe auf ihrem Rücken konnte man ihr Alter nicht mehr berechnen. Außerdem hatten sie ihr mit einem Lifting alle ihre hässlichen Falten am Hals entfernt und ihr die Augen vergrößert, sodass sie nun wie eine Eule aussah: würde man sie länger anstarren, würde man sogar die Gefahr laufen, hypnotisiert zu werden. Trotz allem, schien da jemand zu sein, der alle diese Kuren zu schätzen wusste: ein Pit Bull-Männchen mit zweideutigem Namen zeigte stolz seine neue „Frisur“ und eine Art dauerhaften Lippenstift, den sie ihm aufgetragen hatten. Ihr hättet ihn sehen sollen, wie er schwänzelnd auf den Fersen spazierte, um sich die Krallen zu schonen. Der Laborleiter war ein Verrückter, der vor seinem Ausschluss aus der Fakultät für Veterinärwissenschaften nur einige wenige Prüfungen abgelegt hatte. Er war überzeugt, dass ein schönes, für jede Gelegenheit gestriegeltes Tier die neue und unumstrittene Erwerbsquelle sein würde. So mietete er sich ein baufälliges Gebäude, heuerte einige Stümper für die Beschaffung des Rohmaterials an und widmete sich den Versuchen. In Kürze würde er die vorgenommenen Tests abgeschlossen haben und bald eine neue Linie innovativer Produkte für Tiere jeder Art auf den Markt bringen. Wahrscheinlich würden sie uns dann alle beseitigen, weil sie es sich nicht leisten konnten, Spuren ihrer absurden Experimente zu hinterlassen. Dies gilt vor allem für die misslungenen Tests, wie beispielsweise beim Hamster, dem sie anstelle des Fells Federn transplantiert haben und der nun täglich verzweifelt versucht zu fliegen. Jedes Tier wurde isoliert gehalten, nur ich und der Schimpanse, der Giotto hieß und in seiner Freizeit wirklich schöne Bilder malte, konnten allmählich Freundschaft schließen. Tagelang bemühten wir uns, irgendwie miteinander zu kommunizieren. In echt war es anfänglich gar nicht einfach, denn Giotto war lange davon überzeugt, ich sei ein „Silberreiniger“ und nicht ein „Polizeibeamter“. Angesichts unserer Lage wussten wir, dass es keine Zeit zu verlieren gab und so heckten wir einen Fluchtplan aus. Dafür mussten wir allerdings zuerst eine Reihe von Problemen lösen. Erstens mussten wir die Käfige öffnen. Er wäre bestimmt dazu in der Lage gewesen, denn er hatte ja nicht nur zwei sondern sogar vier Hände, aber die Türe des Raums mit den Käfigen hatte keinen Innengriff. Also musste ich einen Weg finden, damit Giotto aus dem Dachfenster hätte klettern können. Dann wäre mein Komplize um das Gebäude herumgegangen und hätte mir die Türe von außen geöffnet, sodass wir nun endlich schnell hätten entkommen konnten.

Kapitel 13

Vorbereitung auf die Flucht

Aus verständlichen Gründen der Geheimhaltung und der Sicherheit war das Personal unserer „Beauty Farm“, -entschuldigt meine poetische Freiheit-, auf ein Minimum reduziert. Besonders am Sonntag war nur eine Person als Wächter anwesend. Mit einer Karte in der Hand, auf die er die Testergebnisse notierte, schlich er um die Käfige herum, reichte uns das Fressen und sorgte schließlich dafür, dass wir unsere physiologische Bedürfnisse verrichten konnten. Die Zeit drängte, wir wussten, dass sie bald alle Experimente abgeschlossen haben würden, und so beschlossen wir, dass der Zeitpunkt für einen Fluchtversuch günstig wäre, logischerweise gerade an einem Sonntag. Erst vor wenigen Tagen ist einer neuer Wächter als Urlaubsvertretung für den anderen aufgetaucht. Es war schon bald Morgen und er musste bestimmt sehr müde sein, denn in jener Nacht hatten wir alle möglichen Tricks angestellt, damit er durch das ständige Hin - und Herlaufen zwischen seinem Standpunkt und den Käfigen bald erschöpft sein würde. Nachdem ich ziemlich lange verzweifelt gebellt und gejault hatte, kam er endlich zu mir, um nachzuschauen, was los war. Giotto und ich bemerkten sofort, dass er seinen Schlüsselbund wie gewohnt mit sich trug, und dass der Schlüsselanhänger wie immer aus der Hosentasche baumelte, damit er in sofort griffbereit hätte.
«Also, was zum Teufel hast du denn heute Abend? Kannst du nicht einmal zehn Minuten lang still sein?» fragte er genervt, während er sich gähnend das Gesicht rieb. Wimmernd erhob ich meine rechte Hinterpfote, um die Geste meines Bedürfnisses nachzuahmen.
«Schon wieder? Ok, ok, ist schon gut, ich habe verstanden! Hab bloß ein wenig Geduld» meinte er und ging weg.
Nach wenigen Minuten kam er mit dem Halsband in der Hand zurück und reckte es mir mit ausgestrecktem Arm in den Käfig. Gehorsam wie selten in meinem Leben, streckte ich meinen Hals und ließ es mir umhängen. Er schob den Riegel. Giotto blinzelte mir zu, zum Zeichen des richtigen Augenblicks, und sobald ich aus dem Käfig war drehte ich mich um und sprang in einer Art falschen Festrausches und schwanzwedelnd wie ein Verrückter auf den Wächter los. Meine Pfoten schlugen auf seine Brust und drängten seinen Rücken gegen das Gitter von Giotto’s Käfig. Ich leckte ihm übers Gesicht, obwohl es mich natürlich sehr anekelte, denn er war voller Pickel.
«Hei, was hast du denn? Ah ah ah … es reicht, du kitzelst mich, es reicht jetzt!» schrie er und versuchte mich wegzuschubsen, während Giotto die Hand ausstreckte, um ihm die Schlüssel aus der Tasche zu ziehen. Sein Käfig war der einzige mit einem Schloss, weil er natürlich in der Lage gewesen wäre einen einfachen Riegel aufzuschieben. Er erkannte sofort den richtigen Schlüssel mit dem orangen Gummiteil, steckte ihn in das Schloss und öffnete es, um den Schlüsselbund danach dem Wächter vor die Füße zu schmeißen. Dieser schob mich brüsk zur Seite, nahm die Schlüssel auf und musterte misstrauisch Giotto, der nun vorgab zu malen.
Um glaubwürdiger zu erscheinen, stieß mein Komplize mit seiner schrillen Stimme ein paar Schreie aus, was soviel bedeutete, wie „Was habt ihr denn alle zu gaffen? Kann man denn an diesem Ort nicht in Ruhe arbeiten?“, und fletschte mit den Zähnen, wie es nur Affen im Stande sind zu tun. Als krönender Abschluss seines Szenariums schleuderte er den Pinsel gegen mich, was meine nagelneuen Strähnen befleckte. Ich meinerseits legte ein wütendes Gebell gegen ihn los, aber der Wächter brachte mich mit einem Schrei und einer Tracht Prügel zum Schweigen.
Verblüfft näherte er sich an Giotto’s Käfig, unser Verhalten hat ihn sichtlich verwirrt. Hätte er sich vorgenommen genauer hinzuschauen, dann hätte er das offene Schloss bemerkt. Also rannte ich verzweifelt jaulend zum Tisch und schnupperte an dessen Bein, so als ob ich mein Bedürfnis verrichten wollte.
«Also gut, ist schon gut! Lass uns gehen, bevor du es hier machst, das fehlte gerade noch.»
Er nahm die Leine und führte mich hinaus. Draußen spielten wir pausenlos und ich zerrte wie wild an der Leine, sodass er bald erschöpft war. Zurück im Laboratorium musste er fortan gähnen, ein Auge war schon geschlossen, das andere vor Müdigkeit gerötet. Ich zog ihn kräftig zu meinem Käfig, sodass er möglichst schnell abschließen und schlafen gehen würde, Giotto tat nun so, als ob er schon längst schlafen würde.

Kapitel 14

Giotto bricht aus

Sobald die Tür zum Laboratorium geschlossen war, sprang Giotto auf. Anstatt sofort rauszuspringen, um meinen Käfig zu öffnen, zog er ohne Eile die gestreifte Pyjamajacke, ähnlich wie diejenige von Gefangenen, an und wusch sich die Zähne. Er stand mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel und machte sich in unendlicher Ruhe zurecht, und als er damit fertig war, schmierte er sich, noch immer nicht zufrieden, eine Handvoll Feuchtigkeitscreme ins Gesicht.
„Rrrrr (Findest du das der richtige Zeitpunkt, um dich aufzutakeln?)“ knurrte ich ihn an.
Er schaute mich an und zeigte mit seinen Händen auf sich selbst, zwei-dreimal auf und ab „(Seit Monaten gehe ich nicht aus, du kannst nicht verlangen, dass ich so komme!)“.
„Wau (Schon bald ist es Tag, siehst du das nicht? Wir dürfen keine Zeit verlieren)“ antwortete ich ihm, während ich zum Dachfenster aufschaute.
„Mit beiden Händen gegen mich gerichtet, die Faust geballt und die Zeigefinger nach oben gestreckt“, gab er mir zu verstehen „(Lass mich in Ruhe, ich brauche eine Minute. Verdammt noch mal..)“
„Mhhh (Mist!)“
„Wau wau (ich sehe keinen großen Unterschied zu vorher)“ bellte ich leise und schüttelte langsam den Kopf, als er endlich fertig war.
Giotto antwortete mir, indem er mir die geschlossene Handfläche seiner rechten Hand zeigte „(Geh und lauf eine Runde!)“
„Wahau ahahahu (Es war ja nur ein Scherz…)“
„Zweimal mit der rechten Hand von unten nach oben, die Handfläche gegen die Decke gerichtet (Ich bin bereit, Schwanz hoch, wir gehen!)“
Endlich verließ mein Komplize seinen Käfig und kam zu meinem, um den Riegel zu schieben. Mühselig und möglichst ohne Lärm zu machen zogen wir den Tisch unter das Dachfenster. Die anderen Tiere, die wegen des Durcheinanders geweckt wurden, schauten uns verdutzt zu. Giotto machte zwischen den Käfigen die Runde und bat die Tiere um Ruhe, während er ihnen als Gegenleistung versprach, sie möglichst rasch zu befreien, sobald wir draußen waren. Er kehrte zu mir zurück und stellte eine große Schachtel auf den Tisch, die er vom Regal heruntergenommen hatte. Es war eine der Schachteln, die unsere Futterrationen enthalten. Ich kletterte hoch, denn nun war ich noch einige zehn Zentimeter höher als vorher. Dabei durchzuckte mich ein Erinnerungsblitz, wie ich damals in der Lagerhalle entlang der Wand hochgeklettert bin. Zweifel, Gewissensbisse und eine tödliche Angst zu fallen, befielen mich gleichzeitig. Giotto bemerkte es und gab mir einen Klaps auf den Rücken, um mir Mut zu machen. Nun kletterte er auf den Tisch und an mir hoch, aber leider konnte er den Griff um ein Haar nicht fassen und schnaubte ärgerlich. Er gab mit zu verstehen, dass ich meine Schnauze strecken sollte, so weit ich nur konnte, dann kletterte er auf meinen Kopf und krallte sich mit seinen Hinterpfoten an meiner Nase fest, um nicht zu fallen.
„Au…mhhh (Du hast einen Finger in mein Auge gesteckt!)“
„Gestreckter Zeigefinger mit geschlossener Faust vor der Nase, dann geballte Faust und schließlich die offene Hand horizontal leicht nach rechts und leicht nach links gedreht (Mach jetzt bloß keinen Lärm! Halte durch, ich habe es fast geschafft!)“
„…wau? (Was willst du tun?)“ fragte ich mit großen Augen.
„Seine Hand zählt eins, zwei, drei, dann rechter Daumen nach oben (Mach dich bereit, auf drei springen wir.)“
Mit einem gleichzeitigen und kräftigen Stoß, nahm Giotto einen Satz und konnte nun mit einer Hand den Griff endlich fassen, während er sich mit den anderen drei am Fensterrahmen festklammerte. Wie ein echter Akrobat gelang es ihm das Fenster zu öffnen und hinauszuklettern, während ich geduldig abwartete. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, ich wusste nur, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich dachte schon, sie hätten ihn gefangen, oder noch schlimmer, er hätte mich hier verrotten lassen.

Kapitel 15

Die Befreiung

Als ich schon bald verzweifelt war, öffnete sich die Tür und Giotto trat triumphierend ein.
„Wau“ sagt ich mit einem Blick auf die Wanduhr. „Ronf…fiii…ronf…fiii (Das hat aber gedauert, ich bin fast eingeschlafen!)“ fügte ich mit geschlossenen Augen bei.
„Die Finger um den Daumen gepresst, mit einer Handbewegung vor- und rückwärts gegen sich, dann mit verschränkten Armen auf und ab (Was sagst du da? Eigentlich bin ich gerast!)“
Ich streckte die Schnauze in Richtung Türe „(Lass uns gehen, es ist schon spät!)“
Er hielt inne und starrte auf seine Füße, er schien genervt.
„Die Hand zeigt auf die Füße (Ich bin es nicht mehr gewohnt barfuß zu gehen!)“
Er nahm die Schuhe, band die Schnürsenkel zusammen, und legte sie sich um den Hals, sodass sie seitlich herunter baumelten. Endlich verließen wir den Raum, krochen auf allen Vieren unter dem Wachposten des Wächters durch, der noch immer laut schnarchend schlief. Es war tatsächlich sehr einfach gewesen und die anderen Tier hatten gut und leise mitgespielt, in der Hoffnung, dass wir unser Versprechen, sie zu befreien, einhalten würden. Es begann zu dämmern die Straßenlampen gingen nach und nach aus. Der Vorplatz und die Wiese des Laboratoriums waren mit einem hohen Metallzaun umsäumt, auf der anderen Seite war jedoch nichts als freie Landschaft, durchzogen von einer alten asphaltierten Straße. Am Himmel waren vereinzelt noch wenige Sterne zu erkennen, aber die Sonne ging hinter einem Hügel bereits auf und färbte die Morgenstimmung orange. Wir schauten uns um und fragten uns, welche Richtung für die Flucht wohl am besten zu nehmen sei. Einerseits wussten wir, dass wir getrennt weniger auffallen würden, andererseits wussten wir aber auch, dass wir gemeinsam stärker wären. Mit einem Blick beschlossen wir, vereint zu bleiben. Bis jetzt verlief alles wie geschmiert, doch leider, trotz aller Bemühungen und des guten Willens, wird ein Hahn stets ein Hahn bleiben. So kam es, dass Bocelli nach längerem innerlichem Kampf seinen Instinkt nicht mehr zügeln konnte. Abgesehen davon muss auch erwähnt werden, dass er nach der Operation an den Stimmbändern größenwahnsinnig geworden ist, weil er es kaum erwarten kann, seine Tenorstimme zum Besten zu geben. Aus voller Kehle begann er den „Figaro“ aus dem „Barbier von Sevilla“ zu singen. Plötzlich gingen alle Lichter des Laboratoriums an und die anderen Gefangenen begannen zu schnattern, jeder in seiner eigenen Sprache, ein höllischer Lärm! Wir waren sicher, dass der Wächter unsere Abwesenheit in Kürze bemerkt haben würde und uns überall gesucht hätte. Also suchten wir den Zaun nach einer Lücke, einem Durchgang oder irgendetwas ab, wo ich hätte durchschlüpfen können, denn im Gegensatz zu meinem Komplizen wäre ich niemals in der Lage gewesen, den hohen Zaun zu überklettern. Traurig senkte ich den Kopf, denn offensichtlich gab es keinen Ausweg. Ich gab Giotto zu verstehen, dass er rasch abhauen soll, zumindest würde er sich retten…vielleicht hätte er Verstärkung holen können. Aber er machte mir klar, dass es absolut nicht seine Absicht war, mich alleine zurückzulassen, dann setzte er sich auf den Boden und zog sich schnell die Schuhe an.
„Wau? (Und nun, was machen wir?)“
Mein Kumpel kratzte sich am Kopf, stellte die Unterlippe vor und zuckte die Achseln (Ich habe nicht die leiseste Ahnung!).

Kapitel 16

Der Lieferwagen

Das Auto des Wächters war einige Meter entfernt, im Hinterhof des Gebäudes parkiert. Daneben stand ein alter, verrosteter und anonymer Lieferwagen, der dazu diente, die Opfer zu kidnappen. Schnell suchte ich im Garten einen großen Stein, ließ ihn neben der Wagentür fallen und schaute erst auf Giotto, dann auf den Stein und schließlich auf die Scheibe des Lieferwagens.
„Wau! (Schnell, wirf den Stein gegen die Scheibe!)“
„Der Zeigefinger tippt gegen die Schläfe, die Augenbrauen gebogen (Bist du verrückt geworden? Wer soll dieses Ding denn fahren?)“ gab Giotto zurück.
„Wau wau wau wau (Keine Sorge, vertraue mir und tue was ich dir sage!)“
„Der senkrechte Zeigefinger wippt von links nach rechts, die Faust geschlossen (Vergiss es!)“
In diesem Augenblick öffnete sich schlagartig die Türe des Laboratoriums und der Wächter stürzte heraus, in der Hand eines dieser mit Betäubungskugeln geladenen Gewehre.
«Halt, stehen bleiben, habt ihr verstanden? Bleibt stehen ihr blöden Biester oder ich schieße!» schrie er wie ein Verrückter, noch zusehends schlaftrunken.
„Wau? Wau? Grrr! (Was sollen wir tun? Lassen wir uns so einfach schnappen? Ich dachte, du wärst mutiger!)“
Giotto schaute den Wächter, der bereits höchst konzentriert auf ihn zielte, resigniert den Kopf schüttelnd an. Dann nahm er den Stein auf und zertrümmerte die Scheibe. Schließlich benutzte er meinen Rücken als Treppe, kletterte in den Lieferwagen und öffnete die Wagentüre. Ich stieg ein, und als Giotto sie wieder schließen wollte, zersprang ein Dartpfeil voller Betäubungsmittel an der Wagentür.
„Die rechte Hand offen, in diagonaler Bewegung gegen die Stirne, den Mund so geformt, als ob er pfeifen wollte (Wow, um ein Haar!)“
Eine weitere Spritze flog durch die zerbrochene Scheibe und blieb im Armaturenbrett stecken, nur wenig von Giottos Kopf entfernt. Dieser schrie und sprang im Cockpit wie wild vor- und rückwärts.
„Iiiiii iiii (Schnell, mach schon, unternimm etwas!)“ schrie er und rüttelte mich an den Schultern.
Der Wächter versuchte eben, das Gewehr mit vor Wut zitternden Händen wieder aufzuladen. Da ich mir nicht mehr zu helfen wusste, steckte ich meine Schnauze unter das Lenkrad, schnappte die Elektrokabel und zerriss sie, danach stupste ich meinen Kumpel an, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Es war ein Glück, dass auch er früher alle möglichen Polizeifilme, von „Starsky & Hutch“ bis „Auf den Straßen von San Francisco“ angeschaut hatte. Im Nu kapierte er mein Vorhaben und verknüpfte die Kabel miteinander, bis die Funken sprühten. Nach wenigen Seufzern und einem kurzen Hustenanfall sprang der Motor an. Giotto schaute mich verblüfft an. Inzwischen war es dem Wächter gelungen, das Gewehr wieder zu laden, und während er uns im Visier hielt, kam er schnell näher.
„Zeigefinger zuerst auf mich gerichtet, dann auf ihn und auf seine Beine und schließlich ein Fragezeichen (Und nun, wer soll also dieses Ding hier fahren? Wenn ich am Steuer sitzen soll, dann kann ich aber die Pedale nicht greifen!)“
Ich stieß ihn vom Sessel herunter, kletterte hoch und nahm das Steuer zwischen meine Vorderpfoten. Ein weiterer Pfeil knallte gegen die Windschutzscheibe und hinterließ eine grünliche Flüssigkeit.
„Uab! Uab! (Leg den Rückwärtsgang ein und fahr los!)“ befahl ich Giotto. Als Antwort darauf zeigte er mir seine klappernden Zähne (Ich habe eine Riesenangst!)“
„Uab! Uab! Grrr! (Leg schon diesen verdammten Rückwärtsgang ein und fahr los, verdammt!)“
Giotto gehorchte sofort, setzte den Gang ein und ließ die Kupplung los. Der Lieferwagen hüpfte mehrmals und der Motor hätte beinahe abgestellt. Doch mein Kumpel drückte die Kupplung und versuchte nun langsamer loszulassen, sodass der Wagen langsam ins Rollen kam, während ich ihn leicht nach rechts aus dem Parkplatz heraus lenkte. Der Wächter gab schließlich auf, ließ das Gewehr fallen und rieb sich ungläubig die Augen, schließlich begann er zu schreien.
«Das ist nicht möglich! Bleibt stehen und steigt aus, verdammt! Steigt aus, habe ich gesagt…»

Kapitel 17

Endlich frei

Im Rückspiegel sah ich die Mauer und den Wagen des Wächters näher kommen.
„Cai caiii! (Brems, brems doch schon!)“
Leider, oder auch nicht, gelang es Giotto nicht, rechtzeitig das richtige Pedal zu finden. Der Lieferwagen knallte gegen das Auto des Wächters und richtete es so zu, dass es nun aussah wie ein Akkordeon.
«Aaah» schrie dieser immer lauter und verzweifelter, «ihr seid Mörder. Mein neuer Waaaagen…ihr habt mein Autooooo zerstört…»
Ich knurrte Giotto unfreundlich an (Bist du eigentlich taub?). Achselzuckend gaffte er mich schelmisch grinsend an und schob die Schnauze vor,
„W w a u u … (Leg den ersten Gang ein und fahr langsam los!)“
Der Lieferwagen setzte sich erneut in Bewegung. Ich versuchte das Steuer möglichst gerade auf das Tor gerichtet zu halten, gleichzeitig griff der Wächter nach dem Gewehr, aber in der Eile stach er sich mit der Betäubungsspritze des Geschoßes. Er versuchte noch, uns nachzulaufen, aber eher torkelnd und immer langsamer und langsamer werdend. Er blieb stehen und fiel mitten auf dem Platz schlafend zu Boden.
„Wauwau (Leg den zweiten Gang ein!)“
Das Fahrzeug gewann an Geschwindigkeit, aber es war dennoch zu langsam.
„Wauwauwau uuu (Leg den dritten Gang ein und gib Gas!)“
Wir überfuhren da Tor, das dabei aus den Scharnieren fiel, und zogen es noch eine ganze Weile hinter uns her. Wir waren schon ziemlich weit in Ruhe gefahren, als Giotto plötzlich bremste, wobei ich meine Schnauze beinahe gegen die Frontscheibe knallte. Ich schaute ihn fragend an. Er legte den Leerlauf ein und zog die Handbremse. Dann zeigte er auf die lange, gerade Straße vor uns, die bergab führte.
„Wau? (Gibt es Probleme?)“ fragte ich ihn.
„Die offene Hand nach oben gehalten, mit der Handfläche gegen mich, dann geschlossene Faust und Zeigefinger nach oben gestreckt (Warte einen Augenblick!)“
Verdutzt schaute ich ihm zu, wie er sich aus seiner Stellung löste und das Handschuhfach im Armaturenbrett öffnete. Nach längerem Durchwühlen, zog er einen Hut und eine Sonnenbrille hervor und zog sie an, dann stieg er auf den Fahrersitz und stieß mich weg. Widerwillig gab ich nach, ich hatte mir nämlich schon vorgestellt, wie ich lässig mit dem Ellbogen am Fenster und im Wind flatternden Ohren am Steuer saß. Aber eigentlich war es ja auch ihm und seinen vier Händen zu verdanken, dass wir entwischen konnten und so dachte ich, dass auch er sich die richtige Befriedigung verdient hätte. Giotto stellte das Radio an und mit einem breiten Lachen im Gesicht löste er die Handbremse, der Lieferwagen setzte sich sofort wieder in Bewegung. Inzwischen war es Tag geworden, weit entfernt konnte man unter der aufgehenden Sonne die Stadt erkennen, sie hatten noch einen weiten Weg vor sich, die Straße führte leicht abwärts. Ich dachte, dass wir bei dieser Geschwindigkeit noch tagelang unterwegs sein würden, bis wir ins Stadtzentrum gelangen würden. Einige Automobilisten, die uns unterwegs entgegenkamen, fuhren verwundert langsamer und endeten vor lauter Staunen direkt in den Feldern. Anderen gelang es, das Steuer unter Kontrolle zu halten und konnten sich gerade noch knapp retten. Bestimmt hat einer von ihnen Alarm geschlagen, es würde gewiss nicht lange dauern, bis wir gesucht und aufgespürt werden. Traurig beschlossen wir das Fahrzeug zu verlassen. Wir brachen auf und durchquerten die Felder, doch schon bald hörten wir die Sirenen heulen und in der Ferne sahen wir die blauen Blinklichter durch die grüne Landschaft flitzen. Es war uns klar, dass die Beamten bei ihren Ermittlungen vom Lieferwagen auf das Laboratorium stoßen würden und die anderen Tiere vorgefunden und befreit hätten. Wir dachten, dass es so eigentlich besser wäre, denn wir hatten eine Sorge und eine Belastung weniger auf dem Gewissen.

Kapitel 18

Auf dem Bauernhof

Völlig erschöpft gelangten wir endlich an den Stadtrand, nachdem wir einen Wald durchquert hatten. Da wir tagelang in einem Käfig eingesperrt und ohne Bewegung waren, waren wir ziemlich außer Form geraten. Es war schon später Nachmittag, das Gekreische der tieffliegenden Möwen und der in der Luft liegende Geruch nach Regen kündigten ein starkes Gewitter an. Wir beschlossen, uns einen Unterschlupf aber vor allem etwas zu fressen zu suchen, damit wir danach, ausgeruht und mit vollem Bauch bessere Entscheide über unsere Zukunft hätten treffen können. Es war uns klar, dass wir keine große Wahl hatten. Wir konnten zusammen bleiben und weiterhin gemeinsame Sache machen (aber bis wann, und welche Zukunft würden wir haben?), oder aber jeder würde seinen eigenen Weg gehen. Im zweiten Fall, hätte sich wahrscheinlich jeder schneller und besser zurechtgefunden, aber da war so eine Idee, die mir im Kopf herumschwirrte, seit ich an jenem Morgen wieder auf freiem Fuß war. Jetzt, wo Giotto an meiner Seite war, hatte ich sogar vier Hände, die mir zur Verfügung standen, und wohlgemerkt, hat er auch gezeigt, dass er sie einzusetzen wusste. Eigentlich war er, wie alle Artisten, ein ruhiger und einfühlsamer Typ, sehr reserviert und nur wenig abenteuerlustig. Mit anderen Worten, schien er mir ein echter Angsthase zu sein, der bei den ersten Schwierigkeiten den Kopf verlor, und außerdem wollte er sich nicht gerne in die Angelegenheiten anderer einmischen. Dennoch war ich mir sicher, dass ich, sofern ich ihn überzeugen konnte, mit seiner Hilfe das kleine Ding, das an jenem Abend aus der Tasche von Steves Regenmantel gerutscht ist, herausholen kann. Gemäß meinem Zeitgefühl waren nur wenige Wochen vergangen, denn die Jahreszeit hatte sich noch nicht geändert, sodass sich diese kleine Metalldose bestimmt noch in jener Bodenritze befinden musste, denn kein Mensch wusste davon.
Als die ersten großen Tropfen fielen, ein herrlicher Duft nach Regen aufstieg und die Vögel verstummten, befanden wir uns in der Nähe eines Bauernhofes am Rande eines Wohngebietes. Erleichtert bemerkte ich, wie sich meine Strähnen mit dem Regenwasser auflösten und langsam verschwanden. Plötzlich stieg mir ein seltsamer aber doch familiärer Geruch, der bestimmt zu einem Kaninchen gehören musste, in die Nase. Instinktiv hob ich eine Vorderpfote und schnüffelte in der Luft, mein Schwanz richtete sich ganz von alleine auf. Mit einem Handschlag auf meine Schultern meinte Giotto, dass keine Zeit zum Spielen war, womit er gewiss recht hatte. Vorsichtig schlichen wir uns in den Heuschober des Bauernhofes, um uns vor dem Regen zu schützen und uns zu verstecken, bis es dunkel wurde, denn wir wussten nur zu gut, dass wir bei Tageslicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen hätten und gewiss hätte jemand versucht, uns einzufangen. Mein Magen knurrte, gleichzeitig war auch Giottos Magen zu hören, wir schauten uns nur an.
„Mhhh (Nun bist du an der Reihe)“ sagte ich zu ihm.
„Kopfschütteln und abwechslungsweise, die Hand zu einer Pistole geformt (Ich denke nicht daran, für heute habe ich genug von Schießereien!)“
Es war mir klar, dass es aussichtlos war, weiterhin darauf zu pochen, so raufte ich seufzend mit der Pfoten etwas Heu zusammen, legte mich auf das Bündel und starrte Giotto ruhig an, die Schnauze auf den ausgestreckten Vorderpfoten. Ab und zu schaute er zu mir, um festzustellen, ob ich ihn noch immer musterte, aber jedesmal schaute er schnell verlegen weg. Nach dem sechzehnten gleichzeitigen Magenknurren, stand der Schimpanse seufzend auf und schlug sich die Handflächen auf die Schenkel, was soviel heißt, wie: „Wie ist es möglich, dass immer ich alles erledigen muss!“.

Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=40208815) на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.