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Blutregen
Amy Blankenship
Die Essenz von Blut ist ein Mysterium, das viele Bedeutungen hat. Blut gibt Leben… aber wenn es vergossen wird, kann es Leben im Handumdrehen zerstören. Legenden sagen, dass Blut auch die Verbindung ist, die Seelenfreunde zusammen hält… auch wenn eine dieser Seelen zersplittert ist. Launen und Moral des paranormalen L.A., werden auf die Probe gestellt, als Unschuld, unabhängig von ihrer Herkunft, in Gefahr ist. Sie müssen sich wieder darüber klar werden, dass nicht alle Dämonen böse sind… manchmal müssen selbst Dämonen vor den Dingen gerettet werden, die wirklich durch die Nacht streifen. Während der Offenbarungen voller Tod, Wiedergeburt und Akzeptanz des Unabwendbaren wird durch den fallenden Blutregen eine neue Waffe geschmiedet.

Amy Blankenship
Blutregen

Blutregen
Blutsbündnis-Serie Buch 13

Amy Blankenship, RK Melton
Translated by Martina Hillbrand

Copyright © 2017 Amy Blankenship
Englische Ausgabe herausgegeben von Amy Blankenship
Zweite Auflage herausgegeben von TekTime
Ins Deutsche übersetzt von Martina Hillbrand
Alle Rechte vorbehalten

Kapitel 1
Ren materialisierte sich wieder im Hauptraum des Hexenbräu… genau an demselben Ort, wo er verschwunden war, und starrte wütend hinunter auf Laceys Kopf. Sie saß am Boden, ihr Rücken ihm zugewandt, hielt Vincent und wiegte ihn in ihren Armen wie ein verdammtes Baby… und noch dazu mit seinem Kopf an ihre Brüste gedrückt. Die Muskeln um seine Augen spannten sich genervt an.
Lacey hob ruckartig ihren Kopf und runzelte die Stirn, als die schwarzen Lichter im Zimmer zu flackern begannen, sodass sie sich Sorgen machte, dass das Gewitter auch hier den Strom ausfallen lassen würde, so wie im ‚Museum der Verdammten‘. Sie zuckte zusammen und hielt Vincent noch fester, als ein Donner krachte, sodass die Luft zu zittern schien, im gleichen Moment, wie ein Blitz zu sehen war.
Vincent ließ ein Lächeln über seine Lippen spielen, als er den Schatten eines Mannes erkannte, den der Blitz kurz auf den Boden direkt neben ihm geworfen hatte. Nur zum Spaß kuschelte er seine Wange noch fester an Laceys weiche Brust, ehe er murmelte: „Ich glaube, dein neuer Freund ist zurück, Liebling.“
Lacey fühlte, wie die winzigen Haare in ihrem Nacken sich aufstellten und zu tanzen begannen. All ihre brandneuen, paranormalen Sinne sagten ihr, dass Ren so nahe hinter ihr stand, dass sie seine Beine fühlen würde, wenn sie sich nur ein kleines Bisschen zurücklehnen würde. Innerlich schob sie es auf ihre morbide Neugier, als sie ihren Kopf in ihren Nacken legte um hochzusehen. Und tatsächlich… Ren stand direkt über ihr und spießte sie beide mit wütenden Blicken auf.
Das war eindeutig nicht derselbe liebevolle Blick, den er ihr erst vor ein paar Minuten geschenkt hatte, ehe er verschwunden war, und Lacey fragte sich insgeheim, was wohl im Museum geschehen war, das seine Stimmung so verschlechtert hatte. Noch bevor sie fragen konnte, was passiert war, fühlte sie, wie der Boden unter ihr bebte und sie sah sich schnell überall im Raum um, als alles durch das Erdbeben zu wackeln begann.
Ren knirschte mit den Zähnen, als er hörte, wie Kristalle und andere zerbrechliche Dinge im Zimmer in ihren Regalen gefährlich zu wackeln begannen. Nachdem er keine Lust dazu hatte, mitzuerleben, wie der Laden schon wieder zerstört wurde, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und mit einem dröhnenden Knurren konzentrierte er sich darauf, einen Stoßdämpfer für den Laden zu erzeugen, bis das Beben vorbei war.
Vincent drückte sich hoch in eine sitzende Position, als die Bewegung im Laden plötzlich aufhörte, aber die Straßenlaternen vorm Fenster immer noch schwankten, sodass die Schatten sich bewegten.
„Was, um alles in der Welt, ist das?“, fragte Vincent leise, als eine Wolke aus Staub und Schutt vor dem Fenster vorbeigeblasen wurde, sodass man die Straße kaum noch sehen konnte.
Ren brauchte nicht zu raten… er wusste es. Er konnte die Dämonen fühlen, die vor der Zerstörung flohen. Als die Schockwelle vorbei war, antwortete er. „Ich schätze, dass diese Stadt jetzt ein von Dämonen betriebenes Museum weniger hat, nachdem das Gebäude nicht mehr steht.“ Sein Blick folgte Vincent, der zum Fenster ging, weg von Lacey… kluger Mann.
Vincent umklammerte die Fensterbank, fühlte sich immer noch schwach, als er die dicke Staubwolke vorbeifliegen sah. Er verzog das Gesicht, als er begann, Körper in dem Staub auszumachen, und erkannte, dass es tatsächlich Dämonen waren, die aus der Gegend flohen, und die dunkle Wolke als Deckung nutzten.
Er konnte sich nicht davon abhalten, schnell einen Schritt zurück zu machen, als ein hautloser Dämon direkt vor dem Fenster auftauchte. Er konnte noch die letzten Überreste seiner Haut sehen, die in Fetzen von seinen blutigen Muskeln hing. Das grässliche Gesicht drehte sich zu ihm und schaute ihm genau in die Augen und der Mund öffnete sich zu einem grotesken, stillen Schrei, ehe die Staubwolke ihn wieder verschluckte.
„Sag mir noch einmal, dass dieses Haus vor Dämonen geschützt ist“, bat Vincent, der das Gefühl hatte, dass mehr Dämonen hier draußen auf der Straße waren, als in dem Museum gewesen waren.
Lacey lehnte sich schnell zurück, denn auch sie hatte das dämonische Gesicht im Fenster gesehen, und lehnte plötzlich an Rens Beinen. Im Augenblick war ihr das völlig egal, sie war sogar froh über die beruhigende Kraft hinter ihr.
„Sie können ohne Einladung nicht hereinkommen“, wiederholte sie in einem verängstigten Flüstern, dann schrie sie leise auf, als eine blutige Hand wie in einem Horrorfilm aus der Staubwolke auftauchte und sich an das Fensterglas drückte… einen roten Streifen hinterließ, als sie weiterzog.
„Heilige Scheiße“, flüsterte Vincent, als er sich langsam umdrehte und sich an der Wand zu Boden sinken ließ, den Rücken an die Wand direkt unter der Fensterbank gelehnt.
Er würde jederzeit lieber mit den Mächtigen zu tun haben… zumindest waren diese nicht so verdammt gruselig. Es waren solche Vorstellungen, die Vincent immer den Magen umdrehten. Er brauchte nicht noch einmal nachzusehen, um zu wissen, dass sie immer noch da war… er erkannte es an dem verängstigten Blick in Laceys Gesicht, als sie auf das Fenster direkt über seinem Kopf starrte.
„Schließ deine Augen, Liebling. Du brauchst nicht auch noch solche Erinnerungen, die dich bis in deine Träume verfolgen. Sie sollten weg sein, wenn die Staubwolke sich legt“, sagte er mit beruhigender Stimme.
Die Muskeln in Rens Kiefer spannten sich an, als er weiter auf den Mann am anderen Ende des Raums starrte. „Es gibt viele Erinnerungen, die sie nicht braucht“, bemerkte er mit gefährlicher Stimme, wobei er sich nicht dessen bewusst war, dass seine Augen so hell leuchteten, dass sie aussahen, wie kleine Taschenlampen, die hinter seiner Sonnenbrille brannten. Er bemühte sich, seine Wut zu kontrollieren, aber mit einer so großen Menge an Bösartigkeit, die gerade in seiner Reichweite war, kostete ihn das sehr viel Kraft. Die höheren Mächte, die immer wieder in seine Reichweite kamen, versuchten, seine Kontrolle ganz zu zerreißen, und das verstörte ihn ziemlich.
Vincent schenkte Ren einen gelangweilten Blick, doch als er das silberne Leuchten in den Augen des anderen Mannes sah, fühlte er, wie sein eigenes Temperament angestoßen wurde. Diese Augen erinnerten ihn an den verfluchten Gefallenen Engel, der ihn zu seiner Existenz verdammt hatte.
„Und einige Erinnerungen waren nicht dafür bestimmt, geteilt zu werden“, gab er zurück, wobei seine Stimme vor Sarkasmus triefte. „Doch andererseits, hat sie sie auch nicht freiwillig geteilt… nicht wahr? Wieso meinst du, dass du so viel besser bist als ich?“
Nachdem sie dunklere Schatten am Fenster vorbeifliegen sah, beschloss Lacey, Vincents Rat zu befolgen und die Augen zu schließen. In dem Moment, als sie von Dunkelheit umgeben war, arbeiteten ihre anderen Sinne nur noch übereifriger. Sie konnte die Dämonen fühlen, als sie am Laden vorbeiliefen, und je mehr sie sich konzentrierte, umso intensiver nahm sie alles wahr.
Sie konnte so viele Emotionen um sich herum fühlen… Wut und Angst vor allem, aber sogar diese war in böse Absichten gewickelt. Es fühlte sich an, als würde sie im Geiste Dinge berühren, die gerade außerhalb ihrer Reichweite waren, und sie wollte nicht lügen… es war beängstigend und gleichzeitig machte es sie süchtig.
Ein verführerisches Gefühl erregte ihre Aufmerksamkeit… und nicht nur das. Als sie sich darauf konzentrierte, atmete sie scharf ein, als ihr plötzlich heiß wurde vor Leidenschaft, was überhaupt nicht zu der Situation passte, in der sie sich gerade befand. Sie blinzelte, als sie fühlte, dass sie einem Orgasmus schon verdammt nahe war, und zitterte sichtbar.
Als er sie scharf einatmen hörte, griff Ren hinunter und packte ihr Handgelenk, zog sie hoch, sodass sie vor ihm stand. „Wo tut es weh?“, fragte er, vergaß sofort den Mann, den er gerade mit seinen Blicken töten hatte wollen.
Laceys Wangen wurden brennend heiß, sie wusste nicht, wie sie diese verfängliche Frage beantworten sollte. Als sie Rens starken Körper in ihrem Rücken und seinen warmen Atem an ihrem Ohr fühlte, weiteten sich ihre Augen. Verdammt, das erregte sie nur noch mehr.
Sie presste ihre Oberschenkel aneinander und konzentrierte sich auf die einzige andere Person in Sichtweite… Vincent. Zu ihrem Schrecken schien er genau zu wissen, was mit ihr nicht in Ordnung war. Sie wollte sterben, als sein Blick langsam über ihren Körper nach unten wanderte, bis hin zu dem Punkt, wo ihre Oberschenkel ansetzten, sodass sie zu zappeln begann. Natürlich wusste er es… sie hatten einander oft geliebt.
Vincent hob eine Augenbraue, als ihre Blicke sich trafen. Er kannte diesen hitzigen Blick… hatten ihn oftmals selbst hervorgerufen, aber in diesem Moment erschien er ihm so fehl am Platz, dass er sich Sorgen machte. Die Schrecken vor dem Fenster vergessend, stand Vincent auf, wollte sie nicht in den Armen eines Dämons wissen, während sie so erregt war.
Nachdem er die Art bemerkte, wie Vincent Lacey betrachtete, nahm Ren die Sache selbst in die Hand und drehte sie herum, sodass sie nun zu ihm sah, anstatt zu dem anderen Mann. Als er auf ihre leuchtenden Augen und ihre geröteten Wangen hinunterblickte, knurrte er über den Geruch ihrer sexuellen Erregung. Es waren nicht die Dämonen, die ihr Herz zum Rasen gebracht hatten.
Das Bild von Vincents Gesicht, das sich an ihre Brust drückte, als er sich vorhin wieder in den Laden teleportiert hatte, erschien wieder vor Rens innerem Auge, sodass er wieder knurrte und warnend auf sie hinunterstarrte.
„Ich denke, du solltest sie loslassen, Junge“, forderte Vincent. Es gefiel ihm nicht, wie Ren sie ansah… und auch nicht das animalische Knurren. Er wollte sich ihr gerade nähern, aber blieb wie angewurzelt stehen, als er Laceys atemlose Stimme hörte.
„Als ich meine Augen vorhin geschlossen habe, konnte ich die Dämonen nicht mehr sehen… aber ich konnte sie fühlen, als sie vorbeiliefen, ich konnte fast ihre Bösartigkeit und ihre gemeinen Auren schmecken. Und ohne es zu wollen, habe ich mich davon abgewandt und fühlte plötzlich, was Gypsy und Nick unten im Bombenkeller… treiben.“
Ren versuchte mit aller Kraft, sich zu konzentrieren, während der rote Nebel aus Boshaftigkeit immer weiter an seinem Gehirn nagte, und verstand langsam, was ihre Leidenschaft angestachelt hatte… aber die Tatsache, dass sie sich stumm an Vincent und nicht an ihn gewendet hatte, gehörte verboten… für immer. Langsam hob er seinen Blick über ihren Kopf, um den Mann anzustarren, den er gleich umbringen würde.
Als Rens Griff plötzlich so fest wurde, dass es schmerzte, riss Lacey ihre Hand aus seinen Fingern los und machte schnell einen Schritt zurück von ihm. Während sie ihre andere Hand hob, um das Handgelenk zu reiben, das er so fest gedrückt hatte, zog sie ihre Augenbrauen zusammen. „Und deine Wut tut weh, also wie wäre es, wenn du sie ein wenig zurückschraubst, nachdem diese unerwünschte Fähigkeit zu hundert Prozent deine Schuld ist… nicht meine.“
Als sie einen silbernen Blitz hinter seinen dunklen Gläsern sah, trat sie einen weiteren Schritt zurück, nur um dann zu sehen, wie sich Arme von hinten um sie schlossen. Nachdem sie noch immer die Nachwirkungen davon fühlte, wie sie innerhalb von Sekunden fast einen Orgasmus erlebt hatte, lehnte sie sich in Vincents gewohnte Umarmung zurück.
Vincent drückte sie schützend an sich, während er aus schmalen Augen auf Ren sah. „Was genau beschuldigt sie dich, ihr angetan zu haben?“
„Vincent, nicht“, warnte Lacey, als eine noch stärkere Welle böser Energie die köstlichen Gefühle, die sie vom Keller bekommen hatte, verdrängte. Sie runzelte die Stirn, als ihr dämmerte, dass, wenn sie diese verstörenden Auren so stark fühlen konnte… eine sehr große Chance bestand, dass Ren eine Überdosis an Bösartigkeit erfahren musste.
„Mach nicht den Fehler, zu denken, dass ich vor ihm Angst habe, Täubchen“, sagte Vincent ruhig, und meinte es genau so.
Ren konzentrierte sich auf die Art, wie Vincents Arm direkt über Laceys voller Brust lag, während der andere nur zwei Zentimeter darunter war. Diese Umarmung wirkte ein kleines Bisschen zu verführerisch und besitzergreifend für seinen Geschmack und sie hatte recht, was Nick und Gypsy betraf… er konnte fühlen, wie sie einander liebten, ebenso wie die enorme Menge an bösartiger Energie, die noch innerhalb der Reichweite seines Sukkubus war. Es war keine gute Kombination, um dann auch noch Eifersucht und Wut hinzuzufügen.
„He, Vincent, ich wollte dich etwas fragen. Wie lange dauert es, bis du wieder zum Leben erwachst, nachdem dir jemand das Genick gebrochen hat?“ Rens Mundwinkel hoben sich ein klein wenig zu einem gemeinen Grinsen. „Lass gut sein, ich weiß, wie wir es herausfinden können.“
Laceys Lippen öffneten sich und sie streckte ihre Arme aus, um Ren aufzuhalten, aber zu ihrer Überraschung löste sich Vincents Körper hinter ihr einfach in Luft auf, sodass sie rückwärts stolperte. Im nächsten Moment lehnte ihr Rücken an dem kalten Glas des Fensters. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich fragte, was Ren gemacht hatte, um Vincent verschwinden zu lassen, ohne ihn auch nur zu berühren.
Ren bemerkte kaum, dass Storm ihm gerade sein Ziel weggenommen hatte, denn seine Aufmerksamkeit richtete sich voll und ganz auf Lacey. Er schoss vorwärts und klatschte seine Hände rechts und links von ihr ans Fenster. Als er auf seine Gefangene hinunterstarrte, konnte er die schattenhaften Gestalten von Dämonen sehen, die auf der anderen Seite der Glasscheibe vorbeihuschten, so nahe, dass er die Hand ausstrecken hätte können, um sie zu packen.
Lacey drehte langsam ihren Kopf, um eine seiner Hände anzusehen, und sah, dass sie genau über dem blutigen Handabdruck auf der anderen Seite der Scheibe lag. Ein dünner Riss spaltete das Glas, wo er es berührte, und begann sich langsam auf sie zuzubewegen. Sie fühlte Angst, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete, als einer der Schatten mit einem dumpfen Knall gegen das Fenster schlug. Sie schluckte, wusste, dass Schatten eigentlich keine Geräusche machen sollten und das Fenster nicht zum Wackeln bringen dürften.
Nachdem sie nicht wollte, dass die einzige Sache zwischen ihr und den Dämonen zerbrach, richtete Lacey schnell ihren verängstigten Blick auf Ren. Sie musste ihn beruhigen, bevor es zu spät war, und so machte sie das Erste, was ihr dazu einfiel.
Mit einer Hand seine Schulter festhaltend, drückte Lacey sich nach oben und presste ihre Lippen fest auf seine, während ihre andere Hand nach unten zu seinem Schritt rutschte. Schnell fand sie den Beweis dafür, dass er nicht nur außer Kontrolle, sondern auch eindeutig sexuell erregt war. Sie schlang ihre Finger um die große Ausbeulung in seiner Hose, als sie wild an seiner Unterlippe knabberte und saugte.
Ren schloss seine Augen und knurrte, als seine Welt sich auf den Drang, so tief in Lacey zu sein, dass sie nie wieder in den Armen eines anderen Mannes sein wollte, verengen wollte.
Als Ren sofort unheilvoll zu knurren begann, wollte Lacey sich von ihm entfernen und so schnell wie möglich weglaufen, aber seine Arme schlossen sich fest um sie und hoben sie an ihm hoch. Sie blinzelte, als sein Oberschenkel sich zwischen ihre Beine zwängte, und sie plötzlich auf ihm saß, sodass ihr Kleid bis zu ihren Hüften hochrutschte.
Die Erregung, die sie vorhin gefühlt hatte, war sofort wieder da, gnadenlos… aber diesmal kam das überwältigende Gefühl nicht von dem Paar im Keller. Es kam von dem gefährlichen Mann, der sie nun festhielt.
Ren packte das Haar in ihrem Hinterkopf und kippte ihren Kopf zurück, als er ihr die Kontrolle über den Kuss entriss.
*****
Vincent knurrte frustriert, als seine Aussicht sich plötzlich veränderte, und seine Arme die Frau verloren, die er gerade noch schützend festgehalten hatte. Auf der Suche nach Lacey drehte er sich einmal im Kreis und knirschte mit den Zähnen, als er erkennen musste, dass er an einem ganz anderen Ort war… in einer Art riesigem Büro, so wie es schien.
„Was zur Hölle?“, jammerte er, völlig verwirrt.
„Willkommen beim TEP“, sagte Storm aus seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch. Er hatte sich sehr auf das hier gefreut und bemühte sich sehr, nicht zu grinsen.
„TEP?“, fragte Vincent und sah sich um, um den Besitzer der Stimme zu finden. „Ich habe von euch gehört, aber ich dachte nicht, dass ich je einen von euch treffen würde.“
„Du wirst viele von uns kennenlernen… Ren ist der erste davon“, erklärte Storm.
Vincent spannte sich an, als Rens Name erwähnt wurde. „Kein Wunder, dass dieses arrogante Miststück so selbstsicher ist. Er hat quasi eine ganze Armee, die ihm den Rücken deckt.“
Storm unterdrückte ein neuerliches Grinsen. „Ren braucht keine Armee, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dich hierhergebracht habe.“
„Was ist dann der Grund?“, fragte Vincent ungeduldig. Er musste schnell zurück zu Lacey, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging.
„Wenn du damit fertig bist, so zu tun, als wärst du ein Sklave der Dämonen… möchte ich, dass du dich dem TEP anschließt“, sagte Storm, kam sofort zur Sache. „Deine Fähigkeiten machen dich zu einem perfekten TEP-Mitglied und deiner kleinen Sucht können wir Abhilfe verschaffen.“
Vincent schoss dem anderen Mann einen bösen Blick zu. „Von welcher Sucht sprichst du?“
„Deine Sucht, dich immer wieder töten zu lassen“, antwortete Storm mit ruhigem Blick. „Ich kann dir versichern, wenn du mit uns gegen die Dämonen kämpfst… besteht eine gute Chance, dass du genug davon bekommst.“
„Das klingt alles sehr lieb und schön, aber ich glaube, ich verzichte. Der einzige Grund, weshalb ich in dieser verdammten Stadt bin, ist Lacey, und sie mit diesem silberäugigen Dämon alleine zu lassen, steht nicht auf meiner Tagesordnung“, sagte Vincent, der langsam nervös wurde.
„Ren ist in seinem Herzen ein Mensch, was bedeutet, dass er rotes Blut hat, ebenso wie du“, korrigierte Storm. „Tatsächlich habt ihr beide sehr viele Gemeinsamkeiten, nachdem ihr beide sehr seltene Mächte habt. Während du die Fähigkeit hast, dich von jeder Verletzung zu erholen, auch wenn du davon stirbst, hat Ren die Fähigkeit, die Macht eines jeden übernatürlichen Wesens innerhalb seiner Reichweite zu verwenden. Die Ablehnung, die du gegen Ren verspürst, ist völlig unbegründet… er ist kein Gefallener Engel“, erklärte er.
Vincents Blick verdunkelte sich. „Was weißt du von den Gefallenen Engeln?“
„Ich weiß genug“, versicherte Storm kryptisch.
Gut… also sein Entführer war ein Fan von dem großen, launischen, eifersüchtigen Typen… großartig. Seiner Meinung nach, machte das diesen Mann zu einem Vollidioten.
„Wenn Ren die Macht von allen um ihn herum nutzen kann, dann hat er im Moment gerade eine Überdosis, denn dieser kleine Hexenladen, wo sie sind, ist gerade von Dämonen umzingelt“, bemerkte Vincent. „Der Typ erschien mir nicht gerade vertrauenswürdig, als du mich da herausgebeamt hast… und ich glaube, er hatte ernsthaft vor, mit der Stoppuhr zu überprüfen, wie lange es dauert, bis ich nach einem Genickbruch wieder zum Leben erwache.“
„Es würde fünfundzwanzig Minuten und dreizehn Sekunden dauern.“ Storm grinste, als Vincents Gesicht jeden Ausdruck verlor. Er zuckte die Schultern. „Es musste schon geschehen sein, damit ich den richtigen Moment wusste, wo ich dich holen muss. Du scheinst eine Gabe dafür zu haben, Ren zur Weißglut zu bringen. Was Lacey betrifft, ist sie bei ihm völlig sicher.“
„Tut mir leid, wenn ich mir schwer tue, das zu glauben, Freundchen.“ Vincent knurrte fast, denn er wollte mit seiner Antwort nicht noch mehr Zeit verlieren. Er hatte schon eine Menge mächtige Wesen getroffen, aber so weit er wusste, war keiner von ihnen dazu fähig, die Zeit zurückzuspulen.
„Es bleibt ganz dir überlassen, was du glauben möchtest.“ Storm zuckte seine Schultern, wusste, was kommen würde. „Wenn du dich dazu entschließt, dem TEP beizutreten, wirst du die Möglichkeit haben, es mit eigenen Augen zu sehen.“
Vincent schüttelte seinen Kopf. „Keine Chance. Du kannst mich besser einfach gleich dorthin zurückbringen, von wo du mich entführt hast.“
Storms Gesichtsausdruck war abwesend und er beachtete die schnelle Absage überhaupt nicht. „Nur weil du dich unter den Dämonen versteckt hast, bedeutet das nicht, dass deine wahre Natur ausgelöscht ist. Du warst einst ein Ritter von einem der mächtigsten Königreiche der Geschichte und du hast viele Leben gerettet. Du hast die Schwachen vor ihren Unterdrückern beschützt und selbst zu dem Zeitpunkt deines wahren Todes bist du gestorben, als du gegen einen Dämon gekämpft hast, von dem du wusstest, dass du ihn nicht besiegen konntest… und nur weil du ein wehrloses Kind beschützen wolltest.“
„Wie, zur Hölle, willst du davon wissen?“, flüsterte Vincent, als die Erinnerung sich lebhaft vor seinem inneren Auge abspielte.
„Vielleicht kannst du es besser verstehen, wenn ich mich einmal vorstelle“, sagte Storm, um einen Augenblick später zu verschwinden.
Vincent zuckte zusammen, als Storm plötzlich genau neben ihm stand, seine Arm festhielt, und die Umgebung sich wieder verändert hatte. Zu seiner Verwirrung waren sie wieder im Museum, versteckt in einer dunklen Nische. Er sah sich um und erkannte, dass sich die Dämonen im Hauptraum noch auf die Auktion vorbereiteten, die offensichtlich noch nicht stattgefunden hatte.
Instinktiv drückte er sich tiefer in die Schatten, als David ins Zimmer kam, gefolgt von denselben Dämonen, die ihn gefoltert hatten… er konnte sogar noch sein frisches Blut auf ihren Händen sehen.
Das Museum verschwand und das Büro umgab sie wieder. „Mein Name ist Storm und ich bin ein Zeitreisender. Um zu sehen, ob jemand für unsere Arbeit geeignet ist, kann ich einfach gehen und in der Vergangenheit nachsehen.“
Vincents Lippen wurden schmal… er fühlte sich gefangen zwischen seinem Staunen und dem Drang, nach Lacey zu sehen. Ein Zeitreisender… TEP… diese Stadt war gerade verdammt viel interessanter geworden.
„Dir ist schon klar, dass du immer noch jemanden beschützen willst, der schwächer ist als du… es ist einfach deine Natur, das zu tun. Lass uns ein Abkommen eingehen“, schlug Storm vor, wobei er sich nicht darum kümmerte, dass er seine Regel bezüglich Abkommen brach, da keiner von ihnen beiden ein Dämon war. „Ich gehe und hole Lacey, jetzt sofort, wenn du dich uns anschließt. Schließlich… ist sie schon ein TEP-Mitglied und sie gehört hierher zu uns.“
Vincent machte sich nicht die Mühe, noch einmal darüber nachzudenken. Ehrlich gesagt… mittlerweile… was hatte er noch zu verlieren?

Kapitel 2
Rens Hand drückte in Laceys Unterrücken, zog sie fester an sich, sodass ihre Hitze angenehm über seinen Oberschenkel nach oben rutschte. Er rieb seine Erektion an ihrer Hand und vertiefte den Kuss mit einem barschen Knurren, bewegte sich in einem erotischen Rhythmus, den sie sofort aufnahm. Die meisten der Dämonen waren mittlerweile weg, sodass er langsam von der Überdosis Macht herunterkam, aber er hatte nicht vor, sie über dieses kleine Detail aufzuklären, nachdem er gerade eine Ersatzdroge gefunden hatte.
Lacey hielt inne, als sie bemerkte, dass sie das beängstigende Gefühl, das über ihren Rücken gekrabbelt war, als die Dämonen vor dem Fenster gewesen waren, nicht mehr wahrnahm. Sich an die Dämonen zu erinnern, löste einen Dominoeffekt bei ihr aus… erinnerte sie daran, dass erst vor wenigen Momenten Vincents Arme auf mysteriöse Weise von ihrem Körper verschwunden waren. Die Szene blitzte in ihrem Kopf auf, sodass sie zusammenzuckte.
Im selben Moment, wo sie aufhörte, sich an seinem Oberschenkel zu reiben, und seinen Kuss zu erwidern, ließ Ren ihre Lippen los und zog sich weit genug zurück, um in ihre Augen sehen zu können. Als er den überraschten Blick auf ihrem Gesicht sah, senkte er sein Bein und ließ sie hinunterrutschen, bis sie wieder am Boden stand. Sie zitterte so sehr, dass sie sich an seinen Schultern festhalten musste, um das Gleichgewicht zu halten.
„Ich wollte nur versuchen, dich zu beruhigen“, sagte Lacey atemlos. Insgeheim wünschte sie sich nun jemanden, der sie beruhigte, denn ihre Oberschenkel brannten wie Feuer. In dem Versuch, sich abzulenken, schaute sie an Ren vorbei auf die Stelle, wo Vincent sein hätte sollen, wenn er sich nicht in Luft aufgelöst hätte. „Wo ist Vincent hin verschwunden?“
Ren fuhr sich mit der Hand durchs Haar, als ihm dämmerte, dass sie ihn nur geküsst hatte, um ihn abzulenken. Er seufzte und versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass Nick und Gypsy immer noch unten waren… und es trieben wie die Hasen. Seine Lippen wurden schmal, als er beschloss, dass es die Mächte der TEP-Mitglieder sein mussten, die er nutzte, denn die Dämonen schienen alle weg zu sein.
„Storm hat ihn geholt“, erklärte Ren gleichgültig.
Er weigerte sich, von ihr wegzugehen, sodass sie seitwärts zwischen ihm und dem Fenster hervorkommen musste. Er starrte auf den blutigen Handabdruck am Fenster, dann drehte er seinen Blick, um ihren Bewegungen zu folgen.
„Hat ihn wohin geholt?“, flüsterte Lacey, jetzt, wo sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Sie fühlte ein kaum wahrnehmbares Zittern, als er hinter sie trat.
Ren senkte seine Lippen zu ihrem Ohr und flüsterte mit heiserer Stimme: „Ich habe gehört, Hades ist um diese Jahreszeit sehr schön. Vielleicht hat Storm ihn für einen schönen langen Urlaub dorthin gebracht.“
„Wahrscheinlich ist er einfach im Schloss“, korrigierte Lacey ein wenig zu laut, dann wirbelte sie herum, um ihm ins Gesicht zu sehen, anstatt ihn das noch einmal tun zu lassen. Verdammt, ihre Knie hätten dabei fast nachgegeben. „Er hätte uns auch beamen können“, murmelte sie, als ihre Wangen knallrot anliefen, als sie sich fragte, ob Storm ihren sexuellen Angriff auf Ren gesehen hatte, und entschieden hatte, lieber nicht zu unterbrechen.
„Wozu die Eile?“, fragte Ren, der noch nicht dazu bereit war, sie wieder zu ihrem toten Liebhaber zu bringen. Er schaffte es nicht wirklich sein Grinsen darüber zu verbergen, dass er wusste, dass er diesen theoretischen Gedanken so oft Wirklichkeit werden lassen konnte, wie er nur wollte, angesichts der Tatsache, dass der Idiot dumm genug war, jedes Mal wieder zum Leben zu erwachen.
Lacey schielte hinunter auf den Boden und sah dabei unabsichtlich wieder Gypsy und Nick. Sie fühlte, wie ihre Wangen wieder heiß wurden. „Es gibt hier nur ein Bett, und ich glaube, es ist besetzt. Außerdem möchte ich sichergehen, dass es Vincent gut geht.“
„Vincent geht es ausgezeichnet“, erklärte Storm ihr, während er sie beide in das Büro im Schloss teleportierte. Schnell teleportierte er sich selbst hinter den Schreibtisch, um sich von Rens Wut über seine Unterbrechung zu entfernen. Es war nicht seine Schuld, dass Vincent furchtlos in der Gefahrenzone blieb.
„Fünfundzwanzig Minuten und dreizehn Sekunden“, sagte Vincent und starrte Ren wütend an.
„Was?“, fragte Ren böse und fühlte, wie sein Temperament sich wieder aufheizte, jetzt, wo er den Idioten wieder sehen konnte.
„So lange braucht es, bis ich von einem Genickbruch wieder aufwache.“ Vincent grinste. „Tut mir leid, dass ich deine Neugier so einfach befriedigen kann.“
„Ren war nicht wirklich er selbst“, sagte Lacey, als sie zwischen die beiden Männer trat, aber die Tatsache, dass ihr Rücken Ren zugewandt war, machte es deutlich, für wen sie einstand.
Vincent betrachtete das langsame, gemeine Lächeln, das sich über Rens Lippen ausbreitete… zu dumm, dass Lacey das nicht sehen konnte. Aber das war schon okay, er wusste, wie man Dinge zerplatzen lassen konnte, die voller heißer Luft waren. „Ich nehme an, Ren ist ziemlich oft nicht wirklich er selbst, angesichts der Tatsache, dass er ein Sukkubus ist, in einer Stadt, die voller verdammter Dämonen ist. Ich würde ihm lieber nicht über den Weg trauen.“
„Nun… zu dumm, nachdem er uns beiden heute Nacht das Leben gerettet hat“, gab Lacey stur zurück.
„Ich brauche niemanden, der mein Leben rettet… oder hast du meine kleine Behinderung vergessen?“, donnerte Vincent und kam einen Schritt näher, um wütend auf sie hinunterstarren zu können. Er sah zu, wie ihre Lippen sich öffneten, um scharf einzuatmen, und bedauerte sofort die Tatsache, dass er genau wusste, wie er sie am meisten verletzen konnte.
Sein Gesicht wurde weicher, als sie ihre Hand hob, als wollte sie seine Wange streicheln, aber das laute Klatschen, das durch den stillen Raum hallte, ließ seine Augenbrauen sich wieder zusammenziehen. Gut… vielleicht hatte er das verdient, obwohl er nicht wusste, wofür.
„Das war dafür, dass du dich selbst vor meinen Augen umgebracht hast, du herzloses Arschloch“, sagte Lacey barsch, ehe sie noch ein wenig lauter hinzufügte, „und nur, weil du dich nicht daran erinnerst, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dir vergebe.“
„Ist notiert“, antwortete Vincent sarkastisch, als Lacey sich umdrehte und mit langen Schritten zu dem Schreibtisch ging, hinter dem Storm saß.
Lacey stützte ihre Hände auf den Schreibtisch und beugte sich nach vorne, um Storm zuzuflüstern. „Tut mir leid… ich hätte das nicht erwähnen sollen, nicht wahr?“
Storm bemühte sich wirklich, ihr in die Augen zu sehen, aber trotzdem konnte er fast ihre ganzen Brüste sehen, weil sie, so wie sie sich nach vorne beugte, fast aus ihrem sexy Kleid hingen, das er für sie ausgesucht hatte. Manchmal war er zu klug für sich selbst.
„Früher oder später hätte es sowieso jemand erwähnt“, antwortete er, nachdem er sich neben sie teleportiert hatte, aber so, dass er jetzt den beiden anderen Männern zugewandt stand. Er rieb sich das Kinn, um sein Grinsen zu verbergen, als Lacey langsam den Kopf drehte, um zu ihm hoch zu starren, aber sich nicht aus dieser sexy Position erhob. „Ren, wie wäre es damit, wenn du die Datenbank mit den Einzelheiten von der Aktion heute Nacht aktualisierst?“
Ren saß plötzlich hinter dem Schreibtisch, womit er Lacey genug erschreckte, sodass sie ihren Blick zu ihm hob, nur um zu sehen, dass er nicht auf ihr Gesicht starrte. Verwirrt schielte sie nach unten, dann hielt sie inne, als sie erkannte, worauf er starrte… ihre Brust. Sie weigerte sich, vor Scham zu erröten, sondern schenkte ihm ein gemeines Lächeln, ehe sie sich aufrichtete und ihm den Rücken zuwandte.
Storm hob belustigt eine Augenbraue, als Ren den Kopf drehte, um ihn böse anzusehen. Diese kleine Augenweide war nicht seine Schuld gewesen… zumindest hatte er sie mit ihm geteilt. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Vincent, der noch immer mitten im Zimmer stand und sein Kinn nachdenklich rieb, während er Lacey beobachtete.
„Ich möchte nicht darüber reden“, erklärte Lacey, womit sie die Fragen unterband, noch ehe sie beginnen konnten.
Vincent hob seine Hände ergeben. „Gut.“
„Bist du dem TEP beigetreten?“, fragte sie, wobei ihre Stimme weicher wurde. Sie versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass eine seiner Wangen nun um einiges röter war, aufgrund ihres Zorns.
„Ich schätze ja, Liebling“, entgegnete Vincent, dem nun klar wurde, dass Storm ihn mit dieser kleinen Abmachung ein wenig hintergangen hatte. Offensichtlich war sie in keinerlei Gefahr gewesen, und der Zeitreisende hatte das natürlich gewusst.
„He, ich habe dir gesagt, dass es ihr gut geht“, verteidigte Storm sich schulterzuckend, als Vincent ihn nachdenklich betrachtete.
„Was ist der Haken an der Sache?“, fragte Vincent, der nicht wirklich böse darüber war, dass er hereingelegt worden war, damit er nun mit einem legendären Zeitreisenden bei der geheimnisumwobenen TEP-Organisation arbeiten konnte.
„Du musst einen Partner haben“, antwortete Lacey schnell, als sie sich an den Grund für diese Regel erinnerte.
„Ist das ein Angebot?“ Vincent grinste, ihm gefiel die Sache mit jeder Minute besser.
„Nein“, antwortete Ren für sie. „Sie ist meine.“
Lacey blinzelte über den besitzergreifenden Ton in Rens Stimme, aber wagte nicht zu widersprechen. Sie schielte neugierig hinüber zu Storm. „Gab es jemals ein Dreigespann?“ Ihr fiel erst auf, dass sie die Frage besser anders formuliert hätte, als sie sah, wie Vincents rechte Augenbraue sich ein Stück hob und ein tiefes Knurren hinter ihr ertönte.
„Oh Mann, ihr Perversen. So habe ich es nicht gemeint, das wisst ihr doch“, sagte Lacey nachdrücklich und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie blinzelte, musste plötzlich allerlei schmutzige Gedanken wegschieben, die in ihrem Kopf zu Bildern werden wollten.
Storm rieb sich die Schläfe, als er versuchte, nicht zu lachen. Jemand musste sie retten und scheinbar war er derjenige. „Manchmal arbeiten TEP-Teams auch in größeren Gruppen, aber auch dann hat jeder eine spezielle Person, auf die er besonders gut achtgibt und umgekehrt. Ich weiß zufällig den perfekten Partner im Moment für Vincent, denn wie der Zufall es so will, ist der Partner dieser Person gerade nicht aufzufinden.“
„Nun, das klingt nicht so, als hätte diese Person sehr gut auf ihren letzten Partner achtgegeben… oder?“, bemerkte Vincent, der sich sehr sarkastisch fühlte, und es war ihm völlig egal, ob sie das mochten oder nicht. Er betrachtete Lacey nachdenklich, als er sich fragte, seit wann er so an ihr hing. Die Tatsache, dass er rotgesehen hatte, als Ren so großmäulig verkündet hatte, dass sie seine war, war kein gutes Zeichen.
„Es ist ein wenig schwierig, einen Formwandler im Auge zu behalten, der sich verstecken will. Ich bin sicher, dass Trevor noch irgendwo hier ist, aber nicht einmal ich weiß, in welcher Gestalt“, erklärte Storm ruhig.
„Ein Formwandler… wirklich“, fragte Vincent, der plötzlich das Gefühl hatte, dass er in einem Süßigkeitenladen für Paranormales war, wo es all die exotischen Sorten gab. Er hatte schon verstanden, dass wahre Formwandler keine Fabelwesen waren, aber die Dämonen im Diebesring hatten seit Ewigkeiten nach einem gesucht und nie ein solches Wunder finden können.
„Du willst ihn mit Chad arbeiten lassen?“, fragte Ren, obwohl er nicht wirklich gegen diese Idee war, wenn der andere Mann damit weit weg von Lacey war.
„Denk doch mal nach… sie beiden scheinen dieselbe Krankheit zu haben“, bemerkte Storm, denn er wusste, dass Ren verstehen würde.
„Du meinst, er hat auch einen Fetisch fürs Sterben?“ Vincent verzog sein Gesicht, nachdem das das Leiden war, welches Storm ihm zurecht vorgeworfen hatte. Er ignorierte den zornigen Blick von Lacey. Sie hasste es, wenn er über das Sterben redete, als wäre es keine große Sache. „Wenn du mich mit einem Dämon arbeiten lassen willst, wieso hast du mich dann nicht bei den Dämonen gelassen, an die ich mich schon gewöhnt hatte?“
„Chad ist hundert Prozent menschlich, aber Storm hat recht. Er wurde kürzlich ermordet… mit einem Messer durchs Herz.“ Ren hielt inne, als er einen warnenden Blick von Storm auffing und lauschte nach Storms innerer Stimme, um zu erfahren, dass er kein Wort über die Gefallenen Engel verlieren durfte, weder über Kriss noch über Dean. Er musste sich sehr konzentrieren, um sein Gesicht nicht zu verziehen, als er die Zusammenhänge verstand.
Seine volle Aufmerksamkeit wieder Vincent zugewandt, fuhr Ren fort: „Chad ist wieder auf den Beinen und immer noch genau so menschlich wie du. Bisher ist Chad erst einmal gestorben und das gegen seinen Willen, also ich würde es keinen Fetisch nennen.“
„Das nächste Mal, wenn er stirbt, kann es sein, dass er tot bleibt… oder nicht“, fügte Storm hinzu. „Jedenfalls darf ich nichts verraten.“
„Ja klar“, sagte Vincent wieder voller Sarkasmus.
„Er lügt nicht“, beharrte Lacey und trat näher an Storm. „Wenn er jemandem erzählt, was in der Zukunft passiert, oder auch nur einen Hinweis gibt, dann blutet er aus Wunden, die wir nicht einmal sehen können.“
Sie drehte sich halb um, um zu Storm hochzusehen und hob ihre Hand, um sanft seinen Oberarm zu berühren. „Ich habe es gesehen“, sagte sie traurig. „Du hast die Regel gebrochen und für mich geblutet. Diese schrecklichen Dinger haben mich heute Nacht ganz durchbohrt. Ich wäre jetzt tot, wenn du Ren nicht davor gewarnt hättest, was kommen würde.“
Storm versuchte, seine Liebe nicht zu zeigen, als er auf Lacey heruntersah und ihre sanfte Berührung fühlte… aber er mochte sie so gerne, dass es wirklich schwer war. „Die Tatsache, dass du jetzt hier bist, machte es allemal wert“, sagte er ehrlich, ehe er seinen Blick hob, um Ren anzusehen. „Außerdem waren die Konsequenzen deines Todes richtig beschissen, und das darf ich verraten, weil es nicht passiert ist.“
„Offensichtlich ist es einmal passiert, und du hast es ausgelöscht.“ Lacey schenkte ihm noch ein liebevolles Lächeln, ehe sie sich an ihn drückte, und ihn fest umarmte. „Du und Ren, ihr habt beschlossen, mich zu retten“, sagte sie dankbar, ehe sie sich wieder von ihm löste, um Vincent anzusehen. „Wenn Storm möchte, dass du mit Chad arbeitest, dann hat er wahrscheinlich einen sehr guten Grund dafür.“
Vincent wurde still, als er es plötzlich kapierte. Diese beiden mächtigen Männer konnten Lacey viel besser beschützen, als er es jemals könnte… sie hatten das schon bewiesen. Wer war er, dass er ihr diese Sicherheit wegnehmen wollte?
Dramatisch seufzend schenkte er ihr einen gekonnten Augenaufschlag. „Gut, du hast gewonnen. Wir können beide einen Storm-Fanclub gründen.“ Er verzichtete absichtlich darauf, Rens Namen zu erwähnen, denn er war noch lange nicht der Meinung, dass der große Mann ihr Freund sein durfte… nur ein verdammt guter Leibwächter.
Ren ignorierte die Tatsache, dass er Vincents Gedanken laut und deutlich hören konnte. Wenn es nach ihm ging, dann hatte er den Krieg schon gewonnen, schon alleine deshalb, weil Lacey nicht darum gebettelt hatte, Vincents Partnerin sein zu dürfen.
„Also stimmst du zu, mit Chad zusammenzuarbeiten?“, fragte Lacey mit einem glücklichen Lächeln. Sie konnte einfach nicht dauerhaft böse auf Vincent sein, selbst wenn sie es gewollt hätte… sie liebte ihn zu sehr. Sie zuckte zusammen, als der riesige Bildschirm an der Wand zu ihrer Rechten plötzlich laut knackte und Funken sprühte.
Ren rieb sich seinen Nasenrücken und starrte den kaputten Monitor lange genug wütend an, um den Schaden wieder zu reparieren, den er gerade erzeugt hatte.
Vincent schielte kurz argwöhnisch hinüber zu Ren, ehe er Laceys Lächeln erwiderte. „Klar, wer weiß, vielleicht wurde Chad von dem Kätzchen eines Dämons gebissen und hat jetzt neun Leben… ups, acht Leben“, korrigierte er sich selbst und zuckte die Schultern. „Ich schätze, ich kann ihm das ein oder andere beibringen.“
Er ging hinüber zu Lacey und legte furchtlos einen Arm um ihre Schultern, ehe er sich mit ihr umdrehte, um Storm anzusehen. „Also, was genau macht Chad im TEP?“
„Chad ist ein hochrangiger Polizist, obwohl er einer der wenigen menschlichen Polizisten ist, die noch in der Stadt sind. Nachdem viele der eingehenden Notrufe mehr als nur merkwürdig sind, haben wir die Stadt mit paranormalen Polizisten ausgestattet, und daneben noch Leute in die Rettung, Krankenhäuser und Feuerwehr eingeschleust“, antwortete Storm.
„Verständlich“, nickte Vincent, während er innerlich ausrechnete, wie viele Paranormale es brauchte, um all diese Positionen in der ganzen Stadt zu besetzen. „Nach dem Massenexodus, den ich heute Nacht vor dem Hexenbräu mitangesehen habe, wundert es mich, dass die Menschen nicht wie die Fliegen sterben.“
Storm wurde langsam müde davon, dass er den Raum so schnell verließ und wieder zurückkehrte, dass niemand mitbekommen konnte, war es machte. Zum Glück war Ren zu beschäftigt, um seine Schwäche zu bemerken, denn er konzentrierte sich ausschließlich auf die Tatsache, dass Vincent schon wieder Lacey berührte.
Seine Konzentration wieder auf den Inhalt des Gesprächs gerichtet, fuhr Storm fort: „Nur durch die Arbeit aller TEP-Teams konnten wir die Zahl der menschlichen Opfer auf ein Minimum beschränken, aber trotzdem sind die Leichenhäuser der Stadt überfüllt. Die Dämonen versuchen, sich von uns fernzuhalten, aber versteh mich nicht falsch… es ist eine sehr gefährliche Arbeit, genau deine Spezialität.“
„Ja, das Schlimmste, was dir passieren könnte, ist, dass du schmerzvoll ermordet wirst… andauernd“, stimmte Ren zu, sodass es klang, als wäre es das Tollste, was es gab. Wer hätte gedacht, dass er so herzlos sein konnte?
„Ooh… ich glaube, ich habe schon fast Gänsehaut bekommen… versuch‘s noch einmal“, antwortete Vincent gelangweilt.
Storm unterbrach ihre verbale Schlacht, ehe sie eskalieren und Vincents ersten schmerzhaften Tod als TEP-Mitglied auslösen konnte. „Mit deinem Wissen über alle verschiedenen Typen von Dämonen und welche Schwächen sie haben, kannst du eine große Hilfe sein. Und keine Sorge… du wirst ein ganzes Arsenal an Waffen zur Verfügung haben, und ich spreche nicht von der Standard-Polizeiausrüstung… wir haben die von der Sorte, die einem Dämon den Tag verderben.“
Lacey schielte hoch zu Ren, als Storm Waffen erwähnte. Die Wahrheit war… ihre beste Waffe stand direkt vor ihr, doch nach dem, was im Hexenbräu vorgefallen war, verstand sie, dass er auch eine sehr gefährliche Zeitbombe sein konnte, die sie auslöschen konnte, wenn er die Kontrolle verlor. Als sie sich daran erinnerte, wie sie ihm seine Kontrolle zurückgegeben hatte, errötete sie und schaute schnell wieder weg.
„Aber vergiss nicht“, erinnerte Storm Vincent, „deine wichtigste Aufgabe ist es, Chad zu beschützen, bis Trevor wieder auftaucht. Wenn du unvorsichtig wirst und ein Dämon dich tötet, dann hat Chad keine Rückendeckung, bis du wieder zum Leben erwachst.“
„Wo wir von Waffen sprechen“, sagte Vincent und schenkte Storm ein berechnendes Lächeln. „Wenn ich mit dem Babysitter-Job fertig bin, würde ich vorschlagen, dass du und ich zusammenarbeiten, um einige sehr seltene Stücke zu holen… Dinge, die die Dämonen verstecken.“
„Du meinst ernsthaft, dass du Storms Partner sein kannst?“, fragte Ren mit erhobener Augenbraue, fühlte schon wieder den unbändigen Drang, Vincent in Stücke zu reißen.
Lacey zog ihre Augenbrauen zusammen und schielte zu ihm hinüber, als sie die Eifersucht in seiner Stimme hörte. Der Mann schien ein ernsthaftes Problem zu haben und wollte offensichtlich weder sie noch Storm teilen.
„Knausrig“, bemerkte sie.
Ren zuckte die Schultern. „Ich finde es nur erstaunlich, wie viel der Neue von sich selbst hält.“
Lacey verdrehte die Augen. „Ach komm schon, wie alt bist du… fünf?“ Sie ging weg von Vincent und näherte sich Ren, wobei sie sein Gesicht genau beobachtete, um zu sehen, ob ihre Theorie richtig war, dass sich seine Laune dadurch verbessern würde.
„Ich bin viel älter als du“, bemerkte Ren mit einem breiten Grinsen, jetzt, wo Vincent wieder alleine stand.
„Du hast die Warmwasserleitung unterbrochen, während ich unter der Dusche stand“, konterte Lacey spielerisch, jetzt, wo sie ihren Beweis hatte, dass ihre Nähe auf ihn eindeutig beruhigend wirkte. „Also bist du im Geiste viel jünger als ich.“
„Kommst du mit, dann stelle ich dir Chad vor?“, fragte Storm, der versuchte, Vincent abzulenken, um ihn aus der Gefahrenzone zu entfernen. Lacey lernte schnell, wie sie Rens dunkle Seite beruhigen konnte, aber Vincent schien es nicht kapieren zu wollen.
„Ist es ungefährlich, sie alleine zu lassen?“, flüsterte Vincent, dann wagte er es, lauter zu sprechen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Übrigens… ich bin ziemlich sicher, dass ich älter bin als ihr beide, also schlage ich euch beide… aber ich könnte Lacey damit davonkommen lassen, dass ich ihr nur den Hintern versohle, wenn sie brav ist.“ Er schenkte ihr ein verführerisches Lächeln, als sie herumwirbelte und ihn mit großen Augen anstarrte.
Storm streckte schnell die Hand aus und teleportierte Vincent aus der Gefahrenzone, wobei er darauf achtete, dass er sich Rens Gesichtsausdruck einprägte. Vielleicht sollte er noch einmal mit einer Kamera zurückkommen, wenn er schon dabei war.
Unfähig den Lichtblitz zu ignorieren, der genau in sein Gesicht schien, blinzelte Ren. Anstatt den Idioten, auf den er es abgesehen hatte, zu erwürgen, griffen seine Hände in die Luft, während ein Stück Papier langsam vor ihm zu Boden segelte. Er fing es auf und knurrte frustriert.
„Was ist das?“, fragte Lacey, die es völlig normal fand, dass Storm wieder mit Vincent verschwunden war. Zumindest vertraute sie Storm, dass er auf ihn aufpassen würde.
„Es scheint, dass dein Ex-Freund den restlichen Tag beschäftigt sein wird.“ Ren runzelte die Stirn, als die Notiz plötzlich verschwand und durch ein Foto von seinem wutverzerrten Gesicht ersetzt wurde. Ha… ha. Storm war in letzter Zeit einfach zu witzig. Er grinste gemein, als sich das Foto in Staub auflöste, der durch seine Finger rieselte.
Ren drehte seinen Kopf, um Lacey anzusehen, wobei er bemerkte, dass ihre Augen belustigt glänzten. Sie starrte noch immer auf seine Hand, wo das Foto gerade gewesen war.
„Das gefiel dir wohl, nicht wahr?“, fragte er mit erhobener Augenbraue. Sie machte es ihm schwer, wütend zu bleiben. Wie sie so eifrig nickte, war einfach zu süß.

Kapitel 3
„Ich muss dieses Kleid loswerden“, sagte Lacey und sah hinunter auf das Ballkleid, das sie trug. Das Kleid war richtig hübsch gewesen, als sie es angezogen hatte, aber nach der schrecklichen Nacht, die sie erlebt hatte, war es schmutzig und an mehreren Stellen zerrissen, wo sie von diesen Dämonenfäden durchbohrt worden war.
Eine Flutwelle aus sexueller Begierde traf sie und Lacey wirbelte herum, um ihren überraschten Blick auf Rens ausdrucksloses Gesicht zu richten. War das von ihr gekommen… oder von ihm? Sie hatte nicht an Sex gedacht, als sie gemeint hatte, dass sie ihr Kleid ausziehen wollte, aber verdammt, jetzt konnte sie an nichts Anderes denken.
„Und offensichtlich brauche ich wieder einmal eine eiskalte Dusche“, fügte sie hinzu und legte ihre Hand auf ihren Bauch, der begann, sich zu verkrampfen. Sie war noch nie schüchtern gewesen, wenn es darum ging, über Sex zu sprechen, und sie würde jetzt nicht damit beginnen, ihre Gedanken zu verschweigen. „Fühle ich diese sexuelle Begierde von dir?“
Ren hatte die Luft angehalten, als er sich vorgestellt hatte, wie er sie in einer flüssigen Bewegung ihres Kleides entledigte und dann ihren nackten Körper auf den Schreibtisch hinter ihr setzte. Er blinzelte, als die unverblümte Frage bis in sein Gehirn vordrang. Die Antwort war ein lautes, deutliches JA. Sie hatte genau gewusst, was Nick und Gypsy im Bombenkeller gemacht hatten, aber er war nie auf die Idee gekommen, dass sie auch seine Gefühle und Sehnsüchte fühlen können würde.
Hoffentlich hatte sie nur einen Bruchteil von dieser Fähigkeit abbekommen, denn sonst würde sie in dem Schloss nicht lange überleben. Er beschloss, dass er Guy fragen würde, ob er nicht eine Art Zauber für sie erzeugen konnte, den sie tragen konnte, um die Fähigkeit zu reduzieren, aber im Augenblick konnte er ihr zumindest die Wahrheit erzählen.
„Das Schloss ist voller Paranormaler mit stärkeren Emotionen“, erklärte er, während er sich bemühte, seine eigenen unter Kontrolle zu bringen. Nachdem er fühlte, dass sie gerade ebenso erregt war, war das kein leichtes Unterfangen und es entstand eine Art Teufelskreis zwischen ihnen. „Paranormale haben Gefühle, ebenso wie Menschen. Der Unterschied ist… sie fühlen alles viel stärker, als ein normaler Mensch es tun würde… und du bekommst gerade einen Teil davon ab.“
Er bewegte sich auf sie zu, fühlte sich wie ein Raubtier, das sich an seine Beute anschlich. Ren grinste zufrieden, als sie sich rückwärts an den Schreibtisch drückte, an genau der Stelle, wo er sie vorhin in Gedanken hingesetzt hatte.
„Ihr Zorn würde einen normalen Menschen zu einem Massenmörder machen… und ihre Liebe ist das, was wir eine gefährliche Besessenheit nennen.“ Plötzlich lehnte er sich vorwärts und stützte seine Hände zu ihren beiden Seiten am Tisch ab, sodass sie gefangen war. Dann senkte er seine Lippen zu ihrem Ohr. „Und ihre tierische Lust ist so heiß, dass sie brennt.“
Lacey schloss ihre Augen, als sie seinen Atem in ihrem Nacken fühlte. Ja, er hatte recht, was das Brennen betraf, denn sie fühlte sich, als würde sie in Flammen aufgehen. Ihre Lippen öffneten sich, als ihr Atem schneller ging. „Ihre Körper müssen auch besonders sensibel auf Berührungen reagieren, denn dein Atem an meinem Hals fühlt sich viel zu köstlich an, als dass es normal sein könnte.“
Das Knurren neben ihrem Ohr war seine einzige Entgegnung, aber das Geräusch war so verführerisch, dass Lacey die Antwort darin hörte. Er war ihr so nahe… doch berührte sie nicht. Es war, als hätte er die völlige Kontrolle, während sie haltlos in einem Strudel aus Leidenschaft trieb und nur auf die kleinste Berührung wartete, die sie unter die Oberfläche ziehen würde. Sie wollte wirklich mit dieser fantastischen Nebenwirkung spielen… gleich jetzt, wenn er dabei war.
Nachdem sie innerlich die schnelle Verführung im Hexenbräu vor weniger als einer Stunde gelöscht hatte… denn das war unter großem Stress passiert, dachte Lacey an das letzte Mal, wo sie einander berührt hatten. Es war genau hier in diesem Büro gewesen. Sie hatte geglaubt, dass sie vor dem Morgengrauen sterben würde und hatte ihre letzten Stunden in sinnlicher Leidenschaft mit ihm verbringen wollen. Ren hatte das Ganze unterbrochen, weil er ihre Gedanken belauscht hatte.
Nun, diesmal konnte sie dank ihm davon ausgehen, dass sie noch länger leben würde, also konnte er das nicht mehr gegen sie verwenden. Wenn es nach ihr ging, würde er gleich etwas Anderes gegen sie verwenden und mit der Stimmung, in der sie gerade war, hoffte sie, dass es dick und steif war und pulsierte.
„Nachdem du derjenige bist, der mir die Macht gegeben hat, mich unabsichtlich so heiß zu machen… möchtest du derjenige sein, der mir hilft, die Flammen zu löschen, oder muss ich einen anderen finden, der bereit ist, Feuerlöscher zu spielen?“, fragte sie, erinnerte sich an den Schmerz seiner Zurückweisung beim letzten Mal.
Ren umklammerte den Schreibtisch fest, als die leidenschaftliche Hitze, die er fühlte, sich plötzlich in brennende Rage verwandelte. Hatte sie wirklich gerade damit gedroht, einen anderen zu suchen, der ihre Begierde stillen sollte? Das Bild davon, wie Vincent sie vor nicht allzu langer Zeit geliebt hatte, schoss durch seinen Kopf wie ein Düsenjet.
Er hätte sie auch vor extremer Eifersucht warnen sollen, aber das war wohl nicht nötig, denn scheinbar war er der einzige, der diese spezielle Emotion fühlte.
„Ich werde dich nicht nur lehren, wie du die Mächte benutzen kannst, die in dir erwacht sind, sondern auch, wie du diejenigen kontrollieren kannst, die andere in Gefahr bringen können“, flüsterte er verführerisch, ehe er sie in seine Arme schloss.
Lacey blinzelte, als Ren sie an sich zog und sie bemerkte, wie das Büro in der Ferne verschwand. Innerhalb von Sekunden fand sie sich selbst in demselben Schlafzimmer wieder, in dem sie aufgewacht war… in seinem. Ihr Blick fiel auf das Bett, in der Hoffnung, dass sie endlich das bekommen würde, was sie sich insgeheim gewünscht hatte, seit sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Stattdessen packte er sie am Arm und zog sie am Bett vorbei, sodass sie verwirrt die Stirn runzelte.
Im Badezimmer angekommen konnte sie einen erschrockenen Schrei nicht unterdrücken, als sie plötzlich in der Dusche stand und eiskaltes Wasser auf ihren Kopf rieselte. Zitternd streckte sie die Hand aus, um das Wasser abzudrehen, wobei ihr erst bewusst wurde, dass sie immer noch all ihre Kleider trug. Inzwischen sah sie ihre Aussage über die sensible Haut in einem ganz anderen Licht. Das war viel kälter gewesen, als kalt jemals zu sein gewagt hatte.
„Wofür, zur Hölle, war das jetzt?“, fragte Lacey scharf und durchbohrte Ren mit ihrem wütenden Blick.
„Lektion Nummer eins“, knurrte Ren und beugte sich dabei über sie, „lass dich durch die sexuelle Begierde, die du abbekommst, nicht so beeinflussen, dass du mit jedem ins Bett gehen würdest, nur um wieder herunterzukommen.“
Laceys Blick wurde nicht weniger wütend, als ihre Zähne klapperten. „Du hast recht. Was, zur Hölle, habe ich mir dabei nur eingebildet, dass ich dich frage? Ich verspreche dir, das nächste Mal werde ich klüger wählen.“ Sie wartete auf seine Entgegnung, aber bekam nur absolute Stille, die sie nervös machte, und die Tatsache, dass sie seine Augen wegen seiner doofen Sonnenbrille nicht sehen konnte, half auch nicht.
Sie fragte sich, wo die Lust, die Ren vorhin noch gefühlt hatte, hingegangen war, und wieso, zur Hölle, sie plötzlich durch Wut ersetzt worden war. Das Gefühl war so stark, dass sie Mühe hatte, es zu kontrollieren. Sie hatte das letzte Jahr immer ihre Gedanken und Gefühle vor gefährlichen Leuten versteckt und nun war sie fast ein Profi darin… außer in seiner Nähe, wie es schien.
Anstatt den großen Idioten zu schlagen, wie sie es gerne tun wollte, nahm sie die beschlagene Tür der Dusche und warf sie vor seiner Nase zu, damit sie ihn nicht länger ansehen musste. Sie zog ihr Kleid aus, warf den nassen Stoff über die Tür der Dusche und grinste, als sie hörte, wie die Wasserspritzer auf etwas auftrafen. Sie hoffte, dass der kalte Regen ihn direkt ins Gesicht getroffen hatte. Er verdiente es und noch viel mehr.
Als sie wieder zu der beschlagenen Tür schielte, wollte Lacey fast vor Freude tanzen, als sie sah, wie Rens Körper sich bückte und er seine Sonnenbrille abnahm, um sie abzutrocknen. Dieser kleine Vorgeschmack von Rache beruhigte ihre Wut vorerst. Nachdem sie das heiße Wasser aufgedreht hatte, trat sie unter die Dusche und stöhnte glücklich, als ihre Haut sich endlich wieder wärmte.
Ren knirschte mit den Zähnen, ärgerte sich immer noch über die sorglose Art, wie sie ihm erklärt hatte, dass sie nächstes Mal, wenn sie erregt war, jemand anders suchen würde. Sie in die kalte Dusche zu befördern, war die Idee seines Temperaments gewesen und sein Temperament war noch nie besonders klug gewesen. Er würde den Schaden richten müssen, bevor sie versuchte, die Drohung wahrzumachen… versuchte, wohlgemerkt, denn er würde nie erlauben, dass jemand sie auf diese Art berührte.
Seine Lippen öffneten sich, um sie zu warnen, dass sie jedem, den sie verführen wollte, ein Todesurteil schrieb, aber er biss die Zähne aufeinander und schluckte die bösen Worte wieder hinunter. Sie würde es wahrscheinlich nur als Herausforderung sehen und direkt zu ihrem Liebhaber laufen, nachdem es nichts ausmachte, wenn er diesen Trottel umbrachte.
Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, um es aus seinen Augen zu streichen, und begann auf und ab zu gehen, während seine Gedanken rasten. Es stimmte, dass er ihre Grenzen testen musste, um zu sehen, wie viel sie von der Welt um sie herum abbekam. Das Allerletzte, was sie jetzt brauchten, war, dass sie zu einem blutrünstigen Monster wurde, nur weil ein Dämon in ihrer Nähe einen schlechten Tag hatte. Er hatte viel länger Zeit gehabt, das zu üben, als sie… und er würde derjenige sein, der sie lehrte, damit umzugehen.
Seine Schritte wurden langsamer, als ihm klar wurde, dass sie nicht die einzige war, die im Moment ihre Kontrolle wiederfinden musste. Um Himmels Willen, er hatte noch nicht einmal das Badezimmer verlassen, damit sie in Ruhe duschen konnte. Hatte er so viel Angst, sie aus den Augen zu lassen? Wieder… war die Antwort auf diese Frage offensichtlich.
Ren drehte langsam seinen Kopf, um das leicht beschlagene Glas, das sie trennte, anzusehen. Seine Augen waren viel zu gut, als dass er hier drinnen bleiben könnte.
Mit einem frustrierten Seufzen wirbelte er herum und verließ mit großen Schritten das Badezimmer. Er musste sich selbst von ihrer Nacktheit entfernen, damit er wieder klar denken konnte. In seinem Schlafzimmer angekommen blieb er plötzlich stehen, als er Storm bemerkte, der teilnahmslos an einem Bettpfosten lehnte, ein paar Einkaufstüten zu seinen Füßen.
„Ich werde es schnell machen, weil in nur ein paar Minuten wird sie völlig nackt hier hereinkommen und dir die Schuld geben.“ Storm grinste, wusste, dass sein Freund es gerade schwer hatte. Scheinbar hatte keiner von ihnen beiden einen guten Tag, aber Rens würde gleich viel kürzer werden.
„Dann beeil dich, bevor ich deinen Hintern hier selbst rausteleportiere“, erklärte Ren und grinste, aber das Grinsen verflog gleich wieder, als ihm bewusst wurde, woher Storm wusste, dass Lacey nackt aus dem Badezimmer kommen würde. Er legte seinen Kopf zur Seite, als er das Blut sah, das sich im Ohr des Zeitreisenden sammelte, als dieser von ihm wegsah.
„Sie wird das hier brauchen“, sagte Storm und zeigte auf die Einkaufstaschen, ehe er verschwand.
Zu wissen, dass Storm seiner Strafpredigt auswich, half nicht, um Rens Stimmung zu verbessern. Was, zur Hölle, machte Storm, wodurch er blutete? Er ging hinüber zum Bett, um wütend auf die Einkaufstaschen hinunterzusehen, wobei er die Kleidung darin erkannte. Der Anblick erinnerte ihn wieder daran, dass sie im Moment nur von Wasser bedeckt war.
Still schielte er zu der Tür, die sie trennte, und fragte sich, ob er die Kleider nicht einfach hier lassen sollte, wo sie waren.
Laceys Herzschlag raste noch immer, als sie ihre erhitzte Haut einseifte und mit fast schmerzhaften Bewegungen massierte. Sie war unheimlich zornig und merkwürdiger Weise immer noch erregt, was sie nur noch mehr ärgerte. Verdammt… der Schmerz davon, dass sie sich so grob schrubbte, fühlte sich auch noch gut an.
Das war Rens Schuld. Sie war sicher, dass es seine sexuelle Begierde gewesen war, die sie vorhin im Büro gefühlt hatte. Das Verlangen war so stark gewesen, dass sie es schmecken konnte. Zudem war er eindeutig erregt gewesen, als er sie auf diese Art an den Schreibtisch gedrängt hatte… die große Ausbeulung in seiner Hose nahm jeden Zweifel darüber weg.
Wie konnte er es wagen, ihr zu sagen, dass sie die Kontrolle bewahren musste, wenn sie doch gerade erst zugesehen hatte, wie er im Hexenbräu die Kontrolle verloren hatte? Sie schloss ihre Augen und biss sich auf ihre Unterlippe, versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken, als diese kleine Erinnerung wie ein Blitz aus glühender Hitze direkt in ihre Magengegend schoss.
Verdammt sei er. Sie wünschte sich, dass es umgekehrt auch funktionierte, damit sie ihm die sexuelle Frustration, die sie fühlte, zurückzahlen könnte. Sie hielt inne, als sie gerade ihre Brust einseifen wollte. Vielleicht funktionierte es umgekehrt auch. Er fühlte die Emotionen von anderen, also wieso sollte er ihre Erregung jetzt nicht fühlen… vor allem, wenn sie sie absichtlich erhöhte? Keine heißblütige Frau, die noch bei Verstand war, war sich zu gut, um zu masturbieren, wenn es ihre einzige Option war.
Ihre Schultern sackten ab, als sie sich fragte, weshalb sie Streit mit dem Mann suchte, der ihr erst vor ein paar Stunden das Leben gerettet hatte. Klar, er war arrogant und konnte sich benehmen wie ein Idiot, aber er war noch viel mehr und sie wusste das. Langsam hob sie ihre Hand und drehte das kalte Wasser wieder auf, hob ihr Gesicht, um das kühle Nass zu begrüßen.
Ren öffnete seine Augen, als er fühlte, wie ihre Erregung verblasste, aber da hatte er schon den Griff der Badezimmertür in der Hand. Er wusste verdammt gut, dass er diese kleine Schlacht verlieren würde, wenn sie splitternackt hier hereinspazieren würde, wie Storm vorausgesagt hatte. Er wirbelte herum und starrte wütend auf die Einkaufstaschen, die Storm für sie gebracht hatte.
Lacey zitterte und drehte das Wasser ab, ehe sie zu dem nassen Kleid starrte, das Storm ihr gegeben hatte. Auf gar keinen Fall würde sie das Ding wieder anziehen. So wie sie die Sache sah, konnten nur zwei Dinge passieren, wenn sie in ihrem Eva-Kostüm hier hinausging… entweder würde sie endlich ihren Sex bekommen, oder er würde übergroße Kleidung auf sie werfen.
Sie konnte sich schon sein Gesicht vorstellen und grinste, fragte sich, wie es kam, dass jedes Mal, wenn sie beschloss, ein braves Mädchen zu sein, das Schicksal ihr die perfekte Möglichkeit servierte, sehr böse zu sein.
Als sie aus der Dusche trat, runzelte sie die Stirn, als sie mehrere Einkaufstüten auf der Kommode stehen sah. Sie brauchte nur einen Moment, um die Kleider zu durchwühlen und festzustellen, dass sie genau das gekauft hätte, wenn sie selbst in den Laden gegangen wäre.
Ihre Lippen öffneten sich, als ihr dämmerte, wer genau sie davon abgehalten hatte, Ren in Versuchung zu führen. Schnell zog sie sich an, als sie beschloss, dass, wenn Storm wollte, dass sie bekleidet war, er wohl einen guten Grund dafür hatte. Als sie endlich wieder angezogen und sauber war, hatte sie wieder mehr das Gefühl, dass sie ihre Kontrolle zurückhatte. Sie schaute in den Spiegel, sah die Tür hinter ihr und sofort dachte sie wieder an den Mann, der auf der anderen Seite wartete.
Sie musste wirklich aufhören, diese Knöpfe zu drücken. Außerdem machte es nicht wirklich Spaß, weil er scheinbar jeden Streit gewann. Die plötzliche kalte Dusche war ein wenig grob gewesen, aber sie war nicht dumm… sie hatte die Hitze seiner Wut gefühlt, sobald sie ihn geärgert hatte. Sie dachte zurück an ihre genauen Worte.
„Nachdem du derjenige bist, der mir die Macht gegeben hat, mich unabsichtlich so heiß zu machen… möchtest du derjenige sein, der mir hilft, die Flammen zu löschen, oder muss ich einen anderen finden, der bereit ist, Feuerlöscher zu spielen?“
Sie hatte das nur aus Selbstverteidigung gesagt, weil er sie das erste Mal, als sie Sex mit ihm gewollt hatte, abgewiesen hatte. Aber allen Ernstes… sie hatte nur Spaß gemacht, hatte wirklich gehofft, dass er ihr Feuerlöscher sein würde. Vincent hatte es immer gemocht, wenn sie ihn geneckt hatte, und hatte es auch selbst getan, aber sie verstand auch, dass das war, weil sie eher Freunde waren, kein echtes Liebespaar… sie durfte das nicht vergessen.
Ren hatte ihr einen Teil von sich gegeben, um ihr Leben zu retten, und sie konnte die starke Verbindung fühlen, die sie nun aneinander band… viel näher als sie Vincent je gewesen war. Sie wollte nur noch Ren und sie wusste, dass er sie auch wollte… seine Eifersucht machte das mehr als deutlich. Sie atmete tief ein, zerzauste ihr Haar ein wenig und beschloss, wenn sie ihn wollte, dann würde sie ihn einfach so lange verführen müssen, bis er es nicht mehr ertragen konnte. Nachdem sie sich selbst einen Kuss durch den Spiegel zugeblasen hatte, drehte sie sich um und machte sich auf den Weg in das Zimmer mit dem großen Bett.
Ihre Theorie, dass sie angezogen sein sollte, wurde bestätigt, als sie aus dem Badezimmer trat, nur um zu sehen, wie Rens Schlafzimmer um sie verschwand.

Kapitel 4
Angelica schlüpfte durch die Tür ihres Schlafzimmers und schloss sie schnell hinter sich. Nachdem sie den Schlüssel im Schloss umgedreht hatte, lehnte sie ihre Stirn gegen das dicke Holz und wünschte sich, dass die Tür aus etwas Stärkerem gemacht wäre… Titan vielleicht.
Mit einem schweren Seufzen runzelte sie die Stirn und trat von der Tür weg, starrte das Schloss an, als wäre es ihre einzige Hoffnung. Irgendwie war es das auch. Dieses kleine Schloss war das einzige zwischen ihr und dem Verlangen Syn jetzt zu sehen, jetzt, wo er nicht hier war und sie beobachtete… sie auf Schritt und Tritt verfolgte.
Sie hob ihre Hand und rieb mit wütenden, kreisenden Bewegungen ihre rechte Schläfe, während sie versuchte, die Tatsache zu verdauen, dass sie gerade von dem Mann… oder was auch immer er war, weggelaufen war, nur um ihn jetzt so sehr zu vermissen, dass ihre Brust tatsächlich schmerzte.
„Ich brauche niemanden“, erinnerte Angelica sich selbst, aber ihre Finger hielten an ihrer Schläfe inne. Sie senkte schnell ihre Hand, schmeckte die Lüge in ihren Worten. Nachdem sie Entzugserscheinungen hatte, konnte sie ihn wohl auch als das bezeichnen, was er war… eine Sucht.
Langsam entfernte sie sich von der Tür, schloss ihre Augen und erlaubte es ihren Gedanken, tiefer zu gehen. Es brauchte kein Genie, um zu erkennen, dass Syn ihren Kopf durcheinander brachte, und, um Gottes Willen, sie begann sich selbst zu hinterfragen. Es war eine gefährliche Grenze, denn wenn sie es wagte, sie zu überschreiten… dann gab es kein Zurück mehr.
Sie sollten nicht zusammenarbeiten… wieso hatte Storm das nicht vorausgesehen? Alles, was Syn da unten in den Tunneln gemacht hatte, war, sie zum Narren zu halten. Es war auch nicht so, als bräuchte er überhaupt einen Partner, wenn er doch einfach nur eine verdammte Absperrung um die Ausgänge errichten musste, und die Arbeit war erledigt.
Die Erinnerung kam wieder zurück wie ein lebhafter Albtraum. Unten in den Tunneln unter dem Museum… hatte sie ein intensives Gefühl von Klaustrophobie erlebt, als die Decke des Tunnels plötzlich gebebt hatte und zerbrochen war. Es war ein sehr furchteinflößendes Gefühl, zu erkennen, dass man in seinem eigenen Grab stand.
Gerade als die großen Felsbrocken begonnen hatten, abzubrechen und um sie zu Boden zu fallen, hatte sie eine Menge Dämonen gesehen, die über die versteckte Treppe nach unten gerannt waren, um in die Tunnel zu entkommen… und sie war direkt in ihrem Fluchtweg gestanden. Eine Welle aus Schutt, die ihnen auf den Fersen gewesen war, hatte die Dämonen aufgefressen, die nicht schnell genug gerannt waren, um ihr zu entkommen.
Sie war vor Angst wie angewurzelt dagestanden, als Arme sich plötzlich um sie geschlossen hatten und die Treppe verblasst war, bis sie ganz verschwunden war. Angelica zitterte wieder und schlang ihre Arme um sich selbst, als sie sich an das Gefühl erinnerte, wie der Tunnel um sie eingebrochen war, aber was sie schlussendlich zerstört hatte, war das, was danach geschehen war.
Als ihre Welt sich wieder stabilisiert hatte, war sie auf dem Dach eines Gebäudes gestanden, anstatt darunter. Nachdem sie immer noch ein leichtes Vibrieren unter ihren Füßen gefühlt hatte, hatte sie ihren Kopf gerade rechtzeitig gedreht, um zusehen zu können, wie das Museum einstürzte… in die Tunnel, in denen sie eben noch gestanden hatte.
Langsam hatte sie ihren Blick wieder auf die warme Brust gerichtet, an die sie gedrückt worden war, und dabei erkannt, dass ihre Hände sich in seinem Hemd zu Fäusten geballt hatten, was die Tatsache bewies, dass sie Angst gehabt hatte, und ihn brauchte. In diesem Moment hatte sie sich nur noch in seinen starken Armen verstecken wollen… wo nichts sie verletzen konnte.
Dann hatte sie den Fehler gemacht, zu dem schönen Mann hochzusehen, an den sie sich geklammert hatte. Die Enden seines dunklen Haares hoben sich in dem Wind, den der Einsturz des Gebäudes verursacht hatte, aber er schien völlig ruhig zu sein… oder zumindest hatte sie das gedacht, bis ihr Blick seine violetten Augen traf, die auf sie hinunterstarrten, voller Hitze und ungezähmter Macht.
Der Anblick hatte sie an das erste Mal erinnert, wo sie sein gespenstisch schönes Gesicht gesehen hatte… in der Höhle in jener Nacht, wo das Symbol auf ihrer Handfläche erschienen war.
Ihr Atem ging schneller, als ihr Blick sich auf seine sinnlichen Lippen senkte. Die Erkenntnis, dass sie ihn wollte, hatte sie dazu bewogen, einen Schritt zurückzugehen. In dem Moment, als sie seine Arme verlassen hatte, senkte Syn sie… seine Augen wurden sofort dunkel und nachdenklich… ein wenig gefährlich, sodass sie ein Schaudern unterdrücken hatte müssen.
Angelica ließ die Erinnerungen los und hob ihre Handfläche, sah, dass sich seit ihrem ersten Treffen nichts geändert hatte… das Symbol war noch immer da, bis ins kleinste Detail. Es war jetzt schon eine ganze Weile da. Innerlich zog sie den Kopf ein, als ihr dämmerte, dass sie sich nie wirklich bemüht hatte, es zu entfernen.
Syn hatte ihr gesagt, dass er es ihr zu ihrem Schutz gegeben hatte, und aus irgendeinem merkwürdigen Grund hatte sie ihm geglaubt. Wann hatte sie begonnen, ihm so bedingungslos zu vertrauen?
Früher hätte sie jede Bewegung, jede Absicht einer Kreatur, die so mächtig war wie Syn, hinterfragt. Aber in den letzten Wochen hatte ihre argwöhnische Natur sich zurückgelehnt, während die Neugier und Hitze, die Syn in ihr entfachten, ihr Tun kontrollierten.
TEP-Mitglieder beschrieben sie normalerweise als Einzelgängerin, die kein Interesse daran hatte, Freunde zu finden. Sie hatte immer gewollt, dass alle sie so sahen… damit sie Abstand halten wollen würden. Seit Syn in ihrem Leben aufgetaucht war, fühlte sie sich verletzlich. Sie war wie besessen von ihm, ebenso, wie er von ihr besessen zu sein schien und sie wollte, dass das aufhörte… oder nicht? Der Schmerz in ihrer Brust schien sich bei diesem Gedanken noch auszuweiten.
„Willkommen im Land der Verwirrung… Hausnummer 1“, erklärte sie der Stille im Raum, dann verzog sie das Gesicht darüber, wie erbärmlich sie klang. Sie war doch viel stärker.
Angelica senkte ihren bösen Blick wieder auf die Markierung in ihrer Handfläche und fragte sich, ob sie die Ursache für die merkwürdigen Gefühle war, die sie für ihn empfand… so wie die Gedankenkontrolle eines Vampirs funktionierte. Schließlich… war Syn der Vorfahre der Vampire, nicht wahr? Sie durfte diese kleine, gefährliche Tatsache nicht einfach vergessen. Er hatte schon zugegeben, dass ihm der Krieg gegen die Dämonen völlig gleichgültig war… also wieso war er hier und lenkte sie ab? Wieso half er nur ihr?
„Das hat alles mit dir angefangen“, beschuldigte sie das Symbol.
Sie hob ihre andere Hand und hielt sie über die verschlungenen Linien auf ihrer Handfläche, wollte diese ebenso behandeln, wie sie es mit jeder anderen Dämonenmarkierung getan hatte, die sie in der Vergangenheit von Opfern entfernt hatte.
Die Spitze ihres Zeigefingers strich ganz leicht über das Muster, suchte nach dem geringsten Anzeichen für Bösartigkeit, gegen die sie arbeiten konnte. Schwache Falten entstanden auf ihrer Stirn, als sie keine bösen Absichten in den Linien finden konnte. Dann konzentrierte sie sich stärker auf das komplexe Symbol und biss sich auf ihre Unterlippe, als sie begann, dem Pfad zu folgen, bis sie schließlich gegen eine sehr mächtige Mauer stieß.
Angelicas Lippen öffneten sich und sie atmete scharf ein, als die Gefühle plötzlich über sie hereinstürzten. Sie fühlte sich einen Moment lang fast schwindelig, ehe sie ein starkes Ziehen aus der Barriere spürte, in dem Moment als ihre Mächte sie trafen. Diese Aktion überraschte sie so sehr, dass sie panisch wurde und ihre Macht zurückholte, woraufhin sie fühlte, wie die Magie des Symbols nach ihr griff und an ihrer Haut leckte, ehe sie wieder dorthin verschwand, wo auch immer sie hergekommen war.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geschworen, dass die verdammte Markierung sie gerade gekostet hatte.
Syn erschien lautlos hinter Angelica, denn er hatte gefühlt, wie sie sich an der Verbindung zu schaffen gemacht hatte, die es ihr erlaubte, seine Macht zu nutzen, um sich schützen zu können. Er hatte sie für ein paar Stunden alleine lassen wollen, um seine Ruhe wiederzufinden, nachdem er ihre Abweisung schon wieder ertragen hatte müssen. Doch indem sie mit dem Symbol auf ihrer Hand spielte, hatte sie ihn unwissentlich hergeholt, um zuzusehen, wie sie erfolglos versuchte, ihre Verbindung zu durchbrechen.
Seine Wut trat dadurch wieder an die Oberfläche… wollte sie ihn so dringend loswerden, nur damit sie aufhören konnte, sich selbst zu belügen? Nachdem er Jahrtausende gesucht und sie endlich wiedergefunden hatte, würde er nicht zulassen, dass sie auch nur die kleinste Verbindung verletzte, die er mit ihr wiederaufbauen hatte können.
„Feigling“, schimpfte Angelica sich selbst über ihre Reaktion und öffnete ihre Faust, um es noch einmal zu probieren. Sie atmete scharf ein, als die Linien sofort mit einem neuerlichen Machtschub zu leuchten begannen.
„Wieso versuchst du nicht, deinen Frust an dem abzureagieren, der ihn erzeugt hat?“, fragte Syn direkt hinter ihr.
Angelica zuckte zusammen, weil er so nahe war, und wirbelte herum, um ihren Stalker mit einem bösen Blick aufzuspießen. Es war schwierig, seinen Blick festzuhalten, denn er schien viel wütender zu sein als sie.
Ehe sie seine Absicht erkennen konnte, hatte er einen Arm um ihre Taille gelegt und zog sie an seinen starken Körper. Ebenso schnell drückte sie ihre Hand gegen seine Brust, um zumindest ein klein Bisschen Abstand von ihm zu wahren. Ernsthaft, wenn er versuchte, sie verrückt zu machen, dann war er auf dem richtigen Weg.
„Du hast recht, ich sollte es an dir auslassen“, sagte sie betont und drückte sich von ihm weg, war überrascht, dass er sie so einfach gehen ließ, dass sie fast ihr Gleichgewicht verlor. Sie knirschte mit den Zähnen, versuchte, die merkwürdige Enttäuschung zu ignorieren, die sie fühlte, weil er sie so schnell losgelassen hatte.
Sie schloss ihre Hand um die Markierung und sagte das erste, was ihr einfiel: „Was, zur Hölle, hast du mit mir gemacht?“
„Mache ich dir Angst?“, fragte Syn, lehnte sich an ihren Bettpfosten und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
Angelica war auf diese Frage nicht vorbereitet gewesen und sie zog ihre Augenbrauen zusammen, als er seine Arme verschränkte, ehe sie ihren Blick zu seinen leuchtend violetten Augen hob. Sie wollte schwören, dass sie vor Wut leuchteten, aber er schien völlig ruhig zu sein.
„Ich habe keine Angst vor dir“, erklärte sie großspurig, dann machte sie schnell einen Schritt zurück, als er sich von dem Bettpfosten abstieß und auf sie zukam.
„Ich habe nichts gemacht, um dich zu verletzen“, verteidigte Syn sich, wobei er ein Knurren kaum unterdrücken konnte, denn er wusste, sie hatten dieses Spiel schon früher gespielt. Sie hatte schon in der Vergangenheit gegen ihn gekämpft, hatte ihn fast verrückt gemacht, und er hatte keine Lust darauf, zu warten, bis die Geschichte sich wiederholte. Er fühlte einen Stich im Herzen, als er sich daran erinnerte, wie jene Geschichte geendet hatte. „Du bist der einzige Grund, weshalb ich hier bin.“
Angelica schüttelte ihren Kopf, wollte nicht die Verantwortung tragen, jemandes Grund für irgendetwas zu sein. Sie hatte so viele Mauern um sich aufgebaut, dass der einzige, der jemals eine Chance gehabt hatte, zu ihr vorzudringen, Zachary gewesen war. Genau genommen war es sein anderes Ich, Zach, gewesen, der gnadenlos durch diese Mauern gestürmt war. Einen Moment lang fühlte sie sich bei dem Gedanken traurig, denn sie vermisste seine Freundschaft und seine unerwünschten Ratschläge.
Syns Augen wurden schmal, als er hörte, wie sie der Nähe nachtrauerte, die sie mit dem Phönix geteilt hatte. Es war schade, dass sie die Tatsache vergessen hatte, dass er, Syn, ein sehr besitzergreifender Mann war, der sie noch nie mit anderen teilen hatte wollen. Er hatte schon früher Morde begangen, um sie zu behalten, und er würde es jederzeit ohne zu zögern wieder tun.
Er zog die Zügel um seine Macht enger, als sie versuchte, bei der Erinnerung aufzuflammen, und Syn erkannte, dass er an seine Grenzen stieß. Wie hatte sie es geschafft, ihn so schnell auf diesen ungeduldigen Zustand zu reduzieren?
„Du bist nicht wegen mir hierher gekommen.“ Angelica runzelte die Stirn, als sie das aussprach, was ihr offensichtlich erschien. „Du bist wegen deiner Jungs gekommen, wobei ich bemerken darf, dass sie genau so alt aussehen, wie du… eher wie deine Brüder, nicht deine Kinder. Und jetzt bleibst du hier, um Storm zu helfen, gegen die Dämonen zu kämpfen.“ Ihre Stimme versagte, als ihr Rücken die Wand im selben Moment traf, wie seine beiden Handflächen an ihren beiden Seiten dort auftrafen… sodass sie an der gestrichenen Felswand des Schlosses eingeschlossen war.
„Meine Partnerin ist diejenige, die Storm hilft… nicht ich“, knurrte Syn barsch. „Ich bin nur hier, um zu verhindern, dass sie sich wieder umbringen lässt!“
„Ich wurde noch nie umgebracht“, entgegnete Angelica scharf, dann zuckte sie, als die Wand unter seinen Handflächen knackte und dünne Linien durch den Fels neben ihrem Kopf und ihren Schultern liefen.
„Hör auf“, flüsterte sie kaum hörbar.
Etwas war eindeutig nicht in Ordnung mit ihm, aber anstatt ihr Angst zu machen… brach es ihr plötzlich das Herz. Sie atmete langsamer, wollte im Augenblick besser vorsichtig sein, denn sie fühlte, dass, wenn sie es nicht war, der mächtige Mann vor ihr zerbrechen würde, und das wäre der Beginn ihrer tiefsten Angst.
„Ich werde dich festhalten, bis ich mich wieder beruhigt habe“, warnte Syn sie einen Moment bevor er sich nach vorne beugte und sie an sich zog.
Als Angelica ihn gewähren ließ, fühlte Syn, wie ein Teil der überwältigenden Trauer seine angespannten Schultern verließ. Sie erinnerte sich zwar nicht an ihren Tod, aber für ihn war es eine Erinnerung, die er tief in sich selbst begraben halten wollte… um seinen Verstand zu bewahren. Sie noch immer in seinen Armen, senkte er sich auf seine Knie und zog sie mit sich. Er ließ eine zitternde Hand über ihren Rücken hoch in ihr seidiges, schwarzes Haar kriechen, um ihre Wange an seinen Hals zu drücken und seine Lippen auf ihren Scheitel zu legen.
Angelica blinzelte, als sie seinen Körper zittern fühlte und seinen schweren Atem in ihrem Ohr hörte. Es war, als kämpfte er gegen etwas, das sie nicht sehen konnte. Nachdem sie dies als Grund dafür nutzen konnte, im Moment einmal nachzugeben, entspannte sie sich langsam an ihm und ließ ihn sie festhalten. Sie war überrascht, wie warm und beschützt sie sich in seinen Armen fühlte. Er war so groß und so stark, doch sie fühlte auch seine Zurückhaltung, als er sie hielt.
Als sie den Mut gesammelt hatte, ihre Neugierde zu befriedigen, sprach sie mit leiser, ruhiger Stimme: „Ich verstehe nicht, was ich getan habe, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.“
„Nein… das kannst du auch nicht verstehen“, bestätigte Syn und küsste sanft ihr dunkles Haar, ehe er seine Wange daran schmiegte.
Ein Teil von ihm wollte sie nicht an ihre schwierige Vergangenheit erinnern… wollte den Hass für das, was er getan hatte, in ihren Augen nicht sehen. Nicht, wenn er doch nicht die Absicht hatte, sie um Vergebung zu bitten. Sie hatten es verdient zu sterben… alle.
„Du bist nicht sehr hilfreich“, wies Angelica ihn hin, die sich langsam sehr müde fühlte, nach all den Adrenalinschüben der letzten Stunden.
Sie hatte nicht gelogen… sie hatte keine Angst vor ihm… nicht wirklich. Sie hatte zugesehen, wie er sich selbst fast getötet hatte, um einen Raum voller ermordeter Kinder wieder zum Leben zu erwecken. Wie konnte sie jemals Angst vor ihm haben, wenn sie sich doch kaum davon abhalten konnte, sich an ihn zu binden? Sie würde einen Weg finden müssen, sich permanent von ihm zu entfernen.
„Du bist grausam zu mir, Angelica“, flüsterte Syn, der ihre tiefsten Gedanken gehört hatte. „Wenn du deine Seele weiterhin wegsperren möchtest… wirst du herausfinden, wie grausam ich wegen dir geworden bin.“
Ihre Furcht erwachte bei diesen Worten und Angelica versuchte erfolglos, sich aus seinen Armen zu befreien. Wollte er ihre Seele nehmen, so wie die so vieler Menschen? War das der wirkliche Grund, weshalb er sie immer verfolgte?
„Meine Seele gehört nicht dir und das wird sie auch nie“, beharrte sie, als ihr Fluchtinstinkt sie dazu brachte, ihren Kampf um ihre Freiheit zu verstärken.
„Tut sie nicht?“, knurrte Syn, der fühlte, wie sein Verstand wackelte. „Soll ich noch eine weitere Welt zerstören, um es dir zu beweisen?“
Angelicas Augen weiteten sich und sie hielt still. Was meinte er damit, eine weitere Welt zerstören? Schnell beschloss sie, nicht zu fragen, denn ernsthaft… wer würde das schon wissen wollen? Sie fühlte ihre Angst immer noch an ihr kleben, nachdem sie die verstörenden Fragen in die dunkelsten Winkel ihres Gehirns verbannt hatte.
Er konnte fühlen, wie ihr Atem schneller ging, über seinen Nacken strich, und obwohl es ein beruhigendes Gefühl war, erhitzte es sein Blut, was im Moment nicht gut für seine Selbstkontrolle war. Diese Welt hatte ihn schon lange genug auf Abstand gehalten. Syn hielt sie fester und krümmte seinen Körper schützend um sie, als die kleinen Glühbirnen des hübschen Armleuchters in der Mitte des Zimmers explodierten und Funken in alle Richtungen sprühten, ehe es dunkel wurde.
Angelica wollte zur Decke hochsehen, aber Syn ließ sie ihren Kopf nicht heben, also blieb sie in seinen Armen und fragte sich, was sie tun sollte. Der Morgen dämmerte schon, sodass der Raum in dunkle Schatten getaucht war, aber nicht völlig dunkel.
„Kämpfen wir?“, fragte sie flüsternd. Denn wenn es so war, dann wusste sie schon, dass sie verlieren würde.
„Nein“, knurrte er grob, dann starrte er wütend auf den ovalen Spiegel über ihrer Kommode, als dieser es wagte, mit einem lauten Knacken zu zerspringen.
„Wie wäre es dann, wenn du mir erzählst, was los ist, bevor du wieder mein Schlafzimmer zerstörst?“, platzte es aus Angelica heraus.
Syn erstarrte, als er sie sagen hörte… wieder. Erinnerte sie sich endlich wieder an Dinge, die nicht in diesem Leben… oder auf dieser Welt geschehen waren? War ihre Seele stark genug, um endlich den Käfig ihres sterblichen Gefängnisses aufzubrechen? Vorsichtig ballte er die Hand, die in ihrem dunklen Haar verflochten war, zu einer Faust, damit er sich von ihr zurücklehnen und in ihren Augen nach der Wahrheit suchen konnte.
„Wieder?“ Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren erschrocken.
„Was?“, fragte Angelica verwirrt. Mann… so wie er sie festhielt, war es wirklich schwierig, sich zu konzentrieren. Es war wirklich ermüdend.
„Du sagtest, ich soll dir sagen, was los ist, bevor ich… wieder dein Schlafzimmer zerstöre“, wiederholte er, wobei er das Wort ‚wieder‘ betonte.
„Habe ich das?“, flüsterte Angelica, als sie fühlte, wie ein kalter Schauder über ihre Arme lief. Ihre Lippen öffneten sich, um zu widersprechen, aber sie hatte ‚wieder‘ gesagt und konnte es jetzt nicht zurücknehmen, denn es fühlte sich plötzlich an, als wäre es die Wahrheit.
Syn ließ seine Frustration los und ein gemeines Lächeln hob seine Mundwinkel. Er hatte ihr Schlafzimmer mehr als nur einmal zerstört, obwohl er natürlich keine Ahnung hatte, welche Erinnerung nun versuchte, zurückzukommen, aber es war ihm egal. Gut oder schlecht, er wartete ungeduldig darauf, ebenso wie auf den Streit, den sie deshalb wahrscheinlich haben würden.
Ihre Seele war ihr innerstes Selbst und hatte ihm schon vergeben… es war der Rest von ihr, den er dazu zwingen würde müssen, aufzugeben.
Als sie ihn dabei erwischte, wie er über ihre Verwirrung grinste, löste Angelica sich schnell aus seinen Armen, war froh, dass er ihr Haar losließ, ehe sie sich das Genick verdrehen konnte.
„Gut, es gefällt dir, in deiner Freizeit Schlafzimmer umzugestalten… wie auch immer. Wenn du mich jetzt nicht alleine lässt, damit ich mich ausruhen kann, dann werde ich dich umgestalten.“ Sie runzelte die Stirn, als er prompt verschwand, wobei der Klang seines Lachens noch einen Moment im Zimmer hing.
Angelica lauschte dem warmen Gelächter bis es verklang. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihn jemals so lachen gehört hatte… oder auch nur lächeln gesehen hatte. Also wieso schmerzte bei dem Geräusch ihre Brust, als hätte sie etwas gleichzeitig wiedergewonnen und verloren, das sie liebte.
Nachdem sie sich völlig ausgelaugt fühlte, krabbelte sie hinüber zu ihrem Bett und kletterte hoch auf die Matratze, versuchte dabei, das Gefühl, dass sie die ganze Zeit rückwärts fiel, zu ignorieren. Sie sah in ihrem Geiste ein kurzes Bild von seinem warmherzigen Lächeln aufblitzen… einem Lächeln, von dem sie eben behauptet hatte, dass sie es noch nie gesehen hatte. Dieser kurze Vorgeschmack ließ sie sich danach sehnen mehr davon zu sehen.
Erschöpft schloss sie ihre Augen, gab sich selbst auf und ließ zu, dass sie dem folgte, was auch immer so unaufhörlich an ihr zog.
Syn erschien am Dach des Schlosses. Er hatte einen leichten Schimmer von Violett in ihren dunklen Augen gesehen und beschlossen, sie nicht zu stören, wenn sie in ihren Gedanken stöberte. Er hatte schon früher beobachtet, wie die Farbe ihrer Iris sich veränderte, aber nur, wenn sie ihre Macht benutzte. Das war scheinbar die einzige Zeit, wo sie es sich erlaubte, sie selbst zu sein und die mächtige Seele zu fühlen, die tief in ihr eingeschlossen war.
Er konnte verstehen, weshalb sie unbewusst ihre Seele vor einer Welt schützte, wo sterbliches Leben und Tod so schnell abliefen. Es war reiner Instinkt, aber diese Angst war nun nicht mehr angebracht. In derselben Sekunde, wie sie ihn aus dieser dunklen Höhle gerufen hatte… hatte er ihr seine Macht in der Gestalt der Markierung in ihrer Handfläche geschickt. Später hatte er diese Macht verstärkt, indem er seine Lebensenergie in sie geatmet hatte… obwohl sie die Bedeutung dieses Austauschs nicht verstanden hatte.
Sie hatte nun Fähigkeiten, derer sie sich nicht einmal bewusst war, und er hatte ihr aus rein egoistischen Gründen nicht geholfen, sie herauszufinden. Sie war jetzt schon zu unabhängig für seinen Geschmack. Obwohl die Zeit nun nicht mehr ihr Feind war und die meisten ihrer Verletzungen sofort heilen würden… stellten die mächtigen Unsterblichen, die der Stadt den Krieg erklärt hatten, immer noch eine Gefahr für sie dar.
Es gab noch eine weitere Sache, die er für sie tun konnte, um ihr zu helfen, größere Chancen zu haben, aber er versuchte, geduldig zu sein, denn er wusste, dass sie noch nicht bereit war, für die Nebenwirkungen davon, wenn er sein Blut mit ihrem vermischen würde. Er hatte diesen Fehler schon einmal gemacht. Es war nicht dasselbe, wie wenn ihre Kinder ihr Blut mit ihren Seelenfreundinnen teilten.
Er senkte seinen Blick auf das Dach, hörte die Stille, die aus dem Zimmer unter ihm kam. Außerdem, wenn er sie nun beißen würde, dann würde sie das als Beweis dafür sehen, dass er genau das war, wovon sie sich selbst überzeugt hatte… ein Monster.
Sanft mit ihr umzugehen, bedeutete für sie ein Risiko, und es würde nicht viel mehr brauchen, um ihn dazu zu drängen, zu dem Monster zu werden, das sie brauchte. Schließlich… hatte er diese Rolle schon einmal gespielt.

Kapitel 5
Kriss stand vor dem riesigen Panoramafenster ihrer Dachgeschosswohnung, eine Flasche von Kats berühmtem Heat in einer Hand und ein übergroßes Weinglas in der anderen. Er wollte sich betrinken, aber sein nervend schneller Metabolismus ließ nicht zu, dass er seine Gedanken und Gefühle für länger als ein paar Momente betäuben konnte.
Frustriert verkrampfte sich seine Hand um das Glas, sodass er es unabsichtlich zerbrach, als er sich daran erinnerte, wie er Vincents Gesicht zum ersten Mal nach unzähligen Jahren wiedergesehen hatte. Zugegeben, Vincent würde sich nicht an ihr Treffen erinnern, weil Storm die Zeit umgedreht hatte… aber Kriss würde den Ausdruck von Hass auf Vincents Gesicht, als er ihn angesehen hatte, nie wieder vergessen.
Um dem Hass etwas entgegenzusetzen, schaute er rebellisch zurück auf die Erinnerungen aus seiner Kindheit, zu jener Zeit, in der Vincent für ihn ganz andere Gefühle gehegt hatte.
Er war noch nicht lange auf dieser Welt gewesen, als Dean weggegangen war, um eine Horde von Dämonen aufzuhalten, die genau in ihre Richtung unterwegs gewesen waren. Er hatte gewartet, alleine, sich zwischen den Felsen am Fuße einer Felsklippe versteckt und Deans Anordnungen befolgt, war still geblieben, in der Hoffnung, dass er an diesem Ort sicher war.
Dean hatte großteils recht gehabt. Tagelang hatte Kriss nicht einmal ein Tier gesehen… und schon gar keine Menschen oder Dämonen. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er ganz alleine gewesen war. Die Stille, die ihn umgab, trug nur zu seiner Angst und Verlassenheit bei und er wartete… vermisste die Liebe, die er auf seiner eigenen Welt erfahren hatte… vermisste auch die Wärme und Sicherheit, die Dean ihm auf dieser Welt geschenkt hatte.
Es war mitten in der Nacht gewesen, als Kriss die Geräusche von fallenden Steinen gehört hatte, die über ihm erklangen. Er hatte sich gegen einen Felsbrocken gelehnt und auf die Felswand hochgesehen, die durch den Halbmond kaum erhellt wurde… nur um schattenhafte Finger zu erkennen, von Dämonen, die über die Wand zu ihm hinunterkletterten.
Seine Aufmerksamkeit wurde von ihren blutroten Augen in ihren Bann gezogen, als sie zusahen, wie er sie beobachtete, und von der Art, wie ihre fast menschlich aussehenden Körper sich gespenstisch verrenkten, als sie kletterten. Seine Augen wurden schärfer, sodass er erkennen konnte, wie ihre nackte Haut verbrannt und mit Narben übersät schien, als wären sie gerade aus einem unsichtbaren Feuer gekrochen. Kriss konnte sogar riechen, wie ihr Fleisch verbrannt und verwesend stank, als sie näherkamen.
Er fürchtete sich so sehr, dass er rückwärts über den hohen Felsbrocken kletterte und auf der anderen Seite herunterfiel, wobei er auf einer Ansammlung von kleinen, scharfen Steinen landete, die wie Stacheln aus dem Boden ragten. Als er erkannte, dass seine Haut an mehreren Stellen zerschnitten worden war, bemühte er sich, sich von den Steinen zu entfernen, ohne sich noch mehr zu verletzen.
In dem Moment, als der Geruch seines unbefleckten Blutes durch den Wind zu den Dämonen getragen wurde, konnte er hören, wie ihre Klauen sich schneller über den Fels bewegten, als sie mit mehr Eile zu ihm kletterten, und einige dumpfe Geräusche zeigten, dass einige von ihnen einfach gesprungen waren, um als erste bei ihm anzukommen.
Die Stille war nun weg… ihre verstörenden Schreie hallten von den Felsen wieder, sodass es klang, als wären da noch viel mehr, als sie tatsächlich waren.
Als er über die Felsbrocken kletterte um zu entkommen, schaffte er es nur, seine Kleidung und seine Haut noch weiter zu zerreißen, ehe er endlich auf festem Boden ankam und sicher stehen konnte.
Kriss drehte sich einmal im Kreis und erkannte, dass es zu spät war um wegzulaufen… er war umzingelt von Dämonen und sie waren so viel größer als seine kindliche Größe. Er stand wie angewurzelt da, als lange Finger mit langen Klauen sich von hinten um sein Gesicht schlossen. Die scharfen Klauen zerschnitten seine Nase und seine weichen Wangen, als der Dämon ihn rückwärts zog und dann plötzlich in die Luft riss, als würde er den anderen Dämonen eine Trophäe präsentieren.
Er hatte in seiner Welt nie kämpfen müssen und Dean hatte es ihm in dieser Welt nicht erlaubt zu kämpfen. Einen kurzen Moment lang fragte er sich, ob es nicht besser wäre, sich von ihnen umbringen zu lassen, als an diesem furchterregenden Ort alleine zu sein. Der Gedanke verschwand sofort, als der Schmerz ihn plötzlich aus seinem Schock erwachen ließ und sein Überlebensinstinkt in Aktion trat.
Mit tränenverschwommenem Blick gewann Kriss mit Mühe seinen ersten Kampf auf Leben und Tod. Stille herrschte wieder über dem Land und er schielte gerade rechtzeitig hinunter auf seine Hand, um zu sehen, wie sein leuchtendes Schwert aus seinen blutigen Fingern verschwand.
Nachdem er fühlte, wie etwas seine andere Hand schwer machte, drehte er langsam seinen Blick dorthin und sah dämonische Augen, die ihn starr anstarrten. Seine Hand war im Maul des Dings… seine Finger um sein Kiefer geschlungen… er wusste nicht, wo der Rest des Körpers war. Unabsichtlich zerkratzte er sich seine Fingerknöchel an den scharfen Zähnen, als er seine Hand wild schüttelte, um sie aus dem Maul des Dämons zu befreien, dann sah er zu, wie der Kopf zu Boden fiel.
Kriss fühlte nichts, als der Schädel von ihm wegrollte, bis er an einem Felsen hängenblieb, der ihm sein hässliches Auge zerstach. Er hörte jemanden lachen, aber entschied dann, dass es von irgendwo in ihm gekommen sein musste, denn alles um ihn herum war tot.
Nachdem er den Gestank und den Anblick ihrer verstümmelten Körper nicht länger ertragen konnte, drehte er sich um und wankte benommen in die Richtung davon, in der das Licht gerade über den Hügeln in der Ferne erschien.
Kriss wusste nicht, wie lange er gelaufen war… oder wie viele Tage vergangen waren, bis er ein merkwürdiges Geräusch hörte, wie rhythmisches Stampfen, das irgendwo vor ihm ertönte. Er war dort gestanden, taumelnd, hatte versucht, nicht zu weinen, als er darauf wartete, zu sehen ob er wieder kämpfen würde müssen. Dämonenblut… er konnte es riechen.
Es dauerte nicht lange, bis er einen Menschen sah, der auf einem Tier in seine Richtung ritt. Teile des Körpers des Mannes waren von einer Art gewebtem Metall bedeckt und Kriss konnte ein langes Schwert sehen, das er am Rücken trug… der Griff davon ragte über seine Schulter, damit er es schnell ziehen konnte. Nachdem er auf dem Mann kein Blut sehen konnte, erkannte er, dass er selbst über und über bedeckt war von Dämonenblut… schon die ganze Zeit.
Das war sein erstes Treffen mit Vincent gewesen. Sie hatten einander angestarrt, als der Mann sich genähert hatte und Kriss schnell ein paar Schritte rückwärts gegangen war. Vincent war von dem großen Tier gestiegen aber Kriss‘ ängstlicher Blick hing an dem gefährlich aussehenden Schwert fest.
„Vertraue niemandem außer mir.“ Die Erinnerung an Deans Stimme hallte warnend durch seinen Kopf und Kriss drehte sich um, um wegzulaufen.
„Warte… lauf nicht weg“, hatte Vincent gerufen.
Der Klang seiner Stimme hatte Kriss an Dean erinnert, sodass er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Er hatte es satt, nichts zu verstehen und auf sich selbst gestellt zu sein. Er schielte zurück, um sicherzugehen, dass der Mann nicht sein Schwert gezogen hatte.
Vincent seufzte erleichtert, als das Kind stehenblieb und mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis zu ihm zurücksah. Die letzten Dörfer, an denen er vorbeigekommen war, waren nur blutiges Chaos gewesen und er hatte bisher keine Überlebenden gefunden. Obwohl er dreckig und mit Blut beschmiert war… schien der Junge gesund und sehr verängstigt zu sein, woraus er schloss, dass er wirklich ein Überlebender aus einem der Dörfer sein musste.
„Wo sind deine Eltern?“, fragte er mit besorgter Stimme, in der Hoffnung, dass er damit das Vertrauen des Kindes gewinnen können würde.
Wo waren seine Eltern? Die Frage hatte Kriss sehr traurig gemacht. Sein Vater war nicht einmal in dieser Dimension und hatte ihn inzwischen wahrscheinlich schon völlig vergessen… Dean hatte ihn verlassen und war nicht zurückgekehrt. Kriss fühlte die Wärme von Tränen über seine Wangen kriechen. Die einzige Antwort, die er geben konnte, war ein schwaches Kopfschütteln, als er sich zu dem Mann umdrehte.
„Bist du verletzt?“, fragte Vincent, als er sich vor Kriss hinkniete, um den Jungen durch seine Größe nicht zu verängstigen… er konnte nicht älter als neun oder zehn sein. Langsam hob er seine Hand und legte sie auf die schmutzige Wange des Kindes, wischte mit seinem Daumen die Tränen weg.
Kriss erinnerte sich daran, was der Mensch von ihm denken musste, wenn er ihn ansah… dass er blutverschmiert war und seine Kleider zerfetzt. Nachdem die meisten seiner Verletzungen mittlerweile verheilt waren, und er wusste, dass er dem Menschen nicht erzählen durfte, was wirklich geschehen war, antwortete er mit der einzigen Wahrheit, die er teilen konnte.
„Ich bin jetzt ganz alleine.“ Dann hatte er wirklich zu weinen begonnen… lautes Schluchzen vermischt mit Schluckauf, sodass Vincent seine Arme um ihn geschlungen hatte… geflüstert hatte, dass jetzt alles wieder gut war… dass er ihn beschützen und für ihn sorgen würde.
Und Vincent hatte ihn beschützt… war so weit gegangen, sein eigenes Leben für ihn zu opfern.
Der Schmerz einer Glasscherbe, die durch seine Hand schnitt, brachte Kriss zurück in die Gegenwart. Er öffnete seine Faust und sah das Glas, das in seiner Hand steckte.
Das war es, was Dean vorfand, als er nach seiner Dusche aus dem Badezimmer trat. Er runzelte die Stirn, als er sah, wie Kriss ein Stück Glas aus seiner Hand zog. Indem er die Tür fest hinter sich zuknallte, brachte er den anderen Gefallenen Engel dazu, zusammenzuzucken und ihre Blicke trafen sich über das spiegelnde Fenster. Er war nicht in der Stimmung, zuzusehen, wie sein Liebhaber nun wieder um die Person trauerte, in die er sich als Kind verknallt hatte. Einmal war mehr als genug gewesen.
Kriss atmete tief ein, versuchte, den Schmerz in seiner Brust zu beruhigen. „Ich hatte nie gedacht, dass ich ihn wiedersehen würde, Dean. Ein Teil von mir hat wirklich gehofft, dass er mir mittlerweile vergeben hat. Ich hatte nur versucht, sein Leben zu retten.“
„Er war sterblich, Kriss. Du hast viel mehr gemacht, als einfach sein Leben zu retten, und du weißt es“, sagte Dean tonlos. „Wegen dir kann er nun den Schmerz des Todes für alle Ewigkeiten erfahren und wieder zum Leben erwachen, um sich darüber zu beschweren. Der Geist eines Menschen hat Grenzen. Daher ist ihre Lebensspanne so kurz.“
„Ich weiß“, knurrte Kriss. „Du hast nie gezögert, mich an diese Tatsache zu erinnern. Ich habe eine egoistische Entscheidung getroffen, aber ich war alleine in einer Welt, wo die Dämonen herumspazierten, wie es ihnen gefiel, und ich dachte, dass du nicht mehr zurückkommen würdest. Du warst so lange weg, dass ich Angst hatte, dass die Dämonen dich getötet hatten… ich wollte nicht auch ihn verlieren.“
Dean seufzte und versuchte, sein Temperament zu kontrollieren. „Du hättest es gewusst, wenn mir etwas zugestoßen wäre, also war deine Angst unbegründet.“
„Ich war ein Kind, Dean“, entgegnete Kriss böse. „Alles, was ich wollte, war jemanden, der für mich sorgte, und für den ich sorgen konnte.“
„Du bist so sentimental“, warf Dean ihm vor, denn ihm war sehr wohl bewusst, dass der jugendliche Prinz sich während seiner Abwesenheit in den Ritter verliebt hatte. Diese Tatsache war für ihn sehr schwer zu schlucken gewesen, als er zugesehen hatte, wie Kriss seiner verlorenen Liebe nachtrauerte. Er knirschte mit den Zähnen, fragte sich, ob Kriss nun wieder von seiner Jugendliebe besessen sein würde.
Kriss warf die Flasche Heat durch das Zimmer, sodass Dean sich leicht zur Seite beugte, um nicht getroffen zu werden. „Lass mich in Ruhe, Dean.“
Dean spannte seine Schultern an. „Da haben wir unseren verzogenen Prinzen in all seiner himmlischen Herrlichkeit.“
Ohne ein weiteres Wort warf Kriss sich selbst auf Dean, eine Faust geballt, um sie geradewegs in das Gesicht des anderen Gefallenen Engels zu boxen.
Dean war auf den Angriff vorbereitet und fing mit einer Hand Kriss‘ Faust auf und hielt ihn mit der anderen Hand am Kragen seines Hemds fest. Mit wenig Mühe nutzte Dean den Schwung von Kriss‘ Wut gegen ihn und wirbelte ihn herum, sodass der Prinz in den Boden krachte. Mehrere Knöpfe schlitterten über den Parkettboden und Kriss‘ Hemd blieb halb offen hängen.
„Willst du es noch einmal versuchen?“, fragte Dean mit einem bösen Blick. „Ich kann das die ganze Nacht machen.“
Kriss ließ sich am Boden zurücksinken, als würde er aufgeben, dann plötzlich rammte er seine Faust in Deans Wange, sodass der Kopf des Gefallenen Engels grob zur Seite gedreht wurde.
„Natürlich kannst du das nicht verstehen!“, schrie Kriss, als er Dean fest in den Magen trat, um ihn von sich zu stoßen. „Dir war es immer gleichgültig, ob du alleine warst, oder nicht. Du hast das bewiesen, indem du dich einfach davongeschlichen hast, um Selbstmord zu begehen, wann war das… gestern? Wenn das Ambrosia an Gefallenen Engeln wirken würde, hätte ich es dir schon in deinen egoistischen Hals gegossen und würde es nicht bedauern, dich dann umzubringen.“
Dean landete auf seinen Füßen und schlitterte durch die Kraft des Tritts rückwärts. Also war Kriss immer noch wütend auf ihn? Oder warf er ihm das nur ins Gesicht, jetzt, wo sein Ex-Freund wieder in der Stadt war. Seine Eifersucht über bei diesem Gedanken über.
„Hätte ich gewusst, dass du mehr als nur den einen Tropfen von diesem Fluch besessen hast, hätte ich ihn dir weggenommen, nachdem du Vincent für alle Ewigkeit zum Leben auf dieser Erde verdammt hast“, warnte er, als Kriss sich langsam vom Boden erhob.
Dean fiel nicht ein zweites Mal auf die vorgegebene Ruhe herein und war vorbereitet, als Kriss sich auf ihn warf, sodass er fast durch das riesige Fenster brach. Schnell wirbelte er Kriss herum und presste sein Gesicht in das dicke Glas. Er hatte einen Arm fest um seine Kehle, während der andere sich unter seinem Hemd um seine Rippen legte, sodass Kriss nichts weiter tun konnte, als zu zappeln.
„Du bist immer noch nichts als ein egoistisches Kind und du hast es bewiesen, als du den Fluch auch noch Chad auferlegt hast… vor gerade mal zwei Wochen?“ Sein Sarkasmus war nicht zu überhören, als Dean ihm seinen Vorwurf zurückgab. Wieder trafen sich ihre wütenden Blicke in dem Spiegelbild in der Scheibe vor ihnen.
„Ich habe Chad zuerst gefragt und er hat zugestimmt… obwohl er sich nicht daran erinnert, dass ich gefragt habe. Wenn ich ihn noch einmal fragen würde, würde er mir dieselbe Antwort geben. Es rettet Leben, aber du hast das Ambrosia immer als einen Fluch bezeichnet… wieso?“ Kriss brachte die Frage heraus, die er immer schon Vincent fragen hatte wollen… nicht Dean.

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